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Nicht auf Teufel komm raus BIO

Heute ist ein Interview im Wirtschaftsteil des Weserkurier abgedruckt. Nein, nicht als Shopblogger, sondern als für ökofaires Engagement bekannter SPAR-Markt waren wir einer der Interviewpartner.
Zumindestens heute kann der Artikel online abgefragt werden, ich habe aber den Text zusätzlich nachfolgend gespeichert. :-)
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4.1.2007
Im Bio-Regal wird die Ware knapp

BREMEN. Im Spar-Markt der Familie Harste in Bremen-Neustadt haben heimische Bioeier ein eigenes Regal. Und eigene Kunden: Wenn die Hühner vom Bio-Betrieb "Barkenhof" aus Kirchhatten in der Nähe von Bremen einmal nicht genügend Nachschub gelegt haben, gehen viele der Kunden ohne Eier wieder nach Hause."Diese Bio-Kunden haben eher Verständnis dafür als andere", sagt Angie Harste, "viele kommen dann eben ein paar Tage später wieder, wenn die Hühner wieder gelegt haben".Weil das Bio-Federvieh dem natürlichen Tagesrhythmus folgt, produziere es in der Winterzeit weniger Eier als sonst, erläutert Harste. Eine Kunstlicht-Bestrahlung komme für den Biohof nicht in Frage. Aus diesem Grund gebe es von Zeit zu Zeit einen Versorgungsengpass im Eierregal von Björn Harste."Diese Versorgungsengpässe sehe ich eher positiv als negativ", sagt Dieter Liese vom Naturkostkontor Bremen. "Besonders im Biobereich ist eben nicht immer alles lieferbar", unterstreicht er. Das Naturkostkontor Bremen beliefert als regionaler Großhändler mit einem Jahresumsatz von etwa 6,5 Millionen Euro rund 300 Betriebe und Kunden in Bremen und Umgebung. Die Umsatzzuwächse des Bio-Großhandels bewegten sich laut Geschäftsführer Wilfried Schaffer dabei in den letzten Jahren immer im zweistelligen Bereich: Vergangenes Jahr stieg der Umsatz um gut zehn Prozent, vor zwei Jahren waren es sogar 15 bis 16 Prozent mehr.Die Nachfrage nach Bio-Produkten und die Anzahl seiner Kunden steige kontinuierlich, bestätigt Schaffer. Diesen steigenden Bedarf zu decken, sei die zentrale Aufgabe, um die Versorgung mit den grünen Produkten zu gewährleisten. So habe denn auch "die deutsche Landwirtschaft darauf reagiert", erläutert Schaffer, "aber nicht in ausreichendem Maße."Besonders Kartoffeln seien nach der schlechten Ernte vergangenes Jahr knapp und deshalb wesentlich teurer als sonst. "Die Bio-Kartoffeln kosten derzeit rund 50 Prozent mehr als sonst", sagt Schaffer. Allerdings stünden weniger konventionell erzeugte Kartoffeln als sonst zur Verfügung. Schaffer vergleicht: "Dieses Jahr reicht unser Vorrat an regionalen Kartoffeln nur bis Ende April - normalerweise reicht er etwa sechs bis acht Wochen länger."Auch Bio-Schweinefleisch ist derzeit Mangelware. Peter Wachter, Sprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, erläutert, dass es nicht genügend Bio-Schweinefleischerzeuger gebe. Die Nachfrage von verschiedenen großen Handelsketten wie Edeka, Rewe oder Metro sei groß.Dementsprechend habe die Landwirtschaftskammer bereits vergangenen Herbst dafür Werbung bei den niedersächsischen Bauern gemacht - allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Präferenz liege immer zuerst auf regionalen Produkten, so Wachter, "aber wenn es nicht reicht, müssen ausländische Produkte zugekauft werden."Wenn der Verbraucher jedoch sicher sein will, dass bei dem Bio-Fleisch auch tatsächlich Bio drin ist, muss er laut Wachter auf das EU-Bio-Gütesiegel achten. Mit den Vorgaben entsprechend der EU-Verordnung 2092 sollen Kontrolleure am Ankunftsort die Qualität der Produkte sicherstellen.Daran würde auch die steigende Nachfrage nichts ändern: Alle Produkte, die dieses Siegel bekommen, würden auch tatsächlich geprüft. "Es gibt natürlich nach wie vor geschickte Werbemaßnahmen, die Bio vorgaukeln", erläutert er. Daran könne keine Verordnung etwas ändern, "denn schließlich ist es der Verbraucher selber, der aufpassen muss." Der Kunde ist König - aus diesem Grund bieten mittlerweile auch viele Discounter wie beispielsweise Plus, Aldi oder Rewe Bio-Produktreihen an.Das Bewusstsein in Bezug auf diese Waren jedoch habe sich geändert, sagt Schaffer. "Ein Bio-Blumenkohl muss heute genauso aussehen wie ein konventioneller: Der Anspruch der Käufer ist gewachsen." Die Qualität und die Zufriedenheit der Kunden stehen auch für den Betreiber des Barkenhofes, Hergen Barkemeyer, im Vordergrund. "In erster Linie müssen wir Bio machen", sagt er.Auch auf seinem Hof sind Kartoffeln und Hafer derzeit besonders knapp. Früher hat der Bio-Landwirt gedacht, sein Betrieb müsse sich ständig merklich vergrößern, heute ist er davon überzeugt, dass langsames, stetiges Wachstum besser sei."Wir wollen nicht auf Teufel komm raus wachsen", unterstreicht Barkemeyer, "wir produzieren das, was wir können." Die daraus entstehenden Versorgungslücken könnten jedoch schnell von anderer Seite gefüllt werden. "Das Getreide aus Polen, Tschechien oder Ungarn ist natürlich ein Problem", überlegt er. "Denn das ist im Vergleich etwa zehn bis 20 Prozent billiger. Da können wir dann einfach nichts mehr machen."
© www.weser-kurier.de

