Ein Anrufer wollte wissen, ob wir noch D-Mark annehmen würden. Ein Kollege hatte das Gespräch entgegengenommen und leitete die Frage an mich weiter. Eigentlich nicht und seit Corona hatte bis dato auch nie wieder jemand danach gefragt, aber da wir ohnehin noch DM-Bestände haben, die ich irgendwann mal bei der Bundesbank eintauschen muss, wollte ich auch nicht päpstlicher als der Papst sein. "Ja, er kann damit noch herkommen. Aber Kurs 2:1 zum Euro und er muss damit bezahlen, wir tauschen nicht um", erklärte ich. Mein Mitarbeiter gab die Info weiter, hörte augenscheinlich kurz dem Anrufer zu und hielt mir schließlich das Telefon entgegen: "Der ist Redakteur eines Magazins und will gar nicht einkaufen. Willst du kurz..?"
Ich übernahm.
Das mit dem Redakteur stimmte. Er wollte gar nicht selber die alten Markstücke und Scheine eintauschen, sondern einen Bericht über Geschäfte verfassen, die immer noch DM annehmen. "So sehr, dass man das nun in ein Artikel schreiben könnte, auch nicht", erklärte ich ehrlich. Das Euro-Bargeld ist inzwischen seit über 22 Jahren im Umlauf, langsam ist dann auch mal gut. Wir haben Mitarbeiter im Team, die DM nur aus Erzählungen von den Ahnen kennen.
Aber eine Idee kam dabei doch auf. Vielleicht kann man ja noch mal einen groß angekündigten DM-Tag machen, wo noch einmal alle die Chance haben, ihr altes Bargeld hier im Laden beim Einkauf loszuwerden. Dann natürlich kontrolliert und unterstützt von den Mitarbeitern, die sich mit dem Zahlungsmittel noch auskennen. Das Kind hat auch schon einen Namen: Mark-Tag.
Beim Aufräumen des Schubladenschranks in unserem kleinen Büro habe ich noch einen dünnen Stapel Scheckeinreicher gefunden. Die wurden benutzt, um angenommene Schecks ordentlich aufgelistet bei der Bank zur Gutschrift einzureichen. Ich sehe schon die Fragezeichen über den Köpfen bei einem großen Teil der Leser hier, die schon beim Wort "Scheck" keine Ahnung mehr hatten, wovon ich da überhaupt rede. Ja, bargeldloses Bezahlen gab es auch schon vor kontaktlos mit dem Handy. Dazu gibt es aber einen recht informativen Artikel in der Wikipedia: Scheck. Die Dinger hat man halt statt Bargeld mit sich herumgetragen, vor allem die im Artikel verlinkten Eurocheques. Verrechnungsschecks haben wir meistens von Lieferanten für Gutschriften, Rückvergütungen und ähnliche Zahlungen bekommen.
Das alles ist längst Vergangenheit. An der Kasse zahlte hier schon seit über zwei Jahrzehnten niemand mehr mit einem Scheck, den letzten Verrechnungsscheck habe ich ebenfalls vor Jahren schon bekommen – und diese letzten Scheckeinreicher haben nun ehrenvoll den Weg ins Papierrecycling gefunden.
Auch wenn der Euro inzwischen längst volljährig geworden ist, nehmen wir immer noch D-Mark hier an. Allerdings inzwischen nach anderen Spielregeln: 1.: Keine Münzen, 2.: Kein Umtausch, der Betrag (2:1 in Euro) muss vollständig beim Einkauf verwendet werden.
Das sagten wir auch dem Anrufer, der sich bei der grundsätzlichen Aussage, dass wir noch DM annehmen, zunächst sehr gefreut hatte. Sie hatten wohl im Haus seiner Oma noch mehrere große DM-Banknoten gefunden und wollten diese nun loswerden, ohne nach Oldenburg zur nächstgelegenen Filiale der Bundesbank fahren zu müssen.
Zunächst wollte er am liebsten sofort herkommen, aber als sich die Erkenntnis einstellte, dass er dann hier für durchaus mehrere hundert Euro einkaufen müsse, war die Euphorie wieder dahin.
Damit kann ich aber leben. Überhaupt noch ein Zahlungsmittel anzunehmen, dass seit inzwischen über 21 Jahren kein offizielles mehr ist, sollte Kundenservice genug sein.
