Ein Stammkunde sprach mich an und erkundigte sich, wo wir denn "jetzt" die H-Milch hingeräumt hätten. Noch bevor ich antworten konnte, warf er nach einer kurzen Pause ein: "Aber das ist ja normal, dass Läden immer alles umbauen. Verkaufspsychologie, damit die Kunden mehr kaufen. Kennt man ja."
Ich versicherte ihm, dass die H-Milch seit dem Umbau vor über zwei Jahren nicht mehr umgestellt wurde. "Nee", sagte er, "kann nicht sein. Die stand doch erst noch da vorne in der Ecke beim Kühlregal."
Da stand sie bis vor dem Umbau, ja. Aber inzwischen wirklich schon seit zwei Jahren im neuen Regal. Er wollte es nicht glauben, aber auch mir kommt es noch nicht so vor, als ob es schon so lange her ist. Das muss ich ja ehrlich zugeben … :o
Ein paar Kunden mit einem kleinen Kind, das einen der Kindereinkaufswagen vor sich her schob, hatte vor allem Bier gekauft, von dem mehrere Flaschen in besagtem Einkaufswagen standen. Wirkte im ersten Moment aber schon reichlich irritierend.
Mit dem Akkuschrauber in der Hand stand ich auf der Leiter und bohrte ein Loch in die Decke. Als ich fertig war, sprach mich eine Kundin an: "Sind sie nur Handwerker oder gehören Sie zum Laden hier?"
Eine Kundin suchte Panko (haben wir im Sortiment) und ergänzte ihre Frage direkt noch um den Zusatz: "Sie haben doch sonst auch immer alles."
Schönes Kompliment, das geht runter wie warmes Öl.
Aber wir bemühen uns ja nun auch ernsthaft täglich darum, auf unserer doch relativ kleinen Fläche ein so umfangreiches Sortiment darzustellen, dass wir eine adäquate Einkaufsstätte und nicht nur halbherziger Lückenbüßer für vergessene Einzelteile sind.
Ein Mann mittleren Alters hielt ein Netz unserer Bio-Zitronen in der Hand und fragte mich, ob wir auch "normale" Zitronen hätten. Ich sagte ihm, dass das normale Zitronen sind, sie sind nur eben ohne chemische Pflanzenschutzmittel gewachsen. Er hat sie dann tatsächlich gekauft.
Dass es immer noch so viele Leute gibt, die den (Zitat) "Bio-Dreck" nicht kaufen wollen, erstaunt mich.
Ein junger Mann sprach mich im Laden an und wollte wissen, ob wir das Produkt Nippon hätten. Ich dachte an Nappo, da ich diese beiden Produkte schon als Kind verwechselt habe und mir das heute immer noch passiert, wenngleich sie nur einen ähnlich Namen haben. Nippon ist Puffreis, Nappo beschreibt eine Raute aus Nougat. Kleines Handicap obendrauf: Beide Produkte sind mit Schokolade überzogen.
Ich dachte also an die Rauten und antworte unter dieser Prämisse ehrlich, dass wir davon leider nur die Beutel mit den Minis im Sortiment haben und nicht die großen, einzelnen. "Super, genau die möchte ich haben", entgegnete der Kunde. Wir gingen gemeinsam nach vorne zum Süßwarenregal, ich griff einen der Nappo-Beutel aus dem Karton und in dem Moment, in dem ich den Schriftzug auf der Spitztüte las, fiel mir erst mein Fauxpas auf: "Ach, Blödsinn. Jetzt hab ich Nappo und Nippon verwechselt. Hier, das ist die richtige Packung!", sagte ich zu ihm, während ich einen langen Arm machte und ein Stück weiter rechts ins Regal griff und nach einer der länglichen, weißen Nippon-Packungen griff.
Der junge Mann schüttelte den Kopf und langte nach der mit den kleinen Rauten gefüllten Tüte, die ich zuerst aus dem Regal genommen hatte: "Nee, ich meinte auch Nappo."
