MHD Checker
Mit der Tagespost trudelte hier Werbung für die Anwendung "MHD Checker" ein. Dabei handelt es sich um eine App für Android oder iOS, in der man seine Artikel im Markt inklusive der dazugehörigen Haltbarkeitsdaten erfassen kann und die einen beim Erreichen eben jener Daten daran erinnert.
Das klingt im ersten Moment ziemlich gut und es gibt sicherlich auch Anwendungen, für welche dieses System ausgesprochen nützlich sein kann. Zum Beispiel Warenbestände bewachen, die für einen Onlineshop vorrätig gehalten werden und die man nicht so oft in der Hand hält.
Aber für uns hier im Geschäft ist diese App vollkommen unbrauchbar. Wenn man konsequent jeden Artikel einpflegen wollte, wäre das sehr viel Arbeit, pro Woche kommt hier im Markt eine kleine vierstellige Anzahl an Artikeln mit einem aufgedruckten Haltbarkeitsdatum an. Wer sollte das pflegen?
Aber angenommen, man würde sich die Mühe machen und alle Artikel erfassen: Bei der Vielzahl an Produkten hier im Supermarktalltag würden nicht nur wöchentlich tausende Artikel eingepflegt werden müssen – nein, es würden irgendwann auch wöchentlich tausende Artikel in der App wieder angezeigt werden, bei denen vermeintlich das Haltbarkeitsdatum erreicht ist. In der Praxis wäre der größte Teil dieser Artikel aber schon längst verkauft, inzwischen möglicherweise sogar schon mehrfach. Man würde also viele Artikel unnötigerweise kontrollieren, die schon längst nicht mehr hier stehen.
Das MHD-Problem gab es schon immer und überall und seid euch sicher, dass auch ich mir schon viele Gedanken dazu gemacht habe, wie man dies am besten lösen kann. Kalender, Listen, elektronische Terminkalender – all das endet beim selben Problem wie der "MHD Checker". Nämlich der Tatsache, dass man irgendwann mit einem Wust an Karteileichen arbeitet, die überhaupt nicht mehr relevant sind.
In der Praxis hier im Supermarkt ist es so, dass wir die meisten Artikel mit einer gewissen Regelmäßigkeit ohnehin in den Händen halten und man bei der Gelegenheit auch das Datum kontrollieren kann. Wenn mal etwas "durchrutscht", ist es eben so. Als ich für den Onlineshop immer einen eigenen Bestand an Zotter-Tafeln im Lager stehen hatte, wäre so eine Anwendung jedoch durchaus praktisch gewesen und hätte vermutlich auch einige der vielen Nachlieferungen und ggf. verärgerte Kunden erspart.
Man muss übrigens viele Artikel nicht manuell in der App eingeben. Die Strichcodes können mit der Kamera des Smartphones gelesen werden und erstaunlich viele Artikel auch von eher exotischeren Artikeln wurden eben beim Test hier im Laden auch erkannt. Manches müsste nachgearbeitet werden, eine Zotter-Schokolade die mit "handgeschöpft 70 g" in der Datenbank auftaucht, hilft einem hinterher nicht wirklich weiter, aber das ist eine große Arbeitserleichterung. Artikel scannen und auf dem aufpoppenden Kalender auf ein Datum drücken. Das ist sehr einfach und praxisnah gelöst.
Die Crux an der Sache ist der Preis! Man kauft die App nicht einmalig, sondern geht ein Abo ein. Nutzen kann man das System entweder für 69 Euro im Monat oder 745 Euro im Jahr, jeweils zzgl. Steuer, was für so ein kleines Werkzeug schon echt ein mächtig gewagter Kurs ist! Da hilft nicht einmal mehr das Argument mit der Datenbank, die ja auch irgendwie gepflegt werden sollte, sondern das ist nur noch lachhaft.
