Ein Mann betrat den Laden und ging direkt nach hinten in die Getränkeabteilung. Als er dort ankam, stand ich bereits wieder im Büro und beobachtete ihn auf dem Monitor der Videoüberwachungsanlage. Zufällig hatte ich ihn im Vorbeigehen im Laden gesehen und nur Sekundenbruchteile reichten mir schon für die Entscheidung, den Typen mal näher zu beobachten.
Meine Intuition sollte recht behalten: Er nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, öffnete sie, trank mehrere Schlucke, schraubte den Deckel wieder drauf und stellte die angesabberte Flasche einfach zwischen die Bierdosen. Dann nahm er sich eine Flasche unseres Eigenmarken-Wassers und ging zur Kasse, wo er sie mit einer Banknote bezahlen wollte. Geld genug hatte er also auf jeden Fall mit. Ich nötigte ihn, auch die geöffnete Flasche zu bezahlen und gab ihm noch die Worte mit auf den Weg, sich hier im Laden nicht noch einmal blicken zu lassen. Ob er das verstanden hat? Er tat zumindest so, als wenn er kein Wort Deutsch spräche.
In der Sache ärgerlich, aber es war schön, mal wieder eine positive Bestätigung von der eigenen Menschenkenntnis bekommen zu haben.
Mir fiel gerade auf, dass ein Ladendieb, den wir hier vor ein paar Jahren mal erwischt hatten, als Meldeadresse ein im Umland sehr einsam gelegenes Vereinsheim eines Fußballvereins angegeben hatte.
Da würde mich doch glatt mal das wie und wieso interessieren.
Ein kurzer, eher zufälliger Blick auf den Monitor der Videoüberwachungsanlage. Eine Kundin, die sogar einen gut gefüllten SPAR-Einkaufskorb in der einen Hand trug. Eine Handbewegung mit der anderen Hand, als hätte sie irgendwas in ihrer Jacke verschwinden lassen. Wir reden von höchstens zwei Sekunden, aber unser erfahrener Blick ließ die inneren Alarmglocken läuten.
Wir spulten die Videoaufzeichnung zurück und sahen uns die Sequenz und die vorherigen Augenblicke noch einmal genau an. Da, die hat was eingesteckt! Hat sie noch mehr? Egal. Sie ist schon an der Kasse und uns rennt die Zeit weg – und auch für das eine Teil werden wir sie schon festhalten. Der Rest ergibt sich hinterher.
Was wir gesehen hatten, war übrigens, wie die gerade mal 20-jährige Frau die Packung Batterien unserer Eigenmarke in der Jacke verschwinden ließ. Abgesehen davon hatte sie noch ein paar andere Teile in ihren Jackentaschen. Der Wert des Einkaufs, den sie bezahlen wollte, lag deutlich darüber. Das Bargeld, das sie mitführte, hätte gereicht, um das alles mehrfach zu bezahlen.
Da sie gültige Papiere dabei hatte und auch friedlich und kooperativ war, verlief der Rest für unsere Verhältnisse relativ unspektakulär: Anzeige, Hausverbot, Tschüss.
Obwohl unser Zigarettenautomat an der Kasse aufgrund einiger besonders negativer Erfahrungen nun grundsätzlich gesperrt ist und nur auf ausdrückliche Kundenanfrage von meinen Mitarbeitern an der Kasse freigeschaltet wird, versuchen es immer wieder Leute, Zigaretten mitgehen zu lassen.
Explizit nach Zigaretten zu fragen, dann drei Mal auf dem Bedienfeld eine Taste zu drücken, was jeweils mit einem Piepton quittiert wird und dann nicht drei, sondern nur zwei Schachteln Zigaretten auf dem Förderband liegen zu haben, ist schon… Tzja… Eigentlich wollte ich hier "dreist" schreiben. Ist das dreist oder ist das einfach nur dämlich?
Ein Typ kaufte eigentlich ganz normal ein. Gut, nicht ganz normal, da er den Einkauf nicht in einem Korb oder Einkaufswagen zusammenstellte, sondern in einem mitgebrachten Hackenporsche Einkaufstrolley, aber das geht in Bremen ja irgendwie noch fast als "normal" durch.
