Ein Pärchen kaufte ein und hat alles in vegan und nach Möglichkeit auch als Bioprodukt in den Einkaufswagen gelegt. Schließlich standen sie vor dem Regal mit der H-Milch, das seit zwei Jahrzehnten immer mehr zum Regal mit den Milchersatzprodukten mutiert und guckten sich unsere Auswahl an Alternativen zu Schlagsahne an, von der wir sage und schreibe fünf Sorten haben, nämlich von Alnatura, Natumi, Schlagfix, Oatly und Alpro!
Nachdem sie alle Sorten in der Hand hielten und bei jeder einzelnen überlegten, ob die sich wohl wie richtige Schlagsahne aufschlagen lässt, traf er eine Entscheidung: "Die sind alle blöde, ich gehe jetzt zum Kühlregal und hole normale Schlagsahne."
Dann ging er zum Kühlregal und holte normale Schlagsahne.
Inzwischen haben wir die traurige Gewissheit, dass diese Frau, die hier seit der ersten Stunde Stammkundin war, nicht mehr unter uns weilt. Es war zwar abzusehen, vor allem auch aufgrund ihrer stolzen 88 Lebensjahre, aber es macht einen trotzdem traurig.
Ein junger Mann im mittleren Teeniealter stand in der Getränkeabteilung und hibbelte ganz nervös herum. Ines kam gerade in seine Nähe, bemerkte diese augenscheinliche Nervosität und fragte, ob sie ihm helfen kann.
Eine ältere Kundin bat um etwas Beratung bei den Dosensuppen. Letztendlich hielt sie eine Dose Kartoffelsuppe in der Hand und überlegte, ob sie die wohl mal ausprobiert. Dann sagte sie plötzlich, ich bin nicht ganz sicher, ob ich gemeint oder ob es nur ein etwas lauter gesprochener Gedanke von ihr war, dass das in einer großen Dose "immer zu viel" für sie sei.
"Wir haben hier auch eine große Auswahl an kleinen Dosen in allen Variationen", sagte ich zu ihr, während ich mit ein paar Handbewegungen auf die Auswahl im Regal zeigte.
Die Frau stellte die große Kartoffelsuppendose in ihren Einkaufswagen: "Ach, ich nehme die hier. Da kann ich dann wie immer zwei Tage von essen."
Ein jüngeres Pärchen kaufte ein und blieb im Zuge dessen auch vor dem Saftregal stehen. Ich hockte gerade in der unmittelbaren Nähe und verstaute einige Capri-Sonne-Packungen, die ja inzwischen Capri-Sun-Packungen heißen und bekam mit, wie sie überlegten, ob sie eine oder zwei Flaschen kaufen sollen.
Ich sah nicht auf, hoffte aber doch, dass es zwei werden.
(Da kannst ja als Kaufmann nicht aus deiner Haut.)
Beim kurzen, eher zufälligen Blick auf den Bildschirm der Videoanlage sah ich, wie in genau dem Moment ein Mann seinen schnellen Gang stoppte und zwischen zwei Regalen stehenblieb. Dann hob er langsam seine beiden Arme, die seitlich am Körper herunter hingen, ein Stück in die Höhe, hielt sie dort eine Sekunde und ließ sie schwer wieder nach unten fallen.
Das war für mich ein eindeutiges Zeichen: Der Mann suchte etwas und konnte sich nicht vorstellen, dass wir es nicht haben. Nur wo? In seiner Geste spiegelte sich zweifelsfrei sein Erstaunen darüber wieder.
Umso erfreuter war er dann, als ich als Mitarbeiter des Ladens erkennbar zu ihm kam und ihn fragte, ob ich ihm bei seiner Suche helfen könne.
Ein Junge im frühen Teeniealter kaufte ein. Irgendwann sprach er eine meiner Mitarbeiterinnen hier im Markt an: "Können Sie mir helfen? Ich hab' hier eine Einkaufsliste. Da steht noch "was schönes für Mama" und ich habe keine Ahnung, was das sein soll."
So eine Frage ist natürlich wirklich schwer zu beantworten, vor allem bei Dritten.
"Mag sie Schokolade?"
"Nein, eher nicht so."
"Dann bring ihr Blumen mit, die mögen fast alle Frauen."
Und so wechselte dann auch ein Strauß Tulpen den Eigentümer.
Beim Nachpacken wurde ein Kollege von einem Typen umgerannt, der hier mal geklaut hatte und deswegen ein Hausverbot von uns bekam.
"Halt stop! Hausverbote gelten hier lebenslang. Deines ist noch nicht zu Ende, also bitte: da entlang!"
Der Typ entgegnete überlaut: "Chill mal deine Base, Mann! Schrei hier nicht so rum, du hast MIR gar nichts zu sagen. Ich kauf hier diesen Kaffee, und dann geh ich wieder!"
Kollege: "Ich übe das Hausrecht aus, du gehst jetzt, kaufst nix! Das Privileg hier nicht rumgeschubst, sondern freundlich behandelt zu werden, hast du verwirkt! Jetzt raus hier! Ein Tipp noch: Wenn dir so ein Rausschmiss peinlich ist: einfach nicht klauen. Schön kurzes Leben noch."
Bevor er sich wieder der Milch widmete, musste er erstmal eine Kundin beruhigen. Die war Mitte 20, dunkelhäutig und dem Heulen nahe. Mein Kollege sprach sie an: "Alles gut?"
Sie: "Ausländer, die so böse gucken, machen mir Angst"
"Puh, ich dachte schon, ich sei zu laut geworden."
