Skip to content

Geschlechtsneutrales Arbeitszeugnis?

Ich stehe zwar nicht akut vor dieser Problematik, da ich gerade aber ein anderes Arbeitszeugnis geschrieben habe, musste ich plötzlich darüber nachdenken: Was tun, wenn jemand ein geschlechtsneutrales Arbeitszeugnis haben möchte, weil er/sie/es/x/* sich weder als Mann noch als Frau betrachtet?

Gerade erst kürzlich wieder viel in den Medien präsent: Geschlechtsneutral anreden soll man mit "Guten Tag", "Hallo", "Liebe*r" oder "Sehr geehrte*r". Aber darum geht es mir gerade gar nicht. Mal eben die Suche im Web bemühen: Dort bekommt man aber nur Tipps zum generellen Inhalt des Zeugnisses: "… bei Vorgesetzten, Mitarbeiter/innen und Kunden und Kundinnen gleichermaßen sehr geschätzt."

Aber was ist, wenn der Empfänger des Zeugnisses sich weder als weiblich noch als männlich betrachtet? Wie formuliert man dann den Inhalt? "Alle ihm/ihr übertragenen Arbeiten erledigte Herr/Frau Xyz stets zu meiner vollsten Zufriedenheit. Er/Sie hat meinen Erwartungen in jeder Hinsicht entsprochen und war stets sehr sorgsam im Umgang mit der Ware und den Geräten. Er/Sie zeigte Initiative, Fleiß und Eifer, war umsichtig und engagiert."

Ich hatte gerade die Idee, dass man ja in die dritte Person wechseln könnte. Dabei die Anrede einfach weglassen und dafür den vollen Namen schreiben ("Max Musterfrau verließ mein Unternehmen auf eigenen Wunsch, was ich außerordentlich bedaure.") – aber spätestens bei der Verwendung von Personalpronomen ("ihm übertragene Arbeiten …", "wegen ihres freundlichen Wesens …") wird es dann doch wieder wirr. (Nachtrag zu diesem Absatz: Wie im Kommentar von Hendrick genannt, konsequent beim Namen bleiben: "Max Mustermann erledigte die übertragen Arbeiten …" oder "wegen Max Mustermanns freundlichem Wesen war Max Mustermann bei allen beliebt" – geht, klingt komisch, aber wäre zumindest eine nach meinem Empfinden akzeptable Lösung.)

Ines' Vorschlag war gestern Abend, dass man einfach die Dinge und Tätigkeiten direkt beschreiben könnte: "Übertragene Arbeiten wurden stets zu meiner vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Meinen Erwartungen wurde in jeder Hinsicht entsprochen und der Umgang mit der Ware und den Geräten war steht sehr sorgsam. Es wurde Initiative, Fleiß und Eifer gezeigt." – Nett klingt das aber auch nicht mehr.

Wie kann man das denn neutral formulieren? Gibt es dazu schon eine Lösung?

Trackbacks

Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt

Bianca am :

Wie wäre es, am Anfang eine Einleitung wie zB "Manuela Musterfrau, im Folgenden 'der Arbeitnehmer' genannt" einzufügen?
Oftmals findet man solche Einleitungen, auch ausführlicher mit Verweis darauf dass es sich nur um eine Vereinfachung und nicht um eine Diskriminierung handelt, in geschäftlichen Verträgen.

Patsy am :

Und eigentlich sind diese Formulierungen nur ein Feigenblatt, denn damit möchte der Vertragsersteller nur ausdrücken, dass er daran gedacht hat, es ihm großen Ganzen aber doch egal ist und er das eine Geschlecht ignoriert :-)

TT am :

Nein, es zeigt, dass der Verfasser des Texts den Spagat zwischen "gendergerecht" und "lesbar" versucht.

eigentlichegal am :

"Nett klingt das aber auch nicht mehr."
Man kann halt nicht immer alles haben
Wer Wert auf geschlechterneutrale Beurteilung legt muss halt damit leben dass das dann halt mal etwas komisch klingt.
Dem geschlechtsneutralen Wunsch nachzukommen ist halt auch eine Art von Nettigkeit und sollte so vom Arbeitnehmer interpretiert werden.
Wenn nicht: Pech gehabt

Hendrick am :

Ich würde konsequent den Namen nutzen.