Unsere Umsätze mit dem Regionalgeld waren schon immer recht überschaubar. Seit etwa zwei Jahren oder auch länger schon haben wir sage und schreibe eine Kundin, die dieses Angebot überhaupt noch nutzt. Das allerdings auch nur sehr selten, insgesamt vielleicht sechs bis acht mal pro Jahr. Da kommt man schon auf den Gedanken, ob man diese Leistung überhaupt noch weiter anbieten möchte. Andererseits tut es ja auch keinem weh, diese Option bereitzuhalten. Es kostet kein Geld, die Umsätze werden beim Steuerbüro auf ein eigenes Konto gebucht – was soll's also?
Aber warum muss man überhaupt eine eigene regionale Währung alternativ zum Euro betreiben? Das große Pro-Argument zitiere ich mal aus der Wikipedia: "Das Ziel von Regiogeldsystemen ist es, die regionale Wirtschaft zu fördern und zu stabilisieren. Durch den kleinen Raum, in dem das Regiogeld verwendet wird, bleibt die Kaufkraft für damit getätigte Geschäfte in der Region, statt ins Ausland oder in Finanzmärkte abzuwandern."
Ja, aber … Das geht mit dem Euro genauso gut. Sogar noch viel besser, da viel mehr Geschäfte / Unternehmen da nicht ausgeschlossen sind, die eben nicht ausdrücklich Teilnehmer beim jeweiligen regionalen System sind. Natürlich wird man über die Teilnehmerliste genötigt, die regionale Währung nur bei entsprechend registrierten regionalen Unternehmen auszugeben – aber wer sich als Konsument bewusst für die Teilnahme an einer regionalen Währung entscheiden kann, der sollte wohl auch in der Lage sein, das gesetzliche Zahlungsmittel ohne den Umweg über eine Zweitwährung in regionalen oder auch allgemein ökologisch korrekten Geschäften zu lassen.
Um das Kapitel D-Markt irgendwann mal zu einem Ende bringen zu können, habe ich mir vorgenommen, noch bis zum ersten Januar 2020 die alten Scheine und Münzen hier als Zahlungsmittel zu akzeptieren. (Dann ist das Euro-Bargeld volljährig und soll gefälligst auf eigenen Beinen stehen können.)
Damit die Vorgänge an der Kasse einfacher sind, tauschen wir hier nicht zum offiziellen Kurs (1,95583:1) sondern ganz pragmatisch 2:1. Für mich und uns alle war die Bedeutung dessen eigentlich immer klar: Zwei Mark entsprechen einem Euro. Punkt.
Nun tauchte vor ein paar Tagen dazu ein ganz neues Problem auf: Viele unserer jüngeren Mitarbeiter (Meistens Aushilfen, vor allem Schüler und angehende Studenten) haben mit der D-Mark im Grunde nie zu tun gehabt, waren maximal noch kleine Kinder, als wir diese Währung noch als Zahlungsmittel hatten. Für sie ist das ein abstraktes Gebilde aus dem Museum. Und dann ruft man an die Kasse, dass die Markstücke einfach im Verhältnis 2:1 in Euro getauscht werden sollen und bekommt dann als Gegenfrage ein vorsichtiges: "Eine Mark sind dann zwei Euro?"
Den Kunden hätte es sicherlich gefreut. Aber gut, dass diese Problematik mal im Raum stand und man hier intern darüber reden konnte.
Stornierte Bons einer Kollegin. Die Begründung war jeweils die selbe: "Kunde wollte mit Karte zahlen."
Ja, aber … Dafür gibt es doch eine Funktion "Zahlungsmitteltausch" bei uns an der Kasse. Da muss man doch nicht gleich einen Bon nach dem anderen stornieren, wenn man versehentlich zu schnell auf die "BAR"-Taste Schaltfläche gedrückt hat. Das war früher, also als wir noch die von der Kasse unabhängigen Kartenterminals hatten, natürlich einfacher zu lösen, da wir intern ohnehin alle Umsätze auf "bar" gebucht hatten. Entweder gab es dann in der Kassenabrechnung das passende Bargeld oder eben einen ec-Beleg.
Diese Tausch-Funktion kennt die Kollegin jetzt aber auch!
Ist nicht neu, aber mit einem neuen Foto jetzt auch auf der Ladenwebsite zu finden:
Sie besitzen noch D-Mark in Scheinen oder Münzen?
Bezahlen Sie doch einfach bei uns damit! Im Wechselkurs 2:1 (DM:Euro) akzeptieren wir Ihre alten Münzen und Banknoten als Zahlungsmittel bei Ihrem Einkauf hier im Markt.
Und, nein, das Foto ist nicht perfekt und ich muss es auch nicht vom professionellen Fotografen machen lassen, da ich diesen Anspruch für diesen Zweck überhaupt nicht habe. Für das, was es sein soll, ist es vollkommen ausreichend.