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Die Beleidigung der heiligen Sahne

Ein Kunde sprach mich im Laden an, er suchte Sprühsahne.

Da konnte ich unkompliziert helfen: Das gewünschte Produkt stand nämlich in Sichtweite hinter ihm und so machte ich mit einem Arm eine zeigende Geste, während ich ihm erklärte, dass wir dort eine große Auswahl hätten. Markenprodukt und Eigenmarke, fettarm, laktosefrei und sogar eine vegane Sprühsahne sei dabei.

Das Wort "vegan" hat den guten Mann wohl getriggert und tiradenartig klärte er mich geradezu hasserfüllt darüber auf, dass es "vegane Sahne" gar nicht geben kann, da Sahne grundsätzlich aus Milch besteht und nicht aus irgendwelchen Ersatzprodukten.

Es war aber auch sehr leichtsinnig von mir, diesen Ausdruck zu verwenden. "Vegane Sahne" gibt es genau wie "Erdbeermarmelade" schließlich gar nicht. Höre ich da gerade Protest, weil ihr euch jeden Morgen Erdbeermarmelade aufs Brötchen schmiert? Nun, lebensmittelrechtlich muss "Marmelade" aus Zitrusfrüchten bestehen. Bei Erdbeeren hat man "Erdbeerkonfitüre" oder qualitativ weniger anspruchsvoll "Erdbeerfruchtaufstrich" vor sich. Aber "Erdbeermarmelade" sagt trotzdem jeder, auch wir hier auf der Fläche.

"Entsorgte" Folie?!

Die Folienverpackung einer frischen Pizza aus dem Kühlregal lag in einem der Gänge hier vor dem Regal auf dem Fußboden. Bei solchen Funden ist es oft so, dass jemand den Inhalt eingesteckt oder sogar einfach verzehrt hat – und so ging ich ins Büro und sah mir das mal auf der Videoaufzeichnung an.

Keine Ahnung, wieso jemand eine nur halb durchgebackene Pizza sich kalt in die Figur drücken sollte, aber man hat ja nun schon alles gesehen.

Das war es aber nicht. Die Folie kam folgendermaßen auf den Fußboden:

Ein junger Mann betrat den Laden und schlich etwa eine Minute wie ziellos durch den Laden. In einem der Gänge griff er plötzlich in seine Umhängetasche und zog das zusammengeknüllte Stück Folie heraus, das er in seiner Hand zu verbergen versuchte. Vorsichtig und umsichtig, fast wie ein Ladendieb, sah er sich um und als er unbeobachtet war, hockte er sich vor eines der Regale, legte die zusammengeknüllte Folie zwischen seinen Beinen auf den Boden und nachdem er noch ein paar Augenblicke die Ware vor seiner Nase begutachtet hatte, stand er auf, sah sich noch etwas weiter um und verließ den Gang wieder.

Danach suchte er sich wie jeder andere Kunde ein paar Produkte zusammen, bezahlte seinen Einkauf und verließ den Laden wieder.

Was die Aktion mit der Folie sollte, werden wir wohl nie erfahren …

Das geklaute Portemonnaie

Eine Kundin in den fortgeschrittenen 80ern kam völlig aufgelöst an die Lagertür. Sie wollte gerade ihren Einkauf bezahlen und hat dann festgestellt, dass man ihr das Portemonnaie aus der Tasche entwendet hat.

Im Geiste machte ich ihr Vorwürfe. Man lässt seine Wertgegenstände nicht unbeaufsichtigt und das Schild an der Tür ist doch nicht aus rein dekorativen Zwecken da. Aber das sagte ich natürlich nicht, zumal sie mir in dem Moment auch ehrlich leid tat. Sie war völlig fertig und mit der Situation völlig überfordert. Karten sperren, Anzeige bei der Polizei … Ich konnte ihr nicht viel helfen, aber sie wollte sich an eine Bekannte wenden und das alles mit ihr zusammen machen.

Während sie weg war, sicherte ich schonmal vorab die Videoaufzeichnung auf einem USB-Stick. Die alte Dame war rund eine dreiviertel Stunde hier im Laden, diese Zeit mal 22 Full-HD-Kameras ergibt viel Videomaterial, dessen Sicherung auf dem Stick auch rund eine dreiviertel Stunde dauerte.

Als ich gerade fertig war damit, kam die Frau mit einer Begleiterin wieder an die Lagertür und lachte dabei erleichtert. Ihr Geld war gar nicht gestohlen worden, sie hatte ihre Börse zu Hause auf dem Küchentisch vergessen.

So viel Aufregung für nichts. Aber unterm Strich ist es so natürlich für alle Beteiligen deutlich besser als andersherum.

Aufgeklebter Kundenwunsch

Auf einer unserer Tiefkühltruhen mit Eis klebte ein kleiner Notizzettel, den dort jemand mit zwei Streifen Tesafilm hingepappt hatte: "Bitte Buttermilch-Zitronen-Eis-Hörnchen (im 6-er Pack) bestellen."

Na, da hätte uns die Kundin oder der Kunde aber auch persönlich ansprechen können, statt uns mit so einer Nachricht zu überraschen. Wir beißen doch meistens gar nicht und wenn irgendwie machbar, bestellen wir gewünschte Produkte auch immer gerne mit. ;-)