Gerne würde ich unseren Lieferdienst wieder aufleben lassen, vielleicht auch mal komplett neu aufgebaut. Nachdem mich mein Mitarbeiter, der den Job hier jahrelang selbstorgansiert erledigt hat, buchstäblich
von heute auf morgen verlassen hatte, war erstmal Schluss mit Lieferungen. Zurück blieben dutzende traurige alte Leute.
Es ist nicht ganz einfach, eine passende Besetzung zu finden. Die Person muss relativ flexibel sein, aber auch über genug Verantwortungsbewusstsein verfügen und dabei auch noch eine gewisse Seriosität ausstrahlen – immerhin besteht der Großteil der Lieferkunden aus oftmals alleinstehenden Senioren.
Ideal wäre (wieder) ein männlicher Frührentner im mittleren Alter, der sich im Monat ein paar hundert Euro dazu verdienen darf und will. Ist leider schwer zu finden.
Ein Bewerber, der eine halbe Stunde vor Termin hier ist. Ich mach gleich eine Flasche auf! Dass ich das nochmal erleben durfte. Ich werde gerade ganz sentimental.
Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man erfährt, dass ein ehemaliger Mitarbeiter verstorben ist. Dass er bei mir beschäftigt war, ist nun schon fast zehn Jahre her und letztendlich war er auch nur als Aushilfe für ein paar Monate eingestellt. Privaten Kontakt hatte ich auch nie zu ihm, persönlich verspüre ich also keine Trauer.
Dennoch ein sehr komisches Gefühl. Vor allem, da der Kerl gerade mal knapp zwei Jahre älter war als ich.
Bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass es dem Kollegen schon ziemlich wichtig ist, an diesen beiden Tagen frei zu haben.
Ich war im Gespräch mit einem Bewerber. Hinterher sprach mich einer meiner Mitarbeiter an: Wer war das denn?
Ein Bewerber.
Echt? Der wirkte, als würde er normalerweise Schutzgeld erpressen.
Aus einem
Text über Bewerbungsfotos:
Mittlerweile beachten manche Unternehmen Fotos sowie die Altersangabe nicht, um den Bewerber vorurteilsfrei nach seiner Qualifikation zu beurteilen.
Bleibt die Frage, nach welchen Kriterien man anhand einiger ausgedruckter Seiten eine Qualifikation beurteilen können soll. Arbeitszeugnisse taugen dazu schonmal nicht und außer dem reinen Anschreiben und eventuell irgendwelcher Nachweise über Zusatzausbildungen bleibt dann nicht mehr viel.
Ich habe mir gerade die Mühe gemacht und der Bewerberin mit den Lieben Grüßen eine Antwort geschrieben:
Hallo!
War die Anfrage ernst gemeint?
Eigentlich möchte man doch mit seiner Bewerbung den möglicherweise zukünftigen Arbeitgeber überzeugen, dass man sich für eine bestimmte Arbeitsaufgabe eignet. Die Bewerbung selbst gilt somit sogar schon als die erste Arbeitsprobe. Wer hier nicht sorgsam ist, wird vermutlich auch später keine Leistungen bringen können oder wollen.
"Ich habe Interesse." – Was soll ein potentieller Arbeitgeber mit der reinen Information, dass ein Bewerber Interesse verkündet, anfangen? Das tun viele, aber ich möchte doch anhand bestimmer Qualifikationen entscheiden können, wer eventuell die beste Besetzung für eine Stelle ist.
Wenn also tatsächlich ein ernsthaftes Interesse an der Stelle besteht, bitte ich um Zusendung der zumindest grundlegenden Unterlagen, v.a. einen Lebenslauf und evtl. Hinweise auf besondere Qualifikationen oder auch die Gründe für die Bewerbung bei mir.
Sagt nicht, ich habe es nicht versucht. Die Antwort kam innerhalb von zwei Sekunden automatisch vom angegebenen Mailprovider zurück: Die genannte Mailadresse existiert nicht. Hat sie die evtl. auch falsch geschrieben? Manchen Leuten ist einfach nicht zu helfen…
Wann man sich nicht mehr entscheiden kann, ob man über solche Zusendungen noch lachen darf oder einfach nur noch weinen soll…
Benachrichtigung über das Kontaktformular von heute Morgen:
Name: a***
Text: Ich interessiere mich da fur
Ähnlich kreative Zusendung eben:
Name: j***
Text: hallo ich hätte interesse. lg j***
Letztere hat ja wenigstens noch einen "
Lieben
Gruß" hinterlassen. Seufz…
Nachdem wir den Personaleinsatzplan zum dritten Mal geändert und neu ausgedruckt hatten, fehlte nur noch ein kleiner Hinweis, in diesem Fall allerdings handschriftlich vermerkt.
Mitarbeiter 1 zu Mitarbeiter 2: "
Hier ist dein Schild!"
Chef:
Kommt zwar an das Fußpedal vom Förderband noch nicht so gut ran, bringt aber dafür Ladendiebe sehr wirksam zu Fall, indem sie denen zwischen die Beine rennt oder ihnen in die Waden beißt.
Nicht schlecht: Immerhin 15 von den 17 geplanten (und aufwändig eingewiesenen) Inventurhelfern sind hier aufgekreut. Die Quote war auch schonmal schlimmer. Die Zeiten, an denen wir hier zwei Tage zum Zählen des ganzen Marktes gebraucht haben, sind nun aber zum Glück schon mehr als zehn Jahre her.
Weil's immer Stress an allen Ecken und Enden bedeutet, habe ich im Grunde nie Lust darauf, die jährlich notwendige Inventur zu organisieren.
Aber das ist nunmal unvermeidlich. Dass es mir diesmal an Motivation fehlte, ist allerdings deutlich daran zu erkennen, dass "der zweite Samstag im Januar" in diesem Jahr ein paar Wochen weiter vorne liegt.
Es gibt übrigens, wer hätte es gedacht, 8,50€pro Stunde.
Habe gerade zum ersten Mal die kompletten Gehälter im neuen SEPA-Verfahren überwiesen. Lange habe ich nicht mehr so viel Zeit gebraucht, die Überweisungen einzugeben, die Zahlenkolonnen waren schon eine Herausforderung.
Mal gucken, wie viele davon nicht gebucht werden können, weil ich irgendwo in den ellenlangen IBAN- und BIC-Nummern irgendwas falsch eingegeben habe.