Böse Unterstellung
Ein kleiner, dünner Mann mittleren Alters betrat den Laden. Plastikrucksack, ausgelatschte Turnschuhe, Schirmmütze, dicke Jacke bei den Außentemperaturen, fahle Haut, hässliche Knast-Tatoos auf den Armen und Händen und insgesamt eine ungepflegte Erscheinung. Alle diese Merkmale in einer Person vereint bedeuten selten Gutes und ließen daher bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen und der Adrenalinschub sorgte dafür, dass ich mit feuchten Händen in die Videoanlage starrte.
Er ging zum Kaffeeregal und nahm dort verschiedene Artikel zur Hand. Er drehte und wendete die Verpackungen und untersuchte sie genau. Am Schloss der Vitrine rüttelte er ebenfalls, natürlich erfolglos. Dann wanderte er zum Regal mit den Körperpflegeprodukte. Auch hier nahm er wahllos ein paar Teile zur Hand und stellte sie wieder ins Regal zurück. Dritte Etappe: Das Spirituosenregal. Nachdem er feststellte, dass sämtliche Flaschen mit Warensicherungs-Hartetiketten gesichert sind, nahm er eine Flasche im Geschenkkarton. Aber auch da entdeckte er nach kurzer Zeit die Sicherung und stellte die Flasche wieder hin.
Die letzten Zeilen mögen für außenstehende unverständlich sein. Wieso ist jemand auffällig, der sich nur die Waren im Regal ansieht? Ich kann es nicht sagen, bzw. nicht beschreiben. Artikel vergleichen, Zutaten ansehen, die unterschiedlichen Arten der gleichen Marke gegenüberstellen – das sieht anders aus, als wenn jemand eine scheinbar wahllos gegriffene Packung hektisch dreht und untersucht.
Er nahm sich einen Schokoriegel und stellte sich an die Kasse an, um diesen zu bezahlen. Als er an der Reihe war, stellte ich mich neben ihn und sagte ihm: "Wie sie gesehen haben, sind bei uns der Kaffee, Körperpflegeprodukte und auch die Spirituosen gesichert. Das lohnt sich nicht. Außerdem ist der komplette Laden ständig videoüberwacht, wie sie ja gerade daran merken, dass ich sie anspreche."
"Das ist eine ganz böse Unterstellung", erhielt ich zur Antwort. Und: "Dass man nichtmal mehr einkaufen gehen kann, ohne belästigt zu werden. Ich habe nur ein paar Preisvergleiche gemacht, das wird wohl noch erlaubt sein."
Preisvergleiche. Muah..!
Er ging zum Kaffeeregal und nahm dort verschiedene Artikel zur Hand. Er drehte und wendete die Verpackungen und untersuchte sie genau. Am Schloss der Vitrine rüttelte er ebenfalls, natürlich erfolglos. Dann wanderte er zum Regal mit den Körperpflegeprodukte. Auch hier nahm er wahllos ein paar Teile zur Hand und stellte sie wieder ins Regal zurück. Dritte Etappe: Das Spirituosenregal. Nachdem er feststellte, dass sämtliche Flaschen mit Warensicherungs-Hartetiketten gesichert sind, nahm er eine Flasche im Geschenkkarton. Aber auch da entdeckte er nach kurzer Zeit die Sicherung und stellte die Flasche wieder hin.
Die letzten Zeilen mögen für außenstehende unverständlich sein. Wieso ist jemand auffällig, der sich nur die Waren im Regal ansieht? Ich kann es nicht sagen, bzw. nicht beschreiben. Artikel vergleichen, Zutaten ansehen, die unterschiedlichen Arten der gleichen Marke gegenüberstellen – das sieht anders aus, als wenn jemand eine scheinbar wahllos gegriffene Packung hektisch dreht und untersucht.
Er nahm sich einen Schokoriegel und stellte sich an die Kasse an, um diesen zu bezahlen. Als er an der Reihe war, stellte ich mich neben ihn und sagte ihm: "Wie sie gesehen haben, sind bei uns der Kaffee, Körperpflegeprodukte und auch die Spirituosen gesichert. Das lohnt sich nicht. Außerdem ist der komplette Laden ständig videoüberwacht, wie sie ja gerade daran merken, dass ich sie anspreche."
"Das ist eine ganz böse Unterstellung", erhielt ich zur Antwort. Und: "Dass man nichtmal mehr einkaufen gehen kann, ohne belästigt zu werden. Ich habe nur ein paar Preisvergleiche gemacht, das wird wohl noch erlaubt sein."