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vitalGenuss...lieber besser leben :) am : Keine Bio-Kartoffeln mehr ab Februar?

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Bio ist mittlerweile in vieler Munde. Für die deutsche Produktion sogar in zu vieler Munde. Denn, einige Bio-Lebensmittel werden langsam knapp. So gibt es beispielsweise bei Weizen, Roggen und Hafer Probleme. Beim Bio-Schweinefleisch wurde es bere...

Kommentare

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Thomas am :

Seit wann ist Kirchhatten denn in der Nähe von Bremen. Eher doch wohl in der Nähe von Oldenburg... und das mir keine behauptet Oldenburg läge ja wohl auch in der Nähe von Bremen. Eher ist es doch wohl umgekehrt ;-)

Viele Grüße aus der Nähe von Oldenburg (nein, nicht Kirchhatten)

Shopbloggerswife am :

"Die Präferenz liege immer zuerst auf regionalen Produkten." Hergen Barkemeyer ist ein regionaler Erzeuger, der vorwiegend in Bremen vermarktet und u.a. damit die Kriterien erfüllt, die Bedingung der Verwendung der Regional-Marke weserklasse sind.
"In der Nähe von Bremen" sollte nur diesen regionalen Aspekt erneut betonen. :-)

Shopbloggerswife am :

Ich habe Deinen Link klickbar gemacht.
Tip: BBCode-Formatierung (Hilfe unten)

Louffi am :

Danke für den Tipp. Ich Ignorantin hab bisher tatsächlich nie da reingeguckt, dabei hätt ich öfter schon gerne was formatiert hier. *freu* Wat de Buer nit kennt...

Dirk am :

Bio aus Chile - ist das sinnvoll?
Wenn ich die Umweltbelastung des Transports mitrechne, erscheint es mir Quatsch. Für mich als Verbraucher mag das Obst ja dann etwas weniger belastet sein, aber dafür belaste ich die Umwelt mehr als konventionellem Obst aus Deutschland. Also für mich persönlich bio, für die Umwelt Schweinerei.
Oder rechne ich hier falsch? Hat jemand Ahnung und Fakten an der Hand, die die These bestätigen oder widerlegen?

Viele Grüße,
:-) Dirk

Thomas am :

Das ist doch genauso wie mit der BIO-Milch in einem anderen Discounter (der mit dem gelb-roten Logo (Brutto)). Die "BIO"-Milch wird von einer Molkerei aus Passau herangekarrt... über 600 km bis Oldenburg. Als wenn es bei uns in der gegend keine BIO-Kühe gäbe. Ich finde bei solchen Transportstrecken hat das Produkt den Namen BIO nur dann verdient, wenn es umweltschonend mit dem Pferdefuhrwerk transportiert wurde :-(

Olaf am :

Interessant war da ein Bericht im WDR Fernsehen, dass zB in Neuseeland aufgewachsene Lämmer, trotz des Transports nach Deutschland, in der Ökobilanz besser dastehen als in Deutschland aufgezogene, da in Deutschland wegen des Wetters zugefüttert werden muss. In Neuseeland können Schafe das ganze Jahr draußen auf der Wiese fressen. Das macht anscheinend in der Ökobilanz eine ganze Menge aus. Denkt man als Laie erst mal nicht.

moe am :

Dazu gab's einen sehr interessanten Artikel im Economist, der online leider nur für Abonennten verfügbar ist. Einer der interessantesten Fakten: Die Hälfte der Strecke, die Lebensmittel im Schnitt in Fahrzeugen transportiert werden, wird im Auto zwischen Supermarkt und Wohnung zurückgelegt...

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