Gerade einen Kunden im Vorbeigehen mit einem freundlichen aber knappen "'n Abend." gegrüßt. Als Antwort erhielt ich etwas, das wie "Morgen." klang.
Könnte natürlich auch ein etwas in die Länge gezogenes und genuscheltes "Moin" gewesen sein. Also eine Art "Mo-hoin", wie es hier häufiger mal gesagt wird.
Aber das nur mit 50/50-Chance.
Kunde zu seinem Begleiter: "
Immer dieser Bio-Scheiß..."
Und nun frage ich mich (und auch ein bisschen euch alle): Ist da gerade mal wieder ganz aktuell etwas in den Medien gewesen? Bio-Hetze? Lebensmittel-Skandal? Oder ist das ganz offensichtlich wirklich nur die Meinung vieler Verbraucher?!?
Wenn ein Kunde vegetarischen Brotaufstrich verlangt, sind damit übrigens nicht mit Zucker eingekochte Früchte gemeint – wenngleich Konfitüre und Marmelade sehr wohl auch vegetarisch sind.
Eine Kundin stand vor dem Brotregal und packte sich einige Brötchen aus den SB-Schütten in eine Tüte. Dabei fiel ihr ein Mohnbrötchen auf den Boden. Unverzüglich bückte sie sich, hab es auf und legte es zu den anderen, die sie sich schon genommen hatte.
"
Nett, dass Sie so viel Vertrauen in meine Putzfrau haben, aber das müssen Sie jetzt nicht kaufen, wenn Sie nicht wollen." sagte ich.
"
Ach", sagte die Frau lachend. "
Das lag da doch weniger als zwei Sekunden auf dem Fußboden. Wird schon nichts passiert sein."
Na, denn.
Gut, das war jetzt nicht ganz nett von mir und das Risiko, dass die Frau sich dermaßen unfreundlich behandelt fühlt, dass ich sie als Kundin verliere, war mir durchaus bewusst.
Aaaaaaaaaaber...
Wenn sich zwei Leute, in diesem Fall ein Kunde mit mir, unterhalten und man möchte etwas von einem der beiden, kann man dies auch anders signalisieren, als durch lautes und ununterbrochenes Dazwischenreden.
Meine Antwort war ein scharfes "Wir unterhalten uns hier gerade!" – allerdings ließ ich sie dann doch ausreden und half ihr dabei, einen Artikel zu suchen.
Manieren haben die Leute...
Zufällig beobachtet, wie ein Kunde, ein kräftiger Kerl, mit einer Schulter/Körperhälfte gegen ein massives und immerhin rund mannshohes Regal läuft und dieses dabei nicht nur angestoßen, sondern beinahe umgeworfen hat.
So unauffällig ist das Ding doch gar nicht und hier beginnt nun das große Rätselraten: Kleine Unaufmerksamkeit? Angetüdelt? Müde? Halb blind?
No idea...
Mitarbeiter Stephan hat im Laden einen Kunden angesprochen, der über eine Minute lang ganz offensichtlich etwas suchte. Dabei entwickelte sich folgender Dialog:
Kann ich Ihnen helfen?
Keine Deutsch.
Also probierte Stephan es mit Englisch:
Can I help you?
NAAAAA! KEINE DEUTSCH!!!
Na, than eben not.
Eine ältere Kundin sprach mich im Laden an:"Wo haben Sie denn jetzt das Salz stehen?"
"Kommen Sie, ich zeige es Ihnen", sagte ich und ging voran. Um das Schweigen etwas zu brechen, beklagte sich die Frau darüber, dass es sehr ärgerlich ist, dass immer alles umgestellt werden würde. Letzte Woche hätte das Salz erst noch woanders gestanden.
Ach, was soll man dazu sagen. Besserwisserisch belehren? Ignorieren? Zustimmen und den "Fehler" zugeben? Ich habe geschwiegen und zum Glück standen wir schon ein paar Augenblicke vor dem richtigen Regal, so dass ich der Kundin das Sortiment zeigen konnte.
Nur zur allgemeinen Information: Das Salz steht hier im Laden seit acht Jahren an der selben Stelle!
Sonntag Nacht ist mir mal wieder etwas aufgefallen: Obwohl der Laden bis auf die Notbeleuchtung komplett abgedunkelt ist, stehen Leute mitten in der Nacht vor der Tür und klopfen und klopfen und rütteln und klopfen.