Preisvergleiche. Muah..!
Trackbacks
Der Shopblogger am : Wenn ein Fremer um das Haus schleicht
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Beim Lesen der Kommentare zu diesem Beitrag fallen mir die vielen extrem negativen Stimmen auf. Ich frage mich, wieso? War der Text zu missverständlich oder zu verallgemeindernd geschrieben? Stellt euch einfach mal folgendes Szenario vor:
Ihr habt ein
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Kommentare
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OxKing am :
Alex__ am :
Fincut am :
tomtom am :
Ihn im Verdacht haben ist auf jeden Fall ok. Auch ihn mittels der Kamera beobachten um ihn auf frischer Tat zu erwischen. Aber ihn dann an der Kasse, obwohl er offensichtlich das Klauen nicht durchgeführt hat und sogar noch nen blöden Schokoriegel kauft, drauf ansprechen, vor allem mit dieser Wortwahl ist absolut bescheutert. Ganz ehrlich du wirst bestimmt genug schlechte Erfahrungen gemacht haben (lese deinen Blog auch schon länger) aber wenn ich daneben gestanden wäre hötte ich wohl eindeutige Worte gefunden und zwar nicht zu ihm sondern zu dir und würde mir überlegen in Zukunft woanders einzukaufen. Nochmal: Überwachung ok und eindeutige Worte für Diebe auch aber auf keinen Fall präventive blöde Sprüche. Du leitest einen Supermarkt und bist kein Ordnungshüter
MfG Thomas
Stephan vom platten Land am :
Und weil wir in einem freien Land sind, darf Björn hier verdächtigen Leuten durchaus den Hinweis geben, dass sich das hier nicht lohnt. Er hat ihm ja auch nicht vorgeworfen, dass er klauen wollte, ihm nur mitgeteilt, dass er den Eindruck hatte und das darf man, erst recht als Chef im Supermarkt.
Björn Harste am :
Wer dafür kein Verständnis hat, kann gerne damit "drohen", nicht mehr wiederzukommen. Stört mich nicht im Mindesten.
nytcom am :
"Wer dafür kein Verständnis hat, kann gerne damit "drohen", nicht mehr wiederzukommen. Stört mich nicht im Mindesten."
ein Schlag in das Gesicht DEINER Kunden!
Björn, ich lese Dein Blog gerne, aber wer sich so kundenverachtend als Supermarktbesitzer äußert,
hat es nicht verdient, am Markt zu bestehen.
Überleg mal, wo das Geld herkommt, das du jeden Abend zählst.
ste(p)han am :
Aufrechtgehn am :
Aber ich finde auch, dass hier eine Grenze überschritten wird, jedenfalls eine atmosphärische. Ich würde mich als Kunde, der so eine Szene mitkriegt, in diesem Geschäft ebenfalls unwohl, unwillkommen, überwacht und unter Generalverdacht stehend vorkommen. Und nein, ich klaue nichts und ich habe Verständis dafür, dass sich Björn gegen Ladendiebe schützt. Aber das prophylaktische Zurechtweisen eines Kunden, der de facto nichts geklaut hat - das geht für mein persönliches Empfinden zu weit.
Ich weiß auch gar nicht, was es bringen soll - der Typ hat doch augenscheinlich schon selbst festgestellt, dass sich dss Klauen bei Björn nicht lohnt, weil alle interessanten Artikel gesichert oder weggesperrt sind. Unnötig, ihn noch mal darauf hinzuweisen. Und es verbreitet nur schlechte Stimmung und negatives Karma. Und kann andere, ehrliche Kunden, die so etwas mitbekommen, abschrecken, wie man an TomTom und mir sieht (zugegeben, ich lebe nicht in Bremen, an mir verliert Björn nichts, aber ich bin überzeugt, es gibt noch andere Kunden, die ähnlich empfinden).
Astui am :
Ich meine man kann sich nie 100% sicher sein, ob er wirklich was klauen wollte. Erfahrung hin oder her, jeder hat doch irgendwann einmal hätte schwören können, dass... - und lag dann doch total daneben.
Selber wurde ich auch schon mal zu unrecht verdächtig und angesprochen und trotz Entschuldigung war es einfach ein doofes Gefühl. Zum Glück war das nicht mein Stamm-Supermarkt um die Ecke.
Mitbewerberkunde am :
floflo am :
joaaap am :
Karsten Linke am :
Aber wenn er sich doch getäuscht hat und würde mich ansprechen, wäre ich ebenfalls mächtig sauer.
