Radiowerbung?
Mal wieder eine Anfrage von Radio 21, ob mich nicht zu Radiowerbung für meinen Laden hinreißen lassen könnte. Spontan: Nein. So wie auch schon so oft in der Vergangenheit.
"Ich hasse Radiowerbung", erklärte ich und verhonepipelte zwei Spots: "Carglass nervt, Carglass nervt. Hmm, leckerleckerlecker!" Der Vertreter schmunzelte: "Dafür kennen Sie die aber verdammt gut. Sehen Sie, Radiowerbung funktioniert eben doch." Dem Argument hatte ich nichts entgegenzusetzen.
Wir plauderten fast eine Stunde über das Thema Radiowerbung und auch, dass wir hier zwar irgendwie anders sind, aber diese ganzen Besonderheiten, die uns hier ausmachen, aber auch nicht unbedingt so hervorhebenswert sind, dass man sie groß im Radio bewerben müsste. Nicht einmal "der einzige EDEKA in Bremen links der Weser", würde ich auf diese Weise einer breiten Masse rüberbringen wollen. Das ist zwar absolut korrekt, aber wir sind eben nur so ein "gerade eben" EDEKA. Wir haben hier keine Bedienungsabteilung, haben Non-Food- und Drogerieartikel nur in einer Grundausstattung im Sortiment und machen aufgrund der Marktgröße auch beim Löwenanteil der Wochenwerbung nicht mit. Da könnten Leute eher enttäuscht sein, die extra dafür aus einem anderen Stadtteil anreisen. Wir haben keine heiße Theke, keine Gastronomie und auch sonst keinen Superlativ, mit dem wir Werben könnten, keine größten oder ausgezeichneten Abteilungen, irgendwie gar nichts. Wir haben zwar insgesamt ein außergewöhnlich großes Sortiment für einen Markt in unserer Lage und sind auch immer um Kundenservice und Freundlichkeit bemüht, aber das ist alles irgendwie nichts, was ich als Spot über den Äther schicken würde.
"Die Produktionsfirma wird schon was finden, was Ihnen gefällt und wie man Sie darstellen kann. Die machen das täglich und nichts anderes, die haben Erfahrung und der Spot wird erst gesendet, wenn er Ihnen gefällt."
Das Argument klang zwar gut, aber spontan schwebte mir dennoch nichts vor, was man kommunizieren könnte. Irgendwann klingelte es aber schon bei mir: Ein Argument gäbe es. Das ist zwar auch kein Alleinstellungsmerkmal, aber unsere langen Öffnungszeiten einer breiten Masse mitzuteilen, also auch über den unmittelbaren Einzugsbereich hinaus, könnte durchaus Kunden anspülen. Wer am Abend nach 22 Uhr noch schnell etwas braucht, steht bei den meisten Läden nämlich wortwörtlich vor verschlossenen Türen.
Andererseits: Sind ausgerechnet die Hörer von Radio 21 (rockorientiertes Musikprogram, Zielgruppe 35+) diejenigen, die am Samstag Abend noch schnell eine Kiste Bier brauchen, weil sie ihren Wocheneinkauf vergessen haben? Besuchen uns dann nicht eher jüngere Leute, die eher auf Bremen 4 und NRJ stehen? Ich kenne ja nicht einmal jemanden, der diesen Sender hört, geschweige denn überhaupt kennt.
Ich gebe ja zu, dass ich die Idee mit dem Spot sehr reizvoll finde, aber ich befürchte, dass das Geld, immerhin ein mittlerer vierstelliger Betrag im Jahr, ohne messbare Wirkung verpufft.
Wie seht ihr das?
"Ich hasse Radiowerbung", erklärte ich und verhonepipelte zwei Spots: "Carglass nervt, Carglass nervt. Hmm, leckerleckerlecker!" Der Vertreter schmunzelte: "Dafür kennen Sie die aber verdammt gut. Sehen Sie, Radiowerbung funktioniert eben doch." Dem Argument hatte ich nichts entgegenzusetzen.
Wir plauderten fast eine Stunde über das Thema Radiowerbung und auch, dass wir hier zwar irgendwie anders sind, aber diese ganzen Besonderheiten, die uns hier ausmachen, aber auch nicht unbedingt so hervorhebenswert sind, dass man sie groß im Radio bewerben müsste. Nicht einmal "der einzige EDEKA in Bremen links der Weser", würde ich auf diese Weise einer breiten Masse rüberbringen wollen. Das ist zwar absolut korrekt, aber wir sind eben nur so ein "gerade eben" EDEKA. Wir haben hier keine Bedienungsabteilung, haben Non-Food- und Drogerieartikel nur in einer Grundausstattung im Sortiment und machen aufgrund der Marktgröße auch beim Löwenanteil der Wochenwerbung nicht mit. Da könnten Leute eher enttäuscht sein, die extra dafür aus einem anderen Stadtteil anreisen. Wir haben keine heiße Theke, keine Gastronomie und auch sonst keinen Superlativ, mit dem wir Werben könnten, keine größten oder ausgezeichneten Abteilungen, irgendwie gar nichts. Wir haben zwar insgesamt ein außergewöhnlich großes Sortiment für einen Markt in unserer Lage und sind auch immer um Kundenservice und Freundlichkeit bemüht, aber das ist alles irgendwie nichts, was ich als Spot über den Äther schicken würde.
