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Lupe, Hilfe, ja oder nein?

Mir fiel auf, dass ein Kunde, den ich auf maximal Mitte dreißig geschätzt habe, die Beschriftungen auf einzelnen Verpackungen offenbar nur mit einer Lupe erkennen konnte. Das wirkte auf mich sehr mühsam, so dass ich sogar schon auf eine erhebliche Sehschwäche tippen würde.

Hilfe anbieten oder nicht? Ich haderte eine Weile. Er macht das mit der Lupe so heimlich, als wäre es ihm unangenehm. Vielleicht lieber nicht ansprechen, wenn er sich dafür geniert? Ginge so eine Ansprache etwas zu weit? Aber andererseits ist das doch auch ein Teil unseres Jobs, Kunden zu helfen.

Ich entschloss mich schließlich, zu ihm zu gehen und zu fragen. Da stand er aber bereits an der Kasse und zwischen den anderen Kunden wollte ich ihn dann auch nicht auf eventuelle körperliche Gebrechen ansprechen.

Aber wenn er mir wieder auffällt, werde ich nicht zögern.

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Kommentare

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Marcus am :

Hallo Björn, nachdem ich über all die Jahre nur stiller Stammleser bin muss ich hierzu einfach mal schreiben.

Meine Frau ist hochgradig sehbehindert und kann nur noch mit Blindenstock unterwegs sein.
Orientierung in einem Supermarkt ist demzufolge nicht einfach.

Sprich den Kunden das nächste Mal einfach an, entweder die Hilfe wird angenommen oder nicht.

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute noch zum Umbau.

Marcus

Uwe am :

ich bin selbst eingeschränkt (auch wenn auch die Augen noch vergleichsweise OK sind) und kann aus eigener Erfahrung sagen: fragen ist OK aber unaufgefordert versuchen zu helfen nicht: mir ist es schon oft passiert, das mir jemand zu helfen versucht hat und mir dabei die Tür weggezogen hat auf die ich gerade gestützt war noch bin ich wegen sowas nicht auf der Nase gelandet aber schon mehrfach kurz davor gewesen

Steven Coolmay am :

Oha, das ist echt mal ne gute Frage. Aber ich denke auch mal das vorsichtig fragen, weil es ist ihm ja anscheinend peinlich OK ist.

Mein Vater war auch so einer. Ihm helfen war da einfacher, ich hab ihm immer alles weggenommen was er weit weg gehalten hat um es lesen zu können und hab gefragt ob ichs weiter weg halten soll. Das hat ihn so genervt das er sich irgendwann ne Brille geholt hat :-D

Klodeckel am :

Da sollte ein Profi im Einzelhandel nicht lange überlegen. Ich zögere keine Sekunde, wenn ich einen Kunden bemerke, der Hilfe braucht. Und beschwert hat sich da bisher noch niemand.

Frau Katz am :

Ich kann Dein Zögern verstehen, gerade weil der Kunde so heimlich mit der Lupe zu hantieren schien.

Für viele Menschen scheint eine Brille noch immer ein erheblicher Makel zu sein. Eine Kollegin konnte sich gar nicht mehr beruhigen und hat tagelang darüber lamentiert, nun aaaaalt zu sein. In einem Forum las ich, dass jemand lieber täglich wegen der Kopfschmerzen aufgrund überanstrengter Augen Unmengen an Ibuprofen schluckt als eine Brille zu tragen. Auch meine Mutter hantiert lieber mit einer Lupe. Brille braucht sie keine! Welch' Gedanke! Hörgerät natürlich auch nicht, es flüstern nur immer alle so, das liegt nicht an ihr!

Will sagen, es ist eine Gewissensfrage. Akzeptiert man die Eitelkeit der Kunden und lässt sie sich abmühen, sie wollen es ja so, oder bietet man die eigentlich vonnötene Hilfe an, obwohl es dem Kunden eventuell peinlich ist, dass sein Makel erkannt wurde?

(Immer vorausgesetzt, das ist tatsächlich der Hintergrund bei diesem Kunden. :-) )

Wenn er Dir das nächste Mal auffällt, kannst Du ihn ja diskret drauf ansprechen. Hilft ihm im Endeffekt vielleicht auch, sich den Tatsachen zu stellen. Die heimliche Lupe ist halt doch nicht so heimlich wie er sich das wohl wünschen würde. ;-)

Norbert am :

Ich würde allgemeiner fragen, ob er etwas sucht. Also nicht direkt auf die Lupe ansprechen.

Guido am :

Lernt man solche Basics in kfm. Ausbildungen (insbes. im EH) nicht oder ist Klein Björn schon zu lange her?

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