Nicht schlecht gestaunt habe ich, als vor knapp zwei Stunden doch tatsächlich noch einer der Trautwein-Techniker hier aufgeschlagen ist, um den Unicycle wieder 100%ig lauffähig zu machen.
Ich glaube es kaum, aber ich freue mich sehr.
Der gute Mann hat übrigens die komplette Einheit, die die Flaschen in den Automaten transportiert ausgewechselt. Hier ein Blick in das Gerät ohne besagte Einheit.
Kleine Erleichterung: Der Leergutautomat ist nur "halb kaputt". Die Annahme von Einweggebinden funktioniert nicht mehr. Mehrwegflaschen und Kisten kann er nach wie vor erkennen...
Aber morgen früh kommt ja schon ein Techniker, der sich darum kümmert.
Auf (ich muss zugeben: inzwischen sogar schon mehrfache) Anfrage eines Bloglesers hin habe ich gerade eben den ersten Artikel in den Onlineshop eingestellt der als "ganz gewöhnliches Lebensmittel" durchgeht: Birkel "Birkel's No.1 Graupennudeln" dürften bislang das profanste Produkt im Shopbloggershop sein: Nicht importiert, kein Bio, keine Handarbeit und kein Fairer Handel. Aber was tut man nicht alles, um seine (potentiellen) Kunden glücklich zu machen.
Heute Morgen habe ich mich noch über die 100.000 auf dem Zähler im Leergutautomaten gefreut. Und nun am Freitag Nachmittag, pünktlich zum Wochenende und damit im schlimmsten Fall ohne einen Techniker bekommen zu können, fällt der Automat im Grunde gänzlich aus. Der Flascheneinzug tut nicht mehr so, wie er soll.
Im Markt in Findorff nehmen wir zwangsläufig auch Einweg-Leergut an, allerdings deutlich weniger als hier in der Gastfeldstraße. Um die Verluste durch die Zählzentren zu vermeiden, stecke ich die Flaschen und Dosen hin und wieder in meinen Automaten, der sie entwertet und direkt für eine Gutschrift sorgt.
Eben stand ich wieder einmal mit einem vollen Sack voller Einweggebinde vor der Maschine und ging der monotonen Aufgabe nach, als eine Kundin mit Leergut daherkam. Kunden gehen vor und so unterbrach ich die Arbeit und gab den Automaten frei.
Noch während ich die letzte Flaschen dort hineinsteckte, inspizierte die Kundin den neben dem Automaten stehenden Mülleimer, allerdings erfolglos. Es befanden sich keine weggeworfenen Pfandflaschen darin.
Als sie ihr eigenes Leergut im Automaten versenkt hatte, entdeckte sie ein paar Flaschen, die ich auf die Fensterbank gestellt hatte. Sie griff sie alle, bemerkte aber, dass ich sie dabei beobachtet hatte und fragte mich, was damit wäre. Nachdem ich ihr dabei half, festzustellen, dass das nicht ihre sind, stellte sie die Flaschen wieder zurück.
Eine weitere Kundin hatte zwischenzeitlich ebenfalls ihr Leergut am Automaten abgegeben und ich wollte mich gerade wieder dem Zeugs aus Findorff widmen, als mich die erste Kundin wieder ansprach: "Schenken Sir mir davon welche?" Ich verneinte und die Frau guckte mir vollkommen fasziniert zu.
"Verkaufen Sie mir welche von den Flaschen?"
[WTF?!?]
Noch ehe ich protestieren oder ihr den Unsinn einer solchen Aktion begreiflich machen konnte, hielt sie mir 1,34€ vor die Nase. "Stimmt so", sagte sie und ich ließ sie sich fünf Flaschen aus dem Sack heraussuchen.
Nachdem die Frau die fünf Behältnisse in den Automaten gesteckt hatte und ihren Pfandbon in der Hand hielt, strahlte sie und ging zur Kasse, um ihn gegen 1,25€ in Bargeld einzulösen.
Anruf einer Firma "xyz-Marketinggesellschaft", die eine Umfrage machen würde und wissen möchte, ob ich privat oder gesetzlich krankenversichert bin.
""Keine Angst", lachte sie. "Ich will Ihnen nichts verkaufen!"
Ich antwortete ehrlich, dass ich privat versichert sei und, wer hätte das gedacht, es folgte die beinahe schon obligatorische Frage, ob ich Geld sparen möchte und ob man mir denn mal ein Vergleichsangebot schicken dürfe.
"Ich will Ihnen nichts verkaufen!", hatte sie gesagt.
Ich beendete das Gespräch freundlich aber knapp, da hier gerade die Arbeit drängte. Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich mir den Spaß gegönnt, der Frau klarzumachen, dass sie mich angelogen hat und ich wohl kaum ruhigen Gewissens bei einer unehrlichen Krankenkasse versichert sein könnte.
Manchen Leuten kann man's auch nicht Recht machen. Ist die Heizung an, wird sie ausgeschaltet, weil man ja "keine Luft" bekäme. (Dabei finde ich die Heizung hier im Laden eher zu klein dimensioniert.) Ist die Heizung aus, passt sich der Laden allerdings recht schnell der Außentemperatur an. Also vertreiben sich die die Mitarbeiter hier die Zeit damit, abwechselnd zu frieren und zu ersticken.
Gut nur, dass in meinen Büros niemand die Heizung ausschalten kann.
Als ich gestern Abend nach Hause gegangen bin, stand der Zähler vom Leergutautomaten auf 99943. Der Stand war es nicht wert, fotografiert zu werden. Auf die fehlenden 57 Flaschen wollte ich allerdings auch nicht warten und so ging ich nach Hause und hoffte, dass es heute Nacht nicht allzu viele werden würden.