Max Musterfrau erledigte die aufgetragenen Arbeiten stets zu meiner vollsten Zufriedenheit. Das Ansehen und Verhalten von Max Musterfrau gegenüber der Kundschaft und Belegschaft war stets vorbildlich.

Klingt ungewohnt, aber wenn es so gewünscht wird...

Wuffduff am :

Da kommen mir gerade 2 Gedanken zu:

1.) Den 1. Satz mit "Der Mensch Max Mustermann ..." beginnen. Und da das Wort Mensch männlich ist und sich alle folgenden Pronomen auf "Mensch" beziehen, sind alle folgenden Pronomen männlich.
2.) Oder etwas ernsthafter: Den Mitarbeiter einfach fragen, wie er es haben möchte.

Thom am :

"ich hätte es gerne Geschlechtsneutral"

eigentlichegal am :

Aber "es" ist doch schon geschlechtsneutral
SCNR

xyz am :

Arbeitszeugnisse klingen doch auch so schon immer seltsam und verschwurbelt. Was solls, wenns dadurch dann noch etwas verschwurbelter wird.

Jemand am :

Das Problem ist in der Tat nicht ganz ohne. Denn wenn man versucht, sich da um bestimmte Anreden herumzumanövrieren kann das beim neuen Arbeitgeber schnell so merkwürdig klingen, dass er davon ausgeht, dass der vorherige Arbeitgeber "warnen" wollte.

Jan Franck am :

Aber da wird ja schon in der Bewerbung deutlich geworden sein, dass die Person sich als divers identifiziert/genderneutral angesprochen werden möchte.

Zur Not kommt halt noch ein Satz wie "Dieses Arbeitszeugnis wurde auf Wunsch von xy in genderneutraler Sprache verfasst" oder so

philipp am :

Ich denke es wäre am Sinnvollsten konsequent beim Namen zu bleiben. Das sieht zwar ungewohnt aus, aber lässt zumindest nicht direkt Rückschlüsse auf den Hintergrund zu.

Bei geschlechtsneutral geschriebenen "Er/Sie"-Formulierungen würde ich befürchten, dass das bei dem einen oder anderen Personaler doch komisch wirkt und dann evtl. zu einer Ablehnung führt.

Dabei möchte ich noch nicht einmal unterstellen, dass der lesende Personaler ein Problem damit hat. Aber ich gleube, dass das zumindest momentan noch ein Thema ist, was eher beim persönlichen Kontakt zur Sprache kommen sollte um Unsicherheiten auf beiden Seiten zu beseitigen.

CP am :

Zumindest funktioniert die letztgenannte Lösung.
Im Englischen verwendet man als Personalpronomen idR die Pluralformen, also "they/them", das funktioniert im Deutschen aber nicht so gut, da landet man wieder bei "sie". Afaik werden auch neue Pronomen bzw. ein viertes Genus diskutiert, aber ob man sich da einigt und sich das durchsetzt, ist wieder eine andere Frage. Ich meine im Schwedischen wurde sowas entwickelt, da hatte man sich wohl schon in den 60ern entsprechende Gedanken gemacht. Würde sich vmtl. so oder so zunächst "falsch" anhören, einfach weil es so ungewohnt wäre.
Das ist jetzt aber auch nur Theorie und so häufig, dass man schon vorab Textbausteine für's AZ anlegen müsste, wird man in der Situation nicht sein. In der Praxis könnte man die Person ja einfach fragen "Du X, welches Personalpronomen verwendest Du eigentlich?" oder "Ich bin hier etwas ratlos, wie würdest Du das eigentlich formulieren?".

Reihnold am :

Es gibt wohl mindestens einen Vorschlag, im Deutschen in dem Fall auch them/they zu benutzen: https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtbin%C3%A4re_Geschlechtsidentit%C3%A4t#Empfehlungen_im_Deutschen

Alternativen sind wohl "sier" oder "ser".

TOMRA am :

Ist ein D-Zubi in Planung? ;-)

Torsten am :

Meine Empfehlung in solchen Fällen, und ich habe damit gute Erfahrung gemacht:
Einfach fragen wie man es formulieren soll.

Andererseits, wenn jemand für mich arbeitet, und nicht weiblich / männlich ist, erfährt man eigentlich relativ schnell wie die Person angesprochen werden möchte, und das kann man dann ja übernehmen oder adaptieren.

