"Das war gar kein Diebstahl, ich war noch gar nicht durch die Kasse durch!", klärte uns der heruntergekommene Typ auf, dem wir schon eine ganze Weile hinterhergesehen hatten.
Nö, "durch" war er noch nicht. Er stand noch neben dem Kassentisch, das stimmt schon so. Aber vier Leute können bezeugen, dass er von mir erst angesprochen wurde, nachdem er sein Wechselgeld eingesteckt und sich bereit gemacht hatte, den Laden zu verlassen. Auf meine versuchte Kontaktaufnahme reagierte er gar nicht, sondern ging wortlos wieder zurück in den Laden – offensichtlich, um die eingesteckte Süßware wieder auszupacken.
Nachdem er so beharrlich die Tat abstritt, verweigerte der Dieb zunächst auch die Herausgabe seines Personalausweises. Gut, muss eben doch die Polizei her. Die freut sich immer, wenn sie wegen solcher Kleinigkeiten anrücken darf. War mir aber egal, ich habe ja nicht geklaut.
Ich wollte diesen Blogeintrag spontan mit den Worten "
eine gute Stammkundin" beginnen. Doch irgendwie hat sich das "gut" seit der Aktion von eben erledigt. Vielleicht "regelmäßig", aber bei dem Gedanken bekomme ich Bauchschmerzen. Wer weiß, was während der vielen regelmäßige Besuche schon alles passiert ist.
Die Frau nahm sich eine leere Getränkekiste aus dem Laden, also nur den Rahmen ohne Flaschen. Diese steckte sie in den Leergutautomaten, der allerdings gemäß seiner Programmierung die Annahme verweigerte. Also ließ die Kundin die Kiste in einer Ecke stehen und ging weiter.
Hm... Wollte sie etwa tatsächlich auf diese Weise 1,50€ ergaunern? Warum sollte man sonst etwas in den Leergutautomaten stecken. Ich versuchte mal, etwas herauszufinden und sprach sie an:
Was war denn mit der leeren Kiste eben?
Die wollte der Automat nicht annehmen. Der nimmt ja keine Kisten, wenn da keine Flaschen drin sind."
Hatten Sie die denn mitgebracht?"
Ja, genau."
Das sah auf der Videoaufzeichnung aber anders aus. Die haben Sie hier ganz eindeutig aus dem Laden genommen.
Ich geb's zu. Die war nicht von mir. Das war auch das erste Mal und ich verspreche, das nicht wieder zu machen.
Sowieso nicht, ich habe sie nämlich gebeten, meinen Laden zu verlassen und sich hier nicht noch einmal blicken zu lassen.
Hausverbote sind übrigens keine "ungerechtfertigte Strafe". Das Vertrauen zu den Leuten ist ganz klar gestört und ich habe einfach keine Lust, bei jedem Besuch hinterhergucken zu müssen, ob nicht wirklich doch noch etwas passiert. Wer betrügt, lügt nämlich auch – und wieviel die Aussage "Ich mache das bestimmt nicht wieder" wert ist, haben wir in der Vergangenheit ja nun schon oft genug erlebt...
Diese Geschichte, die ich gerade bei
Rechtsanwätin Alexandra Braun gelesen habe erinnerte mich spontan an ein Erlebnis, das hier bei mir im Laden in der Zeit vor diesem Blog passiert und irgendwie noch viel dümmer ist...
Ein Pärchen war im Laden, beiden waren mehr oder weniger angetrunken und sahen irgendwie reichlich "kaputt aus. Während ihres Aufenthalts hier im Laden öffneten sie auch ein Konservenglas, aßen einige der Früchte und stellten das Glas wieder zurück. An der Kasse forderte ich sie auf, das Glas zu bezahlen.
Die Frau blieb die ganze Zeit im Hintergrund, und so fanden sämtliche Wortwechsel nur mit dem Mann statt. Genau weiß ich es nicht mehr, aber er weigerte sich beharrlich, das geöffnete Glas zu bezahlen. Auch meine Androhung, die Polizei zu holen, quittierte er mit einem Lachen: "
Ja, mach doch. Mir doch egal..."
Ich tat's wirklich und friedlich warteten wir alle zusammen darauf, dass die Polizei hier eintraf. Die Polizisten waren damals sehr überrascht, den Mann hier zu sehen. Er war nämlich aus der JVA hier in Bremen geflohen. Nachdem ihm der Ernst der Lage bewusst geworden war (späte Erkenntnis...), versuchte er zu flüchten. Doch ohne jeglichen Erfolg. Keine zehn Sekunden später lag er breitbeinig über der Motorhaube eines Polizeiwagens, die Hände auf dem Rücken fixiert.
Tzja – also ich finde, dass das
noch dümmer als Schwarzfahren ist, wenn man per Haftbefehl gesucht wird.
Ein Typ, etwa Mitte zwanzig und mit wenig vertrauenerweckender Erscheinung erschien an der Lagertür und ging zwei Schritte hinein. Ich beobachtete zufällig die Szene auf dem Überwachungsmonitor und wartete gespannt ab.
Nachdem er sich schnell umgesehen hatte, ging er einfach bis nach hinten hin und sah sich dabei ausgiebig um. Er war gerade nur fünf Meter gekommen, als ich ihn von hinten ansprach. Dazu sollte erstmal ein fragendes "
Äh, hallo?!?" reichen.
Schnell kam er wieder zurück und erzählte mir, dass er "die Mappe für seinen Neffen" hier abholen soll. Der wollte hier ein Praktikum machen.
"Hier hat keiner ein Praktikum gemacht."
"Doch, klar, Mann. Fragen sie den Chef hier."
"Und warum rennen Sie hier einfach ins Lager?"
