Seit letzter Woche haben wir noch eine weitere Kamera hier im Markt hängen. Über der Lagertür befestigt guckt diese von dort aus in einem der beiden Hauptgänge nach vorne und hat dabei das Fairtrade-Regal, einen Teil der Aktionsfläche und ein paar Stirnregale von der Getränkeabteilung im Blick.
Diesen Blick in den Laden habe ich schon oft sehr schmerzlich vermisst, aber ich kam irgendwie nie dazu, das endlich mal zu erledigen. Nun haben Ines und ich uns durchgerungen und dabei ist das gar keine langwierige Arbeit. Kamera ins Netzwerk hängen, IP-Adresse notieren, im Rekorder anlernen, Standort suchen, festschrauben, mit einem Patchkabel ans nächste Netzwerkkabel anschließen – fertig.
Wir haben heute drei neue Kameras installiert und damit drei "Sicht-Lücken" geschlossen, die mich schon lange gestört haben. Die Gastronomie ist in Bremen wieder auf und hier in der Firma geht es seit dem wieder spürbar entspannter zu. Zeit, mal wieder was zu schaffen. (In den nächsten Tagen machen wir auch wieder mit der Beleuchtung weiter. Mal fertig werden …)
Die erste Kamera blickt auf den Gang vor dem Keksregal. Der Bereich war bislang immer nur mit ganz viel Liebe und Hinstarren im Hintergrund einer anderen Kamera zu erahnen:
Diese Kamera hängt direkt über dem Eingang und guckt in den Laden. Die Gemüseabteilung an sich ist nicht so spannend, aber in die versteckte Ecke (Oberer Rand in der Bildmitte) im Anschluss an das kleine Kühlregal habe ich schon lange mal reingucken können wollen:
Auf dieser Kamera ist die Kasse und der Eingangsbereich zu sehen. Die Verpixelungen habe ich nachträglich eingefügt, da dort Kunden zu sehen waren. Die schwarzen Stellen werden dauerhaft von der Kamera unkenntlich gemacht. Unter dem schwarzen Streifen am rechten Bildrand könnte man durch das Fenster auf den öffentlichen Bereich vor dem Laden sehen und dort theoretisch Personen und z.B. Kfz-Kennzeichen filmen. In der Praxis ist da quasi nichts zu erkennen. Aber sicher ist ja bekanntlich sicher.
Unter dem dicken schwarzen Fleck zwischen den beiden Förderbändern sind die Kassenkräfte zu sehen verborgen. Die Kasse gilt als Dauerarbeitsplatz und darf daher nicht videoüberwacht werden:
Ein junger Mann nahm mehrere Kartons mit Zahnbürsten aus dem Körperpflege-Regal und stellte sie um die Ecke in einen weniger auffälligen Bereich. Vermutlich wohl, um sie später unauffällig einstecken und entwenden zu können. Da sie dort noch standen, sonst wäre die ganze Sache mir wohl kaum aufgefallen, wurde der Mann wohl entweder gestört oder hat sich entschieden, die Tat nicht oder später zu vollziehen. Aber darüber dass da krumme Sachen geplant waren, bin ich mir hundertprozentig sicher.
Der Typ wollte eine Flasche Yeni Raki klauen, zumindest gehe ich davon aus. Es gibt zwar auch immer ehrliche Kunden, die von ihrem Einkauf im Laden schon die Klebe-Sicherungsetiketten abfummeln, aber warum sollte jemand dermaßen energisch daran arbeiten, wenn das Ding sowieso an der Kasse entfernt wird? Eben.
Die Flaschensicherungen, unsere "Zippel", halten viel aus und man braucht schon sehr viel Kraft oder ein Werkzeug (oder etwas Glück, z.B. wenn das Material nachgibt oder jemand beim Befestigen nicht aufmerksam genug war), um sie zu entfernen.
Dieser junge Mann hat schließlich sogar noch versucht, unter Einsatz seiner Zähne das Sicherungsetikett von der Flasche zu bekommen. Sein Gebiss hat er sich damit leider nicht demoliert (zumindest habe ich keinen Zahn zwischen den Volvic-Kisten gefunden), aber gegönnt hätte ich es ihm. Für die Ansabber-Aktion folgte bei Flasche und Etikett übrigens ein umfangreicherer Desinfektionsmittel-Einsatz. Brr.
Die demolierte Kamera hängt zwar immer noch nicht wieder an ihrem eigentlichen Platz an der Decke, hat aber zumindest provisorisch grob wieder den von ihr zu überwachenden Gang im Blick.
Aufgrund der graden Ausrichtung befindet sich auch die gegenüberliegende Wand mit den anderen Kameras im Sichtbereich dieser Kamera und es dauerte ein paar Momente, bis sich mir erschloss, was die hell strahlenden Punkte sind. Wenn das Umgebungslicht nicht ausreicht, schalten die Kameras in den Nachtmodus und aktivieren die internen Infrarot-Scheinwerfer, die, wenngleich für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar, schon recht intensiv leuchten. Da die Kameras das Licht natürlich zwangsweise erkennen können, sind die Scheinwerfer der anderen Kameras eben so zu sehen wie auf diesem Foto:
Ein Kollege war etwas schwungvoll zugange, als er Pakete mit Toilettenpapier auf dem Kühlregal deponierte. So schwungvoll, dass er mit einem Schwung eines Paketes Klopapier der Halterung einer unserer Videokameras den Garaus machte.