Klaus am :

Es muss aber auch heißen "... bei Vorsitzenden, Mitarbeitenden und Kundenden ...".

John Doe am :

Da lacht der Stammtisch...

Randalf am :

Warum nicht einfach die Person nach dem in einem solchen Fall bevorzugten Pronomen fragen?

Jan Franck am :

QUOTE:
Nett klingt das aber auch nicht mehr.


Finde ich gar nicht. Das ist nicht weniger nett als "Herr Franck hat sich stets bemüht" oder so.

Jane Doe am :

Am einfachsten ist es die betreffende Person zu fragen.
Oder einfach Vor- und Nachnahme und keine Andrede nutzen.

Aber alle Transpersonen oder Menschen, die sich keinm Geschlecht zuordnen wollen, mit denen ich bisher gesprochen habe, freuen sich tatsächlich, wenn man einfach nachfragt. ;-)

Mitleser am :

Wie wäre es mit der japanischen Anredeform -san?

Das sieht schöner als aus die hiesigen Schriftverunstaltungen mit Sternchen, Binnenmajuskel oder Doppelpunkten oder was man da noch alles für Zeichen nutzt.

Kurtschatow am :

Oder wie ich es aus meiner letzten Beschäftigung. Bei dem sich der Chef es einfach gemacht hat und gesagt hat: Bitte mach mir ein "Vorschlag" für ein Arbeitszeugnis.

Don Carlotta am :

Genau so. Soll doch der Mitarbeiter das Zeugnis formulieren.
Über Anpassungen kann man dann immer noch reden.

Raoul am :

Einfach den Telegrammstil nutzen: „Erledigte alle Aufträge zu meiner vollsten Zufriedenheit STOP Bei allen Kunden gleichermaßen beliebt STOP Rundum freundliches Wesen STOP Entsprach in jeder Hinsicht meinen Erwartungen STOP Ging mit Geräten wie Personalpronomen sehr sorgsam um STOP dieses Produkt wird Sie nachhaltig beschäftigen STOP“

Gast am :

Vielleicht am Anfang den Namen schreiben: Max Musterfrau (M.M.) und danach nur die Initialen.
Aber fragen, was MM möchte wäre sicher optimal. ;-)

TheK am :

Wie schon einige schrieben: Ich würde einfach die betreffende Person danach fragen – und eventuell hat man sich im persönlichen Umgang eh schon auf eine passende Formulierung geeinigt. Welche Formulierung da jemand bevorzugt, scheint sich doch individuell recht deutlich zu unterscheiden.

Franky am :

Einfach nicht darüber nachdenken, denn diese riesige Aktion wurde nur für wenige hundert Menschen in Deutschland durchgepeitscht.

Patsy am :

Wurde sie nicht. Gendergerechte Sprache betrifft Millionen Menschen, und nicht nur einige hundert.

Und selbst wenn es nur für 3 Personen gedacht wäre: wenn eine dieser 3 Personen vor dir steht, wie höflich ist es dann, dieser zu sagen "nicht mein Problem, wenn du nicht den vermeintlichen 'Standard' entsprichst"?

Raoul am :

Doch, wurde sie. Sieht man unter anderem daran, dass die Anzahl der Menschen, die ihr Geschlecht auf divers haben ändern lassen, bundesweit zweistellig ist.

wupme am :

Das ist nicht mal ein Indiz für irgendwas....

Raoul am :

Doch, ist es. Beispielsweise dafür, dass sich unfassbar wenige Menschen transsexuell fühlen – und dass noch weniger Wert darauf legen, dass man ihnen das dauernd in‘s Gesicht schmiert.

e.g. John Doe am :

Genau, dafür gibt es bestimmt übergaupt keine anderen Gründe! Erklärst du uns als nächstes, warum es den Klimawandel gar nicht gibt und dass Covid-19 nur eine Grippe ist? Bin sehr auf deine Ausführungen gespannt; bitte stecke viel Arbeit rein, ich werde es nicht lesen.

Raoul am :

Keine Sorge, die Mühe werde ich mich für Dich als sich an seinen eigenen Fürzen berauschender Mensch sicher nicht machen.

(Vgl: SouthPark: Smog Alarm!)