"Die Mappe von meinem Neffen, wo ist die? Er braucht die wieder, sonst bekommt er in der Schule eine Sechs."
"Wir haben keine Mappe."
"Sie müssen hier mal den Chef fragen, der wird Ihnen das bestätigen."
"Ich bestätige Ihnen erstmal, dass hier immer noch der Zutritt für betriebsfremde Personen verboten ist."
"Da steht kein Schild, dass man hier nicht reingehen darf."
"Ich denke, da muss kein Schild stehen. Etwas gesunder Menschenverstand sollte ausreichen, um einen davon abzuhalten, fremde Räume zu betreten. Außerdem traue ich Ihnen nicht und möchte, dass sie jetzt nicht nur mein Lager, sondern den ganzen Laden verlassen."
Ich geleitete den Typen noch bis zum Ausgang, nicht ohne mich auf halber Strecke noch von ihm provokativ mit dem Ellbogen gegen die Kasse schubsen lassen zu müssen.
Ohmann...
Ein Heranwachsender stand vor dem Regal mit den Körperpflegeprodukten und sprühte sich mit einem Deo ein. Er steckte die Dose dabei unter seinen Pulli, sprühte rechts und links ausgiebig unter seine Arme, danach noch auf den Pulli vorne und hinten. Anschließend stellte er die Dose wieder irgendwo hin.
Wir haben ihn daraufhin angesprochen und aufgefordert, die Dose zu bezahlen. Die Reaktion war gewohnt freundlich: "Eh, was soll so'n das? Schpinnst du? Isch klatsch disch, du Scheißer, pass nur auf!"
Schönes Wochenende.
Dass
ich beklaut werde, ist hier ja nun alltäglich.
Nun hat es einen Mitarbeiter erwischt: Er wurde, nachdem er den Laden in Zivilbekleidung betreten hatte, aber dennoch von einem Kunden erkannt wurde, von diesem angesprochen. Es ging um einen bestimmten Artikel, den der Kunde suchte. Im Rahmen der Suche ließ mein Mitarbeiter seine relativ teuren Lederhandschuhe auf einer der Kühltruhen, an der er sich mit dem Mann unterhalten hatte, liegen.
Mehrere Minuten später erinnerte er sich wieder an die Handschuhe, konnte sie jedoch nirgends finden. Kurzerhand sahen wir auf der Videoaufzeichnung nach, ob wir darauf einen Hinweis über den Verbleib entdecken konnten.
Dort gab es nicht nur einen Hinweis, sondern konkrete Informationen: Der Kunde hat sich die Handschuhe kurzerhand eingesteckt und mitgenommen.
Ich gebe zu, dass ich diesen allgemeinen (und gefühlt immer schlimmer werdenden) Mangel an Respekt vor fremdem Eigentum immer frustrierender finde.
"Hey, guck dir mal den einen Typen mit dem Gipsarm da vor dem Kaffeeregal an. Der hat mich, als ich ihm eben zufällig über den Weg gelaufen bin, ganz hektisch gefragt, wo er denn sein Leergut abgeben könne. Aber er ist dann gar nicht zum Leergutautomaten, sondern wieder zurück zum Kaffee gegangen."
So durch meinen Mitarbeiter aufgeklärt begab ich mich natürlich sofort an die Videoanlage. Der junge Mann hatte seinen linken Arm zu einem großen Teil in Gips verhüllt und schien ihn nicht annähernd bewegen und benutzen zu können. Es sah zwar unbeholfen aus und dauerte eine Weile, aber er schaffte es dennoch, seinen Rucksack mit etlichen Kaffeepaketen zu füllen.
Mit einer Kollegin wartete ich inzwischen vor der Ladentür. Nach einiger Zeit hörte ich den Alarm der Warensicherungsanlage, den der Kaffee im Rucksack des Diebes auslöste. Mein Kassierer sprang sofort auf und ging hinter dem Mann her, den auf diese Weise am Ausgang ein dreiköpfiges Empfangskomitee erwartete. Ohne jeglichen Protest folgte er uns in den Laden und sieht nun einer (vermutlich wie immer folgenlosen) Anzeige entgegen.
Ich sah zufällig auf dem Monitor der Videoüberwachungsanlage, wie ein Mann den Laden durch den Eingang verließ, nachdem eine Zeitlang in der Nähe des Eingangs stand und immer wieder zur Tür schielte.
Irgendwie kam mir die Situation merkwürdig vor und ich spulte die Aufzeichnung zurück. Und tatsächlich: Nur knapp zwei Minuten zuvor hatte er sich eine Flasche hochwertigen Korn in den Rucksack gesteckt.
Sofort sprintete ich mit einem meiner Mitarbeiter los. Auf dem Gehweg in unmittelbarer Nähe des Ladens stellten wir den Dieb und komplimentierten ihn hier ins Lager.
Dort stellte sich dann auch heraus, warum die Augenblicke zuvor die Warensicherungsanlage am Eingang keinen Alarm ausgelöst hat. Der angetrunkene Mann hatte den "Zippel", das Warensicherungsetikett mit Edelstahlsband, mit brachialer Gewalt mit seinem kleinen Taschenmesser durchtrennt. Das geht nicht einfach, ehrlich nicht. Der Typ muss einen unglaublichen Willen gehabt haben, die Flasche zu entwenden.
Trotzdem ärgerlich: Während wir auf die Polizei warteten, hat der Ladendieb plötzlich einfach die Flasche genommen, geöffnet und einige Schlucke daraus getrunken. Nun war's doch ein Totalverlust.
Memo: Beim nächsten Ladendieb ungeöffnete Flaschen unbedingt in sichere Entfernung stellen.