"Die Produktionsfirma wird schon was finden, was Ihnen gefällt und wie man Sie darstellen kann. Die machen das täglich und nichts anderes, die haben Erfahrung und der Spot wird erst gesendet, wenn er Ihnen gefällt."
Das Argument klang zwar gut, aber spontan schwebte mir dennoch nichts vor, was man kommunizieren könnte. Irgendwann klingelte es aber schon bei mir: Ein Argument gäbe es. Das ist zwar auch kein Alleinstellungsmerkmal, aber unsere langen Öffnungszeiten einer breiten Masse mitzuteilen, also auch über den unmittelbaren Einzugsbereich hinaus, könnte durchaus Kunden anspülen. Wer am Abend nach 22 Uhr noch schnell etwas braucht, steht bei den meisten Läden nämlich wortwörtlich vor verschlossenen Türen.
Andererseits: Sind ausgerechnet die Hörer von Radio 21 (rockorientiertes Musikprogram, Zielgruppe 35+) diejenigen, die am Samstag Abend noch schnell eine Kiste Bier brauchen, weil sie ihren Wocheneinkauf vergessen haben? Besuchen uns dann nicht eher jüngere Leute, die eher auf Bremen 4 und NRJ stehen? Ich kenne ja nicht einmal jemanden, der diesen Sender hört, geschweige denn überhaupt kennt.
Ich gebe ja zu, dass ich die Idee mit dem Spot sehr reizvoll finde, aber ich befürchte, dass das Geld, immerhin ein mittlerer vierstelliger Betrag im Jahr, ohne messbare Wirkung verpufft.
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Kommentare
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Anonym am :
Flamebeard am :
Anonym am :
Björns Zielgruppe wohnt in der Nähe und von denen kommt niemand wegen Radiowerbung bei Radio 21 zu ihm.
Josef am :
Josef am :
Kevin am :
John Doe am :
Der Umwelt zu liebe hier kein Insektenspray mehr erhältlich
Johannes am :
Georg am :
Anonym am :
Früher konnten wir uns da auch noch mit den Resten Wodka oder Rum behelfen und tranken halt Longdrinks, doch die Zeiten sind inzwischen vorbei. Vorbei sind auch die Zeiten, dass wir dann irgendwann weiter zogen - lang aushalten können wir dennoch. Brauchte ich also früher nur Getränke für 2 Stunden bis wir los zogen, sitzen wir heute 5 Stunden zusammen, bis wir müde sind.
Anonym am :
0815 am :
Bernd am :
Fabse am :
Phil am :
Nicht der Andere am :
Ob durch die Radiokosten zumindest Mehrumsatz in gleicher Höhe entstehen würde. Spätestens Mehrgewinn dann aber wohl nicht. So einen Betrag könnte man eher noch in Werbung im Viertel investieren. Oder in den Laden oder in Aktionen.
Klodeckel am :
Oder man hat irgendwelche Schnäppchen im Angebot, aber das trifft ja hier nicht zu.
Aus welchem Grund sollten neue Kunden sonst bei dir vorbeikommen? Hat doch jeder seinen Stamm-Edeka in der Nähe.
Aber da du der Idee ja nicht so ganz ablehnend gegenüber stehst, wie wäre das denn? Du testest das mit der Radiowerbung mal für 3 Sommermonate, wo du den Leuten erzählst, wo sie nach 22 Uhr noch kistenweise kaltes Bier und Grillwürste herkriegen können. Falls dann noch das Wetter mitspeilt, könnte das eine interessante Geschichte werden finde ich.
Santino am :
Von daher meide ich sowas.
Anonym am :
Anstatt "meide ich sowas" empfehle ich dir eher, mal selbstbewusst und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen. Man braucht nämlich weder Werbung noch beworbene Dinge meiden, wenn man in der Lage ist, die Werbesprüche sowie das beworbene eigenständig einzuschätzen und mit Alternativprodukten zu vergleichen.
NetzBlogR am :
Nicht zu vergleichen mit Spots von großen Marken wie McDonald's, Opel oder - um mal im Genre zu bleiben - Kaufland und Lidl.
Die sind dann eher vom Kaliber Seitenbacher oder EVO Elektroflächenteilspeicherheizung (kennt noch jemand die Spots aus den 1990ern?).