Nicht ganz normal war, dass er eine kleine Limonadenflasche im Laden öffnete und regelrecht auf ex austrank. Das macht man einfach nicht, aber die leere Flasche stellte er zumindest mit in den Trolley, so dass es im ersten Moment so wirkte, als wenn er sie zusammen mit dem Rest bezahlen wollte. Trotzdem blieben wir aufmerksam.
Direkt nach dem er die Flasche getrunken hatte, ging er auch schon zur Kasse. Er stellte sämtliche Sachen auf das Förderband des Kassentischs, nur die gerade ausgeleerte Flasche fehlte. Meine bereits darüber informierte Kassiererin fragte ihn gleich zwei mal, ob er nicht noch etwas vergessen hätte. Er verneinte ausdrücklich, bezahlte die Sachen und durfte uns anschließend in Richtung Lager folgen, wo wir den üblichen Papierkram zur Abwicklung einer Diebstahlsanzeige erledigten.
Zwischendurch brachte er noch einen Spruch, über den wir wohl alle noch eine Weile schmunzeln werden:
Gestern Abend um kurz vor Mitternacht kam ein maskierter Typ in den Laden, hatte eine Waffe (Echt? Softair? Deko? Schreckschuss? Spielzeug?) bei sich und forderte, obwohl zwei meiner Mitarbeiter und rund ein Dutzend Kunden (!) an der Kasse waren, meine Mitarbeiterin auf, ihr "das Geld" auszuhändigen.
Nach einem knappen "verpiss dich" einer der anwesenden Personen, war der Täter wohl so perplex, dass er tatsächlich ohne Beute sofort wieder den Laden verließ.
Oh, gerade schon der zweite Anruf der Polizei innerhalb einer Woche mit der Bitte, doch die gebrannten CDs mit den Videoaufzeichnungen unterschiedlicher Ladendiebstähle einzuschicken, damit die Sache an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden kann.
Ist halt momentan etwas stressig in der Firma, dazu kommt, dass das alles Diebstähle von geringwertigen Sachen waren, die ohnehin relativ folgenlos für die Täter bleiben werden. Da hat das bei mir im Kopf nicht die größte Priorität.
Unser "Maronenfreund" hatte damals übrigens nicht nur Maronen geklaut, sondern auch getrocknete Feigen im Laden gegessen, weswegen wir ihn hier irgendwann intern nur noch als "Feigenfresser" bezeichnet haben.
Umso lauter schrillten unsere inneren Alarmglocken, als wir nun diese leeren Packungen zwischen neuer Ware entdeckten. "Er" kann es eigentlich nicht mehr sein, aber da scheint jemand ähnliche Vorlieben zu haben. Mal abwarten, ob das jetzt ein Einzelfall war oder ob das nun wieder zur Regelmäßigkeit wird…
Es gibt hier im Stadtteil eine ältere Frau, die schon beinahe gewerbsmäßig klaut. Selbst bei uns hat sie es schon häufiger erfolgreich geschafft, denn leider ist sie per se eher unauffällig und kaum verdächtig. Ihre Masche besteht darin, Ware in Körben oder Taschen vom Markt aus in der Nähe der Eingangstür zu deponieren, den Laden ohne Ware zu verlassen und die abgestellten Sachen dann etwas später einfach unbemerkt mitzunehmen.
Bis jetzt ist sie uns entweder immer gerade durch die Lappen gegangen oder wir haben die abgestellte Ware noch rechtzeitig gefunden. So wie in diesem Fall. Die Frau, in den Tags jetzt einfach mal "Klau-Oma" getauft (Ich muss mal eins für "SIE" anlegen… Allerdings ist SIE ja echt relativ normal geworden…), hatte eine Tragetasche bis oben hin mit Katzenfutterdosen gefüllt und diese bei meinen Einkaufswagen deponiert. Dann ging sie raus und stand ein paar Minuten vor dem Laden.
Das alles hatte allerdings meine Putzfrau mitbekommen und sofort Alarm geschlagen. Zusammen mit einem Kollegen positionierte ich mich unauffällig hinter einem Regal. Die Alte schien aber Lunte gerochen zu haben und kam nicht nur nicht wieder in den Laden, um ihre Beute einzusammeln, sondern war, als wir knapp zehn Minuten später nachsahen, ohne Diebesgut komplett verschwunden.