Wer jetzt von der Idee angefixt ist: Zumindest für Android gibt es im Playstore die App Reeking. Die ist richtig kostenlos, man kann für 2 Euro den Werbebanner entfernen lassen, und statt des Barcodes, der dann mit einer Datenbank abgeglichen wird, fotografiert man einfach den Artikel, der einem dann als Bild angezeigt wird. Datum im Kalender eingeben – fertig. Ich glaube, ich behalte die mal bei mir auf dem Handy für ein paar "schwierige" Artikel.
Das klingt im ersten Moment ziemlich gut und es gibt sicherlich auch Anwendungen, für welche dieses System ausgesprochen nützlich sein kann. Zum Beispiel Warenbestände bewachen, die für einen Onlineshop vorrätig gehalten werden und die man nicht so oft in der Hand hält.
Aber für uns hier im Geschäft ist diese App vollkommen unbrauchbar. Wenn man konsequent jeden Artikel einpflegen wollte, wäre das sehr viel Arbeit, pro Woche kommt hier im Markt eine kleine vierstellige Anzahl an Artikeln mit einem aufgedruckten Haltbarkeitsdatum an. Wer sollte das pflegen?
Aber angenommen, man würde sich die Mühe machen und alle Artikel erfassen: Bei der Vielzahl an Produkten hier im Supermarktalltag würden nicht nur wöchentlich tausende Artikel eingepflegt werden müssen – nein, es würden irgendwann auch wöchentlich tausende Artikel in der App wieder angezeigt werden, bei denen vermeintlich das Haltbarkeitsdatum erreicht ist. In der Praxis wäre der größte Teil dieser Artikel aber schon längst verkauft, inzwischen möglicherweise sogar schon mehrfach. Man würde also viele Artikel unnötigerweise kontrollieren, die schon längst nicht mehr hier stehen.
Das MHD-Problem gab es schon immer und überall und seid euch sicher, dass auch ich mir schon viele Gedanken dazu gemacht habe, wie man dies am besten lösen kann. Kalender, Listen, elektronische Terminkalender – all das endet beim selben Problem wie der "MHD Checker". Nämlich der Tatsache, dass man irgendwann mit einem Wust an Karteileichen arbeitet, die überhaupt nicht mehr relevant sind.
In der Praxis hier im Supermarkt ist es so, dass wir die meisten Artikel mit einer gewissen Regelmäßigkeit ohnehin in den Händen halten und man bei der Gelegenheit auch das Datum kontrollieren kann. Wenn mal etwas "durchrutscht", ist es eben so. Als ich für den Onlineshop immer einen eigenen Bestand an Zotter-Tafeln im Lager stehen hatte, wäre so eine Anwendung jedoch durchaus praktisch gewesen und hätte vermutlich auch einige der vielen Nachlieferungen und ggf. verärgerte Kunden erspart.
Man muss übrigens viele Artikel nicht manuell in der App eingeben. Die Strichcodes können mit der Kamera des Smartphones gelesen werden und erstaunlich viele Artikel auch von eher exotischeren Artikeln wurden eben beim Test hier im Laden auch erkannt. Manches müsste nachgearbeitet werden, eine Zotter-Schokolade die mit "handgeschöpft 70 g" in der Datenbank auftaucht, hilft einem hinterher nicht wirklich weiter, aber das ist eine große Arbeitserleichterung. Artikel scannen und auf dem aufpoppenden Kalender auf ein Datum drücken. Das ist sehr einfach und praxisnah gelöst.
Die Crux an der Sache ist der Preis! Man kauft die App nicht einmalig, sondern geht ein Abo ein. Nutzen kann man das System entweder für 69 Euro im Monat oder 745 Euro im Jahr, jeweils zzgl. Steuer, was für so ein kleines Werkzeug schon echt ein mächtig gewagter Kurs ist! Da hilft nicht einmal mehr das Argument mit der Datenbank, die ja auch irgendwie gepflegt werden sollte, sondern das ist nur noch lachhaft.
