Klauen gegen den Hunger
Am Samstag vor drei Wochen ist uns an der Kasse eine junge Frau aufgefallen. Sie bezahlte eine billige Pizza, erkundigte sich nach einem Tabak, den wir nicht führen – und verschwand. In der Hand hielt sie eine prall gefüllte Tragetasche eines Mitbewerbers und irgendwie kam sie uns extrem seltsam vor. Ihre Bewegungen, ihre Erscheinung, all das wirkte sehr verdächtig. In dem Moment konnten wir zwar nichts machen, aber wir sahen uns hinterher die Videoaufzeichnung an. Es war, wie ich es geahnt hatte: Die prall gefüllte Tasche war vor allem deswegen prall gefüllt, weil sie dort die verschiedensten Artikel aus meinem Laden hineingestopft hatte. Aufregen lohnte sich nicht mehr, ich tröstete mich damit, dass sie wirklich "nur" ein paar Lebensmittel geklaut hat. Der Sachschaden hielt sich somit in Grenzen, aber dennoch nahmen wir uns vor, die Augen aufzuhalten.
Eine Woche später kam mein Mitarbeiter plötzlich von der Kasse in mein Büro gelaufen: "Ich glaube, das ist sie wieder. Die steht gerade bei mir an der Kasse." Ich ging mit ihm nach vorne. Da ich die junge Frau nicht mehr genau vor Augen hatte und auch – wie immer in solchen Situationen – etwas aufgeregt war, sprach ich dummerweise die falsche Frau an. Sie sah ähnlich aus, trug eine schwarze Jacke und stand bei meinem Mitarbeiter an der Kasse. Während ich ihr die unauffällige Frage stellte, ob sie den in der Vorwoche gesuchten Tabak denn noch bekommen hätte (was sie übrigens damit beantwortet, dass sie Nichtraucherin sei), bezahlte die Diebin wieder eine Eigenmarken-Pizza und verschwand vor unseren Augen aus dem Laden. Und mit ihr wieder der selbe, prall gefüllte Leinenbeutel. Diesmal wieder voller gemischter Lebensmittel.
Das Schema passte. Immer am Samstag kam sie also hierher und füllte ihre "Plus"-Tasche mit den unterschiedlichsten Waren. Bislang nie wirklich viel und wohl auch nicht mit der Absicht, das Zeugs irgendwo auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, um zu Geld zu kommen. Trotzdem mussten wir die Augen aufhalten. Wer weiß, wieviel Schaden sie noch anstellt.
Am vergangenen Samstag war die komplette Belegschaft hier im Laden in Habtachtstellung. Jeder sollte auf eine junge Frau mit dunklen Haaren, dunkler Jacke und einerm Leinenbeutel vom Discounter "Plus" achten. Wie das Leben so ist passierte Samstag... gar nichts.
Gestern Abend lief sie mir plötzlich hier im Laden über den Weg. Sie hatte gerade eine Kollegin angesprochen und nach einem bestimmten Artikel gefragt, als ich zufällig genau daneben stand. Alles passte und auch mein Mitarbeiter an der Kasse bestätigte sofort, dass das die gesuchte Frau ist.
Den bekannten Leinenbeutel trug sie in der Hand, sie bezahlte einige Dinge und nachdem sie die Kasse passiert hatte, sprach ich sie an und forderte sie auf, uns ins Lager zu folgen.
Zuerst stritt sie alles ab. Die Lebensmittel im Leinenbeutel hätte sie woanders gekauft, erklärte sie. Daraufhin zeigte ich ihr die Videoaufzeichnung, auf der deutlich zu erkennen war, wie sie genau diese Sachen einpackte. "Die habe ich später wieder ins Regal gelegt.", versuchte sie zuerst zu erklären, musste aber dann einsehen, dass sie gegen die eindeutigen Bilder keine Chance hatte. Daraufhin gab sie auch die vorangegangenen Diebstähle zu.
Es passierte nicht mehr viel Spektakuläres. Sie hatte einen Ausweis dabei, die Daten stimmten auch und so brauchte die Polizei nicht anzurücken. Während ich die Personalien in meine Vordrucke übertrug, erklärte sie, dass sie zwei Kinder und kein Geld hätte und, wie wir ja auch sehen würden, wirklich nur ein paar Lebensmittel klauen würde, damit sie überhaupt etwas zu Essen hat.
Ich weiß nicht, ob sie einfach nur eine gute Schauspielerin ist oder das so lange geübt hat – aber irgendwie glaubten wir ihr die Geschichte und sie tat uns allen auch richtig Leid dabei. Sie versprach sogar, den entstandenen Schaden aus den vergangenen Fällen wieder gutzumachen, aber das glaube ich wirklich erst dann, wenn sie mir das Geld auf den Tisch legt.
Trotzdem möchte ich mich zukünftig zumindest von ihr nicht mehr beklauen lassen und so folgte auch in diesem Fall das übliche Hausverbot und die Anzeige, die ja sowieso ohne nennenswerte Folgen bleiben wird...
