Die vergessene Handtasche
Eine junge Frau hatte gestern Abend ihre Handtasche hier im Laden vergessen, die sie während ihres Einkaufs an der Kasse deponiert hatte.
In der Hoffnung, etwas darin zu finden, was uns die Möglichkeit gibt, die Frau zu kontaktieren, öffneten eine Kollegin und ich vorhin die Tasche und staunten ncht schlecht: Zwei Handys, Portemonnaie (leider ohne Ausweis), ein paar Briefe, Schlüssel und viel Kleinkram. Vor allem aber offenbar keine Unwichtigkeiten. Umso erstaunter waren wir, dass sie sich nach knapp einem Tag nicht schon längst danach erkundigt hatte.
In der Geldbörse lag eine kleine Hülle mit Visitenkarten diverser Ärzte. Versuch Nummer ein: Ein Anrufbeantworter sagte mir, dass ich außerhalb der Sprechzeiten anrufen würde. Versuch Nummer zwei: Eine sehr freundliche und leider viel zu naive Sprechstundenhilfe meldete sich und wollte mir gleich Adresse und Telefonnummer der Dame herausgeben:
Ach, scheiß drauf. Not kennt kein Gebot.
Also schnappte ich mir die beiden Handys. In einem waren gar keine Namen hinterlegt, nur Nummern in der Anrufliste. Nicht hilfreich. (Wer macht denn sowas?)
Im anderen Handy war ein kurzes Telefonbuch hinterlegt. Viele Standardnummern, von der Apothekenhotline über Jugendschutz und Taxiruf bis zu Vodafone-Stars. Ich begann einfach ganz oben, die Leute anzurufen. Nummer eins war eine Frau, die ganz überrascht war: "Der Name Y. sagt mir gar nichts. Nie gehört.
Nummer zwei: Ein junger Mann, der offenbar Handys verkauft und sich als ein Freund von der jungen Frau zu erkennen gab. Er brauchte gar keine weiterführenden Informationen und meinte, dass er ja die Vertragsdaten hätte und damit auch über alle relevanten Informationen verfügen würde.
Zwei Stunden später klingelte des Handy. Irgendeine Stimme sagte mir, dass wir rangehen sollten. Volltreffer. Es war die Eigentümerin der Tasche und sie war überglücklich, dass wir uns so viel Mühe gemacht haben.
Dann hat sich der Aufwand doch wenigstens gelohnt.
In der Hoffnung, etwas darin zu finden, was uns die Möglichkeit gibt, die Frau zu kontaktieren, öffneten eine Kollegin und ich vorhin die Tasche und staunten ncht schlecht: Zwei Handys, Portemonnaie (leider ohne Ausweis), ein paar Briefe, Schlüssel und viel Kleinkram. Vor allem aber offenbar keine Unwichtigkeiten. Umso erstaunter waren wir, dass sie sich nach knapp einem Tag nicht schon längst danach erkundigt hatte.
In der Geldbörse lag eine kleine Hülle mit Visitenkarten diverser Ärzte. Versuch Nummer ein: Ein Anrufbeantworter sagte mir, dass ich außerhalb der Sprechzeiten anrufen würde. Versuch Nummer zwei: Eine sehr freundliche und leider viel zu naive Sprechstundenhilfe meldete sich und wollte mir gleich Adresse und Telefonnummer der Dame herausgeben:
Ich habe hier eine Handynummer…Ich unterbrach Sie dabei:
Ich fürchte, dann sprechen wir uns gleich wieder. Hier liegen nämlich auch zwei Handys in der Tasche.
Oh, eine Festnetznummer habe ich auch. Eins. Zwo. Drei. Vi…
Das sah sie ein. Wir unterbrachen das Gespräch für ein paar Minuten, in denen sie versuchte, die im System hinterlegte Telefonnummer zu erreichen. Dann rief sich mich zurück:
Ich denke, Sie sollten da für mich anrufen.
Wieso das?
Naja, wenn mich Frau Y. fragt, woher ich die Nummer habe, wird's peinlich.
Meinen Sie, ich sollte die Ihnen nicht sagen?
Genau das. Sie kennen mich nicht. Die Geschichte, die ich Ihnen erzählt habe, stimmt zwar – aber es könnte ja auch Leute mit weniger guten Absichten geben.
Der Anschluss existiert offenbar nicht mehr. Ich fürchte, da kann ich Ihnen auch nicht mehr weiterhelfen.Schade. Ich bedankte und verabschiedete mich. Und nun?
