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Einzelhändler redet Tacheles

Auszug aus den Resten der Website eines Händers, bei dem ich vor ein paar Jahren mal privat für sehr viel Geld eingekauft habe: "Nachdem ich rund 15 Jahre in der Unterhaltungselektronik tätig war, davon die letzten 10 Jahre mit meinem eigenen Unternehmen, habe ich mich dazu entschlossen der Branche den Rücken zu kehren und etwas neues zu beginnen.
Gerne erläuter ich Ihnen auch die Gründe, damit Sie die Situation der Händler evtl. etwas besser verstehen werden:
"

Weiterzulesen auf http://www.pipro.de/

Das ist krass. :-O

Nachtrag:
Da die Website inzwischen komplett stillgelegt ist, ich aber den Text ausgesprochen interessant fand, hier noch einmal das Original:

 Liebe Kunden von PiPro.de

Wir haben zum 01.04.2013 unsere Geschäftstätigkeit eingestellt. Für Ihre Treue über die letzten 10 Jahre hinweg bedanke ich mich recht herzlich.


Hatte ich anfänglich noch die Idee mit einem reinen Dienstleistungsangebot in die Branche zurück zu kehren, so weis ich jetzt - nach einigen Monaten Abstand - das ich dieses nicht tun werden. Gerne erläuter ich Ihnen auch die Gründe, damit Sie die Situation der Händler evtl. etwas besser verstehen werden:


Grundsätzlich ist der Händler der "Depp"
Wenn wir von der Unterhaltungselektronik sprechen, sprechen wir von einem oligopolen Markt - d.h. einige wenige Hersteller stehen einer großen Menge von Händlern gegenüber. Dies wissen natürlich auch die Hersteller und nutzen diese Situation schamlos aus um den Handel unter Druck zu setzen. Hierunter haben im besonderen die kleinen Händler zu leiden. Da dieses Oligopol auch weiterhin bestehen bleiben wird, wird auch der Druck auf den Fachhandel bestehen bleiben, bzw. weiter steigen. Was ich hier in den letzten 10 Jahren erleben musste hat mich zu der Erkenntnis gebracht, dass eine Selbstständigkeit in dieser Branche nicht als diese zu betiteln ist. Entweder ist man die Marionette der Industrie oder man wird ganz schnell platt gemacht.


Die Industrie schert sich nicht um Ihre Verträge
Auf der einen Seite setzt die Industrie seitenweise Verträge für den Fachhandel auf. In diesen ist dann ganz klar geregelt welche Rechte, aber insbesondere, welche Pflichten der Händler hat. Hier wird dann geregelt welche Vorführbedingungen zu schaffen sind und welche Lagermenge vorrätig sein muss. Im Grunde keine schlechte Idee. All den Bestimmungen der Industrie zu genügen kostet viel Geld. Hierzu benötigt man eine gewisse Sicherheit das andere Händler, die diesen Aufwand nicht betreiben und daher die Waren günstiger verkaufen könnten, ausgegrenzt werden und man somit seine Investitionen auch wieder rein bekommt. Andererseits funktioniert das aber nur so lange, bis der Druck vom Mutterkonzern aus Japan auf die deutschen Vertriebe so groß wird, dass die vorgegebenen Stückzahlen rein über den Fachhandel nicht mehr zu erzielen sind. Nicht selten werden und wurden dann die Lieferschleusen der Industrie geöffnet und die Ware an jeden Wald- und Wiesenhändler geliefert. Sehr häufig wird und wurde das dann aber seitens der Industrie abgestritten. Dem Fachhändler wird dann gerne das Märchen von bösen Importgeräten erzählt wofür der deutsche Vertrieb natürlich nichts kann.