Wer jetzt von der Idee angefixt ist: Zumindest für Android gibt es im Playstore die App Reeking. Die ist richtig kostenlos, man kann für 2 Euro den Werbebanner entfernen lassen, und statt des Barcodes, der dann mit einer Datenbank abgeglichen wird, fotografiert man einfach den Artikel, der einem dann als Bild angezeigt wird. Datum im Kalender eingeben – fertig. Ich glaube, ich behalte die mal bei mir auf dem Handy für ein paar "schwierige" Artikel.
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Kommentare
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Jürgen Neumann am :
a) ein Kunde JEDE Woche abgelaufene Ware präsentieren würde, mal gestern abgelaufen, mal vor 5 Monaten?
b) Artikel in den Regalen sind, die nicht "ein wenig" über's MHD-Datum drüber sind, sondern im Bereich ein bis über zwei Jahre?
c) Ein Kunde in etwas über eine Stunde querbeet durch das gesamte Sortiment abgelaufene Waren im Gesamtverkaufswert von rund EUR 270,- findet, wieder von einen Tag bis über ein Jahr abgelaufen?
Würdest du zu eher zu "da stimmt was mit dem Kunden nicht, der soll sich nicht so anstellen" oder "irgendwas läuft da im Markt scheinbar unrund" tendieren?
Ich wäre wirklich dankbar für eine ehrliche Antwort.
Björn Harste am :
Jürgen Neumann am :
Gut, weiß man als Kunde wenigstens, was man ist. Abschaum, der mit dem zufrieden zu sein hat, was man ihm vorsetzt. Und wenn's halt vor einem Jahr abgelaufene Currywurst im Glas ist. (Nein, das wollte ich wirklich nicht kaufen)
Sebastian am :
-> Ich würd mich über 270 Euro an abgelaufenen Waren unheimlich freuen ^_^
GutscheinGenerierer am :
Verstehe blos nicht, warum es vor Ort kaum wirkt. Klassiker: Bierkästen, die leer sind bis auf wenige "kastenmarkenfremde" Einzelflaschen. Gern abgelaufen. Mehrfach bei der Info abgegeben, Gutschein bekommen, paar Tage später dann zweite Flasche aus demselben Kasten usw.. Und ja, auf den Kasten und die Reste wies ich hin.
Wenn das eigene Gesicht an der Info bekannt ist/bekannter wird, wird meist nichts mehr mit dem Gutschein für Wartezeit Kasse, weil dann, so meine Erfahrung, gern spontan eine weitere geöffnet wird.
Börns am :
Georg am :
Aber bei der von dir genannten Größenordnung kommt mir nur ein Supermarkt aus Gröpelingen (existiert nicht mehr ) in den Sinn,bei dem musste man als Kunde immer aufs MHD schauen weil sehr vieles schon einige Zeit (Kühlpflichtiges bis zu 14 Tage,Nudeln etc. bis zu 2 Jahre)abgelaufen war und der Laden existierte trotzdem recht lange
Anonym am :
Ulf am :
Anonym am :
wupme am :
Die App selbst scheint auch nichts besonders tolles zu tun als die Daten dort einzupflegen. Einmal am Tag wird ein Cron drüber gejagt der schaut wo das MHD zu nah am schwellenwert ist.
Vor allem wird es lächerlich da es solche Software auch zum kaufen gibt, und teilweise auch als Module für bestimmte WaWi systeme auch zum Festpreis.
John Doe am :
Wir kennen alle die Presseartikel und woanders hungern die Leute da unten in Afrika
MatrixCode am :
Beim Einräumen, an der Kasse und bei der Inventur kann der Matrix-Code gescannt und mit dem Warenwirtschaftsystem abgeglichen werden.
Nachteil: Ein Strichcode ist robuster gegen Beschädigung.
Ulf am :
Warum bitte wird z. B. nicht auf Code 128 umgestelllt oder QR-Code? Da passen mehr Informationen rein und es wäre ja kein Problem, hinter der 8 bzw. 13-stelligen Artikelnummer weitere Zeichen für das MHD hinzuzufügen.