Ach, scheiß drauf. Not kennt kein Gebot.
Also schnappte ich mir die beiden Handys. In einem waren gar keine Namen hinterlegt, nur Nummern in der Anrufliste. Nicht hilfreich. (Wer macht denn sowas?)
Im anderen Handy war ein kurzes Telefonbuch hinterlegt. Viele Standardnummern, von der Apothekenhotline über Jugendschutz und Taxiruf bis zu Vodafone-Stars. Ich begann einfach ganz oben, die Leute anzurufen. Nummer eins war eine Frau, die ganz überrascht war: "Der Name Y. sagt mir gar nichts. Nie gehört.
Nummer zwei: Ein junger Mann, der offenbar Handys verkauft und sich als ein Freund von der jungen Frau zu erkennen gab. Er brauchte gar keine weiterführenden Informationen und meinte, dass er ja die Vertragsdaten hätte und damit auch über alle relevanten Informationen verfügen würde.
Zwei Stunden später klingelte des Handy. Irgendeine Stimme sagte mir, dass wir rangehen sollten. Volltreffer. Es war die Eigentümerin der Tasche und sie war überglücklich, dass wir uns so viel Mühe gemacht haben.
Dann hat sich der Aufwand doch wenigstens gelohnt.
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Kommentare
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Sam am :
I killed the Girl am :
The other one am :
Oskar am :
DJ Teac am :
Da SMS Asynchron sind sollte das möglich sein, hab es aber nie getestet.
Für sowas hat mein Handy einen Kalender und eine "Notiz" Funktion
tyler am :
The other one am :
Dummheit sollte nämlich eigentlich bestraft werden.
dr. pop am :
Hat ja nicht jeder ein Smartphone, auf dem sich solche Sicherheits-Apps installieren lassen oder das man per Fernwartung orten und/oder sperren kann. Und selbst ein solches Handy flasht man in der Regel einfach und Schluß ist mit der Sperre. Zumindest, was das Gerät angeht.
The other one am :
dr. pop am :
1. Tastensperre (hahaha)
2. Ausschalten (ebenfalls hahaha)
Und Du hast doch sicherlich auch schon so ein Gerät besessen und dort diverse Telefonbucheinträge und SMS abgespeichert. Vollkommen ungeschützt.
Meine Kontakte werden via gmail synchronisiert. Ist das sicher?
Kann ich google trauen? Und wer kann meine Emails bei strato mitlesen? Ein Bekannter von mir arbeitet bei einem großen Mobilfunkanbieter. Der könnte, aufgrund seiner Berechtigungsstufe, alle von mir gesendeten und empfangenen SMS lesen. Macht er natürlich nicht (sagt er).
Sind meine Daten also irgendwo sicher? Wahrscheinlich nicht.
Sind meine Daten (also die, welche ich bewusst oder unbewusst preisgebe) für irgendwen auch immer relevant? Wahrscheinlich auch nicht.
Digitale Daten sind nie sicher. Alles, was verschlüsselt wird, kann auch entschlüsselt werden. Irgendwie und irgendwann.
The other one am :
Ich gehe mal auf ein paar Punkte ein.
- Ich mache auch sehr viel mit Google und den verschiedenen Diensten die dort angeboten werden. Meine Daten sind dort nach meiner Ansicht sicherer als bei irgendwelchen Diensten unserer Bundesregierung. Da laufen ja schon wieder bunte Kätzchen über die Server.
- Natürlich sollte man seine Hardware vernünftig auswählen, auch wenn das ein paar Euro Mehrkosten bedeutet.
- Da sich bei mir Beruf und Privatleben nicht immer sauber trennen lassen schleppe ich ungewollt schon Daten mit mir herum die schützenswürdig sind. Auch weil mir mein Arbeitsplatz lieb ist.
- Es existieren Verschlüsselungsmethoden, die einen erheblichen Aufwand zur Entschlüsselung nach sich ziehen. Ich nutze aktuelle Möglichkeiten und "rüste" immer nach wenn es etwas besseres gibt. Ist der Aufwand hoch genug werden meine Daten uninteressant. Und selbst wenn jemand eine Entschlüsselung durchführen könnte, dann habe ich zumindest nicht fahrlässig gehandelt.
