Selbst die EDEKA steckt ihre Fühler auf der Suche nach Toilettenpapier nicht nur in alle Richtungen, sondern offenbar auch über unsere Landesgrenzen hinaus aus. Heute haben wir zum Beispiel das russische Toilettenpapier "Soffione Premio" bekommen, eine Ersatzlieferung für eines der vielen anderen von mir bestellten Papiere. Ist den Kunden vermutlich völlig egal, dass nicht ein deutsches Wort auf den Paketen zu finden ist, Hauptsache Toilettenpapier, mit 2,99 € pro Packung auch noch im absolut akzeptablen Preisrahmen.
Was mir erst gar nicht aufgefallen war, meiner Liebsten dagegen schon: "Die Verpackung ist ja mit Corona-Viren bedruckt!" Stimmt zwar nicht, das sollen vermutlich Blüten sein, aber aus der Entfernung sehen die grauen Dinger tatsächlich so aus:
Vor ein paar Tagen bekam ich eine Anfrage einer regionalen Nachrichtenagentur. Sie suchten einen Laden, um über die gestressten Mitarbeiter im Supermarkt aufgrund der derzeitigen hohen Belastungen einen Bericht gerne auch mit Interview drehen zu können.
Ich freue mich natürlich immer, wenn die Redaktionen und Sender bei sowas immer gleich an mich denken. In diesem Fall hätte ich auch gerne persönlich ein paar alte private Schulden beglichen – aber im Gegensatz zu dem, was man sonst so momentan über die "armen Mitarbeiter im Supermarkt, die an ihre Grenzen gehen" in den Medien mitbekommt, läuft das Leben bei uns in der Firma nach wie vor erstaunlich entspannt ab.
An dieser Stelle möchte ich nicht ausschließen, dass in manchen Unternehmen, gerade auch in den personell nicht stark besetzten Harddiscountern, die Mehrleistung vom selben, grundsätzlich knappen Personalstamm aufgefangen werden muss. Bei uns ist seit ein paar Wochen auch mehr zu tun, aber zu drei neuen Leuten, die in den letzten Wochen von mir ausschließlich zum Ware verräumen eingestellt wurden, haben wir im Grunde durchgängig noch eine Person zusätzlich im Laden, die kassieren und Kundenanfragen bearbeiten kann. Das sind grob 100 Arbeitsstunden mehr pro Woche, die aber das gesamte Team entlasten. Ja, die Arbeit hinter den Spuckschutzen und mit der ständigen Distanz (und den daraus resultierenden Diskussionen) ist anstrengender als "vor Corona. Es ist aber dennoch nicht so, dass hier auch nur einer in den Feierabend geht und nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht.
Aber bei uns im Laden tickten die Uhren ja schon immer etwas anders.
Am Donnerstag hatten wir einen Karton Sagrotan-Spray bekommen. Insgesamt 10 Flaschen zu jeweils 5,79 Euro hatte der Kollege ins Regal gestellt. Als ich am Karfreitag hier im Laden war und meine Bestellung gemacht habe, fiel mir auf, dass das Regal komplett leer war. Der Run auf derartige Produkte ist momentan allgemein sehr groß, aber dass das so stark läuft, konnte ich mir nicht vorstellen.
Die Überprüfung in der Warenwirtschaft brachte Gewissheit: Zehn Stück geliefert, seit dem fünf verkauft. Aktueller Bestand: Null. Auf welche Weise die anderen fünf Flaschen verschwunden sind, kann ich nur vermuten, viele Alternativen zu "geklaut" gibt es aber wohl nicht.
Das ist dann jetzt das letzte Foto dieses Schildes, den Artikel bestelle ich nicht wieder.
Corona, Lieferschwierigkeiten, Ostergeschäft, veränderte Bestellzeiten – alles Faktoren, die dafür gesorgt haben, dass unser Laden momentan ziemlich gerupft aussieht. Abgesehen von den hier gezeigten Bildern ist es zwar noch irgendwie überall gut gefüllt (Produktdiversität bei uns im Laden sei Dank!), aber insgesamt ist unser Warenbestand gerade ganz schön runter. Kennt man bei uns eigentlich gar nicht und ich versichere, dass wir hier quer durch die Sortimente mehrmals täglich Nachschub bestellen, als gäbe es kein Morgen mehr …
Anruf einer Firma, die nachhaltiges Toilettenpapier aus Bambusfasern herstellt und vertreibt. Ob deren E-Mail angekommen wäre und wir Interesse an den Produkten hätten, wollte der Mann am anderen Ende der Leitung wissen.
Mein spontanes Interesse galt dem Klopapier, das in der Mail auch Palettenweise (und zum akzeptablen Verkaufspreis) angeboten wurde und ich erkundigte mich, ob sie auch liefern können.
"Ende Mai wieder, aber ich nehme jetzt schon die Vorbestellungen entgegen."
Ach, Leute, der Witz ist alt. Relativ zumindest. Aber auch mit dem Abstellen von "Corona Extra" im ansonsten komplett leeren Toilettenpapierregal wird die Liefersituation aktuell nicht besser.
