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Meine Meinung zum Ex-SPAR in Berlin

Dieser kleine Ex-SPAR, den Ines und ich Anfang Juni in Berlin entdeckt hatten, sucht nach wie vor einen Nachfolger.

In den Kommentaren zum ursprünglichen Blogeintrag hatte Nobody nach meiner Meinung zu dem Objekt gefragt.

Fassen wir noch mal die relevanten Daten aus der Anzeige zusammen:

Ablöse : 59.000,- EUR VB (Inventar und Kundenstamm)
Miete (Netto): 2850,- EUR + MwSt.
Geräte Inventar ca. 15.000,- € und Pauschal Ware ca. 50.000,- €
Umsatz pro Monat ca. 30.000,- €
DPD, Hermes und GLS ca. 900,- € Monat
Da bin ich ja jetzt schon überfragt. Soll man da jetzt 59.000 Euro für das Inventar bezahlen, ober 59.000 Euro plus 15.000 Euro plus 50.000 Euro, also 124.000 Euro? (Wobei zumindest die Ware ja nach einer Inventur artikelgenau berechnet werden wird. Sollte sie zumindest.)

Da ich nur die Glaskugel nutzen kann, hier ein paar grundsätzliche Annahmen für meine Berechnungen:

1. Gehen wir einfach mal als Berechnungsgrundlage davon aus, dass 124.000 Euro zu bezahlen sind, man dafür aber auch einen vollständigen Laden erhält und zunächst nichts weiter investieren muss.

2. Gehen wir weiterhin davon aus, dass die Kosten in der Anzeige netto angegeben sind, der Umsatz aber brutto. Mein Gefühl sagt mir, dass das so ist.

3. Nehmen wir weiterhin den Paketshopumsatz einfach mit in den Monatsumsatz rein, auch wenn die Provision für die Pakete vermutlich unter der durchschnittlichen Spanne des restlichen Sortiments liegen dürfte.

4. Die 124.000 Euro müssen finanziert werden. Der Einfachheit halber nehme ich hier einen runden Zinssatz (5%) und eine Laufzeit von zehn Jahren. Das ergibt inkl. Zinsen eine monatliche Rückzahlungsrate von etwa 1315 Euro.

5. Nicht in der Anzeige angegeben sind die laufenden Kosten für Strom und Heizung. Der Laden hat insgesamt etwa ein Drittel von meiner Fläche, also nehme ich einfach mal glatte 1500 Euro, das sollte im Jahresmittel etwa hinkommen, inkl. Wasser, Telefon, Müllgebühren und was da sonst noch anfällt.

Wir haben also monatlich 30.900 Euro Brutto-Umsatz
Dem gegenüber stehen Kosten für Miete und Einrichtung in Höhe von 5666 Euro.

30.900 Euro brutto = 27.964 netto (10,5 % ist bei uns der Durchschnitt aus den Abverkäufen mit 7 % und 19 %)

Bei einer Handelsspanne von 30%, was für einen Laden in dieser Größe, bei dem man wohl keine Kiosk-Preise erwarten wird, angemessen ist, bleibt ein Rohgewinn von 9.270 € übrig.

9.270 € - 5.666 € = 3.604 € Betriebsergebnis. Bis jetzt!

Für das Geld ist noch kein Mitarbeiter im Laden, es gibt keine Versicherungen, es wurden keine Steuern bezahlt, keine Werbung geschaltet und kaputtgehen darf auch nichts.

Aktuell hat der Laden laut Google Maps täglich ab 8 Uhr geöffnet, Mo-Fr bis 20, Sa bis 18 und So bis 11 Uhr. Das macht 73 Stunden pro Woche, also 316 Stunden im Monat. Das kann man auch ohne Mitarbeiter schaffen, aber stellen wir doch einfach mal eine Teilzeitkraft ein, die täglich für drei Stunden zum Mindestlohn (Sonntagszuschläge außer Acht gelassen) kommt, um den Betreiber zu entlasten. Das verursacht durchschnittlich weitere 1.364 € Kosten pro Monat.

3.604 € - 1.364 € = 2.240 € Betriebsergebnis. Bis jetzt!

Ich übernehme einfach wieder meine Zahlen und setzte für sonstige Kosten und betriebliche (!) Steuern pauschal 4,0 % vom Rohgewinn an, das macht in diesem Fall 1.120 Euro. Monatlich. Irgendwelche Rücklagen für Reparaturen oder notwendige Neuanschaffungen sind da noch nicht eingeplant.