Ob sich das wieder reparieren lässt, ist fraglich. Aber die Aussicht war für eine Weile immerhin mal originell, wenngleich auch zur Überwachung des Ladens recht nutzlos …
Nachdem mal jemand versucht hatte, in Findorff ins Büro einzudringen, hatten wir da auch eine Kamera installiert. Da die Videoanlage dort nicht aufzeichnet und nur ein Livebild zu sehen ist, war das mit der "Arbeitsplatzüberwachung" auch kein Problem, zumal alle Mitarbeiter davon wussten. Man hat sich ja ohnehin nur selber gesehen, wenn man vor dem Bildschirm stand, also gab es auch keine unangenehmen Überraschungen. Ein aufgestellter Spiegel hätte nicht weniger "Überwachung" gebracht.
Sollte sich aber noch mal wieder jemand mit bösen Absichten in den Raum verirren, hätte er beim Anblick seines eigenen Antlitzes auf dem Bildschirm aber vielleicht doch lieber schnell das Weite gesucht. Ist danach aber nie wieder passiert, zumindest glauben wir das.
Ein letzter Gruß, bevor die Anlage für immer schweigen musste:
Schrotti war übrigens heute noch dabei, einige Regale in Findorff abzubauen. Der Blick auf den Monitor der Videoanlage zeigt im vormals hintersten Gang eine erschreckende Leer. Das Ende lässt sich nicht mehr verleugnen …
So sieht es hier an einem Sonntag über die Videoanlage aus. Alle paar Sekunde eine neue Ansicht, der Reihe nach in Laufrichtung durch den Laden. Frohes Zugucken. Wenn ihr jemanden durch das Bild laufen seht, informiert mich bitte umgehend.
Die vielen Koaxialkabel der alten Videoanlage liefen noch im kleinen Büro zusammen und blockierten Kabelkanäle und trafen sich zu einem riesigen Pulk in einer Ecke des ohnehin viel zu kleinen Raumes. So weit ich konnte, habe ich die alten Kabel in voller Länge entfernt, teilweise habe ich sie aber auch einfach nur dort amputiert, wo sie in der Wand oder einem Kanal verschwanden.
Eine Kiste voller alter Kabel, viel gewonnener Platz in dem 4-Quadratmeter-Räumchen.
Endlich habe ich es geschafft, eine weitere Baustelle abzuschließen: Der Rekorder unserer Videoanlage steckt nun im Netzwerkschrank im Lager, der sich nun nicht mehr mit geöffneten Türen präsentiert. Was ich dabei vorher schon geahnt hatte, hat sich aber bewahrheitet: Zur Bedienung des Geräts hatte vor einer Weile schon ich eine USB-Funkmaus gekauft, die zwar eine Reichweite von bestimmt 10 Metern hat, auch durch zwei Wände – aber das komplett geschlossene Metallgehäuse des Schranks schirmt so weit ab, dass in nicht einmal drei Metern Abstand die Verbindung nur noch ganz schlecht ist und die Bewegungen des Mauszeigers nur noch ruckelig übertragen werden. Aber gut, da hilft eine kleine USB-Verlängerung, die ich Anfang der Woche besorgen und mit der ich den Adapter aus dem Schrank herausführen werde.
Mit diesen fünf alten s/w-Analogkameras, die in den letzten Wochen nur noch untätig an der Decke hinten und in den Protokollen der Videoanlage als Dummy-Kameras deklariert waren, sind auch die letzten Überbleibsel unserer alten Überwachungstechnik aus dem Laden verschwunden.
Falls ich also nicht noch irgendwo alte Aufnahmen ausgrabe, die ich hier im Blog für erwähnenswert halte, gibt es also zukünftig keine Bilder aus dem Toaster.
Nachdem wir nun neue Kameras in ausreichender Anzahl installiert haben, durfte das alte System hochfeierlich in Rente gehen. Mit einem Klick schaltete Ines die Sicherung aus und das war's für die letzten verbliebenen Reste unserer alten Videoanlage, die wir vor vielen Jahren mal "SPAR-TV" genannt hatten.
Ab jetzt kommen die alten Kameras und vor allem auch Koaxialkabel weg, zumindest dort, wo sie offen erreichbar herumliegen. Damit wird dann demnächst ein weiteres großes Kapitel abgeschlossen sein.
Erstaunter Blick auf den Monitor der Videoanlage: Das sind zweifelsfrei Red-Bull-Dosen, aber was ist das für eine Größe? So dicke Dosen habe ich noch nie bei denen und generell nur ganz selten bei Getränken gesehen. Des Rätsels Lösung war dann aber deutlich einfacher: Durch die ziemlich senkrecht nach unten guckende Kamera über einer der Kassen wurden die Dosen verzerrt dargestellt. Generell auch alles andere, aber bei diesem Büchsen-Trio ist mir dieses Phänomen zum ersten Mal aufgefallen: