Alter Schwede… Es gibt Leute, die duftenriechen stinken so dermaßen wie eine alte Mülltonne, dass es vom Laden durch einen Nebenraum bis in mein Büro zieht – und zwar so intensiv, dass mir selbst aus knapp zehn Metern Entfernung von dem Mann fast schlecht wird.
Eine Kundin, die ein Problem mit dem Leergutautomaten hatte, kam zu mir an die Kasse und sprach mich von hinten an: "Ich habe gerufen, aber da ist noch keiner. Schlafen die noch alle?"
Wenn mir hier mal ein gebackenes Brötchen runterfällt, lege ich es (natürlich!) nicht wieder in die Auslage zurück, aber normalerweise hindert das weder mich noch jemanden aus dem Kollegenkreis daran, es zu essen.
Viele Kunden handhaben das genauso. Wenn ihnen, meistens beim Hantieren mit den zugegebenermaßen etwas unpraktischen Zangen, ein Brötchen auf den Fußboden fällt, packen die meisten Kunden es einfach in ihre Tüte. Einige Kunden legen das Brötchen dann auch irgendwo ins Brotregal (nur eben nicht in die Brötchenschütten zurück) oder geben es einem meiner Mitarbeiter.
Und dann war da noch dieser Kunde:
Angelte sich mehrere Brötchen mit der Zange aus der Box und stellte irgendwann fest, dass der Appetit größer als die Hände war. Um sich eine Tüte zu holen, legte er seine Brötchen einfach kurzerhand vor dem Brotregal in einer Reihe auf den Boden und sammelte sie dort nach ein paar Augenblicken wieder ein.
Brötchen auf dem Fußboden. Da hätten die meisten anderen Leute schon ziemlich schwer Panik geschoben.
Mein Mitarbeiter Gregor saß an der Kasse, als gegen Mittag ein junges Pärchen mit drei Kindern, davon eins im Kinderwagen, einkaufte. Naja, Zigaretten wollten sie haben. Sie erzählen, dass sie mit den Kindern zur Sparkasse wollen, die Sparschweine schlachten. Für sie selbst gebe es nichts. Bis auf Zigaretten, "natürlich". Gregor blieb wertneutral und stumm.
Der eine der beiden Jungs nimmt die beiden Zigarettenschachteln und pfeffert sie Richtung Scanner. "Ich bekomme dann 13 €", verkündete mein Mitarbeiter.
Sie durchwühlte alles, was sie an Klamotten trug, räumte auch kurz das Baby aus dem Kinderwagen – aber es war keine Geldbörse zu finden. "Ey, wie kann man so blöde sein und ohne Geld aus'm Haus?", sagt er. Gregor versuchte es mit beruhigenden Worten: "Das kann doch mal passieren…"
Er sagte dann: "Dann schlachten wir halt das Kindersparschwein!" und dann noch in Richtung der Kinder "Krichtihrzuhausewieder, ey, halt's Maul, jetzt fang nicht an zu heulen. Bah, du bist peinlich!"
Der eine Junge schluchzte stumm, der andere wartete bis sich genügend Wut aufgestaut hatte, und schrie und trat nach der Mutter. Sinngemäss könnte sein Gebrülle bedeutet haben: "Wir sollen Verzicht üben. Und Ihr könnt keinen beschissenen Tag ohne Zigaretten auskommen."
Die Mutter zu mir, als ob es mich was anginge: "Die kriegen das wieder, wir haben ja prinzipiell Geld."
Der Vater blafaselte, dass er sich das nächste Mal furchtbar aufregen werde, wenn den Kindern ein teures Geschenk gemacht werde. "Wie viele Zigaretten man für selbe Geld hätte kaufen können", schien dabei seine primäre Sorge gewesen zu sein.
Draussen fiel ein Schuss, aber er hörte ihn vermutlich nicht.
Warum finden es eigentlich so viele Kunden witzig oder spannend, ihre Ware selber (von ihrer Seite des Kassentisches dann natürlich überkopf zu erleben) am Scanner vorbeizuziehen?
Hmm, diese Begeisterung müsste man ausnutzen… Bin ich der einzige, der sich gerade an die Geschichte von Tom Sawyer und den Gartenzaun erinnert, den er eigentlich streichen sollte?
Eine Kundin wollte einen bestimmten vegetarischen Artikel haben, den wir aber nicht über unsere regulären Lieferanten beziehen können. Wir haben (u.a. am Sonntag von zu Hause aus) etwa eine halbe Stunde herumtelefoniert und haben alles versucht, diese Produkte zu bekommen.
Das Ergebnis war, dass wir die Produkte zwar bei einem Online-Händler bestellen könnten, dieser aber auch Privatpersonen beliefert und die Kundin deshalb am besten und günstigsten direkt selber bei ihm bestellen könnte.
Das sagten wir ihr auch so. Böser Fehler. So durften wir uns ihr Gemecker über unseren schlechten Service und mangelnde Kundenfreundlichkeit anhören.
Glücklicher wäre sie wohl gewesen, wenn wir das Zeugs bestellt und ihr teu(r)er verkauft hätten. Aber Undank ist ja bekanntlich der Welt Lohn…
Denkt immer daran: Wenn man aus dem Kühlregal Produkte von ganz hinten rauskramt, ungeachtet dessen, wie mühsam das ist, wie das Regal hinterher aussieht und wie die aufgedruckten Haltbarkeitsdaten lauten – die Ware wird mindestens zehn Jahre halten.