Preisvorschriften
Obwohl UVPs. nur unverbindlich sind (ein vorschreiben des Preises durch den Hersteller ist sogar gesetzlich verboten und wird mit empfindlichen Strafen belegt), so sind sie doch für den Fachhandel allgegenwärtig. Schauen Sie mal in den Preissuchmaschinen nach den hochpreisigen Produkten namhafter Hersteller. Bei sehr vielen dieser Produkte werden Sie keinerlei Preisdifferenz finden. Alle halten sich an die UVPs der Hersteller. Sollte sich ein Fachhändler mal wagen von dieser UVP. abzuweichen hagelt es Anrufe und Mails vom Vertrieb. Nicht selten wird hier mit einem Lieferverbot und dem Verlust des Vertrags gedroht. Somit können wir Ihnen, liebe Kunden, nur raten bei den Händlern anzurufen und mit diesen einen realistischen Preis auszuhandeln. Auch wenn sich die Händler am Telefon recht schwer tun (die Angst nach einem Testanruf durch die Industrie und den Verlust des Vertrags ist viel zu groß), können Sie hier gute Rabatte erzielen.

Nur eins sollten Sie NIE tun - hauen Sie nie einen Händler, mit seinem Angebot, bei einem anderen Händler in die Pfanne! Sobald Sie Händler B sagen dass Ihnen Händler A aber Preis X gemacht hat, hat Händler B nichts besseres zu tun als Händler A bei der Industrie zu verpetzen. Also, holen Sie Angebote ein und handeln einen fairen Preis aus, aber spielen Sie nie die Händler gegeneinander aus! Achtung - einige Händler versuchen sie trotzdem zu ködern und versprechen Ihnen einen besseren Preis wenn sie den Händler zu Ihrem Angebot preis geben. Zeigen Sie Charakter und tun sie das nicht!!!


Glauben Sie nicht alles was man Ihnen erzählt
Einige Händler in der Branche meinen, sie könnten beim Kunden punkten wenn sie über andere Händler schlecht reden. Wenn ich so an die letzten 10 Jahre zurück denke was einige Händler Kunden gegenüber über mich erzählt haben und was für Lügenmärchen über mich erfunden wurden, würde ich gerne heute noch einige Verleumdungsklagen anstreben. Denken Sie bitte daher immer daran - ein Händler der über einen Kollegen/Mitbewerber schlecht redet ist meistens selber nicht besser. So etwas macht man einfach nicht und ist ein Zeichen von Charakterschwäche!


Glauben Sie nicht das Märchen vom bösen Import
Hartnäckig hält sich das Gerücht in der Branche, das Geräte aus dem europäischen Ausland nach Deutschland importiert keinen Garantieanspruch besitzen oder gar schlechter wären. Schlechter können die Geräte nicht sein, kommen sie doch alle aus der selben Fabrik. In den meisten Fällen kommen sie sogar aus dem selben Lager in Europa. Kaum ein Hersteller hat in jedem europäischen Land ein eigenes Lager. Meist gibt es ein Zentrallager innerhalb Europas von wo aus die Waren in die verschiedenen Länder verschickt werden. Ebenso ist es auf Europaebene gesetzlich geregelt, dass jede in Europa gekaufte Ware in jedem europäischen Land einen Garantieanspruch hat. Allerdings gilt das natürlich nur für Waren aus Europa. Geräte aus Amerika oder Asien haben hingegen keinen Garantieanspruch in Europa.


Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig die Situation der, insbesonderen kleinen, Händler etwas näher bringen. Als ich vor 10 Jahren aus meinem Hobby eine Selbstständigkeit machte, war mir leider nicht bewusst das einem die Arbeit auch das Hobby versauen kann.
Nichts desto trotz wünsche ich Ihnen, liebe Kunden, weiterhin viel Spaß mit dem Hobby Heimkino - sein sie fair. Meinen früheren Kollegen wünsche ich weiterhin gute Geschäfte.



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Kommentare

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Thomas' am :

Der Witz an der Sache ist, dass im Lebensmitteleinzelhandel es genau umgekehrt ist. Die großen Ketten haben mehr Druck auf die Produzenten und können die Preise massiv drücken, Eigenmarken erzwingen, etc.

Wie es in der Wirtschaft halt so ist - wer am Drücker ist, nutzt das natürlich auch schamlos aus.

Alex am :

Aber das ist ja bei Björn nicht anders.

Da gibt es Wiederverkäufer die bestimmte Produkte unmöglich mit Gewinn weiter veräußern könnten, sofern sie den ausgelobten Ladenpreis von Björn akzeptieren würden.

Daher sind sie gezwungen ihre Kleinstlagerbestände möglichst kostenneutral zu füllen.

Nur werden diese Kleinunternehmer immer wieder durch Anzeigen und Hausverbote an der Ausübung ihrer Geschäftstätigkeit gehindert.

