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Dosen und Pennyflaschen

Ein Kunde hat eine Tüte mit gemischtem Leergut abgegeben.

Zu seiner größten Verwunderung habe ich ihm zwar die beiden Wasserflaschen vom Discounter an der Ecke abgenommen, nicht aber die Bierdosen, die er beim Kiosk gekauft hat.

Tzja... Zum einen die offizielle Insellösung - zum anderen ein paar illegal ohne Pfandlogo und -berechnung veräußerte Exportdosen.

Leergut

Seit rund drei Stunden bin ich fast ununterbrochen der Leergutmann [tm]. Ich komme jedenfalls mit dem Wegräumen nicht mehr nach, so schnell bringen unsere Kunden ihre leeren Flaschen vorbei.

Dieses Foto ist vor ein paar Minuten entstanden und kann das ganze Flaschenchaos gar nicht richtig darstellen. Jedenfalls besteht mein Lager zu 2/3 aus Leergut...


Leid tun

Ich habe mit einem älteren Stammkunden über das Einwegpfand und die weitreichenden Folgen gesprochen. Er beendete das Gespräch mit der Aussage, dass wir ihm Leid tun würden.

Wir Einzelhändler sind diejenigen, über deren Köpfen zwar alles geplant ausgedacht und eingeführt wurde, aber die sich dafür unmittelbar mit den unzufriedenen Kunden auseinandersetzen müssen.

"Sie tun mir Leid.", hat er gesagt.

Ich wollt's ja nur mal erwähnt haben! :-)

Pilze sammeln

Ich habe vor langer Zeit mal einen Bericht über selbst gesammelte Pilze im Fernsehen vefolgt. Dort wurde geraten, dass man, falls man nicht ganz sicher ist, den Fund bei der Verbraucherberatung, bzw. Giftzentrale durchsehen lassen soll, damit nicht doch der eine oder andere Giftpilz mit in der Pfanne landet.

Aus diesem Service heraus entwickelte sich wohl zeitweise eine ganze andere Methode. Es wurde jedenfalls dringend davon abzuraten, alles, was nach Pilz aussieht, abzuschneiden und hinterher Spreu und Weizen fachmännisch trennen zu lassen.

So ähnlich geht es mir mitunter hier in der Leergutanname: Die Leute kommen mit großen Säcken voller leerer Gebinde. Und dann steht man da und sortiert: Einweg, Mehweg, ohne Pfand, vom Discounter (okay, das ist jetzt weggefallen), Importdosen, Gurkengläser, ganz alt mit Pfandmarke etc.

Da bekommt man immer das Gefühl, dass jemand seinen Keller ausgemistet hat und das ganze Zeug einfach mal auf gut Glück herbringt...

Alles

Eine Kundin berief sich an der Leergutannahe auf die neuesten Nachrichten: "Ich hab im Radio gehört, dass Sie jetzt alles annehmen müssen!"

"Alles" ist sicherlich relativ zu sehen und bezieht sich zum Beispiel nicht auf die von ihr mitgebrachten Importdosen ohne jegliches Pfandlogo.

Mehrweg -> Einweg (PetCycle & frz. Wasser)

Ich habe vorhin mit Frau Böttcher vom dpg-Pfandsystem telefoniert und dabei die folgenden Themen mit ihr besprochen:

Beschädigte Gebinde: Bis zu welchem Beschädigungsgrad müssen Einweggebinde angenommen werden und wie ist das Clearing möglich, wenn z.B. der Strichcode fehlt.

Die Aussage vom Umweltministerium ist eindeutig: "Auch beschädigte Einweg-Getränkeverpackungen muss der Einzelhändler zurücknehmen und das Pfand auszahlen. Der Händler sollte allerdings an Hand der auf der Verpackung aufgebrachten Kennzeichnung erkennen können, dass es sich um eine bepfandete Verpackung handelt."

Erkennen kann ein Händler ein pfandpflichtiges Einweggebinde dann nicht, wenn das Etikett fehlt. Die Argumentation, dass der Automat bei Aldi die Flasche dennoch akzeptiert, mag dem Kunden logisch erscheinen. Aber: Der Automat scannt die Flaschenform. Dies kann ein Mitarbeiter in einer Leergutannahme nicht. Er muß sich auf die Angabe auf den Etiketten verlassen können.
Genauso bei Importgetränken oder in Verkehr gebrachte Gebinde, für die tatsächlich nie Pfand verlangt wurde (wie wir es hier in Bremen schon bei vielen Kiosken und freien Lebensmittelgeschäften erlebt haben). Wie sollte ein Einzelhändler erkennen, dass für die Dose oder Flasche Pfand bezahlt wurde, wenn sie keinem Pfandsystem angehört?

