Gutes Zeugnis - schlechtes Zeugnis
Dies ist ein Ausschnitt aus einem Arbeitszeugnis, das ich einem meiner Mitarbeiter vor drei Jahren ausgestellt habe. Der Text war ehrlich als gutes Zeugnis gemeint und war nicht bewusst in irgendwelche Floskeln und "Codes" verpackt:
Ist das echt so? Ich halte das für reichlich übertrieben. Und außerdem wär's mir doch lieber, wenn der Mitarbeiter vor allem zu Kunden besonders nett wäre.
Seine freundliche Art sicherte ihm bis jetzt stets ein sehr gutes Verhältnis zu Vorgesetzten, Kollegen und Kunden. Er ist bei Kunden, Kollegen und Vorgesetzten außerordentlich beliebt. Mit seiner geduldigen, besonnenen Art hilft er neuen Kollegen, sich einzuleben. Er besitzt Führungsqualitäten und ist daher oft dafür verantwortlich, neue Mitarbeiter gründlich einzuarbeiten. Ich habe Herrn Mitarbeiter als einen ehrlichen, hilfsbereiten und pünktlichen Mitarbeiter kennengelernt, mit dessen Umgangsformen ich stets sehr zufrieden war.Nun kritisierte dieser Mitarbeiter den fett gedruckten Satz: Die Reihenfolge "Kunden, Kollegen und Vorgesetzten" ist negativ behaftet, weil die Vorgesetzten darin erst an letzer Stelle kommen. Den Zeugniscodes nach müsste es richtig "Vorgesetzten, Kollegen und Kunden" heißen. Alles andere, so wie bei mir, ist verdächtig und damit negativ.
Ist das echt so? Ich halte das für reichlich übertrieben. Und außerdem wär's mir doch lieber, wenn der Mitarbeiter vor allem zu Kunden besonders nett wäre.
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Kommentare
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Marcel am :
€ am :
at am :
Mark am :
Und ja, es ist übertrieben. Vor allem deshalb, weil eben nicht jeder in ein und derselben Formulierung das gleiche sieht. Es lässt sich eben zuviel interpretieren. Hinzu kommt, dass nicht jeder mit dem "Zeugniscode" vertraut ist und so... Aber das kennst Du ja jetzt .
Andreas am :
http://www.focus.de/jobs/karriere/arbeitszeugnis/tabus_aid_8763.html
Ich vermute, das ist der Grund, weshalb sich diese negativen Botschaften in verklausulierten positiven Floskeln entwickelt hat.
derkaptiän am :
der AG ist nicht verpflichtet ein gutes Zeugnis auszustellen, dann bräuchte man ja quasi auch keins... wenn der AN schlecht war.
Das Zeugnis darf nur keine negativen Formulierungen enthalten, als Negativbeispiel gilt "Herr XYZ bemühte sich redlich." Heisst im "Zeugnisdeutsch" soviel wie er hat es versucht, bekam aber nix hin...
rehwald am :
1. mit den Kunden Schmuhgeschäfte zu lasten des Unternehmens gemacht
2. mit den Kollegen regelmäßig ordentlich einen auf seine Rechnung gepichelt
3. der Chef hat davon zwar nix mitbekommen, trotzdem war er ihm suspekt.
Andersherum ist er allerdings ein Arschkriecher, dem die Kollegen nicht zu nahe kommen wollen und die Kunden schon gar nicht. (Aber welcher Chef möchte nicht gerne Arschkriecher, auch wenn es keiner zugeben will)
Also stell ihm ein "schlechteres" Zeugnis aus.
KWentin am :
Mo am :
ihrleuchtturm_de am :
Jemand am :
Fincut am :
Axel am :
Ich finde es extrem peinlich, dass man so Haar genau auf Texte gucken muss. Wenn sich jemand schlecht verhält, dann kann man ihm doch ein schlechtes Zeugnis ausstellen, oder?
