Anruf einer älteren Frau: "Guten Tag, ich habe da mal eine etwas ungewöhnliche Frage: Ich habe hier eine Flasche Wein von 1993, ist die noch gut, kann ich die noch verschenken?"
Die Frage kann man ohne hellseherische Fähigkeiten kaum aus der Ferne beantworten. Immerhin hatte sie die Flasche liegend gelagert, also ist die Möglichkeit, dass der Korken austrocknet und die Flasche Luft zieht (was bewirkt, dass der Wein "umkippt") schonmal nicht gegeben.
Die Weine, die man regulär im Supermarkt bekommt, sind normalerweise nicht für lange Lagerzeiten gedacht. Daher konnte ich der Dame nur den Tipp geben, die Flasche zu öffenen und zu probieren. Eine andere Chance, den Inhalt zu bewerten, hat sie im Grunde nicht. Daher wäre es für sie in diesem Fall sicherer, eine neu gekaufte Flasche zu verschenken.
Eine Kundin rief verzweifelt ins Lager. Ich hörte ihre Rufe, lief hin und erfuhr, dass eine ihrer Flaschen im Annahmeschacht des Leergutautomaten liegengeblieben sei und nun das ganze Gerät blockieren würde.
Ich ging hin, guckte und sagte der Kundin, dass sie die Flasche einfach wieder hätte herausnehmen können. "So.", sagte und zeigte ich, während ich in die Maschine griff.
Die Kundin schrie auf: "Ich fass' da nicht rein!!! Am Ende ist meine Hand noch ab!"
Heute Morgen haben sich zwei Flaschensammler um einen Müllsack voller leerer Bierdosen gestritten. Einer behauptete, der andere hätte sie ihm gestohlen. Da sie sich darüber nun gar nicht einig werden konnten, blieb es nicht nur bei einer verbalen Auseinandersetzung, sondern hatte mitunter schon Ähnlichkeiten mit Freistilringen vor dem Leergutautomaten. Schließlich ging mein Mitarbeiter dazwischen und versuchte, den Streit zu schlichten. Da bei beiden sich dennoch nicht einig werden konnten, rief mein Angestellter die Polizei.
Es ging einige Minuten hin und her, aber einigen konnte man sich offenbar nicht. Schließlich hat einer der Polizisten den Sack schlichtweg im Lager ausgekippt, den Inhalt mit einer geschmeidigen Handbewegung in zwei Hälften geteilt. Jedem der beiden Streithähne seinen Teil und gut.
Ein kleines Mädchen sprach einen meiner Mitarbeiter an: "Ich suche kleingehackten Schweineschwanz." Man konnte das Fragezeichen über dem Kopf meines Angestellten deutlich erkennen. Er kennt das Sortiment hier im Laden sehr gut und war sich zumindest neunundneunzigprozentig sicher, dass wir hier das Gesuchte nicht führen und wir damit in der weiten Welt des Lebensmitteleinzelhandels wahrscheinlich sogar nichtmal eine Sonderstellung einnehmen.
"Kleingehackten Schweineschwanz? Bist du dir da ganz sicher?", erkundigte er sich bei der jungen Kundin. "Ja.", sagte sie. "Das hat meine Freundin hier gestern auch schon gekauft." Die Verwirrung war groß, aber da wir das ja am Vortag offenbar auch schon verkauft hatten, versuchte er sich, dem gewünschten Produkt durch gezielte Fragen zu nähern.
Ein Kunde sprach mich an und wollte wissen, ob wir für einen arbeitslosen Bekannten von ihm noch einen Job hätten. Dabei sagte er: "Sie brauchen doch bestimmt noch mehr Personal, wenn Sie jetzt 24 Stunden geöffnet haben."
Anruf einer alten Frau, die sich von uns mit Ware beliefern lässt.
SPAR-Markt Harste, guten Tag.
Hier ist Frau Noergler. Ich warte auf meine Ware. Ihr Bote wollte um 15 Uhr hier sein.
Er wird sicherlich gleich kommen. Er ist ein sehr gewissenhafter Mitarbeiter, der Sie sicherlich nicht mutwillig warten lässt.
Genau. Warten lässt er mich. Ich sitze hier und warte seit 15 Uhr auf meine Ware!
Naja, es ist ja auch gerade 15 Uhr durch. Ich denke, er wird jeden Moment bei Ihnen sein.
[Ohoh, böser Fehler. Ich habe "gerade 15 Uhr durch" gesagt, ohne mir der Uhrzeit nicht wirklich bewusst zu sein. Ich hatte gefühlt "kurz vorher" auf die Uhr gesehen und da war es ziemlich genau 15 Uhr.]