An der Kasse wird dann der Barcode eingelesen und nach Artikelnummer und MHD ausgewertet. Und schon kann im Warenwirtschaftssystem gesehen werden, welches MHD noch im Regal steht (von Schwund mal abgesehen).
Ich weiß natürlich nicht, ob die Kassenhardware nur EAN8 bzw EAN13 lesen kann und ggf. keinen Code 128 bzw. QR-Code. Wenn da erst in neue Kassenhardware investiert werden muß, lohnt es kaum.
Adler am :
f1 am :
Sebastian am :
Leider ist RFID immer noch zu teuer um es werkseitig in allen (auch billigen) Produkten zu installieren, so dass ich eine solche Lösung auf absehbare Zeit nicht kommen sehe.
Anonym am :
Michael am :
Es gibt ja sicher Artikel, da ist das ein Blick, bei viel Kleinkram stelle ich mir das ziemlich fusselig vor...
Hendrik am :
In unseren Märkten ist es so, dass unsere Angestellten angehalten sind, die Ware in ihren Regalreihen/ Abteilungen regelmäßig vorzuziehen und dabei zu die MH-Daten zu überprüfen und kürzere MHD (wie beim Einräumen von neuer Ware) vor Ware mit längerem MHD zu sortieren.
Weiterhin sind sie angehalten, ihre Regalreihen regelmäßig zu pflegen und zu putzen. Auch dabei ist auf das MHD zu achten.
Unser Angestellten halten sich daran, weshalb so eine App auch noch herausgeworfenes Geld wäre.
Einen Supermarkt, der 5 Euro an seine Kunden ausgibt, der abgelaufene Ware finde, empfinde ich als weniger attraktiv. Das ist wie mit den Schütten, oder gesonderte Preisettiketten für abgelaufene, angestoßene und ähnliche Ware. Diese lassen sich nur nicht immer vermeiden. - Leider.
Man sollte sie aber möglichst vermeiden.
Molli am :
Frimiax am :
Anonym am :
Die meiste Arbeit hat man, wenn man mit so einem System beginnt. Idealerweise erstellt man für jede Produktgruppe eine eigene MHD-Liste. Man nimmt sich nun beispielsweise das Chipsregal vor und scannt systematisch jeden Artikel im Regal ein und gibt das zugehörige Haltbarkeitsdatum ein, beispielsweise Pom-Bär mit dem MHD 30.08.2020.
Dreißig Tage vorher, also am 01.08., wird einem dann angezeigt, dass bei diesem Artikel der letzte Verkaufstag angebrochen ist. Da Pom-Bären ein Schnelldreher sind, findet man im Regal natürlich keine Tüte mehr mit diesem MHD und in der Zwischenzeit wurden auch schon wieder einige Einheiten mit späterem MHD geliefert, die auch schon abverkauft sind. Man nimmt nun einfach eine Tüte aus dem Regal und gibt das neue zugehörige MHD ein.
In einem 2000 Quadratmeter-Lebensmittelmarkt benötigt man für die MHD-Kontrolle täglich etwa 15 Minuten. Zumindest im Trockensortiment. In der Mopro ist es zugegeben zeitaufwändiger.
Adler am :
ncolos am :
mipani am :
Sport Ritter am :
Georg am :
https://www.youtube.com/watch?v=hk2jprqNg4g
Amsel am :
Anonym am :
Monimon am :
(Das Hauptproblem ist aber auch da das Einpflegen der Daten...)
Matthiasausk am :
Damit ist das Risiko einer MHD-Überschreitung schon einmal deutlich verringert, dazu Warnungen bei zu hohem Bestand (dann sollte mal jemand nachschauen gehen) sowie ordentliches Einräumen. Dann kann fast nichts mehr schiefgehen.
Außer daß sich Kunden beklagen, daß keine reduzierte Ware mehr im Wühltisch liegt. Die Kunden gibts nämlich auch, die gezielt die Wühltische mit reduzierter Ware leerkaufen. Und die, die sich beklagen würden, sind nicht die, die sich den Normalpreis nicht leisten können.