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Kurze Lunte

Wir hatten draußen auf der Straße einen Ladendieb festgehalten, der lautstark herumkrakeelte. Was wir denn von ihm wollten, die Ware hätten wir ja wieder und wir könnten ihn ja jetzt schließlich laufen lassen. Dass er gerade eine Straftat begangen hatte und wir ihn deshalb nicht einfach so laufen lassen wollten, kam in seinem Kopf nicht so richtig an.

Eine ältere Passantin ergriff Partei für ihn. Wir sollen den armen Menschen doch laufen lassen, es kann schließlich nicht jedem so gut wie uns gehen, etc.

Das ist wohl auch richtig. Es ist aber eben nicht nur der eine arme Mensch, der bei uns aus Verzweiflung und Not gestohlen hat. Es passiert täglich und da wird die Lunte irgendwann sehr viel kürzer. Da hat man einfach keine Lust mehr, mal die sprichwörtlichen Fünfe gerade sein zu lassen. Ansonsten können wir, "wir" sind meine Mitarbeiter und ich selber, uns nämlich irgendwann selber in die Schlange der armen Menschen, denen es nicht so gut geht, einreihen. Eben dann, wenn unsere Firma nicht mehr in der Lage ist, das Auskommen der dafür arbeitenden Menschen zu erwirtschaften.

Er braucht kein Dankeschön

Ein Mann hatte fünf Pakete Kaffee geklaut, hatte beim Verlassen des Ladens den Alarm der Warensicherungsanlage ausgelöst und damit die Aufmerksamkeit meiner Mitarbeiter auf sich gezogen. Ein Kollege rannte hinter ihm her und konnte den Dieb in der Seitenstraße stellen. Zwei andere Männer halfen ihm schließlich, den Täter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Einer davon ist Stammkunde bei uns und kommt quasi täglich.

Als ich ihn am nächsten Tag ansprach und mich bedankten wollte, winkte er ab. Selbstverständlich sei das doch, schließlich würde er unseren Laden und uns alle so toll finden und wenn uns jemand beklaut, sei das das Allerletzte. Flasche Wein, anderen Alkohol, Pralinen etc. wollte er alles nicht. Okay, dann hier noch mal ein fettes Dankeschön! :-)