Jungejungejunge, momentan darf man sich ja nicht mal mehr öffentlich verschlucken. Der darauf folgende Hustenreiz lässt einen sich schlagartig wie einen Aussätzigen fühlen. Leute drehen sich verächtlich um und vergrößern den Abstand, Tierärzte ziehen Spritzen mit Pentobarbital auf, Jäger laden ihre Flinten durch, Testamente werden umgeschrieben und unverständliche Verse zu beschwörerischen Handbewegungen gemurmelt.
Die am Freitag von mir zweitplatzierten Brotbackmischungen laufen erstaunlich gut. Mehl gibt es zwar nicht, aber fertige Mischungen für Vollkornbrot vermitteln (zumal man auch keine Hefe zusätzlich benötigt, die es ohnehin gerade auch kaum gibt) einem zumindest etwas das Gefühl, selber ein Brot gebacken zu haben.
Die Backmischungen sind aber natürlich auch kein Ersatz für einfaches Mehl. Leckere Pfannkuchen kann man mit den Zutaten für ein kräftiges 6-Korn-Brot nicht zubereiten. Aber dennoch fehlen nach nur zwei Tagen schon etliche Beutel der Mischungen. Ich hatte es zwar gehofft, aber nicht so sehr damit gerechnet:
Rund um die Lieferengpässe von Toilettenpapier stellen Kunden momentan immer wieder fest: "Das ist doch Schei*e!" – um dann meistens einige Augenblicke später über den soeben eher unfreiwillig produzierten Wortwitz lachen zu müssen.
Aus der etwas improvisierten Variante mit dem Restetisch ist auch in Findorff ein etwas alltagstauglicherer Spurckschutz an der Kasse entstanden. Zwar undurchsichtig, aber es erfüllt seinen Zweck. Für sechs Wochen sollte es zumindest so noch reichen …
Um überhaupt eine Chance zu haben, Toilettenpapier zu bekommen, bestelle ich derzeit zweimal pro Woche das gesamte Sortiment, das uns die EDEKA zur Verfügung stellt, immerhin ein paar Dutzend verschiedene Produkte. Unregelmäßig wird mal dieser, mal jener Artikel geliefert, ein festes Sortiment haben wir seit ein paar Wochen schon nicht mehr. Natürlich kommen dann auch Preise ans Regal, wenngleich wir derzeit die (auch heute gelieferten) Toilettenpapierpackungen nur auf Anfrage aus dem Lager herausgeben.
So hat sich in den letzten Wochen ein heiteres Sammelsurium an Etiketten in den Preisschienen des Hygienepapierregals angesammelt. Wir lassen einmal benutzte Schilder zur erneuten Verwendung umgedreht stecken, wenn bislang noch nicht gelieferte Artikel neu platziert werden / wurden, kommen neue Schilder hinzu.
Ich denke, wenn sich die gesamte Situation wieder entspannt hat, wann auch immer das sein wird, ist beim Toiletten- und Küchenpapier eine komplette Neuplatzierung fällig.
Man soll zu Hause bleiben, muss also nicht nüchtern bleiben. Alkohol hilft gegen Viren, Corona ist hitzeempfindlich, draußen ist es eh kalt, also trinkt Glühwein!
(Disclaimer: Sollte ein Spaß sein. Durch den Genuss von Alkohol bekommt man die Viren nicht aus dem Körper und falls das Corona-Virus tatsächlich bei Temperaturen über 30 Grad absterben solle, wie man es neuerdings häufig fälschlicherweise zu lesen bekommt, würde sich das Problem mit der Infektion durch unsere Körpertemperatur von ganz alleine erledigen. Glühwein schmeckt trotzdem.)
In vielen Sortimenten (bis auf Klopapier) normalisiert sich die Situation langsam aber sicher wieder. So haben wir heute zwar wieder im Grunde noch kein Mehl bekommen, aber dafür diverse Brotbackmischungen. Eigentlich stehen die an einem anderen Platz (Ja, wir haben Backmischungen), aber da Brotbackmischungen als Produkt sehr dicht an Mehl dran sind und viele Kunden momentan Mehl verlangen, um selber Brot backen zu können, habe ich nun den freien Platz beim Mehl genutzt und die Backmischungen dort untergebracht. Immerhin braucht man dafür keine Hefe, die ja ohnehin nicht lieferbar ist.
Juhu! Wir haben heute (etwas) Toilettenpapier geliefert bekommen. Diese Ware reicht zwar auch mit einzelner Herausgabe aus dem Lager nicht lange, aber immerhin haben wir etwas da.
Auf meine beiden Paletten vom externen Großhändler warte ich übrigens immer noch. Anfragen laufen dort derzeit ins Leere, die sind dort nämlich vollkommen überlastet. Mal gucken, wann die Ware kommt … Ich bin jedoch in einem Punkt beruhigt: Das dort bestellte Toilettenpapier ist so günstig gewesen, dass ich es nicht zum "Wucherpreis" hier in den Laden stellen müsste und somit auch problemlos verkaufen kann, wenn sich die gesamte Situation wieder entspannt haben sollte.
Von Zotter gibt es zwei neue Sorten mit Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen.
Der Grat zwischen lustig und lebensmüde ist ein sehr schmaler und so, wie ich die Idee gut finde, werden andere die beiden Sorten Schoko statt Klopapier und Hamster-Schoko sicherlich als absolut unangemessen und pietätlos betiteln.