"Nee, klingt vermutlich komisch, wo ich selbst so ne Mihigru-Mieze bin, aber es ist so: Diesen Arsch kenne ich! Der ist böse."
"Ja, aber nun ist er draußen, der tut nix mehr."
Hoffentlich bleibt es dabei …
Erinnert mich gerade irgendwie an eine dunkelhäutige Kollegin aus Westafrika, die hier vor ca. 10 Jahren gearbeitet hat und ihren Sohn hier in Bremen nicht auf die eigentlich für ihn bestimmte Schule schicken wollte, weil ihr da zu viele Ausländer sind.
Diese alte Stammkundin, die uns hier mindestens ein- oder sogar noch zweimal pro Woche besucht hat, kam zwar nach der Meldung von Ende 2018 auch weiterhin zu uns, ist seit Oktober 2019 aber nicht mehr hier im Laden gewesen. Oder sie hat sich gut getarnt, was unwahrscheinlich ist, zumal sie sich auch immer recht lange hier aufgehalten hat.
Ich wünsche ihr das Beste, bin aber zugegebenermaßen wenig optimistisch.
Ein Pärchen mittleren Alters kaufte ein. Irgendwann sagte sie zu ihm: "Dann lass uns mal zur Kasse. Ich denke, wir haben alles."
Ich schielte mit dem Bestellgerät in der Hand vor dem benachbarten Regal stehend in den erst wenig gefüllten Einkaufswagen des Paares: "Das ist sehr schade, schließlich ist noch sehr viel Platz in dem Wagen!"
Eine Kundin kam an die Kasse und legte unter anderem ein kleines Zweiglein einer Weintraube auf das Förderband. An dem Zweig befanden sich sage und schreibe sechs Weinbeeren.
Bevor meine Mitarbeiterin die Beeren auf die Waage legte, sagte die Kundin: "Die müssen aber nach dem Bezahlen hierbleiben, das war nur der Ausgleich für die paar Trauben, die ich eben hier bei Ihnen schon gegessen habe."
Letztendlich sprachen wir von ein paar Cent und auch für die überraschende Ehrlichkeit brauchte die Kundin sie dann letztendlich gar nicht zu bezahlen.
Am Abend haben zwei junge Frauen irgendwie die Kontrolle über ihr Gleichgewicht verloren. Ob sie betrunken oder anderweitig benebelt waren, ließ sich anhand der Videoaufzeichnung nicht genau sagen, jedoch hat sich zuerst die eine und dann die andere gegen den Aufsteller mit dem "Mauswasser" gelehnt, bzw. sogar halb auf die Ware draufgesetzt.
Das aus welchen Beweggründen auch immer erfolgte Wegdrängeln der zweiten durch die "Erstbesetzerin" sorgte dann dafür, dass die Pappen in dem Aufsteller zerrissen und dadurch vor allem alles durcheinander, aber auch ein Teil der Ware auf den Boden fiel. Die Flaschen vom Boden sammelten sie schnell wieder auf, warfen sie auf den Rest der Ware in dem Display und verschwanden still und leise.
Letzte Woche hatte ein Mann angerufen und wollte zwei Kisten Bier einer Sorte haben, die wir regulär nicht mehr führen. Ich zögerte etwas, denn eigentlich bestellen wir solche Artikel nicht mehr ohne Vorkasse oder zumindest eine kleine Anzahlung, aber in diesem Fall machte ich eine Ausnahme, da wir das Bier sicherlich bis zum Ablauf des Haltbarkeitsdatums verkauft bekommen würden.
Vielleicht kommt er ja noch, aber wenn ich mich richtig erinnere, wollte er das Bier gleich am Dienstag schon abholen. Warten wird's ab …
Ein Kunde stand vorm Leergutautomaten und rief von dort aus ein lautes wie fragend klingendes "Mooooin?!" in Richtung Lager.
Ein Kollege, der das mitbekommen hatte, vermutete ein Problem beim Automaten und lief hin und blickte einem erstaunten Kunden entgegen. Dieser sagte nur, sein Handy zur Seite haltend: "Brauch keine Hilfe, ich telefoniere gerade."
Eine ältere Kundin hatte gegen 12 Uhr ein paar Dinge eingekauft und bat schließlich darum, diese zu ihr nach Hause geliefert zu bekommen. Wir erklärten ihr, dass wir nicht mehr liefern können, heute sogar aufgrund zweier Krankheitsfälle nicht mal ausnahmsweise, woraufhin sie einen so bemitleidenswerten Hundeblick aufsetzte, dass eine Kollegin Erbarmen hatte: "Ich habe um 13 Uhr Feierabend, dann bringe ich Ihnen die Sachen so gegen kurz nach eins eben vorbei."
Um etwa 12:45 Uhr kam eine Frau in den Laden, die sich nach der Lieferung für ihre Nachbarin erkundigen wollte. "Die Dame steht seit einer halben Stunde vor ihrer Haustür und wartet auf Sie.
Nach kurzer Erklärung, dass wir ab 13 Uhr gesagt hatten, bedankte sie sich und wollte gerade gehen, um ihrer Nachbarin das mitzuteilen. Da fiel uns noch etwas ein: "Können Sie ihr die Sachen nicht einfach mitnehmen? Ist nur eine kleine Tüte voll, dann braucht sie nicht noch länger zu warten und wenn Sie ohnehin wieder zurücklaufen …"
So geschah es dann und die Kollegin war aus der Nummer raus.