- Wenn dein Bekannter aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie ich, dann kannst Du seiner Aussage trauen. Ich habe in meinem beruflichen Werdegang z.B. auch schon Mailserver betreut und Server von Personaldiensten. Die Inhalte haben mich nie interessiert, mir geht es um die Technik und das alles reibungslos funktioniert. Ich hätte auch nachsehen können, was die ganzen Mitarbeiter verdienen, aber ... was ich nicht weiß macht mich nicht heiß. Ich bin da gnadenlos pragmatisch, bis der Arzt kommt.
- Als viel schlimmer empfinde ich die weitreichende digitale Entblössung, die viele Menschen (unbewusst?) betreiben. Auf der einen Seite wird nach Datenschutz geschrien, auf der anderen Seiten wird z.B. in Social Networks freiwillig zu viel offen gelegt. Offensichtlich fehlt es hier noch an der entsprechenden Kultur mit diesen Medien richtig umzugehen.
Zum Abschluss: Ja, in der heutigen Zeit zieht jeder von uns eine digitale Spur hinter sich her. Das lässt sich nicht verhindern. In den meisten Fällen habe ich mit meiner persönlichen Spur auch kein Problem. Es sind in der Regel nicht die Daten dieser Spur gefährlich, sondern die (meist falsche) Interpretation. Heute macht man sich ja schon verdächtig, wenn in der Nähe eines Tatortes der Akku schlapp macht und man in der jeweiligen Funkzelle zwangsweise unsichtbar wurde.
Oder unsere Ermittlungsbeamten vermuten auf einem beschlagnahmten PC eine unsichtbare und verschlüsselte Partition, weil sie auf dem PC eines männlichen Verdächtigen keine Pornos finden können.
dr. pop am :
Meine Behauptung: Die meisten Handys lassen sich nur gegen fremden Zugriff sperren, indem man sie abschaltet und beim Einschalten eine PIN eingeben muß.
Nicht mehr und nicht weniger.
Die zunehmende Verwendung von Smartphones wird das natürlich ändern. Aber ein stinknormales Mobiltelefon ist für jeden offen.
The other one am :
Das sollte eben jeder beachten. Postkartenschreiber haben ja auch kein Problem mit dem Briefgeheimnis.
Aber wer solche offenen Geräte nutzt, der darf sich auch nicht beschweren.
dr. pop am :
The other one am :
tyler am :
Worüber darf der sich nicht beschweren?
Dass der Finder das Handy benutzt?
Du musst mal unterscheiden lernen zwischen dem, was möglich ist und dem, was richtig ist.
"Oh, ich hab ein offenes Handy gefunden, das kann ich jetzt missbrauchen, also *muss* ich es missbrauchen"
Deine Argumentation ist moralisch defekt.
*Natürlich* wäre es Björn möglich gewesen, es bei einen kurzen Blick in die Handtasche zu belassen und nicht gleich Privatdetektiv zu spielen.
Und genau *das* wäre das Vorgehen gewesen, das *ich* erwartet hätte.
havyrl am :
Ich besitzte neben meinem Smartphone ein billiges Klapphandy für 30€ (ohne Sim) aus dem MediaMarkt.
Dieses Billighandy kann die Tastensperre mit Pin belegen, aber auch jeweils optional einzelnt einstellbar alle weiteren Daten, vom Adressbuch, über die SMS bis hin zu den Klingeltöten.
tyler am :
"Jeder andere könnte jetzt schlimme Sachen machen, also ist es absolut in Ordnung, wenn ich bei Ärzten und Privatpersonen hinterhertelefoniere?"
Mir ist komplett egal, was das Szenario sonst noch an Missbrauchspotential liefert.
Was ich beurteile ist ausschliesslich Björns konkretes Vorgehen in diesem Fall,
und das überschreitet meine Definition von "Hilfsbereitschaft" ganz gewaltig.
Wenn man auf Anhieb keine Personalien finden kann, dann ruft man beim Fundbüro an und gibt an, wo die Sachen abgeholt werden können.
Nick am :
Für berufliche oder veranstalterische Geschichten.
Wenn ich irgendwo ein Event organisiere und nur dafür eine Nummer brauche, aber nicht meine private Nummer nutzen möchte, dann nehme ich dafür eine andere.
Darauf brauche ich dann nur erreichbar sein und speicher deshalb auch keine Nummern.
The other one am :
So ein Doof-Handy im Scheckkartenformat habe ich auch. Für Rufbereitschaft. Da ist nicht eine einzige Nummer gespeichert. Und selbst die Rufnummer ist nach aussen nicht bekannt. Da laufen nur Weiterleitungen auf.