So haben wir beide an das falsche Produkt gedacht und so unbeabsichtigt über das richtige Produkt gesprochen. Das war mal ein sehr genialer Zufall.
Eine Kundin fragte mich nach einem bestimmten Produkt und als ich es ihr zeigte, deutete sie plötzlich hektisch auf den Inhalt ihres Einkaufswagens: "Ich kaufe übrigens für drei Haushalte ein, nicht dass Sie denken, ich hamstere!"
Ach, das ist mir eigentlich auch völlig egal. Momentan gibt es keine (mir bekannten) Versorgungsengpässe bei den Herstellern oder Großlägern und bis dahin ist "hamstern" aus Einzelhändlersicht erstmal nur eine nette Umsatzsteigerung.
Warum man seinen E-Scooter mit in einen Supermarkt nehmen muss, immerhin ist der Kunde im Laden nicht auch noch darauf gefahren, erschließt sich mir nicht. Kann man sowas nicht für seinen Einkauf zu Hause lassen oder, wenn der Weg schon zu weit oder man zu bequem ist, das Teil mit einem entsprechend dimensionierten Schloss draußen irgendwo anschließen?
In den letzten Tagen ist dieser Teddybär bei uns im Laden liegengeblieben und wartet darauf, wieder abgeholt zu werden. Die Chance, dass das knuffige Kerlchen ausgerechnet das Lieblings-Stofftier eines Kindes ist, besteht ja durchaus. Daher glauben wir auch, dass er hier bei uns eher wieder zu seinem Eigentümer findet, als wenn wir ihn im Fundbüro abgeben. Von den hier mitlesenden Personen aus unserem Umfeld erkennt ihn vermutlich niemand, oder?
Eine Kundin suchte "Krabbenchips". Da auf den Tüten hier im Laden jedoch "Garnelenchips" steht, wollte sie das Produkt nicht kaufen.
Dass "Krabben" aber nur eine eher umgangssprachliche Bezeichnung für diese kleinen Krebse sind und beide Bezeichnungen das gleiche Produkt beschreiben, wollte sie nicht hören. Jede Diskussion war zwecklos.
Ein junger Mann kaufte ein und füllte dabei die Waren in einen mitgebrachten Rucksack. Das ist zwar in Bremen relativ gängig, so richtig dran gewöhnen kann ich mich da auch nach über zwei Jahrzehnten noch nicht und so drückte ich ihm einen unserer Einkaufskörbe in die Hand. Und zwar mit der freundlichen Bitte, doch lieber diesen statt der eigenen Tasche zu verwenden.
Er lehnte den angebotenen Korb ab: "Danke, ich hole mir einen eigenen."
Klar, kein Problem. Ich habe volles Verständnis dafür, dass er sich einen Korb nehmen und dessen Griff persönlich mit einem mit Desinfektionsmittel getränkten Tuch säubern möchte. Er ging nach vorne zum Eingang, nahm einen Einkaufskorb vom Stapel, auf dem 30 Sekunden zuvor ebenfalls auch noch der von mir angebotene Korb stand, benutzte kein Desinfektionstuch, sondern setzte seinen Einkauf einfach mit diesem Korb fort.
Ein etwas heruntergekommener Typ meinte an der Kasse, dass er kein Geld hätte, wir ihm aber die Getränke so geben müssten. Er wäre am verdursten und das wäre von uns unterlassene Hilfeleistung.
In den Händen hielt er eine Müllermilch und eine Dose Prosecco, weshalb sich sein kleines Drohszenario nicht zur vollen Ernsthaftigkeit entwickeln wollte.
Die Kollegen hätten ihm mal ein Glas Wasser anbieten sollen.
Eine Kundin suchte Mineralwasser für Kinder, aber das musste zwingend von Firma Hipp sein. Haben wir nicht im Sortiment und so verließ sie den Laden unverrichteter Dinge wieder.
Wie konnten Kinder bislang nur mit gewöhnlichem Dihydrogenmonoxid überleben?