Anne Nühm am :

Von diesen paar Leuten ist es auch nicht gerade höflich, zu erwarten, immer eine Extrawurst gebraten zu kriegen.
Man muss nämlich schon ziemlich rücksichtslos sein, anderen solchen Zusatzaufwand zuzumuten.

Josef am :

Anderes Beispiel:
Muss ich, nur weil 1000 Leute bundesweit zu adipös für die Eingangstür eines Geschäfts sind, diese verbreitern?
Muss ich das in letzter Konsequenz auch für alle Wohnungstüren tun?
Ich glaube, der Trend geht da hin.
Ob man das gut finden muss, ist eine ganz andere Frage.

Gabe am :

Wie Jane Doe sagt: Fragen. Kostet nichts, ist die höflichste und netteste Lösung, und stellt alle zufrieden.

"Björn, schreibst du mein Arbeitszeugnis bitte geschlechtsneutral?" - "klar, was soll ich schreiben? Immer den Namen, oder hast du einen Vorschlag wie ich das formulieren kann?"

Tagedieb am :

Entweder konsequent nur den Namen schreiben, ohne Anrede etc.

oder

Machen Sie mal einen Entwurf, in dem Sie schreiben, wie Sie angesprochen werden möchten und ich ergänze es dann.

Bei uns in der Firma schreiben wir unsere Zeugnisse auch immer vor, die Chefs passen diese dann an.

NetzBlogR am :

Warum nicht einfach das Arbeitszeugnis mit "Herr" und "er" oder "Frau" und "sie" schreiben, wie es offensichtlich ist? Immerhin ist es kein allgemeiner Text, sondern auf diese eine Person bezogen.

Wenn man die Person falsch anspricht oder benennt, kann man ja nicht wirklich was dafür. Arbeitnehmern steht ja immer noch frei, eine Korrektur vornehmen zu lassen – in dem Zusammenhang könnte dieser "Fehler" ja gleich mit ausgemerzt werden.

Anonymous am :

Gute Frage. Dass man mit „diversen“ Personen zu tun bekommt, kann schneller passieren, als man denkt, und dann steht man da.

Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass man als Personalpronomen 3. Person Utrum das Wort „hen“ aus dem Schwedischen ausleiht.

Beispiel: Der Unterschied zwischen der NSA und Gott besteht darin, dass Gott weiß, dass hen nicht die NSA ist.

Problem dabei wäre aber, dass die verschiedenen Beugungsformen (also 3. und 4. Person sowie Possesivpronomen) fürs Deutsche bisher nicht festgelegt sind, und dann steht man wieder da und weiß nicht, wie man schreiben soll.

Kiki am :

Ich schreibe gerade ein Zeugnis für einen Mann und frage mich, ob es noch zeitgemäß ist, immer "Herr" (oder "Frau") zu schreiben. Auch wenn diese konkrete Person eindeutig männlich ist, zeige ich damit doch, dass für mich nur diese beiden Kategorien normal sind. Ist das nicht sehr konservativ? Vielleicht ist ja auch sein/e nächste/r Chef/in nicht-binär, oder eins seiner Kinder, oder oder oder. So selten ist das nicht, ich hatte in den letzten zwei Jahren mindestens drei Studierende, die sich mir als nicht-binär vorgestellt haben. Immer mehr Menschen befassen sich mit der Thematik, nicht nur direkt Betroffene. Wir wollen doch auch eine Gesellschaft schaffen, in der Leute sich überhaupt erst trauen, sich zu outen. Oder?
Würdet ihr euch über ein Arbeitszeugnis freuen, in dem ihr einfach "Ben" oder "Karoline" genannt werdet? Oder würdet ihr euch ärgern, wenn da nicht "Herr/Frau Müller" steht?

Nur registrierte Benutzer dürfen Einträge kommentieren. Erstellen Sie sich einen eigenen Account hier und loggen Sie sich danach ein. Ihr Browser muss Cookies unterstützen.

Die Kommentarfunktion wurde vom Besitzer dieses Blogs in diesem Eintrag deaktiviert.

Kommentar schreiben

Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.
:'(  :-)  :-|  :-O  :-(  8-)  :-D  :-P  ;-) 
BBCode-Formatierung erlaubt
Die angegebene E-Mail-Adresse wird nicht dargestellt, sondern nur für eventuelle Benachrichtigungen verwendet.
Formular-Optionen

Kommentare werden erst nach redaktioneller Prüfung freigeschaltet!