Mein absoluter Favorit war um 2000 herum der Spot eines Fotogeschäfts, der bei Radio SAW lief:
"Soll Dein Foto gut aussehen,
musst Du zu Foto-Video Reinhard gehen.
Foto-Video Reinhard in Merseburg."
Harry am :
Seeeeeiteeeeenbacheeeeer! und Fallen Sie auf keine minderwertige Fälschung unserer Ehfauohelektroflächenteilspeicherheizung rein! sind doch gerade Aushängebeispiele für Topspots, an die man sich im Gegensatz zu deinen Konzernbeispielen noch länger erinnert ...
Radio am :
In den 80ern lief auf Bayern3 der Spot "Medizinisches Fachhaus von Schlieben / München Sonnenstraße 7". Weit nach dem Mauerfall (2008) hatte ich bei einem Termin in München nix Besseres zu tun, als den immer noch existierenden Laden zu betrachten. Gekauft hab ich allerdings nix, der war schon zu.
Also los! "Besuchen Sie in jedem Falle / Hartstes alte Lagerhalle!"
Oder "Keinerlei Insektengase / gibt es in der Gastfdeldstraße!"
Naya am :
Von daher würd ich "Die machen das täglich und nichts anderes, die haben Erfahrung" bei den Ergebnissen, die ich da höre, nicht unbedingt als positive Aussage betrachten
Aber im Kopf bleiben doch einige von den Spots, vielleicht auch gerade, weil sie etwas seltsam sind. Bewußt aufgrund eines Radiowerbespots hab ich zwar noch nie etwas gekauft, aber unbewußte Beeinflussung will ich nicht ausschließen.
Obwohl ich Radio21-Hörerin bin und auch einige von den Produkten bei Björn spannend finde, Zielgruppe für die Werbung wäre ich trotzdem nicht, wohne halt in einer ganz anderen Stadt im Radio21-Sendegebiet. Und wenn ich in Bremen wohnen würd, hätte ich aufgrund des Blogs auch ohne Radiowerbung vermutlich schonmal vorbeigeschaut
eigentlichegal am :
Kämst du mit so einem Kundenandrang am Samstag Abend überhaupt klar?
Michael K. am :
Es gibt bei Harste mit 24:00 Uhr einen USP.
Früher gab mal einen Song "Video killed the radio star" (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Video_Killed_the_Radio_Star), Recht behalten hat der Komponist nicht.
Habakuk am :
Du hast tatsächlich ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal, und das sind nicht die Öffnungszeiten, sondern dieses Blog. Ein äußerst erfolgreiches Live-Blog aus dem Supermarkt mit mehrfachen täglichen Updates; ich vermute mal, das meistgelesene Blog in seiner Kategorie in Deutschland.
Sollte ich jemals nach Bremen kommen, dann würde ich definitiv bei dir einkaufen, selbst dann, wenn ich gar nichts brauche.
Damit bleibt natürlich immer noch die Frage offen, wie man dieses Alleinstellungsmerkmal mittels Radiowerbung in zusätzlichen Umsatz verwandelt (und damit meine ich nicht Kunden wie mich, die einmal im Leben vorbeikommen und ein paar Artikel kaufen). Vielleicht hat da dein kreativer Radio-21-Vertreter eine Idee? Oder jemand aus dem Blog?
Jedenfalls, ein fehlendes Alleinstellungsmerkmal ist definitiv nicht dein Problem, das kann ich dir versichern
Ulf am :
Ob sich das ganze rentiert, kann ich allerdings nicht beantworten.
Basti am :
Asd am :
Quer durch die Stadt fahren wird dafür aber wohl eher niemand.
Pierre am :
Würde ich die Finger von lassen
Amsel am :
Andre am :
Du kannst die Werbeausgaben jederzeit anpassen und wenn du möchtest die Werbemittel auch abhängig vom Wetter ändern, z.B. in Hinblick auf die Grillsaison.
Nicht der Andere am :
Andre am :
Nicht der Andere am :
Niels am :
Wenn überhaupt würden ggfs. Werbeslots zwischen 21:00 und 23:30Uhr Sinn machen - so im Sinne von "Und jetzt fehlt Dir [Konsumgut-Name]? Dann komm in den Neustädter Frischmarkt//EDEKA in der Gastfeldstraße 29 - wir haben noch bis Mitternacht offen!"
Das ist der einzige Spot der über seine Uhrzeit und seine Ansprache eben nicht allgemein EDEKAs bewirbt, sondern genau den einen der genau jetzt noch offen hat. Das kann ich als Zuhörer sofort als für mich jetzt in diesem Moment relevant verarbeiten. Das allgemeine "Wir lieben Lebensmittel" ist beliebig und säuft unter "Jaja, EDEKA halt!" ab.