Die auf der Videoaufzeichnung ziemlich heruntergekommen wirkende Frau betrat den Laden, steuerte direkt auf das Kaffeeregal zu, füllte den gesamten Inhalt an 500-Gramm-Packungen Jacob's Krönung in ihre mitgebrachte Umhängetasche und rannte durch den Eingang wieder raus. Ein Kollege wurde zwar durch den Alarm der Warensicherungsanlage alarmiert, konnte der Diebin auf ihrem Fahrrad aber nur noch hinterhergucken.
Der dem nun eingestellten Strafverfahren zu Grunde liegende Sachverhalt ist an dieser Stelle nicht relevant, daher lasse ich dieses (hier gestern (!) zugestellte) Schreiben der Staatsanwaltschaft mal so ohne jeden weiteren Kommentar im Raum stehen …
Eine Kollegin hatte im Vorbeigehen aus der Entfernung beobachtet, wie sich ein ziemlich heruntergekommen wirkender Mann mehrere Dosen Monster Energy in seinen Rucksack steckte. Als er den Laden einfach verlassen wollte, wurde er jedoch von einem meiner Mitarbeiter aufgehalten und nach hinten komplementiert.
Der Mann war friedlich und hatte eine Versichertenkarte mit Foto dabei. Ist kein Ausweis, aber das Foto passte irgendwie und außer dem Namen und dem Geburtsdatum hatte er ohnehin keine relevanten Daten, die man abgleichen konnte. Er bezeichnete sich selbst ohne festen Wohnsitz und seinem Äußeren nach zu urteilen bestand an dieser Aussage auch kein Zweifel.
Bei einem renitenten Typen mit großer Fresse hätte ich das volle Programm mit der Polizei durchgezogen, aber so hatte ich mir nur seine Daten notiert und er durfte nach wenigen Augenblicken wieder gehen.
Ich werde den Papierkram fertigmachen und zur Polizei schicken, aber ernsthaft … wem soll in so einem Fall eine Anzeige was bringen?
Seitdem Milka-Schokolade zu einem der Top-Klauprodukte geworden ist, in letzter Zeit noch forciert durch die gestiegenen Preise, haben wir das Sortiment extrem ausgedünnt. Von den kleinen Tafeln haben wir nur noch fünf Sorten im Schokoladenregal liegen, die großen im Grunde gar nicht mehr.
In der vergangenen Woche waren letztere jedoch bei der Edeka beworben und so hatte ich mich dazu hinreißen lassen, ein kleines Display zu bestellen. Nicht hunderte Tafeln, aber ein kleiner Sockel mit zwei Lagen in verschiedenen Sorten.
"Wird schon schiefgehen", hatte ich mir gedacht und damit lag ich genau richtig. Gleich am zweiten Tag hatte ein Mann eine der Tafeln eingesteckt, ein paar Tage später hatte ein Junkie (wer sonst sollte eine Crackpfeife mit sich führen) den kompletten Rest der oberen Ebene in seinem Rucksack verschwinden lassen. 23 große Tafeln, über 7 kg Schokolade, Verkaufswert über 80 Euro. Der Mann konnte zunächst den Laden verlassen und flüchten, aber er hatte sich unterwegs von seinem Rucksack getrennt (unfreiwillig oder doch freiwillig um Ballast loszuwerden ist unbekannt) und mein Kollege, der ihn verfolgt hatte, konnte so immerhin die Ware retten.
Nun steht der Rest der Ware wieder im Lager und die Schokolade verkaufen wir in Kleinstmengen (maximal 5 Tafeln auf einmal im Laden) über das Süßwarenregal ab.
Bremen ist national auf Platz drei der Städte mit der höchsten Kriminalitätsrate und auch beim Ladendiebstahl unter den ersten fünf Plätzen. Wann hat sich diese Stadt eigentlich in so ein Drecksloch verwandelt? Es macht wirklich, wirklich keinen Spaß mehr. Nullkommaperiodenull.
Ein erwischter Ladendieb greinte herum, dass wir uns gefälligst nicht so anstellen sollen, das würde schließlich alles die Versicherung bezahlen und wir Verkäufer hätten von sowas wohl keine Ahnung.
Wie kommen die Leute immer wieder dazu, das zu behaupten?
Vorschläge:
1. Wollen uns die erwischten Diebe damit dazu bewegen, sie ohne weitere Konsequenzen (in Form einer Anzeige) laufen zu lassen?
2. Reden die sich das selber ein oder glauben sie aus welchen Gründen auch immer, dass das so ist und gar nicht anders sein kann?
3. Wird denen das erzählt?
Fakt ist: Es gibt keine Versicherung gegen Schäden durch Ladendiebstahl.