Sie hatte sich am Morgen erkundigt, ob sie bei der Inventur mithelfen dürfe. Klar, warum auch nicht. Wir vereinbarten einen Termin gegen Mittag, zu dem sie auch hier im Laden erschien.
Das Gespräch war aber nach einer Minute schon wieder vorbei, denn sie erklärte sie mir dabei nur, dass sie aus gesundheitlichen Gründen wohl nicht mitmachen kann.
Sie hatte einen Käse für etwas unter einem Euro gekauft. Das Produkt hat ihr allerdings nicht geschmeckt und soll viel zu trocken gewesen sein. Da sie das Haltbarkeitsdatum nicht gefunden hat, kam sie zurück in den Laden, um das Produkt zu reklamieren. Die angebrochene oder leere Verpackung ließ sie dabei allerdings zu Hause.
Dann nahm sie hier aus dem Regal ein Produkt der selben Sorte und hielt es einem meiner Mitarbeiter unter die Nase. Ob er das MHD lesen könne, wollte sie von ihm wissen. Er konnte zwar, stimmte ihr allerdings zu, dass das relativ klein gedruckt sei und damit auch nicht besonders optimal zu lesen wäre.
"Warum tun Sie das?", wandte sie sich an einen anderen Kollegen.
"Was?", wollte dieser wissen.
"Dass das so schlecht zu lesen ist!"
Das machen nicht wir, das macht der Käsehersteller."
"Ja, aber wenn das so schlecht zu lesen ist, dann müssen Sie das doch reklamieren!"
Ines und ich standen an der Straßenecke, da wir gerade etwas in der Kantstraße nachsehen wollten. Plötzlich sahen wir sie die Gastfeldstraße in unsere Richtung entlanglaufen.
Kurz bevor die Frau auf unserer Höhe war, hielt sie sich plötzlich ihre linke Hand wie eine Scheuklappe neben das linke Auge, nach knapp drei Metern nahm sie die Hand wieder runter. Wollte sie uns nicht sehen? Wollte sie von uns nicht gesehen werden? Waren wir überhaupt der Grund für diese Geste?
Schulterzuckend guckten wir beide uns an und beobachteten aus der Entfernung, wie sie bei uns im Laden verschwand.
Die Beweggründe dafür, warum sie jetzt ständig abgepackte Mini-Croissants kauft, erschließen sich mir nicht ganz genau. Nein, genauer gesagt erschließt sich mir da überhaupt nichts.
Sie sagte jedenfalls an der Kasse, dass sie dadurch bezwecken möchte, dass dieser Artikel auf diese Weise häufiger ausverkauft sein soll, damit Kunden einen anderen Artikel kaufen, den wir dann nach ihrer Theorie häufiger nachbestellen müssen und der dadurch immer frisch ist.
Sie kauft schon lange bei uns ein. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann sie mir zum ersten Mal hier im Laden begegnet ist, aber sie ist seit dem eine mehr oder weniger regelmäßige Kundin von mir. Unter anderem hat sie bei ihren Besuchen hier im Markt immer die billigen Toastwaffeln unserer Eigenmarke gekauft.
Eines Tages waren die Waffeln komplett ausverkauft und da fiel sie uns zum ersten Mal richtig auf. Sie stand vor dem leeren Regal unterstellte uns, dass wir sie verhungern lassen wollten. An weitere Details kann ich mich nicht erinnern, da dies schon mindestens zwei Jahre her ist und damals nicht weiter von Bedeutung war.
Was vorhin geschah:
Sie war wieder da.
Sie stand an der Kasse und bezahlte gerade einen Tee aus Fairem Handel, als ich sie darauf ansprach, ob ihr eigentlich schon einmal aufgefallen sei, das ihre geliebten Waffeln jetzt immer da sein würden.
Ich kaufe keine Waffeln mehr. Gar nicht mehr.
Nicht?
Nein. Ich nehme die gar nicht mehr.
Warum das denn? Haben sie eine Weizenallergie? Glutenunverträglichkeit? Darunter leiden ja sehr viele Menschen.
Nein. Mit dem Nah-Ost-Krieg will ich nichts zu tun haben.
[?!?]
Was dort passiert, das geht ja gar nicht.
Was? Nah-Ost-Krieg? Ich meinte die Waffe-L-n! Die Toastwaffeln mit Puderzucker. Keine Waffen.
Das habe ich schon verstanden, dass Sie von Waffeln reden. Aber Waffeln und Waffen, das klingt so ähnlich. Mit dem Nah-Ost-Krieg will ich nichts zu tun haben. Gar nichts! Und bei den Waffeln, da kommen bei mir Assoziationen zu Waffen und zum Nah-Ost-Krieg. Nein, das geht gar nicht.
Eine Kollegin kam direkt von der Kasse zu mir, war sichtlich irritiert und sprach mich ganz besorgt an: An der Kasse war eben eine Kundin, die die ganze Zeit etwas von "Körperverletzung" und "Sie zeigt uns alle an." erzählt hat.
Worum es ging? Keine Ahnung. Wer es war? Klar: SIEmalwieder.
Sie kam als einzige Kundin zur Kasse und sprach dort gezielt den Mitarbeiter an. Daraus ergab sich dann folgender Dialog: Ich war gestern bei Dodenhof und wurde belästigt. Da war diese Frau mit Pferdeschwanz und bei Euch am Regal steht sie wieder.
