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Demenz oder Diebstahl?

Bei uns allen ist eine ältere Stammkundin pauschal als "tüdelig" / dement bekannt. Kommt regelmäßig mit dem Leergutautomaten nicht klar, vergisst manchmal was, kommt hin und wieder ohne Maske in den Markt. Eigentlich eine liebe, nette, alte Dame.

Meistens benutzt sie für ihre kleinen Einkäufe einen der von uns zur Verfügung gestellten Einkaufskörbe. Manchmal auch nicht, dann ist es wahlweise die Handtasche oder, wie in diesem Fall, eine Einkaufstasche aus buntem Stoff.

In diese Tasche legte sie ein paar belanglose Waren im Gesamtwert von unter zehn Euro, die sie auch an der Kasse allesamt auspackte. Ebenfalls in der Tasche befand sich ein Leinenbeutel, in den sie hier aus unserem Sortiment während des Einkaufs eine Schachtel Pralinen im Wert von fast acht Euro gelegt hatte. An der Kasse packte sie die gerade erwähnten belanglosen Waren aus, blickte in den inneren Leinenbeutel, ließ die Pralinenschachtel darin, schlug den Stoff um und schob den Beutel tief zurück in die bunte äußere Tasche.

Da die Pralinen mit einem Sicherungsetikett beklebt waren, lösten sie schließlich den Alarm der Warensicherungsanlage aus. Die alte Dame packte daraufhin ziemlich zielstrebig die Pralinen aus der Tasche und lachte den Vorfall mit dem Hinweis auf ihre Vergesslichkeit weg.

Je öfter wir uns das Video angucken, desto sicherer sind wir uns, dass das ein knallharter Diebstahlsversuch war. Und wenn doch nicht? Wie hart geht man mit einer knapp Achtzigjährigen ins Gericht, gerade auch unter der Prämisse, dass sie in einer Einrichtung für betreutes Wohnen lebt und manchmal auch schon mit einer Betreuerin hier für den Einkauf in den Laden kam?

Wir werden es jetzt dabei belassen, aber zukünftig gezielt an der Kasse darauf achten, dass sie auch wirklich keine Waren von uns mehr in ihrer Tasche, äh, "vergisst". So viel Seitenhieb musste noch mal eben sein.

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Kommentare

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John Snow am :

Wenn die Einrichtung, in der die Dame lebt, bekannt ist, könnte man ja auch einfach mal versuchen Kontakt mit denen aufzunehmen und darüber sprechen.

Philipp am :

Genau so würde ich es auch machen. Wenn irgendwie möglich auch so, dass sie möglichst wenig von eurem berechtigten Argwohn mitbekommt.

Falls ihr wisst in welcher Einrichtung sie wohnt lohnt sich vielleicht auch ein Gespräch mit den Betreuern dort. Nicht mit der Bitte besser auf sie aufzupassen, sondern nur mit dem Wunsch um eine Einschätzung der Situation.

Wobei das mit dem unauffälligen Achtgeben ja auch helfen würde, wenn sie nur tüddelig wäre. Schließlich wollt ihr ja auch - bei allem Verständnis und Respekt für die Situation - nicht, dass euch dadurch regelmäßig Ware abhanden kommt.

Roland am :

Würde sagen, ihr habt richtig gehandelt. Mit Augenmass.

DerBanker am :

Strahlend unschuldig lächeln und ihr wegen ihrer "Tüdeligkeit" gerne behilflich sein, alles auf vergessene Ware abzuklopfen, damit ihr so eine peinliche Situation nicht noch mal entstünde...

Klodeckel am :

Mein Eindruck: Die Dame klaut schon seit Jahren regelmäßig bei dir. Rentner, ob tüdelig oder klar, machen einen nicht unerheblichen Teil der Ladendiebe aus, auch wenn bei dir im Neustädter Fischmarkt eher das jüngere Gesocks unter Beobachtung steht. Vermutlich bist du deshalb auf diesem Auge auch etwas blind. Anzeige und Hausverbot hätte es von mir gegeben. Ohne lange Diskussionen.

Habakuk am :

Finde ich sehr gut, wie ihr mit dem Thema umgeht!

Gunda am :

Du bist ein Engel. So würde ich es auch handhaben!

