Jäger, Sammler, Lebensmittelabfälle
Der YouTube-Kanal "Jäger & Sammler" wird produziert von funk, was wiederum ein Gemeinschaftsangebot der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) und des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) ist.
Dort bin ich eben über das Video "Verschwendung - Lebensmittel für die Tonne" gestolpert, zu dem ich hier kurz etwas sagen möchte.
Liebe Macher von "Jäger und Sammler" – erzählt doch nicht so einen Quark.
Die meisten Lebensmittel kommen in Privathaushalten in die Tonne, nämlich 61 Prozent. Diese Zahl wurde im Video auch richtig angegeben. Und zwar in einem Atemzug mit der spöttischen Bemerkung, dass auch Suppenknochen und Bananenschalen mit eingerechnet würden, wodurch die Verbraucherinnen und Verbraucher ungerechtfertigt zum Sündenbock gemacht werden.
Guckt man sich die Studie beim BMEL einfach mal genauer an, merkt man, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher auch dann noch den Löwenanteil aller Lebensmittel wegwerfen, wenn man die "unvermeidbaren Abfälle", zu denen auch die genannten Knochen und Schalen gehören, herausrechnet.
Es fallen jährlich in Deutschland rund 11.000.000 Tonnen Lebensmittelabfälle an.
Davon fallen in der unbereinigten Studie auf
· Privathaushalte 61% (6.710.000 to)
· Industrie 17% (1.870.000 to)
· Großverbraucher 17% (1.870.000 to)
· Handel 5% (550.000 to)
Die nicht vermeidbaren Abfälle in Haushalten betragen 35% (S.122 in der Studie), das heißt, von den genannten 6,7 Millionen Tonnen aus Privathaushalten dürfen 2.348.500 Tonnen nicht zur Berechnung herangezogen werden. Das reduziert die gesamte (für einen Vergleich relevante) Abfallmenge auf 8.651.500 Tonnen. Die Mengen aus Industrie, Großverbraucher und Handel bleiben gleich, woraus sich folgende bereinigte Zahlen ergeben:
· Privathaushalte 50,4% (4.361.500 to)
· Industrie 21,6% (1.870.000 to)
· Großverbraucher 21,6% (1.870.000 to)
· Handel 6,4% (550.000 to)
Damit wird in Privathaushalten immer noch die größte Menge an Lebensmitteln weggeworfen und der Handel steht nach wie vor mit Abstand auf dem hintersten Platz.
Aber es ist natürlich wieder mal am einfachsten, die Supermärkte anzuprangen. Dort kann man die Warenbewegungen täglich live beobachten, dort wird containert und an die Tafeln gespendet, also muss dort die größte Lebensmittelverschwendung überhaupt stattfinden.
Ist schon klar.
(Korrigiert mich bitte, falls ich mich verrechnet haben sollte.)
Dort bin ich eben über das Video "Verschwendung - Lebensmittel für die Tonne" gestolpert, zu dem ich hier kurz etwas sagen möchte.
Liebe Macher von "Jäger und Sammler" – erzählt doch nicht so einen Quark.
Die meisten Lebensmittel kommen in Privathaushalten in die Tonne, nämlich 61 Prozent. Diese Zahl wurde im Video auch richtig angegeben. Und zwar in einem Atemzug mit der spöttischen Bemerkung, dass auch Suppenknochen und Bananenschalen mit eingerechnet würden, wodurch die Verbraucherinnen und Verbraucher ungerechtfertigt zum Sündenbock gemacht werden.
Guckt man sich die Studie beim BMEL einfach mal genauer an, merkt man, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher auch dann noch den Löwenanteil aller Lebensmittel wegwerfen, wenn man die "unvermeidbaren Abfälle", zu denen auch die genannten Knochen und Schalen gehören, herausrechnet.
Es fallen jährlich in Deutschland rund 11.000.000 Tonnen Lebensmittelabfälle an.
Davon fallen in der unbereinigten Studie auf
· Privathaushalte 61% (6.710.000 to)
· Industrie 17% (1.870.000 to)
· Großverbraucher 17% (1.870.000 to)
· Handel 5% (550.000 to)
Die nicht vermeidbaren Abfälle in Haushalten betragen 35% (S.122 in der Studie), das heißt, von den genannten 6,7 Millionen Tonnen aus Privathaushalten dürfen 2.348.500 Tonnen nicht zur Berechnung herangezogen werden. Das reduziert die gesamte (für einen Vergleich relevante) Abfallmenge auf 8.651.500 Tonnen. Die Mengen aus Industrie, Großverbraucher und Handel bleiben gleich, woraus sich folgende bereinigte Zahlen ergeben:
· Privathaushalte 50,4% (4.361.500 to)
· Industrie 21,6% (1.870.000 to)
· Großverbraucher 21,6% (1.870.000 to)
· Handel 6,4% (550.000 to)
Damit wird in Privathaushalten immer noch die größte Menge an Lebensmitteln weggeworfen und der Handel steht nach wie vor mit Abstand auf dem hintersten Platz.
Aber es ist natürlich wieder mal am einfachsten, die Supermärkte anzuprangen. Dort kann man die Warenbewegungen täglich live beobachten, dort wird containert und an die Tafeln gespendet, also muss dort die größte Lebensmittelverschwendung überhaupt stattfinden.
Ist schon klar.
(Korrigiert mich bitte, falls ich mich verrechnet haben sollte.)
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Kommentare
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Michl am :
AvN am :
Bei nicht.trivialen Statistiken ist es überhaupt kein Problem, das Ergebnis genau so darzustellen, wie man es möchte. Und dies ohne zu lügen oder Daten zu verfälschen, allein durch eine begründbare (!) Auswahl der Daten oder anderen Parameter.
Ohne die Studie gelesen zu haben, habe ich bei deiner letzten Rechnung eine Frage, ob ich das richtig verstanden habe:
Du rechnest die nicht vermeidbaren Abfälle (Schalen etc.) im Haushalt raus. Die Mengen in der Industrie/Großverbraucher/Handel bleiben jedoch gleich. Haben die keine unvermeidbaren Abfälle? Bananenschalen sollten doch auch dort anfallen?
Wenn man annimmt, dass der Anteil der unvermeidbaren Abfälle bei allen gleich ist, muss man nichts rausrechnen und der Handel steht bei 5% da. Wenn der Anteil sich unterscheidet, müsste man auch diese jeweils einrechnen und schon steht der Handel auch hier wieder besser da.
Wie auch immer: Es wird zuviel weggeschmissen, egal wo! Und nun rette ich die nicht verfaulte Hälfte des Apfels neben mir. Die ist nämlich noch lecker und gesund.
HACCP am :
Allerdings: Wenn ich sehe, dass in Läden, die eigentlich dem Harddiscount zugerechnet werden bzw. wurden, inzwischen stets mehr MHD-Ware in der Gammelkiste liegt, als man es vor 10-15 Jahren beim Vollsortimenter kannte, dann läuft doch wohl ganz klar was aus dem Ruder. Harddiscount - das war früher die Handelsform, in der sich alles so schnell drehte, dass es gar keine Zeit hatte, alt zu werden.
Asd am :
Wenn da nennenswert Ware weggeschmissen würde würde der Handel ja gar keinen Gewinn mehr machen.
ngo am :
Ich begegne heute immer noch sehr vielen Leuten im Kreise von Verwandten und Bekannten, die schmerzfrei dauernd Lebensmittel wegschmeissen. Da ist der zu viel gekaufte Aufschnitt vom Metzger ebenso dabei wie Reste gekochten Essens oder der Joghurt der übermorgen abläuft oder das Salz(!), dessen MHD überschritten wurde. Die meisten davon sind desinteressiert und/oder beratungsresistent. Man gibt sich nichtmals Mühe, die Käserinde sparsam abzuschneiden, da schneidet man fast fingerbreit. Es liegen noch zig Sachen im Tiefkühler? Egal, erstmal was Neues kaufen, weiß ja keiner mehr, was drin liegt und den Rest kann man ja später entsorgen.
Die Tafeln halte ich übrigens für ein zutiefst ungerechtes System, weil niemand Anspruch hat und nur derjenige zum Zuge kommt, der früh genug dabei ist. Wohnt jemand abseits der (auch kleineren) Ballungsräume, wo Tafeln angesiedelt sind, ist der Zugang zumindest schon stark erschwert, weil z.B. noch ÖPNV-Kosten dazu gerechnet werden müssen (vgl. auch Selbstdarstellung der Tafeln, denn NUR "16 Prozent der Tafeln unterstützen mobil eingeschränkte Kundinnen und Kunden").
Madner Kami am :
HACCP am :
Derjenige, zu dessen Konzept es gehört, "so richtig frisch" zu sein.
Was glaubste, was ich als Lieferant des LEH alles erlebt habe? Da wurden Frischeprodukte, die ab Liefertermin standardmäßig eine Restlaufzeit (vulgo: MHD) von 7 Tagen hatten, auch schon mal 2 Tage später schon wieder aus dem Regal genommen, weil die "ja nur noch 5 Tage haltbar waren".
Es gibt auch Händler, die sortieren aus Prinzip Ware mit kurzem MHD ganz aus statt sie im Preis zu reduzieren, weil letzteres ja den "frischen Auftritt" stören könnte.
Johannes am :
Wieviel Gramm wirft denn ein Endverbraucher pro Tag weg?
Björn Harste am :
Dadurch ergibt sich pro Kopf täglich 13-16 Gramm vermeidbarer Lebensmittelabfall. Eigentlich nicht viel.
Martin am :
239 / 4 / 365 = 0,1636 kg --> 163,6 Gramm.
Das ist dann doch gar nicht soooo wenig.