Ein paar Heranwachsende zu groß geratene Kleinkinder fanden es ganz witzig, sämtliche Hefte, in denen mehr Fleisch als im Kochmagazin "Beef" zu sehen ist, aufgeschlagen im Zeitungsregal zu verteilen. Als die Idee für das Foto kam, war ein Teil der Magazine bereits wieder eingesammelt:
Wenn man denkt, es kann nicht sonderbarer werden, kommt jemand daher und beweist einem das Gegenteil…
An der Eingangstür des Marktes hier in der Gastfeldstraße klebt(e) das unten abgebildete Schild, ein Hinweis auf die endlich wieder lieferbare Club-Mate Winteredition. Wir haben diesen Hinweis für eindeutig und unmissverständlich gehalten.
Bis gestern Nachmittag dieser Mann hier auf der Gastfeldstraße in zweiter Reihe mit seinem Auto anhielt, ausstieg und etwa eine Minute an der Ladentür klopfte und drückte (schließlich war ja licht im Markt an) und letztendlich diesen gedruckten Hinweis entdeckte. Er setzte sich wieder in sein Auto und wartete dort fast zehn Minuten – immer noch in zweiter Reihe auf der Straße stehend. Dann hatte er irgendwann mich durch's Schaufenster in der Nähe der Kasse erspäht. Schnell sprang er aus seinem Wagen und klopfte und klopfte. Zunächst ohne jegliche Reaktion, aber schließlich haben wir uns doch erbarmt und versucht, ihm durch die geschlossene Tür mitzuteilen, dass wir geschlossen haben.
Tzja…
Da hatte der gute Mann das Schild doch tatsächlich so interpretiert, dass wir nur kurz geschlossen hätten und gleich "wieder da" sein würden. Und da ich da ja herumlief, muss der große Moment eingetroffen sein. Wie kann man den Zettel so missverstehen?
Ein Kunde kam in den Laden und erklärte, dass er eben beim Bezahlen hier an der Kasse sein Wechselgeld in Höhe von etwas über zehn Euro nicht zurückbekommen hätte. Erfahrungsgemäß haben die Kunden in solchen Fällen meistens Recht, aber dennoch sah ich mir die Videoaufzeichnung an. Die Bildqualität reicht zwar nicht aus, um den Aufdruck auf den Scheinen zu entziffern, aber die Euro-Banknoten leuchten sehr intensiv in ihrer jeweiligen Farbe. Der Mann reichte meinem Mitarbeiter an der Kasse einen blau schimmernden Schein und bekam eine auf dem Bildschirm leuchtend rosafarbene Banknote und einige Münzen zurück, die er gemeinsam in seiner Hosentasche verschwinden ließ.
Er wollte die Aufzeichnung selber sehen, aber ins Büro lassen wollte ich den Mann aus verschiedenen Gründen nicht, vor allem schätzte ich ihn nicht wirklich vertrauenswürdig ein. Nachdem ich ihm erklärt hatte, oder es zumindest versuchte, dass er hundertprozentig sein Wechselgeld bekommen und in die Hosentasche gesteckt hatte, wurde er regelrecht ausfallend. Er Griff in besagte Tasche und zog etliche Banknoten im Wert von mehreren hundert Euro raus, einige Zehner waren auch dabei, und sagte mir, dass er es nicht nötig hätte, zu lügen, um auf diese Weise zu Geld zu kommen.
Anruf eines jungen Mannes, der im Internet nach den Lorenz Crunchips "Döner mit alles!" gesucht hatte und dabei auf diesen Blogeintrag gestoßen ist. Er hätte gerne welche von den Chips und kann sie nirgends mehr bekommen. Da ich die ja offenbar hätte, würde er gerne gleich einen Karton davon bestellen.
Ich bemühte mich sehr, ihm zu erklären, dass es die seit über vier Jahren schon nicht mehr gibt. Er bedankte sich und sagte resigniert, dass er es dann woanders probieren würde. Schnell lenkte ich ein, dass er damit keinen Erfolg haben dürfte. Die Chips werden nicht mehr hergestellt und darum wird er sie nirgends mehr bekommen. Höchstens mit einem mindestens seit weit über drei Jahre überschrittenen Haltbarkeitsdatum und die drüften dann auch nicht mehr wie gewünscht schmecken.
Er will es jetzt mal so versuchen: Kartoffeln in Scheiben schneiden, Döner-Gewürz drauf und ab in den Backofen. Viel Erfolg.
Ein Mann kam an die Kasse und sprach meine Mitarbeiterin an: "Ich suche den billigsten Tabak, den Sie haben. Also mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.
"Den billigsten?", entgegnete Sie? "Wollen Sie jemanden vergiften?"
Ein Kunde stand an der Kasse und wollte einen Einkauf bezahlen. Er hielt sich dabei ständig die Brille fest, die ihm immer wieder wieder von der Nase rutschte. Meine Mitarbeiterin bemerkte irgendwann, dass der linke Bügel der Sehhilfe abgebrochen war.
Der Mann hatte den Blick wohl gesehen und nahm das zum Anlass, die Situation zu erklären. Die Reparatur der Brille würde ihn insgesamt 40 Euro kosten, da er eigentlich auch neue Gläser benötigen würde – aber es gäbe nunmal "wichtigere Dinge", die man von seinem ohnehin knappen Geld bezahlen müsse…
…und stapelte währenddessen für rund 20 Euro Tabak und zwei Flaschen mit Spirituosen auf den Kassentisch.
Ein Kunde kaufte einen Joghurt, der knapp am Haltbarkeitsdatum war. Mein Mitarbeiter an der Kasse machte einen lockeren Spruch dazu, sinngemäß und unter anderem, dass der Joghurt ja deswegen nicht schlecht sei.
Kommentar das Kunden hinterher zu mir: "Ihre Mitarbeiter sind aber unfreundlich."
Kann ich nicht bestätigen. Wir versuchen nur eher deutlich lockerer und aufgeschlossener zu sein, als man es in jedem anderen Supermarkt vorgelebt bekommt.