Bei Ihnen ist es also gerade 15 Uhr durch? Bei mir ist es viertel nach. Eine Viertelstunde warte ich schon.
Während ich gerade Luft holte, um meinen Fauxpas zu erklären und zu entschuldigen:
Zwei Polizisten betraten eben den Laden und wollten einen Ball kaufen. Leider konnte ich nicht mit dem gewünschten Objekt dienen und verwies unter Vorbehalt auf diverse Tankstellen in Flughafennähe.
Aus dem Gespräch ergab sich, dass sie den Ball dringend für spontane Sportübungen benötigen würden. "Morgens um drei?!?", fragte ich. Die beiden grinsten nur: "Ja, hat sich spontan ergeben."
Auch wir verkaufen hier Getränke unserer Eigenmarke in Discounter-Aufmachung: 1,5l-PET-Flaschen, jeweils zu Sechserträgern in Folie eingeschweißt. Mineralwasser, Apfelschorle, Cola, Bitter Lemon. Das Standardsortiment eben.
Was mich bei diesen Artikeln schon seit jeher stört, ist die Tatsache, dass man sie einfach nicht vernünftig platzieren kann. Naja, es sei denn, man hat den Platz, den Aufbau gleich wie beim Harddiscount zu gestalten und die Ware palettenweise im Markt unterzubringen. So stehen die Sechserträger bei uns in der untersten Ebene des Getränkeregals und ständig liegen die blöden Folien dazwischen oder sogar auf dem Fußboden. Man kann nicht hinter jedem Kunden herräumen und manche Leute werfen die Verpackungen einfach nur achtlos ins Regal oder eben sogar auf den Boden.
Gerade eben hat ein Kunde die Folie, aus der er Sekunden zuvor die Flaschen gepult hat, genommen und zum rund zehn Meter entfernten Müllsack beim Leergutautomaten gebracht.
Ein Mann bezahlte eine Handy-Guthabenkarte. Nachdem der Bezahlvorgang abgeschlossen und der Kassenbon überreicht war, rief mich mein Mitarbeiter von der Kasse aus und bat darum, dass ich ihm eine Karte nach vorne bringe. Das tat ich.
10 Minuten später klingelte wieder das interne Telefon. "Der Kunde weg.", sagte mein Kassierer. "Und zwar ohne die Karte. Ich dachte erst, der wäre vielleicht nochmal kurz in den Laden gegangen, aber ich sehe den nirgends und die Karte hat er hier auch noch nicht abgeholt."
Er sollte sie erstmal sicher aufbewahren, denn ich konnte mir vorstellen, dass der Kunde noch merken wird, dass er zwar 15 Euro bezahlt hat, aber immer noch nicht telefonieren konnte.
Eine knappe halbe Stunde später kam er tatsächlich zurück. Aber nicht, um ausdrücklich die Karte abzuholen, sondern um die auf dem Bon aufgedruckte Nummer zu reklamieren. Das mit der Aufladung würde nicht funktionieren, er bekäme ständig die Ansage, dass die Aufladenummer ungültig sei.
Nun – er hat die ganze Zeit versucht, mit der auf meinen Kassenbons stehenden Umsatzsteuer-Identifikationsnummer sein Handy zu "füttern". Geht natürlich nicht.
Kollegin: "Einen Moment, bitte. Ich bin sofort bei Ihnen."
Kundin: "Ich habe keine Zeit. Ich habe es eilig."
Kollegin: "Was kann ich denn nun für Sie tun?"
Kundin: "Ich brauche Kaffee aus der Vitrine. Ich habe da jetzt schon zehn Minuten vorgestanden und da kam niemand."
Kollegin: "Hatten Sie denn jemandem, also einem meiner Kollegen, Bescheid gesagt, dass sie gerne Kaffe haben möchten?"
Kundin: "Natürlich nicht. Bei gutem Kundenservice erwarte ich, dass jemand kommt, wenn ich vor dem Regal stehe. Und ich habe da jetzt zehn Minuten gestanden und dabei habe ich es sehr eilig!"
Was glauben die Leute eigentlich? Natürlich helfen wir hier, wenn wir sehen, dass jemand hilflos vor einem Regal steht oder sich offensichtlich suchend durch den Laden bewegt. Aber wir durchkämmen doch nicht systematisch alle Gänge nach Leuten, die da herumstehen und darauf warten, dass sie jemand anspricht...