Theo am :

Grenzwertig. Formal hast du recht, aber wenn man so ein Thema eskaliert, steht man schnell als Erbsenzähler da, der eine "alte, arme Frau" schikaniert. Wäre nicht das erste mal, dass die Presse so ein Thema aufgreift.

Was soll denn der Vorschlag mit der Einrichtung zu sprechen? Sagen, dass eine Bewohnerin eine Diebin ist? Vielleicht, weil Beweise gibts ja keine? Und dann tun sie was? Die Frau wegsperren? Klingt für mich nicht zu Ende gedacht.

Einfach die gute Frau im Auge behalten, ob es Methode hat "zufälligerweise" teure Artikel an der Kasse zu "vergessen", anstatt eine unbekannte Prozesskette auf Basis von Vermutungen in Gang zu setzen.

kritischer Beobachter am :

Ich könnte mit vorstellen, dass Demenz auch enthemmend wirken kann.
Die nicht-demente Version der Frau hätte die zu teuren Pralinen zwar gern gehabt, aber nicht gekauft. Und klauen kommt nicht in Frage. Die Demenz hat die moralische Kontrollinstanz im Hirn gekillt, und jetzt handelt sie mit viel weniger Hemmungen nach dem lustprinzip.
Ist trotzdem eine Krankheit. Ich würde sie weiter einkaufen lassen und jedes Mal filzen. Womöglich ist ihr auch das egal. Je öfter sowas wieder vorkommt, desto sicherer kann man sein, dass die Demenz Schuld hat.

Nicht der Andere am :

Die Betreuung ansprechen würde ich nicht gerade. Nachher führt das noch dazu, daß sie nicht mehr allein draußen sein wird. Und da sie ja offenbar leicht erkennbar, kooperativ und gutgelaunt ist, checkt man's einfach an der Kasse und es ist für alle gut.

Thomas am :

Warum nicht die Dame ins Markleiterbüro bitten, ihr höflich aber unmißverständlich erklären, dass man nicht zwischen Diebstahlversuch und Vergeßlichkeit unterscheiden könne, den Teil mit der Polizei aber in dem Fall mal weglassen.
Wäre zumindest ein höflicher Schuß vor den Bug.
Wie gesagt: Alles ruhig und freundlich.

Norbert am :

Absolut richtig gehandelt. Meine Mutter hat Demenz und wirklich aus Versehen Bananen für 2 Euro nicht bezahlt. (Sie war an der Service-Kasse, um eine Ware einzutauschen und vergaß vor dem Gehen, das noch Bananen in der Tasche lagen.) Folge war eine Anzeige, plus eine Rechnung über Verwaltungskosten in Höhe von weit über 100 Euro, plus Hausverbot für ein Jahr.

Selbst ein Brief mit ärztlichem Attest änderte nichts an dieser Entscheidung des Supermarkts.

Für uns als Familie war dies wirklich eine extrem unangenehme Erfahrung.

Anja am :

Die Einrichtung ansprechen oder Begleiter (ob es der rechtliche Betreuer ist, steht den Leuten nicht auf der Stirn!) ist datenschutzrechtlich ganz dünnes Eis! Würde ich nicht riskieren. Unter Beobachtung behalten, wenn es zu viel wird/zu eindeutig halt rausschmeißen und gut.

Selbst wenn es wirklich Diebstahl war, kann das an der Krankheit liegen. Demenz ist eben nicht immer gleich.

Man kann auch solche Sachen mit ihr besprechen, wenn das wieder vorkommt. Ist ja dann eh im Büro das Gespräch... Ihr erklären, dass ihr ja wisst, dass sie tüddelig ist und dass ihr aber auf der anderen Seite eben kein Wohlfahrtsverband seid und sie gerne weiter bei euch einkaufen darf, aber nur in Begleitung. Sie soll sich an der Kasse melden, dann geht jemand mit ihr einkaufen und hilft ihr auch bei den Regalen und so. Das ist für sie ein bisschen peinlich, dass sie Hilfe braucht, aber eben nicht so sehr wie nicht mehr einkaufen zu dürfen. Und wenn die anderen Kunden mitbekommen, dass sie nach Einkaufsbegleitung fragt, sieht das nur nach nettem Service aus. Win-win sozusagen

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