Rolf am :

QUOTE:
Bei sehr vielen dieser Produkte werden Sie keinerlei Preisdifferenz finden. Alle halten sich an die UVPs der Hersteller. Selbst bei den sogenannten "Straßenpreisen" gibt es von der Industrie vorgeschriebene Preisspannen innerhalb dieser sich die Händler bewegen dürfen. Sollte sich ein Fachhändler mal wagen von diesem Bereich abzuweichen hagelt es Drohanrufe und Mails vom Vertrieb.

Was mich wundert: Auf Beschwerden reagiert das zuständige Bundeskartellamt anscheinend nicht mit Ermittlungen und Sanktionen. Werden die Beamten geschmiert oder sind das einfach nur Sesselpfurzer, die sich nicht für systematische strafbare vertikale Preisbindung interessieren?

Schaut euch nur mal die Situation in den Preissuchmaschinen bei verschiedenen Hifi-Geräte-Herstellern und bei Miele-Waschmaschinen an.

QUOTE http://www.hifi-regler.de/faq/faq.htm#001:
Weshalb sind bei einigen Marken die ausgezeichneten Verkaufspreise auf UVP**-Niveau?
In letzter Zeit arbeiten einige Hersteller auch wieder mit Preisbindung. D.h. dem Händler werden die Verkaufspreise vorgeschrieben. Hält er diese nicht ein, erfolgen "Lieferverzögerungen", Liefersperre und letztlich Vertragskündigung. Diese Praxis ist zweifellos zum Vorteil der Mehrheit der kleinen und mittelgroßen Händler, muss aber aus Sicht der Verbraucher sehr kritisch gesehen werden und ist daher nicht ohne Grund nach deutschem und europäischen Kartellrecht verboten.

Keiner traut sich anscheinend, gegen diese Hersteller vorzugehen.

Rolf am :

Die Barschlampe am :

In der IT-Welt ist es nicht besser. Bestes Beispiel ist AVM mit den berühmten FRITZ-Boxen (eine DEUTSCHE Firma, das "japanischer Mutterkonzern"-Argument zieht hier nicht!): offiziellen Händlervertrieb gibt es nur über Distributoren - und wenn man "nur" ein kleiner Fisch ist, kriegt man die Boxen nur für einen Preis, der knapp unter dem UVP ist.

Und der liegt teils WEIT, WEIT über dem Internet-Preis. Wir reden hier über 60€ und mehr Nettopreis-Differenz!

Und wenn der Kunde dann einen Kostenvoranschlag/ein Angebot haben will, bleiben mir nur zwei Optionen: erstens beten, dass der Kunde nicht im Internet nach dem Preis schaut (und mir der Auftrag folglich flöten geht) und zweitens im Internet bestellen - mit nicht garantierten Lieferfristen, ständig wechselnden Preisen und ewig Streß, wenns zum Garantiefall kommt.

Und natürlich zählen indirekt vertriebene Fritzboxen NICHT zu den Quoten bei den Distributoren rein. Das heißt, selbst wenn ich 100 Boxen im Jahr verkaufe, kriege ich bei den Distributoren immernoch dieselben überhöhten Preise.

Steffie am :

Den Handlangern der NSA gehört eben das Handwerk gelegt. Wenn der Vertrieb von Überwachungstechnik erschwert wird ist dies eher positiv zu werten.

Die Barschlampe am :

Mir wäre nicht bewusst, dass AVM "Handlanger der NSA" wäre. Im Gegenteil, AVM verhält sich in Sachen Open Source wesentlich besser als so manche populäre asiatische Hardwareschmiede.

Herr Fischer am :

"Mir wäre nicht bewusst, dass AVM "Handlanger der NSA" wäre."

Das hat aber nicht viel zu sagen. Nur weil es dir nicht bewusst ist heißt das ja nicht, dass es nicht doch Realität sein kann.

Da folgst Du zu 100% unserer guten Zensursula.

Verbotsschilder aufstellen und das Problem ist behoben. Was man nicht weiß (oder sieht) kann auch nicht existieren. Sehr kluge Strategie.

Mfg
Herr Fischer

Andreas am :

Immer wieder lustig wenn dieses ganze leere NSA Gelaber irgendwo kommt.