Andreas am :
http://www.shopblogger.de/blog/archives/5641-Gutes-Zeugnis-schlechtes-Zeugnis.html#c87335
PS am :
Danach schreibst Du die Aufgaben des MA zusammen und am Schluss einen Satz in der Art "hat seine Aufgaben gut erldigt.".
Es gibt auch Webseiten, die hierfür die entsprechenden Fomulierungen bereitstellen, war nur zu faul, die jetzt zu suchen...
Swapper am :
bbr am :
Swapper am :
bbr am :
Chris am :
der, der mal personal gemacht hat am :
Da wär' mir die Reihenfolge egal!
In der Tat empfiehlt sich ein Schlußsatz, der angibt, daß das Zeugnis als Bewertung ohne die Anwendung der allgemein üblichen Verklausulierungen erstellt wurde.
Lars am :
bbr am :
Ben am :
oder ist das ernst?
(trotzdem LOL)
bbr am :
Christian am :
der, der mal personal gemacht hat am :
Chris am :
War das nicht was mit "never fcuk the company?" (-;
nn am :
Mal von der praktische Seite, schreib dem Ex-MA doch rein was er will. Wenn die neue Formulierung als positiv gilt, ist es immer noch das gute Zeugnis, das du schreiben wolltest. Ist die neue Formulierung negativ hat das der MA selber zu verantworten. Lass dir vom MA bestätigen, dass er die Änderung so wollte ("Empfangsbestätigung") und fertig.
HaPe am :
Hansi am :
Björn Harste am :
Hansi am :
Trotzdem empfehle ich einfach mal einen Blick auf z.B. http://www.jobworld.de/artikel/arbeitszeugnis/ zu werfen, dort findet man eine Übersicht über gängige Floskeln, die es einem relativ leicht macht ein sehr gut klingendes Zeugnis zu entwerfen, ohne irgendwelche "Codes" zu verwechseln. Und auch wenn man sich nur mal inspirieren laesst und dann das Zeugnis persönlich in seinem eigenen Stil schreibt, wird man durch so eine Übersicht doch mal sensibilisiert, wie man ein "sehr gut" auch so ausdrückt, dass der "Leser" es versteht....
Dürrbi am :
Wenn man nur A..kriecher beim Chef sein will, wäre die Reihenfolge anders herum besser:-)
Johan am :
Ich habe mal durch ein gemeinsames Hobby einen Mitarbeiter einer Personalabteilung kennengelernt, der in einer großen deutschen Firma den lieben langen Tag die in der Niederlassung eintreffenden Bewerbungen sichtet und auch aussortiert. Laut ihm wird in seiner Firma das Zeugnis eines früheren Arbeitgebers erst dann einbezogen, wenn es um die letztendliche Entscheidung nach dem Bewerbungsgespräch geht.
Laut ihm hat man dort in den letzten Jahren viel zu viele Fehlgriffe gehabt: Leute mit super Zeugnis und völlig mangelnder Sozialkompetenz oder auch Leute mit tendenziell schlechtem Zeugnis, die dann ruck-zuck aufgestiegen sind.
h am :
Es gibt allerdings Krämerseelen, die erfreuen sich an solchen Dingen. Und die nehmen so etwas tatsächlich ernst.
Ob man bei denen arbeiten will, ist dann natürlich eine andere Frage...
HR-Manager am :
das kann man aber auf keinen Fall verallgemeinern.
Ein wirklich guter Freund von mir leitet eine HR-Abteilung die pro Jahr über 100 Einstellungen durchführt.
1. Blick: Lebenslauf. 90% raus
2. Blick: Anschreiben. Vom Rest die Hälfte weg.
3. Blick. Letzten beiden Zeugnisse. Nur wenn da kein Makel drin ist erfolgt die Einladung.
Für die "drei Blicke" sind 10 Minuten das absolute Maximum.
