Ich weiß nicht, seit wie vielen Jahren wir mit unserem Biowein-Lieferanten schon zusammenarbeiten, aber elf Jahre sind es mindestens schon. In all der Zeit hatten wir die Ware immer mehr oder weniger lose bekommen. Entweder hat der Fahrer uns die Weinkartons und -Kisten auf einer Sackkarre in den Laden gefahren oder wir haben einen leeren Rollbehälter benutzt und draußen am Lieferwagen die Ware darauf gestapelt.
Die gestrige Weinlieferung hatte ich nicht persönlich mitbekommen, staunte aber nicht schlecht, als ich eine fertig gepackte Palette entdeckte. Wie modern. (Aus meiner Sicht ist das übrigens gar nicht so praktisch. Mit der Palette kann ich nicht bis vor das Weinregal fahren, so dass wir die Ware beim Packen durch den halben Laden tragen mussten …)
Eine Frau, die ich nicht als Kundin kannte, fragte mich nach mehreren Produkten. Nach dem ich sie quer durch den Laden zu den unterschiedlichsten Artikeln geführt hatte, meinte sie zu mir, dass ich mich ja hier richtig gut auskennen würde.
"Naja, das ist mein täglicher Arbeitsplatz. Da sollte man schon gewissen Ortskenntnisse verlangen können", antwortete ich mit einem Lachen.
Sie bedankte sich und ging mit ihren paar Teilen direkt zur Kasse. Da bleibt ja schon irgendwie die Frage im Kopf hängen, was sie woanders schon alles erlebt hat.
Ines war dabei, ein Regal auszuwischen, als zwei ältere Kundinnen bei ihr vorbeikamen und eine der Damen völlig erstaunt zur anderen sagte: "Oh, guck mal, die wischen hier ja sogar die Regale aus."
Dass das nicht überall in anderen Geschäften regelmäßig getan wird, weiß ich selber. Aber dass eine Fachbodenreinigung nun jemandem so besonders auffällt, finde ich schon erstaunlich.
Aber gut, haben wir wieder ein paar Pluspunkte bekommen.
Beim kurzen, eher zufälligen Blick auf den Bildschirm der Videoanlage sah ich, wie in genau dem Moment ein Mann seinen schnellen Gang stoppte und zwischen zwei Regalen stehenblieb. Dann hob er langsam seine beiden Arme, die seitlich am Körper herunter hingen, ein Stück in die Höhe, hielt sie dort eine Sekunde und ließ sie schwer wieder nach unten fallen.
Das war für mich ein eindeutiges Zeichen: Der Mann suchte etwas und konnte sich nicht vorstellen, dass wir es nicht haben. Nur wo? In seiner Geste spiegelte sich zweifelsfrei sein Erstaunen darüber wieder.
Umso erfreuter war er dann, als ich als Mitarbeiter des Ladens erkennbar zu ihm kam und ihn fragte, ob ich ihm bei seiner Suche helfen könne.
Anstatt vor der Tür auf sein Herrchen zu warten, schlich sich der kleine Bello erst in und dann durch den Laden und schnüffelte sich schließlich durch unser Leergutlager.
Sein Herrchen stand nichts ahnend an der Kasse und war zutiefst erstaunt, als wir ihm vom Besuch in unserer Leergutannahme berichteten.