Aber sich mal bilden tut ja nicht gut. Hauptsache auf den Zug mit aufgesprungen, egal wohin er fährt und wer ihn lenkt :-)

Herr Fischer am :

Welche Behauptung bezüglich der NSA habe ich denn in meinem Kommentar aufgestellt?

Bildung ist tatsächlich nicht sehr weit verbreitet.

MfG
Herr Fischer

Die Barschlampe am :

Die NSA braucht keine willigen Helfer. Die kommen auch so rein, wo sie wollen.

Jedes Produkt hat Sicherheitslücken, und die NSA hat Top-Leute, die den ganzen Tag nix anderes machen als Code-Auditing.

Herr Fischer am :

Das solltest Du besser mit Andreas diskutieren.

Der ist ja top gebildet, kennt sich mit allem sehr gut aus, Spezialgebiet NSA, und er kann dir sicherlich auch ganz genau erklären, warum Kängurus nicht rückwärts laufen können.

Ich, als völlig Ungebildeter, bin aus der Diskussion raus.

Björn, dein Blog kannst Du jetzt vergessen.

Als langjähriger Leser wurde ich hier beleidigt. Jetzt rufe ich diese Seite nie mehr auf. Nie mehr!

Tschüss für immer.

Mit unfreundlichen Grüßen
Herr Fischer

Herr Fischer am :

Und bevor mir der dr. pop auf den Sack geht mein Scrotum molestiert, ja, man kann dieses Blog verlassen und trotzdem immer noch schreiben.

Das wurde schon mehrfach nachgewiesen.

MfG
Herr Fischer

Marcel Dunkelberg am :

Also sorry, dafür kann ja wohl AVM nichts. Nimm halt 10.000 Stück von den Boxen ab und du bekommst ordentliche Preise. Ich war selbst 10 Jahre Kistenschieber und Berater für den Privatkunden. Das ist ein brotloses Geschäft weil der Kunde von heute nichts bezahlen möchte, weil er ja das gesamte Wissen aus der Computerbild bekommt und nicht einsieht für gewisse Leistungen 60 EUR pro Stunde zu bezahlen.

Die Barschlampe am :

Man kann aber nicht schreiben "blabla wir unterstützen den fachhandel vor ort blabla" und dann gleichzeitig mit "Schleusen für Inet-Händler öffnen" alles tun, um dem Fachhandel das Leben so beschissen wie möglich machen weil JEDER DEPP heutzutage im Netz recherchiert!

Steffie am :

"... weil JEDER DEPP heutzutage im Netz recherchiert!"

Die Mühe kann man sich ja mittlerweile sparen, man muss nur noch bei der NSA nachfragen, die haben da den kompletten Überblick.

Und das die umsonst(!) ein Sicherheitsbackup von meinen EMails machen finde ich auch super.

Gray am :

Dummerweise ist dieses Backup für den Endanwender vom Typ WORN - Write Once, Read Never.

Stalin am :

Was wundert ihr euch,das ist der Kapitalismus da muss man mit Leben

PaulE am :

15 Jahre in der Unterhaltungselektronik tätig, davon 10 Jahre selbstständig und kennt immer noch nicht den Unterschied zwischen Garantie und Gewährleistung. :-|

Gerry am :

Erkläre bitte mal den Unterschied.

Nogger am :

Gibt es die "Gewährleistung" noch?
Ich dachte, das heißt jetzt "Sachmängelhaftung"?

Zwischennetzstehbrettsegler am :

http://www.welt.de/wirtschaft/article127390660/Asics-soll-Laufschuh-Preise-kuenstlich-hochhalten.html

Reifenhandel - Elvir Hamza Thomas Lohrum GbR am :

Ein Einzelhändler redet Tacheles!
Weiterzulesen auf http://www.pipro.de/
Dieser Bericht über die Machenschaften kann ich nachvollziehen!
Habe selbst die letzten 17 Jahre in der Branche gearbeitet und diese Erfahrungen auch gemacht!

Deshalb haben wir uns entschlossen unsere eigenen Brötchen zu backen!
Reifen Felgen und Kompletträder kaufen wir an und verkaufen diese weiter ... das braucht keine Industrie!
Gruss :-)

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