Wirklich nicht leicht... aber wer hier das Hausrecht hat, das ist klar. Und insofern ist es Björns Sache, wie er da verfährt, denke/ finde ich.
mia-maria am :
Eine Freundin von mir war, nachdem sie aus Verdacht an der Kasse beim Tegut aufgefordert wurde, ihre Tasche auszupacken, so empört, dass sie sogar Anzeige erstattet hat. Was soll man sich als ehrliche Kundin auch bloß stellen lassen,... Kassierer DÜRFEN einen gar nicht auffordern, in die Taschen zu gucken, das ist ein Eingriff in die Privatsphäre.
Was aus der ganzen Geschichte dann geworden ist, weiß ich nicht. Hoffentlich jedoch war es dem betroffenen Kassierer eine Lehre!
Thomas P. am :
Weshalb hat besagte Freundin denn Anzeige erstattet? Wegen "empörender Aufforderung"? Fragen Sie doch mal nach, was daraus geworden ist ...
mia-maria am :
LeSmou am :
hätte ich die szene mitbekommen, ich wüsste nicht ob ich noch gerne in den laden kommen würde.
im endeffekt dein geschäft, da kannste machen wie du lustig bist. förderlich isses allerdings noch lange nicht...
find es unmöglich
Nils am :
Andreas_südwest am :
Jemand wegen seines Aussehens und zugegebenermaßen auch seltsamen Verhaltens vorzuverurteilen und zu verdächtigen ist das eine, ihn dann aber noch in aller Öffentlickeit derart darauf anzusprechen ist nicht ok.
Ich würde es eher vermeiden je wieder in einem Geschäft einzukaufen wenn ich dort eine derartige Szene mitbekommen hätte, wenn ich selbst betroffen wäre mit Sicherheit.
Es ist deine Sache wie du mit den Leuten umgehst, gutfinden muss das keiner. Es ist ja auch dein Eigentum das dort allgemein Diebstahlgefährdet ist. Es könnte nur vielleicht auch sein, das du in einer solchen Situation mal an jemand mit kurzer Lunte gerätst und derjenige tätlich wird, die Gefahr besteht sicher wenn sich jemand zu Unrecht derart beleidigt fühlt.
Aber - die besten Diebe sind doch mit Sicherheit auch die, die du eben nicht so leicht in ein Raster einordnen kannst, die völlig unauffällig aussehen und etwas im vorbeigehen einstecken. Wie ist denn deine Quote insgesamt, wieviel % der Diebstähle kannst du denn eher Sicher den Auffälligen zuordnen? Funktioniert das Raster?
gast3208975 am :
Rick am :
Knaller am :
Da müsste Björn ja darauf vertrauen können, dass die Warensicherungs- und Videoanlage den auch bei allen anderen Produkten abschreckt, damit er auch in Zukunft nichts klaut.
Wer würde das denn wollen?
Ich sperre ja auch nicht extra alle Wertgegenstände weg, bevor ich mir einen Freund nach Hause einlade und ziehe dann ein gutes Gefühl daraus, dass er dadurch eh nichts Wertvolles stehlen könnte. Ne, ich lade mir erst gar niemanden ein, bei dem ich glaube, besser alles wegsperren zu müssen.
Dass grundsätzlich gewisse Dinge versteckt/abgeschlossen sind, egal ob gute Freunde kommen (Vergleich zur Björns Warensicherung), ist was anderes.
Sascha am :
http://de.wikipedia.org/wiki/Üble_Nachrede
Ich bezweifle, dass es nachweisbar war.
DJ Teac am :
Rudi das Rüsselschwein am :
Im übrigen fühle ich mich immer beobachtet, wenn ich durch einen Supermarkt gehe. Genau wie an einer Tankstelle. Oder in Leipzigs Innenstadt.
Dieses ganze Kameraüberwachung haben wir halt deutschsprechenden ungepflegten Männern mit ausgelatschten Turnschuhen, fahler Haut und hässlichen Knast-Tatoos auf Armen und Händen zu verdanken.
Archer am :
Tana am :
ich war übrigens auch mal die einzigste die im laden ihren rucksack herzeigen musste, die leute vor und hinter mir mussten es nicht, obwohl sie auch rucksäcke dabei hatten.
wahh ich seh aus wie ein dieb *hoil*
DJ Teac am :
Knaller am :
Big Al am :
B. A.
Katze vom Nachbarn am :
Desweiteren ist privates Grundstueck und ein oeffentlicher Laden ein kreaktivarmer Aepfel mit Birnen Vergleich.