War es denn die selbe Frau?
Nein, aber sie hat auch einen Pferdeschwanz.
Der Kollege versuchte, sie zu beruhigen: Sind Sie sicher, daß es die selbe war? Es gibt viele Frauen mit Pferdeschwanz...
Sie murmelte noch ein paar Dinge vor sich hin, unter anderem, daß sie auch mehr als nur eine 5-Minuten-Terrine gekauft hätte, wenn man hier nicht im Markt belästigt werden würde. Sie trollte sich dann mit den Worten:
Naja, meine Probleme gehen ja auch niemanden was an.
Der ziemlich verwunderte Kassierer fühlte sich spontan an den Film Fletcher's Visionen erinnert...
Eine Kollegin meinte eben zu mir, daß sich ein Kunde und eine Kundin an der Kasse streiten würden. Ich ging nach vorne, da mich solche Situationen immer sehr interessieren. Zum einen möchte ich hier Frieden im Laden haben, zum anderen könnte ja auch möglicherweise ein BE dabei herausspringen.
Die Lage hatte sich inzwischen wieder normalisiert. Eine (Stamm-)Kundin stand etwas verstört in der Nähe des Eingangs und sprach mich an:
Ich stand an der Kasse und hatte meine schwere Tasche auf den Boden gestellt, damit ich in meinem Portemonnaie suchen konnte. Als ich sie wieder aufheben wollte konnte ich nicht, weil der Mann hinter mir stand. Der stand so dicht neben mir, daß ich mich nicht bücken konnte.
Ich hörte aufmerksam zu.
Dann sagte ich ihm daß er bitte etwas Abstand lassen soll, weil ich meine Tasche nicht aufheben kann. Und daraufhin hat er mich laut angemacht, daß ich ja auch woanders einkaufen könne. Ihre Kassierererin hat übrigens nicht einmal versucht, etwas zu schlichten.
John WAYNE. WAYNE's World. WAYNE interessiert das..?
Der hatte so eine beige Jacke an und hat mich in anderen Läden auch schon so bedrängt. Der verfolgt mich. Ich weiß nicht, ob er das bei anderen auch macht.
Bielefeld? Gibt's nicht.
Das ist irgendwas politisches. Der ist aus'm Ostblock.
Wenn Sie den das nächste Mal sehen, sagen Sie mir bitte bescheid.
Ja. Schönen Tag noch.
Jo, tschüß.
Ich schwöre, daß ich mir die Story nicht ausgedacht habe!!!
Die Bacardi-Sache auch nicht.
Die Pärchen-Sache ebenfalls nicht.
Und auch nicht das mit der Telefonkarte.
Diese Frau gibt es wirklich. Ich habe Zeugen!
Eine Kundin wollte eine 5-Euro-Telefonkarte für Telefonzellen haben. Der Kauf fand letztendlich nicht statt, dafür lagen unsere Nerven blank.
Die Frau verlangte, daß wir die Karte testen. Schließlich gäbe es dafür spezielle Geräte und jeder Laden würde sowas haben. Damit kann man auch sein Guthaben auf der Geldkarte überprüfen. Wenn ich nicht nachweisen kann, daß auf einer (neuen und definitiv unbenutzten!) Telefonkarte sich nicht tatsächlich 5 Euro Guthaben befinden, kauft sie die eben nicht. Sie könne ja nicht ihr Geld aus dem Fenster werfen. Und überhaupt, was das hier für ein Laden sei, wenn wir so ein Gerät nicht hätten.
Alle Erklärungsversuche halfen nicht. Wir sind eben nicht besonders kundenfreundlich und nicht an einem Verkauf interessiert.
DANN KAUF DIE SCHEISS KARTE DOCH WOANDERS! :wall:
Disclaimer:
Es war übrigens die Kundin. Und diese hier.
Ein Pärchen stand vorhin an der Kasse. Er stand hinter ihr und hat seine Frau/Freundin umarmt. Völlig harmlos und ganz anständig. Dahinter: Eine bekannte Kundin, die eigentlich gar nicht da gewesen sein dürfte.
Diese Kundin fing jedenfalls an, sich lautstark über die beiden zu beschweren: "Das ist ekelig und Sie sollen das unterlassen. Sowas tut man nicht in der Öffentlichkeit. Das stört mich."
Es folgten einige verstörte Blickwechsel zwischen dem Paar, der Kassiererin und dem Kunden dahinter. Die beiden bezahlten ihre Ware, der Typ drehte sich noch einmal um und wünschte der, die sich gestört fühlte: "Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag und ein beknacktes Leben." :biggrin:
Der Kunde dahinter schüttelte auch nur noch den Kopf...
Herr Harste. Sie haben so eine schöne Auswahl an Fruchtsäften. Und vorne machen Sie Reklame für Bacardi, 37% Alkohol. Sie bringen Leute an den Suff und zum Selbstmord. Zu Ihnen komm' ich nicht mehr.
Ohne weitere Worte zu verlieren ging sie aus dem Laden.
Kann mir jemand erklären, was die Frau für einen Auftrag hatte? Mir hat's jedenfalls die Sprache verschlagen...