Ein Kunde wollte diese leere Red-Bull-Dose bei uns als Leergut abgeben. Hätte ich sie annehmen müssen oder nicht?
Was zum Geier soll "Can Back" sein? Die Antwort findet sich schnell: Auf www.canback.de finden sich alle Informationen über das von der Übermorgen Getränke-Trendprodukte-Vertriebsges.m.b.H. selbsternannte Pfandsystem.
Laut Information der dpg ist der auf den Aufkleber aufgedruckte Strichcode allerdings nicht bei der dpg registriert. Dies bedeutet, dass ein Händler, der die Dose gutgläubig annimmt und zu einer zentralen Clearingstelle (wie z.B. in meinem Fall Interseroh) schickt, das ausgezahlte Pfandgeld nicht erstattet bekommt. Aber wer weiss schon, dass er die Dose an die Übermorgen GmbH schicken muß? Und wer erstattet die Transportkosten? Wenn ein gutgläubiger Einzelhändler oder ein unwissender Mitarbeiter diese Dose annimmt und mit in den Behälter für die regulären Einweggebinde wirft, ist ein Verlust entstanden, da keine Gutschrift erfolgen wird.
Bei "Can Back" handelt es sich dennoch nicht um eine sogenannte Insellösung. Der Kunde kauft die Dose und muß sie laut Gesetz überall wieder abgeben können. Von den Abläufen im Hintergrund ("Clearing") bekommt der Kunde nichts mit und darum ist "Can Back" auch eben keine illegale Insellösung. Das Problem und die Kosten der Gutschriften stellen sich dann zwar den Händlern, aber die wurden bislang in der gesamten Thematik rund ums Einwegpfand ja sowieso noch nie gefragt.
Uns wurden immer nur Arbeit und Kosten aufgezwungen, vor denen sich Regierung und Getränkehersteller gedrückt haben.
Liebe Kunden, nicht jede leere Flasche müssen wir hier annehmen und Pfand dafür auszahlen, Es ist dabei auch völlig egal, ob ihr sie zufällig beim Penny an der Ecke gekauft habt. Fruchtsaft bleibt Fruchtsaft und rummaulen und ein langes Gesicht machen hilft dabei auch nichts.
Die Pfandpflicht gilt nämlich noch nicht für alle Getränke.
Zwei junge Mädchen gaben als Leergut zwei kleine (0,5 Liter) Coca-Cola PET-Mehrwegflaschen ab. Ich nahm die Flaschen entgegen, stellte sie in eine passende Kiste, druckte den Pfandbon über 30 Cent und überreichte ihn den beiden.
Knapp zwei Minuten später beklagten die beiden sich darüber, dass ich ihnen zu wenig Pfandgeld gegeben haben soll. Ihnen wüden insgesamt 50 Cent zustehen und "25 Cent Pfand" stünde sogar auf den einzelnen Flaschen drauf.
Ich erklärte den beiden, dass es sich dabei um normale Pfandflaschen handelt und diese schon immer nur 15 Cent Pfand hatten. Selbst nachdem ich den Mädchen nochmal alle Flaschen aus der Kiste gezeigt hatte, sahen sich mich noch mit diesem bösen, kritschen "Der bescheißt uns."-Blick an...
Eine Kundin wollte als Leergut eine Colaflasche abgeben. Die Flasche hatte keine aufgedruckten Pfandsymbole und stammte definitiv aus der Zeit vor dem Einwegpfand. Zur Kundin sagte ich:
Die Flasche ist noch ohne Pfand, ich kann sie aber gerne für Sie entsorgen.
Och, ich weiss das gar nicht. Meine Kinder haben die in den letzten Tagen getrunken. Die Flasche stand noch bei uns im Keller.
Eine Kundin kam mit zwei prall mit Flaschen gefüllten Leinenbeuteln in der Hand zur Leergutannahme. In einem der Beutel steckte eine Plastiktüte, in der nur kleine Bierflaschen lagen. Teilweise noch deutlich mit Bierresten gefüllt, die natürlich teilweise ausgelaufen waren und unten in der Tüte als undefinierbare Mischung schwappten. Ein herrliches Gefühl, dort hineinzufassen und sich überraschen zu lassen, was man alles findet. Ich ließ mir nichts anmerken und gab ihr den Beutel wortlos zurück.
Während ich den zweiten Teil der Sammlung wegsortierte, knautschte die Kundin bereits den ersten Beutel mitsamt der inliegenden Tüte zusammen. Das deutlich vernehmbare und angewiedert klingende "Ääääähhhhhh!" nahm ich dankbar zur Kenntnis.
Ich hätte nie gedacht, dass ich dies mal sagen würde - aber ich wäre mittlerweile sehr glücklich, wenn es nur noch Einwegpfand gäbe, das man bequem in Säcken sammeln kann.
Ich verfluche die Getränkeindustrie immer mehr. Ständig kommen irgendwelche "Innovationen" auf den Markt. Natürlich jeweils mit einem eigenen Kistenformat (idealerweise in keiner Weise sowohl vom Wert als auch von der Größe her zu den normalen Kisten passend) und oft genug mit neuen Flaschen. Es wird nicht in Rahmen investiert - nein, die tausendste Sorte künstlich aromatisiertes Bier muß auf den Markt geschüttet werden.
Es gibt mitunter monatelang keine leeren Bierkisten, die Kunden bringen natürlich munter ihr Leergut hierher. Zu Spitzenzeiten (Sommer 2004) hatte ich hier über 6000 (sechstausend!!!) 0,5-Liter-Bierflaschen im Lager in Gemüsekisten stehen. Ständig mangelt es auch an anderer Stelle an Leergut. Leerkisten bestelle ich teilweise in dreistelligen Mengen - geliefert bekomme ich oftmals wochenlang keine.
Warum muß ein einzelner Safthersteller sechs verschiedene Kistentypen für seine Produte verwenden? Füllt das alles in Plastikflaschen ab, pappt ein Pfandlogo drauf und lasst die Händler alles in Säcken sammeln. Bequem, schnell und platzsparend. Gleiches wünsche ich mir für sämtliche Limonaden, Mineralwasser und natürlich Bier.
Ich war mal sehr stolz darauf, dass wir hier im Markt überdurchschnittlich viele Getränke in Mehrwegflaschen angeboten haben. Ich gebe zu: Diese Zeiten sind vorbei.
Eine Kundin hatte eine Tüte mit Leergut dabei. Die Sammlung bestand zum Teil aus "unseren" Flaschen. Den Rest konnte ich als Flaschen von PENNY-Produkten identifizieren. Natürlich bot ich der Kundin freiwillig an, ihr alles abzunehmen, aber sie wollte die Behältnisse nicht rausrücken. Auch nach erneuter Erklärung schüttelte sie den Kopf, hielt die Flaschen fest und bestand darauf, sie zum Discounter an der Ecke zu bringen.
Gründe dafür könnte es viele geben. Manche Kunden kaufen ja z.B. immer wieder die gleichen Getränke, so dass sie exakt das Leergut wiederbekommen, was sie auch zum Laden zurückgebracht haben. Dadurch können sie den genauen Betrag ermitteln, den sie reell für die neu zu erwerbenden Getränke bezahlen müssen.
Der Tag hat sich noch vor seinem offiziellen Beginn erledigt, wenn um 6:55 Uhr der stadtteilbekannte Flaschensammler an der Leergutannahme klingelt und einem zwei große blaue Müllsäcke mit insgesamt 175 Einweg-Dosen und -PET-Flaschen vor die Füße stellt.
Und wir haben jetzt noch rund 12,5 Stunden vor uns...