Björn Harste am :
(Ändert aber nichts am eigentlichen Beitrag.)
Micha am :
Klaus am :
Speziellen Jäger und Sammler - sich um ihren Bildungsauftrag und Fakten bemühen würden. Dem ist nicht so, einen großen Teil der dort erscheinenden Beträge könnte man auch mit "Unreflektierter uns substanzarmee Gruß aus der Echokammer" zusammenfassen. So dankbar wie ich für viele öffentlich rechtliche Sender bin: Funk ist für mich der massiv überfinanzierte und fast restlos faktenbefreite Versuch der ÖR sich bei einee jüngeren Zielgruppe anzubiedern.
Marvin am :
Denn dort findet eine Wertschöpfung/Verarbeitung der Waren statt. Im Handel wird die Ware aber nur umgeschlagen, damit ist der Anteil sicherlich nochmal deutlich höher als die angeblichen 6,4%.
Sascha am :
Chris_aus_B am :
hans12 am :
Es kommt immer wieder vor, dass die Großpackung per kg teurer ist!
Dabei ist die Packung meist natürlich nicht 1 kg oder ein einfach zu rechnendes Vielfaches der kleinen Packung. So ist die kleine Schummelei des Herstellers für den Verbraucher nicht ganz so offensichtlich. Nicht jeder vergleicht den ganz klein angebrachten kg-Preis.
Fritz am :
und einige können dann nicht die wechselnden Angaben in kg- und 100g-Preis vergleichen.
Diesen Wechsel zwischen verschiedenen Angaben empfinde ich als versuchte Kundenverarschung!
topas am :
So muss man sich entscheiden, mehr auszugeben, oder vielleicht einen Teil wegzuwerfen. Beim knappen Budget ist die Entscheidung meist klar...
Konzertheld_hat_sein_Passwort_vergessen am :
Ich musste jedoch auch lernen, dass nicht alle Menschen sich auch nur annähernd so viel Mühe geben, zuhause nichts wegzuwerfen, was noch gut ist, und daher überraschen mich die Zahlen aus der hier besprochenen Statistik nicht.
Wir haben hier zwei konträre Blickwinkel, die ganz von selbst zusammenprallen müssen: Zum einen die hippen, ökologisch denkenden Menschen von Funk, die vermutlich (hoffentlich) selbst quasi nichts wegwerfen und dafür containern gehen und da die schwarzen Schafe sehen (denn nur bei denen bekommt man ja was zum Containern!) - zum anderen eben dich, der sich als Supermarktbetreiber Mühe gibt, wenig wegzuwerfen, und sich daher zu Recht angegriffen fühlt.
Deswegen stimmt auch Michls Kommentar (der erste) so einfach nicht. Sehr viele Menschen schmeißen sehr viele Lebensmittel unnötig weg, das ist so, auch wenn man unter seinen eigenen Kontakten wenige davon hat. Und wie gesagt - klar fahren die Foodsharing- und Tafel-Touren vor allem die Stellen an, die viel abgeben. Da werden auch etliche Supermärkte, Bäcker... nie auftauchen, weil die alles verkaufen.
densch am :
Das beste Prüforgan für MHD ist die Zunge und dazu die Nase. Wenn der Joghurt müffelt, sollte man den nicht mehr essen, auch wenn ds MHD noch nicht erreicht ist. Wenn er aber 2-3-4 Wochen drüber noch gut riecht und schmeckt, who cares? Rein damit in den Wanst.
Marvin am :
Hefti am :
Eike am :
Pascal am :
Engywuck am :
Hefti am :
Danke für die Info.
Ladehemmung am :
Die (zugegebenermaßen auch nicht ganz unumstrittene) Combo Dorian der Übermensch und Imp haben diesem Schwachsinn sogar ca. 2 Stunden gewidmet in denen sie detailliert darlegen wie geistig umnachtet dieses Format ist.
Hier ist Teil 1:
https://www.youtube.com/watch?v=c13vJiJOr_k
Michael am :
Die Daten für Deutschland "beruhen jeweils auf Aufzeichnungen einer sehr kleinen, nicht repräsentativen Stichprobe von Haushalten" (Seite 107 der Studie), nämlich 16 bzw 30 Haushalten. Die Übertragbarkeit der englischen Daten "auf Deutschland ist jedoch sehr fraglich." (Seite 108). Weiter heisst es in der Studie: "Aufgrund der schlechten Datenlage für Deutschland kann die Menge an Lebensmittelabfällen, die nicht ins kommunale Sammelsystem entsorgt wird, nur sehr grob abgeschätzt werden", "Die dürftige Datenlage lässt nur grobe Schätzungen der Größenordnung der Lebensmittelabfälle in den einzelnen Entsorgungswegen zu" , "Für Deutschland liegen keine verwendbaren Daten vor" etc.
Fazit: Die Studie ist interessant für die Bereiche Industrie/Handel/Gewerbe, aber hat keine belastbaren Daten über Haushalte in Deutschland.