Kunden, die stark beschädigte/unvollständige oder unbekannte Gebinde abgeben wollen, müssen sich also damit abfinden, dass sie sie nicht überall loswerden können.

PET-Cycle-Flaschen, z.B., sind eindeutig über den Neckring identifizierbar. Für mich auch ohne Etikett und selbst dann noch, wenn die Flasche plattgedrückt ist. Ich könnte und müßte sie eigentlich annehmen. Aber ich würde diese Flasche selber nicht wieder gutgeschrieben bekommen, da sie in den automatischen Zählzentren nicht erfaßt werden könnte und würde. Dieses Problem wird Frau Böttcher in einer der nächsten dpg-internen Besprechungen zu Worte bringen.


PET-Cycle: Genau wie einige bekannte französische Mineralwässer eine Einwegverpackung im Mehrwegkasten.

Auch zukünftig werden alle Getränke PET-Cycle-Flaschen und z.B. Volvic, Vittel und Evian in den bekannten Mehrwegkästen ausgeliefert und auch in diesen Kästen über die Großhändler wieder zurückgenommen.

Alternativ ist es ab sofort möglich, diese Flaschen auch über das dpg-System zurückzuführen. Damit können sie bei jeder Verkaufsstelle abgegeben werden, die Einwegflaschen verkauft. Das gilt natürlich nicht für die Kästen, sondern ausschließlich für die einzelnen Flaschen.

Dosenpfand: Pfandschlupf Discounter 2.Teil

http://www.heise.de/newsticker/meldung/72526:
Der erste Händler, der die Getränkepackung verkauft (Erstinverkehrbringer), zahlt 25 Cent an den Abfüller. Dieses Geld dürfen die Abfüller zunächst behalten. Zurückgenommen Verpackungen können die Händler mit dem im EAN-Code angegebenen Abfüller direkt abrechnen, sofern sie mit diesem Verträge haben. Fremdverpackungen laufen über eine Clearing-Stelle, die zurückgenommenes Leergut dann mit den jeweiligen Abfüllern abrechnet. Der so genannte Pfandschlupf, also das Geld für nicht zurückgegebene Verpackungen, verbleibt demnach den Abfüllern.

Das hat den Discountern Lidl und Aldi offenbar missfallen. Sie haben für ihre Handelsmarken ein autarkes Clearing vereinbart. Damit bleiben die Abverkaufszahlen im Dunklen -- und der Pfandschlupf in der eigenen Tasche. Nach Schätzungen der Automatenhersteller wird der Pfandschlupf von rund zehn Prozent (1,2 Millarden Euro in 2005) auf maximal zwei Prozent sinken.
Durch den Pfandschlupf werden von Discountern die Getränke selbst quersubventioniert.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa hatten die Discounter 2005 einen Anteil von über 70 Prozent am Einweg-Markt.
Aus Sicht von Verbraucherschützern nutzt der Handel das ungeliebte Pfand als Vorwand, um die wegen der Mehrwertsteuererhöhung ohnehin vorgesehenen Preisrunden durchzusetzen: "Dann ist es natürlich gut, wenn man behaupten kann, das ist alles das böse Dosenpfand schuld", sagt Carel Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Er verweist auf Schätzungen, wonach die Verbraucher bis zu 1,4 Milliarden Euro nicht eingelösten Pfands dem Einzelhandel geschenkt hätten: "Die Kassen müssten also gut gefüllt sein.

Klar. Vor allem die Kassen der Discounter. Nicht meine. :-(

Dosenpfand: Interseroh rechnet ab

Die SPAR-Zentrale Nordwest Gerhard Prahm GmbH & Co. KG (unser rechtlich eigenständiger Großhändler) hat sich entschlossen, die INTERSEROH Pfand-System GmbH mit der Rückführung und Pfandauszahlungsorganisation der durch uns vertriebenen pfandpflichtigen Einweggetränke zu beauftragen und schließt sich damit dem Vertrag der "E" an.
Die leeren Kunststoffflaschen und Getränkedosen aus dem Einwegpfand werden in den Zählzentren elektronisch über den EAN-Code gezählt und erfasst und anschließend gepresst bzw. geschreddert, um Pfandmissbrauch zu verhindern. Die gewonnenen Daten geben Informationen über den Hersteller der Verpackung, so dass die Pfandverrechnung mit diesem und mit der Annahmestelle vorgenommen werden kann

Auch diese Information verdeutlicht, warum Einwegverpackungen nicht unleserlich zerdrückt sein dürfen. Das ist keine Willkür des Handels, um das Dosenpfand zu boykottieren. Die Abfüller müssen das Pfand nämlich wieder herausrücken, damit der Händler es ersetzt bekommt. Und das geht nur über das Abrechungs-Verfahren (Clearing).
Neugierig? Eine Videoanimation von Interseroh zeigt den weiteren Weg von Dosen und Flaschen sehr anschaulich.



(Bild: Ausschnitt aus dem Interseroh-Video)

Stille Klingel

Eine Kundin stand an der Leergutannahme und hielt eine Flasche in der Hand, als ich gerade aus dem Lager gehen wollte:

Ist das eine stille Klingel?

Nein, eigentlich nicht.

Ich hatte gar nichts gehört.

Dann haben Sie nicht richtig draufgedrückt.

Ein kräftiger Schlag auf den Taster brachte schließlich doch noch das gewünschte Ergebnis.

Mitleid

Eine Kundin sprach mit mitleidsvollem Tonfall an der Leergutannahme zu mir, dass wir ja nun auch das Leergut von der Konkurrenz annehmen müssten und wieviel Mehrarbeit da jetzt auf uns zukommen würde.

Neben ihrem regulärem Leergut drückte sie mir dann noch ein paar Penny-Flaschen in die Hand.

Dosenpfand Einzelfragen: Altpfand-Erstattung bis wann?

"Ich habe vor Kurzem im Aldi eine Flasche Mineralwasser gekauft und musste 7 Cent Pfand bezahlen. Kann ich das später zurückbekommen? (Bin nicht sooft in Deutschland)" Danke!
Der ausgebende Händler muß drei Jahre lang die Pfanderstattung für bepfandete Gebinde vornehmen.
Weitere Infos und Links zur Altpfand-Erstattung gibt es später. Nicht unbedingt an einem Samstag vor einem Feiertag.

BTW: Sieben Cent? Kann nicht sein. Einwegpfand beträgt bundesweit 25 Cent Pfand und Aldi hat kein Mehrweg (8 Cent oder 15 Cent).

Dosenpfand: Einzelfragen Powerade

Ich habe gerade einen Schriftwechsel per ICQ geführt, der vielleicht auch andere interessiert.

"Vielen Dank für die Pfandübersicht, sehr interessant"

F: Nehmen eigentlich die Läden die jetzt alles zurücknehmen auch die Flaschen zurück die noch ohne Logo sind?
A: Die alten ohne Logo sind Importware. Alle anderen MÜSSEN ein Logo haben, meistens P-Pfand.
F: Aber z.B. Powerade. Das war ja vorher Pfandfrei. Und ich hab mir diese Woche eine Flasche völlig ohne Logo gekauft. Und hab Pfand berechnet bekommen.
A: Powerade darf ab 1.5. nur noch mit Pfand verkauft werden. Und die alten Bestände müssen bis dann verkauft sein.
F: Na toll...also bleib ich drauf sitzen... :-D
A: Nee. Da durfte gar kein Pfand berechnet werden.
F: Naja, die 25 cent tun mir jetzt nicht weh, aber seltsam isses schon.
A: Dann nimm die Flasche wieder mit und den Kassenbon und mach Dampf. :-)

Da wußte bestimmt der Verkäufer nicht Bescheid.
Ist ja auch nicht ganz so einfach, die Übergangsregelung versteht eben nicht jeder.
Wie gut, dass ich mich intensiv und stundenlang für Euch (und natürlich auch mich, meine Firma, meine Mitarbeiter und meine Kunden) durch die Materie gewühlt habe. :-)