Eine Woche später kam mein Mitarbeiter plötzlich von der Kasse in mein Büro gelaufen: "Ich glaube, das ist sie wieder. Die steht gerade bei mir an der Kasse." Ich ging mit ihm nach vorne. Da ich die junge Frau nicht mehr genau vor Augen hatte und auch – wie immer in solchen Situationen – etwas aufgeregt war, sprach ich dummerweise die falsche Frau an. Sie sah ähnlich aus, trug eine schwarze Jacke und stand bei meinem Mitarbeiter an der Kasse. Während ich ihr die unauffällige Frage stellte, ob sie den in der Vorwoche gesuchten Tabak denn noch bekommen hätte (was sie übrigens damit beantwortet, dass sie Nichtraucherin sei), bezahlte die Diebin wieder eine Eigenmarken-Pizza und verschwand vor unseren Augen aus dem Laden. Und mit ihr wieder der selbe, prall gefüllte Leinenbeutel. Diesmal wieder voller gemischter Lebensmittel.
Das Schema passte. Immer am Samstag kam sie also hierher und füllte ihre "Plus"-Tasche mit den unterschiedlichsten Waren. Bislang nie wirklich viel und wohl auch nicht mit der Absicht, das Zeugs irgendwo auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, um zu Geld zu kommen. Trotzdem mussten wir die Augen aufhalten. Wer weiß, wieviel Schaden sie noch anstellt.
Am vergangenen Samstag war die komplette Belegschaft hier im Laden in Habtachtstellung. Jeder sollte auf eine junge Frau mit dunklen Haaren, dunkler Jacke und einerm Leinenbeutel vom Discounter "Plus" achten. Wie das Leben so ist passierte Samstag... gar nichts.
Gestern Abend lief sie mir plötzlich hier im Laden über den Weg. Sie hatte gerade eine Kollegin angesprochen und nach einem bestimmten Artikel gefragt, als ich zufällig genau daneben stand. Alles passte und auch mein Mitarbeiter an der Kasse bestätigte sofort, dass das die gesuchte Frau ist.
Den bekannten Leinenbeutel trug sie in der Hand, sie bezahlte einige Dinge und nachdem sie die Kasse passiert hatte, sprach ich sie an und forderte sie auf, uns ins Lager zu folgen.
Zuerst stritt sie alles ab. Die Lebensmittel im Leinenbeutel hätte sie woanders gekauft, erklärte sie. Daraufhin zeigte ich ihr die Videoaufzeichnung, auf der deutlich zu erkennen war, wie sie genau diese Sachen einpackte. "Die habe ich später wieder ins Regal gelegt.", versuchte sie zuerst zu erklären, musste aber dann einsehen, dass sie gegen die eindeutigen Bilder keine Chance hatte. Daraufhin gab sie auch die vorangegangenen Diebstähle zu.
Es passierte nicht mehr viel Spektakuläres. Sie hatte einen Ausweis dabei, die Daten stimmten auch und so brauchte die Polizei nicht anzurücken. Während ich die Personalien in meine Vordrucke übertrug, erklärte sie, dass sie zwei Kinder und kein Geld hätte und, wie wir ja auch sehen würden, wirklich nur ein paar Lebensmittel klauen würde, damit sie überhaupt etwas zu Essen hat.
Ich weiß nicht, ob sie einfach nur eine gute Schauspielerin ist oder das so lange geübt hat – aber irgendwie glaubten wir ihr die Geschichte und sie tat uns allen auch richtig Leid dabei. Sie versprach sogar, den entstandenen Schaden aus den vergangenen Fällen wieder gutzumachen, aber das glaube ich wirklich erst dann, wenn sie mir das Geld auf den Tisch legt.
Trotzdem möchte ich mich zukünftig zumindest von ihr nicht mehr beklauen lassen und so folgte auch in diesem Fall das übliche Hausverbot und die Anzeige, die ja sowieso ohne nennenswerte Folgen bleiben wird...
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Kommentare
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newty am :
Ja, ich bin selbst Raucher, ja ich gebe auch zu viel Geld dafür aus. Ja, ich kenne das Problem "wenig Geld, aber süchtig" und die Entzugserscheinungen. Trotzdem ist das unter aller Sau.
Lukas Beeler am :
chris am :
Außerdem gibts für solche Fälle die Tafel, die mittlerweile in jeder Stadt präsent ist. Da braucht man kein Essen klauen... Von meiner Seite würde es dafür kein Stück Mitleid geben!
Stephen am :
roteroktober am :
ednong am :
also ich kann mich durchaus in die Lage der jungen Frau versetzen. Und bisher steht da lediglich, dass sie nach einem Tabak einer bestimmten Marke gefragt hat. Nicht, dass sie irgendeinen Tabak gekauft hätte!
Vielleicht sollte man den Post erst einmal gründlich lesen, bevor mit irgendwelchen Vorurteilen, die zu passen scheinen, geschwätzig daherredet.
Und durchaus kann ich mir auch vorstellen, dass sie den Schaden wieder gutmachen will. Und wohl auch wird, sofern sie über die Mittel verfügt.
Und pauschaul auf die Tafel verweisen - tsts. Keine Ahnung haben und einfach nur irgendwas plappern. Hauptsachen, einen Kommentar abgelassen, wie?
Gutmensch am :
Und dieser Hinweis auf die Tafel, wenn sie denn wirklich die Sozialhilfe verqualmt haben sollte oder statt ihren Kindern was zu essen zu geben, lieber Auto fährt, zockt, ausgeht oder sonstwas: Zur Tafel zu gehen wie arme Leute, das kann man der Frau doch nicht zumuten, da hinzugehen ist ja peinlich. Nee, da ist es nur recht und billig, Andere zu beklauen. Und überhaupt: Die Dame hatte bestimmt eine schwere Kindheit! Da sind wir alle gefordert, ihr das an unserem Hab und Gut zu vergelten!
Dennis am :
http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCge
Es gibt eben Menschen, die leben aus Prinzip auf Kosten anderer. Und tieftraurige Geschichten haben sie alle, die wenigsten sind wahr. Egal was Ihr passiert ist, aber in Deutschland hat sie jeden Monat genug Geld für alles nötige über. Und wenn ihr persönlich das nicht reicht, dann muss sie eben ihre Ansprüche senken, und nicht anderen Geld stehlen. (Ja, Lebensmittel kosten, auch den Verkäufer)
chris_ am :
Ich mache zur Zeit bei ner Tafel Zivildienst. Natürlich hat man dadurch auch mit den "Kunden" der Tafel zu tun. Und ob du es mir glaubst oder nicht: Die hier in den Kommentaren beschriebenen Klischees treffen des öfteren zu! Ich will nicht sagen, dass alle ihre 300 EUR im Monat verqualmen. Ganz im Gegenteil! Aber man muss sich nur mal die Schlangen vor den Tafelläden anschauen, wie viele da unentwegt am Rauchen sind.
Vielleicht sollte man nicht immer alles durch die rosarote Brille betrachten, ednong!
Nisaausgeloggt am :
Faule Ausrede von Madame.
Stefan am :
Rubbeldiekatze am :
2 x 4€ x 30 Tage = 240€ für Fluppen.
30 Tage x 1,99€ = 59,70€ für billigen Fusel.
Sind schon mal 300€ und es ist noch nichts zu essen gekauft. Und ab und zu gehört eine gute Flasche Wein einfach zum Lebensstandard, der allen zusteht.
Kit am :
Du hast offensichtlich den Beitrag nicht gelesen.
Das Essen wird ja geklaut.
Buntentor_Einsiedler am :
Sandra am :
Franky am :
Buntentor_Einsiedler am :
Von mir aus auch das ... wo ich doch schon so einige Attribute eingeheimst habe in 34 Jahren ...
Björn:
wenn ich bei Dir zum ersten Mal in 34 Jahren klaue und das auch auffällig mache für deine Kameras/Angestellten: krieg ich dann einen Orden/Blogeintrag?
Aber ich denke, da muss ich mir schon irgendeine spektakuläre Aktion ausdenken ...
... ich denke nach ...
Claudia am :
Marko am :
Dieb am :
und 98% des diebesgutes, diente dem eigenen konsum.
aushilfe am :
ich hab auch noch nie was geklaut und weiß, dass es ja andere möglichkeiten gibt, wenn man kein geld hat, aber trotzdem tut die frau mir leid. letztens hat bei uns auch ein älterer mann essen in seiner jacke versteckt, er sah wirklich so aus als hätte er kein geld mehr... als arbeitender mensch stellt man es sich immer so leicht vor, arbeitslos zu sein, gut mit hartz4 auszukommen etc. aber bevor mans nicht selbst erlebt hat, sollte man mit seinen urteilen vielleicht etwas vorsichtiger sein. wo ist eure empathie?
Zumwinkler am :
Was ist das hier nur für ein absurdes Menschenbild, man kann nur hoffen, dass das nicht gesellschaftlicher Konsens ist.
Und wenn man mal mittags guckt, was das "arbeitende Volk" so zum Mittagstisch trinkt, bei Wasser und Multivitaminsaft wird sich in der Regel nicht gestärkt.
Offenbar haben manche hier im Forum ihr Alkoholproblem nur durch die soziale Kontrolle des Arbeitsplatzes im Griff und übertragen ihre Angst vor dem Kontrollverlust auf die Arbeitslosen.
vanexia am :
aushilfe am :
mia am :
aber ich gehe jetzt erst mal klauen und zünde mir hinterher ne kippe an,danach kipp ich mir noch ne flasche frisch geklauten sangria hinter die binde
Snake am :
Wünsche euch einen angenehmen u. eventuell noch sonnigen Tag