Eine Kollegin zog bei mir im Büro ein dickes Bündel 10-Euro-Scheine aus der Tasche und hielt sie mir stolz grinsend vor die Nase. "Naaaa, sind die echt?"
"Keine Ahnung", sagte ich, "zeig mal her!" Aus anderthalb Metern Abstand sahen die Zehner zumindest echt aus. Bei näherer Betrachtung auch irgendwie. Wasserzeichen und Sicherheitsfaden hatten sie nicht, das Hologramm war nur in grau/bunt aufgedruckt und glitzerte nicht. Aber sonst waren sie dem Original schon recht ähnlich. Achja – auf der Rückseite stand relativ klein "PROP", Filmrequisite. Dazu hatte ich hier vor ein paar Jahren schon einmal etwas geschrieben.
Sie fand das cool, hat sich aber meinen Text dazu zu Herzen genommen: Die Polizei versteht bei Falschgeld oder dem, was man dafür halten könnte, absolut keinen Spaß mehr und sie sollte sich damit nicht erwischen lassen.
Beim Ausleeren des Behälters aus dem Cruncher des Leergutautomaten fielen uns nicht nur haufenweise entwertete Gebinde entgegen, sondern auch rund zwei Dutzend Dosen und Flaschen, die im Grunde völlig unversehrt waren. Nur wie kamen die da rein? Innerhalb des Automaten ist der Weg durch den Schredder der einzige Weg in den Behälter und da kommt nichts unzerdrückt und unperforiert hindurch.
Also bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder hat jemand die Teile mutwillig (aus welchen Gründen auch immer) in die Kunststoffwanne geworfen oder sie sind da (aus welchen Gründen auch immer) reingefallen, nachdem die Box zuletzt ausgekippt wurde. Beides wäre schon sehr sonderbar, aber gemäß Sherlock Holmes gilt dann wohl der alte Leitspruch: "Once you eliminate the impossible, whatever remains, no matter how improbable, must be the truth."
Das hier sind, neben ein paar anderen geschredderten Dokumenten, die gesamten Teilnahmekarten, welche unsere Kunden in der Zeit vom 1. bis 24. Dezember hier in die Losbox des EDEKAlenders geworfen haben. Allesamt Tag für Tag brav durch den Aktenvernichter geschoben und in Partikel der Sicherheitsstufe 3 zerlegt. Ich lasse mir ja nicht nachsagen, hier schlampig mit personenbezogenen Daten umzugehen:
Nun, das ist ganz einfach, wie ihr in diesem Video seht.
Mal im Klartext: Dieses Gewinnspiel ist ohne böse Hintergedanken. Es gibt keinen Haken und keine Ösen, die Dinge im Kalender werden einfach mal von den Einzelhändlern im Losverfahren an ihre Kunden verschenkt! (Ja, die habe ich bezahlt!) Notwendigerweise müssen wir irgendwie die Teilnehmer / Gewinner auswählen und hinterher eindeutig identifizieren können, dazu brauchen wir natürlich die vollständigen Daten. Diese Daten werden außer auf den von den teilnehmenden Personen auszufüllenden Karten nirgends erfasst. Nach der Auslosung werden die nicht benötigten Karten vernichtet und die Karten der Gewinner maximal so lange aufbewahrt, bis der Gewinn übergeben wurde. Die Daten werden nicht für irgendwelche statistischen Zwecke verwendet und man hat kein Zeitschriftenabo am Hals, bekommt keine Werbeanrufe und keine Waschmaschine. Es hat sich zwar noch keiner beschwert, aber man kennt ja die ewig nörgeligen.
Eigentlich wollte ich nur einen kleinen Notizzettel in den Aktenvernichter stecken …
Unglücklicherweise hatte ich die Ecke eines aktuellen Arbeitsvertrags einer Mitarbeiterin, den ich zusammen mit besagtem Zettel in der Hand hielt, ebenfalls mit ins Gerät gesteckt. Der Aktenvernichter hat natürlich sofort mit seiner Arbeit begonnen und mir aufgrund des Überraschungsmoments den Vertrag auch direkt aus der Hand gerissen. Das Gerät ist so schnell, dass ich kaum noch reagieren konnte.
Aber gut, die Kollegin war gerade da, wir haben einen neuen Vertrag unterschrieben und das Vertragsfragment auf dem Foto ist inzwischen komplett in Schnipsel verwandelt worden:
… und wenn es mal aufhört zu regnen, können wir auch das Dutzend große Säcke, die sich hier in den letzten Tagen angesammelt haben, in den frisch geleerten Container umfüllen: