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Ermittlungsverfahren gegen Sie

Ich hatte zu Hause noch ein vergessenes Schreiben liegen, das rund zwei Monate nach meiner Zeugenaussage eintrudelte:

Ermittlungsverfahren gegen Sie
Tatvorwurf: Nötigung
Tatzeit: 16.01.2025


Sehr geehrter Herr Harste,

das Ermittlungsverfahren gegen Sie ist unter Verweisung auf den Privatklageweg eingestellt worden.
Das hatte sich damit dann also auch erledigt.

Erneuerte Taschendiebwarnung

Ende Juli war mir aufgefallen, dass das Taschendieb-Schild etwas ramponiert war. Da hatte ich noch keinen Handlungsbedarf gesehen, inzwischen hatte sich der nur mit vier Klebestreifen befestigte Ausdruck in einen Haufen Fetzen verwandelt. Unten war der Zettel an beiden Ecken abgerissen und wie die Beschädigungen im oberen Bereich da rangekommen waren, erschließt sich mir überhaupt nicht.

Nun ist es erst einmal wieder neu. Und wenn das sich nun auch wieder demoliert wird, werden ich das Laminiergerät auspacken und für etwas mehr Stabilität sorgen.


Glasflasche als Waffe

Ein erwischter Ladendieb war wenig kooperativ und obwohl (oder gerade weil?) drei Kollegen anwesend waren, zog er aus seinem Rucksack eine große, leere Glasflasche und schwenkte diese als Schlagwaffe vor sich rauf und runter, unter anderem unmittelbar in Richtung Kopf eines meiner Mitarbeiter. Damit schaffte er den Weg zur Tür und damit in die Freiheit, weil ihn verständlicherweise niemand aufhalten wollte.

Damit ist das möglicherweise sogar schon ein räuberischer Diebstahl. Ganz sicher bin ich darüber jedoch nicht, da wir die Ware zu dem Zeitpunkt bereits wieder zurückbekommen hatten und der Täter mit der Verwendung der Glasflasche als Waffe nur die Herausgabe seiner Personalien (erfolgreich) vermeiden wollte. Ein räuberischer Diebstahl wäre aber natürlich eine ganz andere Hausnummer als einfacher Ladendiebstahl. Da sagt die Staatsanwaltschaft dann nicht nur "Du, du, du!", sondern hebt auch zusätzlich noch ermahnend den rechten linken Zeigefinger in die Höhe.


Abgerissene Warensicherungsetiketten auf den Einwegrasierern

"Wie die da hingekommen sind, können wir auf dem Video nicht sehen, oder?", wollte Ines von mir wissen? Leider nicht. Aber die abgerissenen Warensicherungsetiketten, die da auf der anderen Ware im Regal mit den Körperpflegeprodukten lagen, zeugten eindeutig davon, dass da in den letzten Stunden oder Tagen eine nicht durch mich genehmigte Besitzübertragung stattgefunden hat.

Kotzt einen nur noch an …


Bremsklötzeklaustammkunde

Im Chipsregal entdeckte Ines wortwörtlich im Vorbeigehen eine der markant blauen Packungen von "Bike Broz" aus unserem Regal mit dem Fahrradzubehör. In der Packung steckten einst Bremsklötze für eine Felgenbremse im Verkaufswert von knapp 15 Euro.

Da der Fundort ganz prima mittels der Videoanlage einsehbar war, guckten wir uns die Aufnahme an und wurden auch recht schnell fündig. Ein älterer Mann, der vielleicht nicht gerade jeden Tag kommt, den wir aber alle schon einmal gesehen haben, hatte sich die Packung aus dem Regal mit den Fahrradsachen genommen und dann, gefolgt von einer Handbewegung in die Hosentasche, die leere Packung ins Chipsregal gelegt. So ein Hund!

Aber gut, das Video ist gesichert und wenn er das nächste mal reinkommt und dabei auch von uns erkannt wird, steht einer Anzeige wegen des vollendeten Ladendiebstahls ja nichts mehr im Wege …

Die Tortenspackos

Eine Gruppe Kinder/Jugendliche fand es lustig, nicht nur eine tiefgefrorene Torte irgendwo ins Regal zu legen, was man mit genug Naivität und Scheuklappen noch als "Dummejungenstreich" hätte durchgehen lassen können.

Nein, sie haben auch noch massenhaft andere Ware vor das Paket gestopft, so dass man sie erst sehr viel später zufällig finden würde, so wie es nun auch tatsächlich passiert ist.

Bei keinem von denen klingelte es bei uns, die suchen uns also nicht häufiger / regelmäßig als Kunden oder Vandalen heim. Ist vielleicht auch gut so …


Klauen, Hausarrest und viel Taschengeld

Vier Jungs im Grundschulalter wuselten im Laden hin und her. Ich verortete das Quartett irgendwo zwischen "sind nur Kinder" und "die benehmen sich ziemlich auffällig", der letztere Eindruck überwog bei mir, so dass ich den Kindern über den Bildschirm der Videoanlage zuguckte.