Dosenpfand: Insellogos und Embleme

Dass die neuen Rücknahme-Regeln nur für Verpackungen gelten, die nach dem 1. Oktober 2003 in Deutschland verkauft wurden, versteht sich von selbst.
Diese umfassende Pfanderstattungspflicht gilt natürlich auch für Getränkevertreiber, die sich nicht an dem vorerwähnten Rücknahmesystem beteiligen. Klar ist ferner, dass man das Pfand nicht erstattet verlangen kann, wenn man kein Pfandkennzeichen vorweisen kann. Denn für Getränkeverpackungen, die vor Inkrafttreten der Pfandpflicht oder im pfandfreien Ausland gekauft wurden, kann natürlich kein Pfand herausverlangt werden.
Folgende alte Einwegpfandlösungen fallen weg:
- Wegfall der handelseigenen Insellösungen
- Wegfall der Herstellerlösungen (Red Bull)
- Wegfall P-System
- Wegfall Pet-Cycle-System
- Wegfall der Inseln für französische Mineralwässer. Es fällt damit auch das bewährte Mehrwegsystem für Vittel, Volvic und Evian, welches es schon vor Einführung des Einwegpfandes gab.

Auf der Seite der DPG gibt es eine Übersicht der alten Insellogos, die ich ein wenig angepasst habe. Alles, was nicht auf dieser Übersicht steht, kann ich nicht annehmen, da es laut Hotline der DPG eventuell eine Fälschung oder illegal belabelt sein kann. Und das Risiko will und muss ich nicht eingehen. Denn das Pfandkennzeichen ist laut Gesetz zwingender Bestandteil der allgemeinen Rücknahmeverpflichtung.

Dosenpfand: Discounter und der Pfandschlupf

Die Unternehmensberatung Roland Berger geht davon aus, dass sich Händler mit dem Geld nicht zurückgebrachter Flaschen Wettbewerbsvorteile gesichert haben. Deshalb konnte zum Beispiel das Mineralwasser bei Discountern zuletzt so günstig angeboten werden.
Quelle: Tagesspiegel

...und bei mir fragen die Kunden, warum ich kein so billiges Wasser wie die Discounter habe. :-(

Dosenpfand: Werden Dosen teurer?

Werden Getränkedosen und Einweg-Flaschen durch das Pfand teurer?
Das Bundesumweltministerium und das Bundeswirtschaftsministerium rechnen damit, dass die Preise für Getränke in Einwegverpackungen selbst bei Umlage aller zusätzlichen Kosten für die Einrichtung und den Betrieb von Pfand-/Rücknahmesystemen auf die Verbraucher um weniger als 1 Cent pro Verpackung erhöhen werden.

Pustekuchen!
Mal ganz abgesehen von der Anschaffung von Leergutautomaten, die viele Kollegen jetzt einführen, weil sich die Abgabemengen noch drastisch erhöhen werden, wenn auch Eistee und Co. zukünftig nicht mehr pfandfrei im Müll landen.

Alleine die Zählkosten betragen 1,9 Cent pro Gebinde. Mit Sammelsystemen (Sammelsäcke von 120 -1000L), Sammelbehälter, Transportkosten etc. ergibt sich eine Belastung von 2,4 bis 3,5 Cent je nach Füllung der Säcke und Packungsarten.
Ergo: Nicht weniger als ein Cent, sondern doppelt und dreifach soviel.
Da ist es wohl nachvollziehbar, wenn die Dosen und PET-Flaschen bei Abgabe im Handel (nicht vorher, bitte!) gepreßt werden, um Platz zu sparen. Der Abholrhythmus wirkt sich schließlich auf die Transportkosten aus.
Nach Angaben des Geschäftsführers der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, schätzt die DPG Deutsche Pfandsystem GmbH die Kosten pro Einwegverpackung auf fünf bis zehn Cent. (Quelle: tagesspiegel.de)

Hierzu ein Interview im Deutschlandradio: "Verbraucher müssen Zeche zahlen"
"Es werden sicherlich nicht alle Getränke zehn Cent teurer, aber viele, einige können sogar noch ein bisschen teurer werden. Dazu kommen ja Preissteigerungen auf Grund der hohen Energiepreise, und dann die Mehrwertssteuer natürlich ab Anfang nächsten Jahres. Diese Preiserhöhungen werden sich auch über einen längeren Zeitraum hinziehen, aber die Konsumenten müssen sich darauf einstellen, dass Getränke teurer werden."

Pfand als Vorwand für Preiserhöhungen? Nein, das ist kein Vorwand. Wirklich nicht.