Es bleiben also 1.120 Euro brutto als Unternehmerlohn. Für dieses Geld muss man jedoch mindestens die restlichen 225 Stunden der monatlichen Öffnungszeit im Laden stehen, was für den Betreiber zu einem Stundenlohn von sage und Schreibe 5 Euro führt. Selbst wenn man sich den Mitarbeiter spart und die komplette Zeit alleine oder mit der Familie arbeitet, bleiben keine 8 Euro übrig.

Sagen wir's mal so: Ich würde die Finger davon lassen.

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Kommentare

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Hendrick am :

Ich vermute, bei den von dir errechneten "Roherträgen" isset letztendlich wurscht, ob man für den Einstand von 59T oder 124T spricht.

Nobody am :

Hey Björn, danke für deine Einschätzung… da hat sich ja das Bauchgefühl der meisten Kommentatoren bestätigt das es sich nach den offerierten zahlen um ein nicht wirklich gutes Geschäft handelt. Selbst wenn man keinen Kredit aufnimmt und aus Spaß alles selber macht, klingt das noch nach einem echt üblen Deal… vielen Dank für deine Aufschlüsselung :-) sehr interessant das Mal vom Fachmann erläutert zu bekommen.

Ulf am :

5 bzw. 8 Euro Bruttostundenlohn in diesem Beispiel als Selbständiger. Nicht zu vergleichen mit 5 bzw. 8 Euro Bruttostundenlohn als Arbeitnehmer:

1. Der Mindestlohn gilt nicht für Selbständige, für Arbeitnehmer sind es aktuell 12 Euro die Stunde.

2. Sozialversicherungsbeiträge zahlen Arbeitgeber und Arbeitgeber circa zur Hälfte, als Selbständiger trägt man alle Kosten alleine. Zusätzlich gibt es einen Mindestbetrag, den die gesetzliche Krankenkasse von Selbständigen haben möchte.

3. IHK-Beitrag und Berufsgenossenschaft kommen ggf. noch als Ausgaben hinzu.

Netto sieht es also noch ungünstiger aus.

Supportpantherjohndoehotline am :

So eben ist der Laden in meinen Besitz übergegangen, diesem Krämer aus Bremen werde ich es zeigen, wie man so einen Laden richtig führt.

Vom Blogtroll zum Milliardär muhahahahahaha!

Blogleser am :

Dann aber auch bitte mit Blog

TS am :

Danke Björn, wenn es schon uns Laien sehr suspekt ist und Deine Einschätzung das bestätigt, dann ist der Laden nur zur Geldwäsche tauglich... (also doch eine gute Investition hier in Berliner Kreisen ;-)

Hannes am :

Irgendwie wirken die Anzeigen komisch, denn neben der verlinkten Anzeige gibt es noch weitgehend identische Anzeigen für Bäckerei und Pizzeria mit identischen Beschreibungen... Ob das Zeug echt ist? Oder ob das ein Scam-Versuch ist?

Björn Harste am :

Die ganze "Demir Group" wirkt sonderbar. Hinzu kommt, dass die für im Grunde jedes Objekt eine hohe bis extrem hohe Ablösesumme ausschreiben. Zum Beispiel eine Viertelmillion (!) für einen popeligen Dönerladen. https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/a1-lage-restaurants-doener-baeckerei-pizzeria-neukoelln-berlin-12043-dg10485/2501382583-277-3398

Bei dem Ding frage ich ich ja, warum da Glücksspielgeräte im Hintergrund in einem Lagerraum stehen und nicht frei zugänglich. Möchte ich die Antwort darauf wirklich wissen?

Micha am :

Nunja, bei einem Dönerladen ist das mit den Umsätzen, brutto, netto etc etwas *anders*.
Die haben einen gaaaanz anderen Steuersatz. ;-)

Jan am :

Zum Teil werden da auch die Fotos der Objekte recycled - einmal laut Anzeige ein Dönerladen, ein anderes Mal ein orientalisches Restaurant. Die Fotos vom Gastraum haben an der Wand wiederum was von Sushi stehen...

Das riecht einige Meilen gegen den Wind...

Hendrick am :

Ui. Das ist "Notausgang zugestellt" in komplett neuer Dimension. :-O

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