Also selbst
wenn man nicht mitbekommen hat, dass wir nicht mehr rund um die Uhr geöffnet haben (und unabhängig davon auch in den vergangenen drei Jahre
nie am Sonntag geöffnet hatten), so kann einem doch zumindest der gesunde Menschenverstand sagen, dass ein verschlossener und verdunkelter Laden nicht geöffnet hat – egal, aus welchen Gründen.
Vermutlich spielt da mindestens 50% Verzweifelung auf der Jagd nach nächtlichem, hochprozentigem Nachschub eine Rolle.
Eine Stammkundin sprach uns an und erklärte nur, dass sie wegzieht. Also richtig weg, nämlich in eine andere Stadt. Eigentlich ein unbedeutender Vorgang, wie er tagtäglich unzählige Male auf aller Welt passiert. Aber eines musste sie noch loswerden:
Ich dachte, ich würde hier in dieser Gegend gar nichts vermissen. Aber doch, eines: Euer Laden, der wird mir fehlen.
Gibt es ein schöneres Kompliment?
Alte Menschen sind oft einsam. Darum sind Einkaufsläden oder Wochenmärkte eine beliebte Anlaufstelle für sie. Dort treffen sie viele Menschen und hoffen auf das eine oder andere Gespräch oder Bekanntschaft. Das ist bei uns nicht anders. Wann immer sich ein Gespräch mit einem älteren Kunden oder einer älteren Kundin ergibt, hören wir anständig zu. Die meisten Kunden merken zum Glück irgendwann selber, dass man ja auch noch andere Sachen zu tun hat und beenden das Gespräch von alleine: "Oh, ich möchte Sie jetzt aber nicht länger aufhalten. Sie haben zu tun..."
Dann ist da noch eine sehr alte Frau mit Rollator, die wir immer "Oma Anna" nennen. Keine Ahnung, ob sie wirklich so heißt. Aber auf jeden Fall ist sie sehr einsam, sehr gesprächig – und sehr vergesslich.
Wenn sie es schafft, mit jemandem ins Gespräch zu kommen, erzählt sie ihrem (meist weiblichen ) "Opfer" ihre ganze Lebensgeschichte. Es kommt durchaus mal vor, dass sie über eine Stunde mit jemandem hier in Laden steht und redet. Das Spiel kann sich durchaus mehrfach hintereinander wiederholen. "Anna" stört es nicht, alles wieder und wieder zu erzählen und auf diese Weise verbringt sie teilweise mehrere Stunden täglich hier im Laden.
Eigentlich müsste man helfen – aber wie?
Ein Kunde suchte ein bestimmtes Produkt, dass wir vor allem deshalb nicht führen, da es nicht hergestellt wird. Im konkreten Fall ging es um eine alkoholfreie Variante einer bestimmten Biermarke.
Den Artikel gab es nie, wohlgemerkt. Es ist also auszuschließen, dass die Produktion eingestellt wurde. Was nützen alle Erklärungen, wenn der Kunde darauf besteht, dass er dass Bier schon einmal getrunken hat und dass es ja wohl möglich wäre, die Produkte eines regionalen Anbieters besorgen zu können?
Eine Kundin reklamiert H-Milch, die ganz offensichtlich verdorben war. Sie hatte das geöffnete Tetrapack in einen großen Gefrierbeutel gesteckt, auf dem Weg zu uns war schon einiges von der Milch ausgelaufen und hatte sich in dem Beutel verteilt.
Nachdem die Umstände besprochen waren, war die Kundin zwar immer noch über ihren ungenießbaren Kaffee enttäuscht, zeigte aber doch zumindest Verständnis und verstand, dass der Fehler bei ihr lag.
Hier die Zusammenfassung, die möglicherweise auch für den einen oder anderen Leser eine neue Erkenntnis sein könnte: Das Mindesthalbarkeitsdatum auf H-Milch (und im Übrigen auch auf allen anderen Lebensmitteln) gilt natürlich nur dann, wenn die Verpackung nicht geöffnet wurde. Und auch, wenn die entsprechenden Lagerbedingungen eingehalten wurden, wie z.B. die gekühlte oder tiefgefrorene Lagerung.
H-Milch, um beim aktuellen Beispiel zu bleiben, ist im geschlossenen Zustand ungekühlt haltbar. Sobald die Packung auf ist, sollte man sie im Kühlschrank zwischenlagern und wie jede andere Milch innerhalb einiger Tage verbrauchen.
Steht die geöffnete Milchpackung nun eine Woche ungekühlt auf dem Küchentisch, ist durchaus nachzuvollziehen, dass das Geschmackserlebnis ein ganz –öhm– "eigenartiges" ist...