Eine Kundin beschwerte sich an der Kasse wüst darüber, dass meine Mitarbeiterin ohne Handschuhe dort arbeitet und das Gemüse folglich mit bloßen Händen angefasst hat. Unhygienisch, Ansteckungsgefahr, Rhabarberrhablubb …
Abgesehen davon, dass Handschuhe bzgl. des Schutzes vor einer Ansteckung mit Corona nicht viel bringen, haben oft auch schon andere Kunden die Ware vor meiner Kassiererin schon in der bloßen Hand gehalten. Und dann ist da noch etwas: Vielleicht sollte man der jungen Frau mal mitteilen, dass die Produkte aus der Konzeptreihe "Gemüse" nicht steril im Supermarktregal wachsen, sondern in Erde, die möglicherweise mit Gülle gedüngt wurde und oft unter freiem Himmel, so dass mit Pech sogar noch ein Vogel seine Hinterlassenschaften auf die Pflanze regnen ließ. Apropos regnen: Herr, lass Hirn …
Es ist eine Weile her, dass ein Kunde einen Präsentkorb haben wollte. Die Dinger sind (zumindest bei uns) definitiv eine aussterbende Spezies. Würdet ihr sowas noch verschenken? "Früher" (>25 Jahre) waren die meiner Meinung nach deutlich populärer … Oder ist das nur eine gefühlte Wahrheit? Wie seht ihr das?
Ein etwas älterer Mann wirkte so, als wenn er etwas suchen würde. Er ging durch mehrere Gänge und blickte dabei immer in die Fachböden der Regale. Da ich gerade in der Nähe stand, erkundigte ich mich, ob ich ihm helfen könne.
Er winkte ab, bedankte sich und sprach: "Danke, nein, ich such' nur meine Frau."
Bei einer Zigarettenmarke (John Player Special) steht gerade eine Preiserhöhung von 6,00 auf 6,60 Euro pro Schachtel an. Ein Stammkunde erkundigte sich, ob wir von den Schachteln zum alten Preis noch welche vorrätig hätten. Dem war so und weil es "seine" Marke ist, kaufte er unseren gesamten Bestand an kompletten Stangen und einzelnen Schachteln der Ware zum alten Preis auf.
Ein Kunde ging eben mit dem Handy am Ohr durch den Laden. Ich hörte natürlich nur seine Seite und davon reichte mir ein einziger Satz: "Was soll ich denn jetzt mitbringen? Ich bin gerade bei SPAR."
Eine ältere Stammkundin stand vor einem Regal und fragte mich nach einem Produkt, das nur eine Armlänge von ihr entfernt stand. "Steht genau vor Ihnen, im zweiten Fachboden von unten", antwortete ich.
Sie klatschte sich mit der Hand vor die Stirn und lachte: "Betreutes Einkaufen."
Natürlich kann einem in einem SB-Geschäft immer mal etwas herunterfallen. Der Kunde übernimmt quasi die Rolle des Verkäufers und somit kann ihm immer mal etwas kaputtgehen und darum ist es eigentlich auch Usus, dass Kunden auf diese Weise demolierte Ware nicht ersetzen müssen.
Vor dem Brotregal ist jemandem ein Brötchen runtergefallen. Kann passieren. Ein Teil der Kunden hebt es auf, pustet einmal dagegen (BTW: Die "5-Sekunden-Regel" ist Quark, war mir auch so klar …) und steckt es zu den anderen in die Tüte. Ein anderer Teil der Kunden sucht einen Mitarbeiter auf und übergibt die heruntergefallene Backware. Auch okay. Ich sehe es persönlich zwar auch nicht so eng, kann aber verstehen, dass Leute nichts essen möchten, was auf (fremdem) Fußboden voller unbekannter Anhaftungen lag.
Die glücklicherweise wenigsten Kunden kicken ein heruntergefallenes Brötchen mit dem Fuß vor das nächste Regal und lassen es dort auf dem Boden liegen.
Rund um die Lieferengpässe von Toilettenpapier stellen Kunden momentan immer wieder fest: "Das ist doch Schei*e!" – um dann meistens einige Augenblicke später über den soeben eher unfreiwillig produzierten Wortwitz lachen zu müssen.
Die freundliche Bitte meiner Mitarbeiterin, den mit Klebeband gekennzeichneten Bereich unmittelbar vor der Kasse zu verlassen, versetzte einen jungen Mann derart in Rage, dass er das Geld mit so viel Wucht in die Geldschale an unserer ersten Kasse klopfte, dass die Acrylschale für das Kleingeld zerbrach. Daraufhin machte er sich schnell vom Acker und wir verblieben mit dem demolierten Kleingeldteller.
Nach zwei Jahren und viele tausend Kunden später hatte das Ding zwar schon deutliche Gebrauchsspuren und wird als Ersatzteil auch nicht sonderlich teuer sein – aber sein müssen hätte so eine Aktion nun auch nicht.
Eine Kundin aus der Schweiz kaufte hier ein und kam dann noch mit einer Handvoll loser und gerollter Münzen unserer Ex-Währung hier an die Lagertür. Noch während ich überlegte, dass wir die Rollen am besten mal eben auspacken sollten, um alles zählen und sortieren zu können, entschied sie sich, mir die Sammlung einfach zu schenken. Diskussion zwecklos. Da sie um eine oder zwei Ecken herum eine Bekannte meines einzigen Bekannten in der Schweiz ist, protestierte ich auch nicht weiter. Dafür drückte ich ihr aber noch eine Flasche unseres besten (und teuersten) Rotweins in die Hand. So waren dann alle glücklich.
… dann war da noch die junge Frau, die ich optisch der Punk-Szene zuordnen würde und die außergewöhnlich viel mit Metall in Form von Ketten und Nieten behangen war.
Als sie den Laden betrat, ich stand gerade im Gespräch mit einem Kunden mit dem Rücken zum Eingang, dache ich im ersten Moment ernsthaft, dass da jemand eine Altmetallsammlung zu uns schleppt, so sehr rasselte und klapperte sie bei jedem Schritt.
Die Zeiten sind gerade für alle sehr hart. Durch die vielen Engpässe sind wohl auch die Kunde-Mitarbeiter-Begegnungen in den Supermärkten nicht immer einfach, wenngleich wir uns zum Glück fast keine Beleidigungen und Unflätigkeiten gefallen lassen müssen. Da hat man aus anderen Geschäften schon von echt übleren Vorkommnissen gehört.
Wir versuchen es sogar immer noch irgendwie mit Humor. Kommt natürlich immer auf die Kunden an. Viele kennen wir und können abschätzen, ob man sich einen Witz oder Spruch erlauben kann. Wenn es um unsere vielen leeren, bzw. nur mäßig gefüllten Regale geht, bekommt man mit "DDR 2.0" die Leute immer irgendwie zum schmunzeln. Vor ein paar Tagen sagte ich mal zu einem Kunden, der eine 8er-Packung Toilettenpapier genommen hatte: "Mehr als eine Rolle ist hamstern!" Das hatte dann einen Augenblick gedauert, bis ihm die Unsinnigkeit der Aussage auffiel, aber der Gesichtsausdruck war klasse.