Aus gegebenem Anlass mal eine Frage in die Runde, vor allem aber auch an alle mitlesenden Einzelhändler und Ladendetektive:
Gibt es irgendwelche Erfahrungswerte oder allgemeine Beobachtungen, dass ganz speziell das Produkt "Veltins V+ Curuba" in den 0,5l-Dosen besonders häufig geklaut wird oder zumindest Konsumenten dieses Produkts besonders häufig in Ladendiebstähle oder sonstige Scherereien verwickelt sind? Abgesehen davon, dass "V+ Curuba" zumindest bei uns immer wieder von Leuten eingesteckt wird, hatten wir vor einer Weile mal das Phänomen, dass eine Frau sehr viele Dosen dieser Marke als Leergut abgegeben hatte (weswegen wir ihren weiteren Weg durch den Laden an den Monitoren der Videoanlage verfolgten) und sich dann ihre Tasche mit anderer Ware aufgefüllt hat, die sie aber nicht bezahlen wollte.
Bei uns ist das wirklich extrem auffällig! Den Rat, das Produkt aus dem Sortiment zu verbannen, finde ich allerdings nicht so optimal. Dann wird vermutlich als Ausgleich ein anderes Bier(mischgetränk) gestohlen und so haben wir mit dem Curuba eben noch unseren "Indikator" im Laden stehen.
Aber was hat es mit diesem Gebräu auf sich? Ist das einfach nur Zufall oder sind da irgendwelche speziellen Inhaltsstoffe drin, die z.B. bei Drogenkonsumenten besondere Wirkungen entfalten?
Ein fünzehnjähriger Junge steckte sich zwei Dosen eines Energydrinks in die Jackentasche und verließ den Laden, ohne diese zu bezahlen. Da meine Mitarbeiterin sichergehen wollte, dass er die beiden Dosen nicht nur aus dem Regal genommen, sondern auch tatsächlich eingesteckt hatte, guckten wir uns den Vorgang noch mal auf der Videoaufzeichnung an. In der Zwischenzeit waren der junge Mann und sein Begleiter bereits halb durch die nächste Seitenstraße. Da er wohl nicht damit gerechnet hatte, dass wir ihn verfolgen würden, rannte er entgegen unserer Erwartungen nicht weg.
So überholten wir die beiden, stellten uns ihnen unerwartet in den Weg und nutzen den Überraschungseffekt, dem Dieb die beiden noch ungeöffneten Dosen direkt aus der Hand zu nehmen. Er wollte protestieren, erzählte, dass er Dosen die bereits mitgebracht gehabt hätte, aber das entsprach natürlich nicht der Wahrheit. Brav folgte er uns in den Laden, wo wir schließlich seine Personalien aufnahmen.
Von uns hatte er die Chance, seine Eltern zu kontaktieren, was er aber nicht tun wollte. Da wir ihn aber auch nicht einfach so wieder laufen lassen wollten, riefen wir doch die Polizei an, die ihn die "volle Härte" des Gesetzes spüren ließ. War nicht ganz nett, aber vielleicht hatte es ja einen Lerneffekt für ihn, das komplette Programm von Befragung, Durchsuchung und einer kostenlosen Fahrt in einem silberblauen Mercedes zu erleben.
Vielleicht hat dieser "Schuss vor den Bug" ja geholfen.
Lustig fand ich noch folgenden Dialog zwischen einem der Beamten und dem Jugendlichen:
Überraschende Beobachtung, als wir am Samstag Abend nach Hause fahren wollten: Die drei Bagaluten lungern nicht nur in und vor meinem Laden herum, sondern sogar hinten auf dem Hof, resp. dem unmittelbar angrenzenden Grundstück der Moschee.
Wie vorhin schon Kommentator Jordi gschrieben hatte, werde ich wohl mal versuchen, dort irgendjemanden von der Leitung zu fassen zu bekommen. Wenn die drei Nervzwerge schon keinen Respekt vor uns oder der Polizei zeigen, dann vielleicht zumindest vor deren Alten aus den eigenen Kreisen.