So wird bei Positionen mit vorgegebenen Arbeitszeiten z.B. auch jede Bewerbung wo der Bewerber ein Lob für seine Pünktlichkeit erhält sofort rausgeworfen. Dies bedeutet eindeutig absolute Unpünktlichkeit und ist allgemein bekannte Zeugnissprache. Ist dies nicht der Fall, war der Bewerber zu blöd sich durchzusetzen, auch der ist nicht geeignet. So einfach ist das, obs einem passt ode rnicht.
Britta am :
Für uns ist zuerst einmal relevant der Lebenslauf, der schon einiges aussagt. Ordentliche, übersichtliche Gliederung? Wie lange auf den einzelnen Stationen? etc.
Auf das Anschreiben achte ich weniger - wenn ich auch sagen muss, dass mir Rechtschreib- und Kommafehler regelrecht ins Auge springen..!
Für uns ist ganz besonders das persönliche Gespräch wichtig. Ein Bewerber kann einen interessanten CV haben und tolle Zeugnisse, dennoch kann er menschlich ein Troll sein. Und Trolle stellen wir (im Normalfall) unseren Kunden nicht vor!
Zum Thema "Arbeitszeugnisse" habe ich zwei Seminare besucht - die sicherlich sehr interessant, aber auch erschreckend waren! Im Grunde sind diese "Codes" entweder eine einzige Heuchelei oder im anderen Fall wahre Fallstricke. Die Schweizer Idee gefällt mir - aber wie lange wird es dauern, bis diese Aussage auch zu einem Code wird???
Johan am :
Bei mir im IT-Bereich (kein Consulting etc.) geht es darum, was letztendlich dabei herumkommt und nicht, ob man jeden Tag um 8 Uhr am Schreibtisch sitzt und dabei stets die Krawatte optimal gebunden hat.
Ich kenne Firmen, bei denen es egal ist, wenn der Mitarbeiter auch mal einen Tag erst um 14 Uhr erscheint - was in anderen Bereichen natürlich fatal wäre.
Dabei fällt mir auch noch ein Thema ein, von dem ich schon mehrfach gehört habe: die Steuerung des Arbeitgebers über das Zeugnis, d.h. wenn jemand die Firma verlassen möchte und man ihn nicht gehen lassen will, versteckt man einfach ein paar kleine Gemeinheiten um Zeugnis und hofft darauf, dass das seine Chancen schmälert.
Thomas am :
Okay. Da ich noch nie ein Zeugnis geschrieben hatte versuchte ich erstmal herauszufinden, was denn so da drin stehen muß. Zu meinem großen Erstaunen stieß ich ausschließlich auf Literatur, die mir sagte, was NICHT drinstehen darf.
Das Zwischenzeugnis habe ich dann doch nicht bekommen
... aber besser keine Zeugnis als ein versehentlich schlechtes
Gornie am :
Am Ende der Schulzeit bekommt jeder ein Abiturzeugnis mit dem schnitt 1.0.
Ben am :
Entweder sind Noten erlaubt, dann kann man eine Skala von 1-6 nehmen, oder sie sind nicht erlaubt...
Kaffeeeinstein am :
Cosmo am :
Ab der 4 Klasse gab es bei mir Noten und sonst nüschts. Ich finde, das führen wir für in der Arbeitswelt jetzt auch ein.
Kaffee kochen: 3+
Kopierer bedienen: 1-
Int. Management: 2-
Schwarzkontenabwicklung: 5
Nina am :
Wow, das schockt mich echt!
So läuft es nunmal in der Arbeitswelt heute, ob das dem Herrn Harste gefällt oder nicht...
Deine armen ehemaligen Auszubildenden...
Manni am :
Udo am :
Mööp am :
arpy am :
Bei einem Einzelhändler wie Dir kann man wohl kein "perfektes" Zeugnis im Sinne der Zeugnissprache erwarten. Und vernünftige Personaler bei anderen Firmen werden es daher wohl nicht auf die Goldwaage legen.
Problematisch ist bei Zeugnissen, dass rechtlich keine Negativformulierungen verwendet werden dürfen, d.h. ein "Klartext"-Zeugnis ohne Übertreibungen ist entweder nicht legal oder wird u.U. als sehr negatives Zeugnis angesehen.
ks am :
S. am :
Aber: Bei Zeugnissen, die von Mittelständern ausgestellt wurden, kann man eigentlich wissen, dass der Zeugniscode nicht genau eingehalten wird. Ich würde daher entsprechend mehr den allgemeinen Tenor lesen, nicht so sehr die genauen Formulierungen. Bei Großkonzernen sieht es natürlich genau anders herum aus.
Wichtig: Weglassungen werden auch negativ ausgelegt. Zu jeder Kategorie (Arbeitseifer, usw.) muss etwas stehen.
Wichtig: Wird das Zeugnis neu ausgestellt, muss weiterhin das alte Datum (des letzten Arbeitstags) stehen bleiben. Sonst weiss nämlich jeder, dass nachgebessert wurde --> ganz schlecht...
Woo am :
Bettina von Mottenburg am :
http://www.aekno.de/htmljava/c/arzthelferin/zeugnis.htm#6
Hgulf am :
Ein Buchtipp: Hesse/Schrader: Das perfekte Arbeitszeugnis. Das habe ich mir gekauft, da die meisten meiner Zeugnisse von mir geschrieben wurden. Das erste darf ich niemandem zeigen.
Aber das ist das Problem. Viele müssen ein Zeugnis schreiben ohne zu wissen, wie es genau geht. Das ist aber bekannt, und so interessiert die meisten Personaler mehr der Ton des Gesamtzeugnisses als einzelne Formulierungen.
Die Reihenfolge "Vorgesetzte, Kollegen und Kunden" war neulich an anderer Stelle (www.wer-weiss-was.de) Thema heftiger Debatten: In unserer serviceorientierten Zeit werden oftmals die Kunden zuerst genannt, also "Kunden, Vorgesetzte und Kollegen". Folge: Ob Kunden vorne oder hinten ist egal...
Fazit: Das Zeugnis verliert (wie auch schon von anderen hier gesagt) an Bedeutung, da ein schlechtes Zeugnis womöglich nur versehentlich schlecht und ein gutes Zeugnis womöglich selbst geschrieben ist. Mir ist es deshalb auch wichtiger, dass meine Tätigkeiten präzise beschrieben sind; denn passende Berufserfahrung ist hilfreicher als ein "waren wir mit seinen Leistungen in jeder Hinsicht außerordentlich zufrieden".
Grüße
Leo
derWolf am :
Das Verwenden einer Floskel wie "...dieses Zeugnis enthält keine zeugnistypischen Chiffrierungen (oder so ähnlich)" würde es doch zum Paradoxon machen, schließlich würde diese Formulierung, so man sie aufgreift, sofort zum Code!
Aufgrund des bereits (bruchstückhaft) erwähnten Bundesarbeitsgerichrsurteils von 1960 wäre es nunmal so dass einem als duchschnittlich (oder schlechter) zu beurteilender ExMA o.g Floskel in Verbindung mit einem, im Klartext guten Zeugnis nicht ausgestellt werden darf... es entsteht ggf. sogar ein Regressanspruch seitens des hierdurch getäuschten, neuen Arbeitgebers.
Um bei diesem konkreten Beispiel zu bleiben erachte ich den "Dreher" (Er ist bei Kunden, Kollegen und Vorgesetzten außerordentlich beliebt.) für irrelevant, schon alleine deswegen weil bereits eine Würdigung i.d. richtigen Reihenfolge stattgefunden hat. Weitere wichtige Bestandteile (Ehrlichkeitsvermerk)sind ebenfalls, bereits in diesem Ausschnitt enthalten. Außerdem wird niemand von einem KuM ein zu 100% sauber chiffriertes Zeugnis erwarten.
Wolf
ölö am :