DJ Teac am :
The other one am :
Hamburger Jung am :
DJ Teac am :
Davon darauf zu schließen dass ihr die Tasche und deren Inhalt nicht wichtig war finde ich falsch.
Außerdem kann es in der Tat sein dass man so etwas einfach nicht bemerkt.
Mir würde zB. der Verlust meines Handys vermutlich erst nach Tagen auffallen.
tanine am :
The other one am :
"Deine Argumentation ist moralisch defekt."
Da wünsche ich dir mal einen schönen und erfolgreichen Tag.
dr. pop am :
Da musst Du wohl mal unterscheiden lernen.
The other one am :
dr. pop am :
Gloria am :
Welch empfindliche Daten tragt Ihr denn beim Einkaufen etc. mit Euch herum?
Ich achte sehr genau darauf, dass ich sensible Daten (z. B. Sprachaufzeichnungen mit dem mp3-player) direkt nach Hause bringe, dort speichere und vom Player lösche.
Genauso würde ich es mit meinem Handy machen, wenn ich es nicht nur im Notfall einschalten würde.
Jedenfalls finde ich gut, wie Björn sich bemüht hat, die Sachen an die Besitzerin zurück zu bringen. Ihm das noch irgendwie anzukreiden, erscheint mir ein wenig wunderlich.
DJ Teac am :
Das sind übrigens die selben wegen denen ein Ladenbesitzer zB. keine Bilder von einem Ladendieb ins Internet setzen darf.
Gloria am :
das sind allerdings zwei Paar Schuhe.
Eine moderne Form des mitteralterlichen Prangers via Internet möchte auch ich nicht.
DJ Teac am :
Aber schauen wir doch mal wie weit wir heutzutage sind.
Selbst die Polizei hat bei Gewaltaten Probleme an Videoaufnahmen zu kommen.
Alles wegen Datenschutzes
The other one am :
Die Zivilcourage beginnt dann erst im Internet, wenn Videos veröffentlicht werden. Da gibt es dann genug Menschen, die sich für Datenschutz und und die persönlichen Rechte der Täter einsetzen.
Einfach zum Kotzen.
dr. pop am :
Gloria am :
dr. pop am :
Ich sagte dann:
"Lieber eine Stumme im Bett, als eine Taube auf dem Dach."
The other one am :
Oskar am :
Kinderkram. Die selbst ernannten Datenschützer stellen sich hin, als ob jemand vor einer Arztpraxis Stellung beziehen würde und die herauskommenden Patienten bis nach Hause verfolgt, um damit dann deren Identität in Zusammenhang mit ihrem Arztbesuch zu stellen. Man kann alles mögliche machen, blödsinniges oder potentiell schädliches noch viel mehr, aber so etwas macht eben niemand.
Wenn hier Daten wie Telefonnummer, Adressbuch, SMS-Speicher, Internet-Chronik, Handy-Fotos und so weiter veröffentlicht worden wären, ja, dann!
The other one am :
Im Leben nicht. Björn sagt ja nicht einmal wofür die grüne LED gebraucht wurde.
Oskar am :
Übrigens verkaufen sogenannte Handyverkäufer ja eigentlich mehrheitlich gar nicht Handys, sondern Mobilfunkverträge mitsamt provisionssubventionierten Handys. Die allgemeine Wahrnehmung und die Bezeichnung lassen da einige grundsätzliche, kostenträchtige Irrtümer vermuten, die sich in den monatlichen, überteuerten Rechnungen niederschlagen dürften. Das ist ungefähr so, als würde man einen Versicherungsfritzen als Verkäufer von Autos, Gesundheit oder Häusern titulieren, nur weil seine Versicherungen indirekt dem Kauf und Neukauf dieser Dinge dienen.
Unser handtaschenvermittelnde Handyverkäufer scheint ja immerhin freundlich und altruistisch veranlagt zu sein. Im allgemeinen traue ich denen in etwa so ähnlich wie den ebenso provisionsorientierten Versicherungsfritzen und Bankberatern. Bei meinen wenigen Betretungen von sogenannten Handyladen hätte ich am liebsten die Verkaufsgespräche zwischen Händler und Interessent unterbrochen und richtiggestellt. So, das musste mal raus.
Andererseits kann man als einigermaßen informierter Interessent und Kunde außerhalb der Läden zeitweise gute Mobilfunkvertrags- und Handy-Schnäppchen, deren praktische Kostenlosigkeit indirekt von den Normalzahlern mitfinanziert wird.
Ich bitte um Verzeihung, ich bin abgeschwiffen...