Offensichtlich war in der vergangenen Nacht sogar eine ganze Menge am Leergutautomaten los, denn heute Morgen stand der Zähler auf 100400. Einhundertausend Flaschen und Dosen in exakt acht Wochen. Das sind 12500 pro Woche oder mehr als 2000 Flaschen und Dosen pro Tag. Ich denke, spätestens an dieser Stelle wird jeder verstehen, dass ich die Maschine haben wollte. Wir sind mit der händischen Flaschenannahme einfach nicht mehr dagegen angekommen...
Weil wir uns dem Weihnachtsfest nähern, habe ich mir vorhin ein kleines Gewinnspiel ausgedacht: Ich verlose 33 Tafeln Zotter-Schokolade. Und zwar am Stück und nicht in ersten, zweiten und dritten Preis gestaffelt.
Die Preisfrage lautet:
Woher kommt diese Flasche, wie alt ist sie etwa und was wurde dort für wen abgefüllt?
Die 10. (richtige) eingegangene Antwort gewinnt. Sollten bis Mittwoch nächster Woche nicht zehn richtige Antworten zusammengekommen sein, nehme ich die letzte gültige. Nachtrag: Den Gewinner werde ich auslosen. Langsam bezweifle ich, dass ich überhaupt zehn zusammenbekomme. Eine richtige Antwort gibt es allerdings schon.
Sollte überhaupt niemand darauf kommen, werde ich mir irgendetwas neues einfallen lassen müssen. Frohes Raten und Recherchieren wünsche ich.
Shane ist etwa geschätzte Mitte vierzig und vermutlich seit Juli Kunde von mir. Den genauen Zeitpunkt, an dem er hier auftauchte, weiß ich nicht mehr, es könnte also durchaus sein, dass er hier schon länger ein und aus geht. Zum ersten Mal angesprochen hatte er mich jedenfalls kurz nachdem wir mit der 24-Stunden-Öffnung begonnen haben.
An den Abend meiner ersten Begegnung mit Shane erinnere ich mich noch ganz gut: Er hatte verschiedene Sorten Leergut, unter anderem eine leere Bierkiste einer mir nicht bekannten Marke. "Die kann ich leider nicht annehmen", sagte ich ihm, woraufhin er mir erklärte, dass das "seine Kiste" sei, in denen er "seine eigene Biermarke" vertreiben würde. Seinen Namen wusste ich damals noch nicht, aber er duzte mich gleich und stellte sich folgendermaßen vor: Er plant, demnächst mit seinem "Partner" hier in Bremen einen Getränkegroßhandel zu eröffnen und könne mich dann mit allen möglichen Mehrweg-Getränken beliefern. Das Gespräch war nicht sonderlich lang und da ich nicht davon ausging, dass mir Shane und sein Partner bessere Preise machen könnten, als unser deutschlandweit arbeitender Großhändler, bei dem ich zudem noch die ausgehandelten Großhandels-Konditionen bekomme, beachtete ich das Gespräch gar nicht weiter.
In den folgenden Nächten kam er oft hierher und suchte den Kontakt zu meinen Nachtschicht-Mitarbeitern. Erst unterhielt er sich nur mit ihnen, in dem er irgendwelche Gespräche aufzwang, später hielt er sie regelrecht von der Arbeit ab. Unter anderem auch damit, dass er ungefragt mithalf, z.B., in dem er leere Getränkekisten zusammenstapelte und ins Lager brachte. Das klingt zwar im ersten Moment nach Hilfe, letztendlich stand er oft im Weg. Das ging sogar so weit, dass mich meine Mitarbeiter um Rat fragten und um Erlaubnis baten, Shane ungestraft vor die Tür setzten zu dürfen, wenn er weiterhin dermaßen lästig sein würde. Ich erlaubte es, denn er ist mir bis dahin schon selber mehrmals unangenehm aufgefallen und daher wusste ich, wie aufdringlich er sein konnte.
Besonders übel wurde es, als er sich gegenüber meiner Mannschaft als schwul outete und (mindestens) einen meiner Angestellten doch recht -ähm- eindeutig anmachte. Er bekam allerdings eine deutliche Abfuhr und versuchte derartiges seit dem wohl auch nicht wieder.
Nach diesem Vorfall knöpfte ich mir den selbsternannten Getränkelieferanten in spe einmal persönlich vor und nannte ihm einige Regeln, an die er sich zu halten habe, wenn er hier noch weiter als Kunde ein- und ausgehen möchte. Im Wesentlichen waren das nur die Anweisungen, Mitarbeiter nicht von der Arbeit abzuhalten und ihnen gegenüber keine ein-, zwei- oder mehrdeutigen Sprüche zu klopfen.
Seit dem sind inzwischen mehrere Monate vergangen. Daran, dass Shane einen "Getränkegroßhandel" eröffnet, glaube ich schon lange nicht mehr. Er kommt fast täglich und füttert den Leergutautomaten mit allen Merkwürdigkeiten, die er offenbar irgendwo gefunden hat. Schmuddelige Klamotten und mit Alkoholfahne ist das Erscheinungsbild, an das wir uns bei ihm inzwischen gewöhnt haben. Und mehr als einmal wurde er von meinen Mitarbeitern in benachbarten Hauseingängen sitzen und billiges Bier trinken gesehen.
Die Frage, ob er uns von Anfang an Unsinn erzählt hat, oder ob Shane aufgrund widriger Umstände im vergangenen halben Jahr so völlig abgesackt ist, wird mir vermutlich niemals jemand beantworten...
Eben habe ich den angeforderten Swopper zum Probe"besitzen" bekommen. Vierzehn Tage kann ich nun im Büro darauf ausgiebig sitzen, federn und schaukeln. Mein erster Eindruck nach wenigen Minuten: Wir werden Freunde.