Alle hatten irgendwas aus dem Süßwarenregal in der Hand, die Qualität unserer Videoanlage reicht eigentlich auch, um einzelne Artikel genau identifizieren zu können. Einer der vier hielt etwas Blaues in der Hand, das ich nicht über den Bildschirm erkennen konnte. Sie liefen alle in die Getränkeabteilung, verschwanden dort kurz in einem toten Winkel und als sie wieder nach vorne gingen, war der Gegenstand, den ich zuvor nicht genau erkennen konnte, verschwunden.

"War wohl nicht so schlimm, die anderen haben ja auch nichts eingesteckt", tröstete ich mich zunächst, aber dann überwog das komische Gefühl und ich ging einmal durch den Laden und ganz dich an dem mit dem ominösen Gegenstand vorbei. Seine Hände waren leer, aber in der Tasche seines Hoodies war etwas, das blau-metallic schimmerte. Dazu viel mir in dem Moment nichts ein, aber das komische Gefühl blieb trotzdem.

Währen die Kinder ihre kleinen Einkäufe bezahlten, kam die üble Erkenntnis: Nach hinten getragen hatte er eine Packung mit drei blauen Mentos-Stangen, eine lag neben der Umverpackung zermatscht im Regal, die anderen beiden in der Tasche des Hoodies und hatten mir da glitzernd entgegengeleuchtet. Verflixt!

Als ich den Laden verließ, standen die Jungs schon an der Straßenecke, der Mentos-Dieb erkannte mich sofort und gab Hackengas. Keine Ahnung, wieviel Ausdauer der Knirps hat, aber ich machte mir nicht die Mühe, ihn zu verfolgen. In der Folge bezahlte einer seiner Freunde ("Freunde"?) die entwendete Ware.

Zwei Dinge sind noch durchaus erwähnenswert:

1. Draußen trafen sie noch zwei etwas ältere Kinder, vielleicht 12 Jahre alt. Einer der beiden größeren bot an, den Schaden zu bezahlen, zog ein Bündel (nicht einen Schein, ein Bündel!) 20er aus der Tasche und wedelte damit herum. Das war mehr Geld als ich in dem Alter in drei Jahren an Taschengeld bekommen habe. Warum rennt ein Kind in dem Alter mit einem mittleren dreistelligen Betrag durch die Gegend und kann darüber offenbar auch frei verfügen? Und will ich das überhaupt wissen?

2. Einer der kleineren Jungs steckte einer Kollegin hinterher noch, dass der mit den blauen Mentos-Rollen in der Tasche gerade wochenlang Hausarrest gehabt haben soll und nun den ersten Tag wieder draußen sein durfte. Wenn er noch einmal Mist verzapfen würde, so soll seine Mutter gedroht haben, würden ihm drei Monate Hausarrest drohen.
Das würde jedenfalls seine panische Flucht vor möglichen Konsequenzen erklären. Ob ihn der Schreck kuriert haben wird und er sowas nicht noch einmal macht? Nein. Ich würde sogar Wetten darauf annehmen, dass das nicht seine einzige und / oder letzte Tat war.

Der Milka-Dieb im ToiPa-Gang

Gleich drei Mal hat der junge Mann sich Milka-Tafeln aus dem Schokoladen-Regal geholt und diese unauffällig im Gang mit dem Toilettenpapier in seinen Rucksack gestopft. Zwischendurch noch eine Packung Alufolie dazu, kann man schließlich immer mal gebrauchen …


Personalmangel bei der StA Bremen?

Mir der Tagespost trudelte hier ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Bremen ein, das mal keinen der bekannten Textbausteine enthielt. Es bezog sich auf einen Ladendieb, der erst vor knapp vier Wochen bei uns, ähm, "tätig" gewesen ist und der erfolgreich geklaut hatte.

Der Mann hatte in einer ersten Runde hier durch den Markt zwei Schokoriegel von der Kassenplatzierung genommen und hatte damit unbemerkt aus dem Laden gehen können. Kurz darauf kam er wieder und wollte noch einmal ein paar Süßwaren stehlen, dabei waren wir ihm jedoch auf die Schliche gekommen. Da der Typ (OfW) sich nicht ausweisen konnte und auch ansonsten eher unkooperativ war, riefen wir die Polizei hinzu. Wir hatten zwar einen Teil der Ware wiederbekommen, aber da er während seines zweiten Besuchs etwas gegessen hatte (nämlich einen der Riegel vom ersten Besuch), ist uns definitiv ein Schaden entstanden. Wenn auch ein kleiner. Der Personalaufwand, den wir für alles benötigten, toppte den Wert des Schokoriegels noch um Längen.

Das Schreiben, das mir nun diesbezüglich von der Staatsanwaltschaft Bremen zugestellt wurde, bestand lediglich aus drei kurzen Sätzen:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ein Schaden ist nicht entstanden.

Einschlägige Vorstrafen sind nicht vermerkt.

Ich habe deshalb von der weiteren Verfolgung der Straftat nach § 153 Abs. 1 StPO abgesehen.
Ich gebe zu, dass das auf mich nach "keinen Bock keine Ressourcen, um sich darum zu kümmern" klingt …

MANN, HALT DOCH DIE FRESSE!

Uns fiel ein etwas abgewrackter und vor allem reichlich nervös wirkender Mann im Laden auf, der sofort unsere inneren Alarmglöckchen triggerte. Sie klingelten mit voller Lautstärke. Der Mann ging hier hin, ging da hin, prüfte beim Kaffee, beim Käse, beim Alkohol, bei der Schokolade und ging schließlich in Richtung Kasse. "Na, doch nichts gefunden?", dachte ich noch, als er sich einen Kasten mit insgesamt 40 einzelnen Feuerzeugen nahm, die für den Einzelverkauf bestimmt sind und jeweils 1,99 € kosten. Während die Kassiererin mit einem Kunden beschäftigt war, nahm der Mann den Kunststoffeinsatz, in dem die Feuerzeuge stecken und ließ in in seiner Tasche verschwinden. Unmittelbar darauf, ging er hinter den an der Kasse stehenden Kunden vorbei und wollte den Laden verlassen.

Er kam nur bis kurz vor den Ausgang, denn dort standen wir bereits mit vier Leuten und haben ihn aufgehalten und nach hinten ins Lager komplimentiert. Er kam mit uns und stellte sich auch an den üblichen Platz. Das ist uns wichtig, denn dort haben wir eine Kamera, deren Bilder ebenfalls aufgezeichnet werden. Reiner Selbstschutz, denn damit protokollieren wir einerseits, dass wir den Leute nichts Böses tun, andererseits aber auch, wenn die gestellten Diebe irgendwelche Dummheiten machen.

Der Feuerzeug-Dieb hatte keinerlei brauchbaren Papiere dabei und so riefen wir die Polizei hinzu. Während wir warteten, pöbelte der Mann die ganze Zeit herum und beleidigte reihum mich und meine Mitarbeiter. Irgendwann hatte er wohl keine Lust mehr, herumzustehen und hockte sich irgendwie schief auf den Boden. Das sah reichlich unbequem aus und obwohl er mich gerade beklauen wollte, versuchte ich es noch mit einer netten Geste. Ich nahm eine leere Bierkiste vom Stapel und sagte währenddessen zu dem Dieb. "Willst eine Kiste zum drauf sitzen haben? Ist vermutlich bequemer." Als ich ihm den leeren Rahmen gerade entgegenhalten wollte, kam seine Antwort in voller Lautstärke: "Mann, halt doch die FRESSE!"

Dann eben nicht. Stehst halt weiter herum. Die Kiste kam wieder auf den Stapel.

Wir warteten weiter auf die Polizei, er pöbelte unterdessen ebenfalls immer weiter. Wenn wir Mitarbeiter uns miteinander unterhielten war das ein Grund für ihn, uns zum "Fresse halten" aufzufordern. Immer wieder versuchte er mit Flüchen und irgendwelchen Drohgebärden, irgendetwas zu erreichen. Da wir zeitweise mit fünf Leuten auf ihn aufpassten, traute er sich wohl doch nicht so richtig, sich gegen uns durchzusetzen. Wäre interessant gewesen, denn ein Bekannter, der seit 15 Jahren Judo macht und auch schon Turniere gewonnen hat, stand diesmal mit dabei. Aber so weit eskalierte es dann doch nicht und schließlich kam die Polizei.

Es dauerte keine Minute, da waren die Beamten von dem Typen auch schon entsprechend genervt. "Haben Sie einen Ausweis dabei?", fragte ein Polizist. Der Dieb verneinte unfreundlich. "Haben Sie irgendwelche anderen Papiere dabei, auf denen steht, wer Sie sind?", bohrte der Polizist nach. Da brach es aus dem Täter laut und unfreundlich hervor: "Mann, ich hab schon ein paar Mal gesagt, dass ich keinen Ausweis habe. Kapieren Sie das nicht? Sind sie dumm?"

Ich liebe es, wenn die Cops solche Idioten angekettet rausführen und mit zur Wache nehmen.

Leergutklau

Eine etwas heruntergewirtschaftete Suchtmittelkonsumentin gab zunächst etwas Leergut ab und ging dann ins Lager um sich umzusehen. Nachdem sie dort die Kisten entdeckt hatte, in denen wir von Hand angenommene Einweggebinde zwischenlagern, bediente sie sich kurzerhand an deren Inhalt.

Sie kam nicht mehr dazu, die Flaschen in den Automaten zu stopfen, denn aufgrund ihrer etwas auffälligen Erscheinung stand sie längst unter Beobachtung, dementsprechend schnell reagierten wir.

Einen Ausweis oder ähnlich brauchbare Papiere hatte sie nicht mit und da sie insgesamt auch kein Stück kooperationswillig war und uns stattdessen immer wieder genervt (oder berauscht) anschrie, riefen wir schließlich doch die Polizei. Die Beamten waren bereits nach kurzer Zeit auch schon von der jungen Dame genervt, denn auch denen gegenüber verhielt sie sich nicht weniger zurückhaltend.