Olaf am :
In einem Laden gelten keine anderen Rechte als in den eigenen vier Wänden...
Daher hinkt der Vergleich gar nicht so sehr, wie die Leute hier behaupten.
Und in meinen eigenen vier Wänden hätte ich dem Herrn nach dem Verhalten auch was gehustet. Unter vier Augen ist zwar pädagogisch korrekter, aber warum sollte ich darauf Rücksicht nehmen - ich will ja nichts von dem Herrn.
Stephan___ am :
Frank_H am :
Weil es ihnen immer wieder von den Bevormundern eingeredet wird. Ein anderes Beispiel, wo das auch zuhauf vorkam, ist der sog. "Nichtraucherschutz". Da wurden dann private Kneipen und Restaurants kurzerhand zur Öffentlichkeit erklärt, wo der Gast (die Bezeichnung Gast sagt schon alles) ein "Recht" darauf habe, vor den pösen Rauchern "geschützt" zu werden.
Hausrecht? Vertragsrecht? Freiwilliger Aufenthalt in fremden Eigentum? Interessiert die Besserwisser und Bevormunder alles nicht bei der Durchsetzung eigener Interessen auf Kosten der Wirte...
Dieb am :
Björn muß in Bezug auf Benehmen noch sehr, sehr viel lernen.
ACHTUNG!!!! Leute kauft bei ihm nicht ein, ihr werdet alle erst einmal als Verbrecher behandelt. So einen Laden sollte man wirklich meiden.
Aber - Antworten die ihm nicht passen löscht er sowieso, er läßt nur die positiven drin!!!
ahja am :
Ich bins am :
Mavez am :
RemmiDemmi am :
Gesetzestexte muss man nicht nur lesen, sondern auch verstehen.
Jan-Chr. am :
XXX am :
Viermal im Jahr Inventur heißt dann, viermal im Jahr Rede und Antwort stehen, wo denn die Sachen geblieben sind, denn erst einmal werden wir Verkäufer verdächtigt. Danach werden wir der Nachlässigkeit bezichtigt.
Wie oft hab ich mir schon eine Videoüberwachung gewünscht, um zu beweisen, wer das Zeug mitgenommen hat. Wie oft hab ich mir schon gewünscht, bei entsprechendem Verdacht, (auch eine blöde Verkäuferin hat Augen im Kopf und hat innere Sirenen, die bei entsprechendem Kundenverhalten anspringen) bei entsprechendem Verdacht mich an der Tür zu postieren und Kunden Kunden sein zu lassen. Wenn die innenren Alarmglocken klingeln, fehlt hinterher meistens etwas. Ich kann Björn voll verstehen, nicht nur die Kleidung ist es, es ist das Gesamtverhalten. Wenn man so lange wie Björn im Verkauf steht, dann erkennt man das einfach, ob jemand die Kalorien überprüft oder die Warensicherung.
Jonny am :
Ich kann Björn auch verstehen, wenn ich auf der Arbeit jemanden sehe der irgendwas durchwühlt oder ganz genau untersucht, stelle ich ihn auch zur Rede, ganz egal wie er aussieht.
Aber Personen wie von Björn beschrieben, sind halt solche, die oft beim Klauen erwischt werden, Vorurteile entstehen nicht ohne Grund, leider.
Dane Mudder am :
Leider entstehen Vorurteile tatsächlich nicht ohne Grund. Zum Teil stecken Kalkül (welcher [politischen] Couleur auch immer), stereotypische Komponenten oder auch einfach irrationale Feindseeligkeit dahinter.
Dennoch traue ich Björn (ohne ihn zu kennen, ich lese immerhin nur seinen Blog und mache mir aufgrund dessen ein Bild) zu, seine potentielle "Klientel" zu erkennen.
Aber da besteht der Unterschied, der eine (in diesem Falle Björn) hat Erfahrung und guckt mal genauer, der andere hat Ressentiments.
Und diese ewigen "Schwarz/Weiß-Denker" mögen auch alle mit differenzierter Meinung für "Gutmenschen" halten, ich halte das im aktuellen Kontext allerdings für ein Totschlag-Argument und würde euch der Einfachheit halber einfach mal als "Schlechtmenschen" betiteln
Lord am :
Viele meiner KlientInnen aus Sachsen finanzieren mit solchen Eigentumsdeliken Ihren Konsum - ab und an geht das schief und dann treffen wir uns mal wieder in der Gesprächsgruppe....
NICF-Nettie am :