In der Getränkeabteilung entdeckten wir eine halb leere Flasche eines Molkedrinks aus dem Kühlregal. In der Videoaufzeichung war zu erkennen, dass das einer von mehrere Heranwachsenden war, die als johlende Gruppe durch den Laden stromerten. Mist, mir kamen die gleich komisch vor und ich hätte mal aufmerksam(er) sein sollen.
Naja, sowas passiert.
Eine Viertelstunde später sah ich, dass an anderer Stelle in der Getränkeabteilung eine offne (und ebenfalls zur Hälfte ausgetrunkene) Flasche Cola stand. Genau dort hatte der Typ doch die Molkedrink-Flasche stehengelassen. Ob da ein Zusammenhang..? Ich sah mir die Videoaufzeichnung erneut an – und sollte Recht behalten. Leider war die Gruppe schon weg, aber wehe, die kommen nochmal rein.
Obwohl ich mein Sortiment und auch einzelne Produkte relativ gut kenne, verzweifle ich gerade an diesem Packungs-Fragment auf einem abgeknibbelten Warensicherungsetikett. Dabei würde ich so gerne mal nachforschen, wer dafür verantwortlich gewesen ist.
Daher einfach mal meine Frage in die Runde: Hat irgendjemand eine Idee, um welches Produkt es sich hier handeln könnte? Hellvioletter Hintergrund, blaue und gelbe Schrift? (Der Schnipsel ist ca. 4cm hoch.)
Nachtrag: Wir haben es gefunden. Ist ein Bio-Brotaufstrich.
Bio-Produkte klauen ist doch irgendwie das Letzte.
Aktueller Zahlungseingang auf mein Konto:
FREIE HANSESTADT BREMEN
ZEUGENENTSCHAEDIGUNG TERMIN 10.12.2009 STRAFSACHE
15,00 EUR
Das ging ja mal schnell.
Ein Mann versuchte, eine leere Kiste (also mal wieder ohne Flaschen) am Leergutautomaten zu versilbern. Der Versuch scheiterte und der Mann ließ den Rahmen einfach vor dem Gerät stehen, ging nach vorne zur Kasse und stellte sich an die Schlange an.
Öhm..? Ich spulte die Videoaufzeichnung kurz zurück und sah, dass der Mann mit der Kiste aus Richtung Eingang kam, sie also offenbar nicht hier aus der Getränkeabteilung genommen hatte. Aber wieso lässt der die einfach stehen? So schnell gibt man doch 1,50€ nicht auf. Ich blätterte in der Aufzeichnung noch weiter zurück und sah, dass er den Rahmen im Kassenbereich neben unserem Kühlschrank gefunden hatte. Ein Kollege war nämlich gerade dabei gewesen, den Kühler aufzufüllen, musste dann zur Kasse und hat in der Eile die leeren Rahmen neben dem Kühlschrank stehengelassen.
Der Kunde nutze die Gelegenheit, ergriff einen der Rahmen und schleppte ihn zum Automaten. Da die Aktion misslang, ließ er das Funstück an Ort und Stelle stehen und reihte sich wieder in der Schlange an der Kasse ein. Dort stellte ich ihn zur Rede:
War irgendwas mit der Kiste?
Der Automat wollte die nicht.
Hatten Sie die mitgebracht?
Die habe ich gefunden.
Hier im Laden...
Ja, genau.
Hier stehen überall Sachen herum, das ist nämlich ein Supermarkt. Was ist denn "gefunden" für eine bescheuertes Ausrede? Ich gehe doch auch nicht zu Mediamarkt, schleppe da einen Plasmafernseher raus und berufe mich dann darauf, dass ich den irgendwo gefunden hätte?
Außerdem hätte es ja sein können, dass ich die gestern schon mitgebracht und dann vergessen habe.
Dazu fiel mir irgendwie gar nichts mehr ein. Vielleicht hatte ihn die Hitze nur etwas durcheinandergebracht und vielleicht war deshalb meine Reaktion etwas überzogen. Aber eigentlich war sie nur angemessen. Ich klärte ihn darüber auf, dass wir hier "sowas" gar nicht gerne sehen und dass ich normalerweise bei solchen Aktionen die Polizei hole.
Zwei Männer haben einen Ladendiebstahl begangen. Gemeinsam, denn der eine hat die Waren in den Rucksack des anderen gestopft. Eigentlich verlief alles relativ ruhig und harmlos. Einer der beiden war ein relativ unbeschriebenes Blatt, der andere saß schon längere Zeit im Knast und hat aktuell über 180 offene Fälle in seiner Akte.
Und nicht nur das: "
Hat er gespuckt?", wollte einer der beiden Polizisten wissen. Ich sagte nichts und sah vermutlich nur etwas irritiert aus der Wäsche. Der Mann mit der schwarzen Uniform erklärte, dass der Typ mit der düsteren Vergangenheit Hepatitis C hätte, HIV-positiv wäre und wohl gerne Leute, die ihm nicht gefallen, anspucken würde. Vorzugsweise ins Gesicht, damit er irgendwie an, bzw. in den Mund trifft.
Brrr.
Die übliche Post von der Staatsanwaltschaft: Das Ermittlungsverfahren gegen jemanden wurde eingestellt, da der Beschuldigte wegen anderer Straftaten bereits zu einer erheblichen Strafe verurteilt worden ist. Meistens handelt es sich um Ladendiebstahl und da wiegt fast jede andere Tat schwerer.
Ich wundere mich nur: Als Tatvorwurf ist diesmal "Raub" angegeben, allerdings soll das am ersten Juni dieses Jahres gewesen sein. Ich kann mich an keine derartige Tat erinnern. Auch habe ich in meinen Unterlagen nichts derartiges gefunden – nichtmal einen Blogeintrag gab es zu der Zeit.
Hmm...
Ein Mann hat eine Flasche Bio-Wein geklaut. Aufmerksam gemacht worden sind wir von einem Kunden, der auch ein angemessenes Dankeschön für die Aufmerksamkeit von mir bekommen hat.
Dabei war der auffällige Typ erst vor ein paar Monaten hier und hat sich beim Klauen des selben Produkts erwischen lassen. Oh, Mann... Ist das Blödheit, Verzweiflung oder doch einfach nur Gleichgültigkeit?
Eine Neunzehnjährige hat vorhin Kaugummi-Großpackungen im Wert von mehreren Euro geklaut.
Grund für den Diebstahl: Die Schlange an der Kasse war zu lang.
Rasierklingen haben wir unter Verschluss. Nicht nur wie den Kaffee oder einige der veganen Produkte in einer Vitrine im Laden, sondern im Lager speziell gesichert. Auf diese Weise verkaufen wir hier nur alle Jubeljahre mal eine Packung Rasierklingen. Im Kassenbereich liegt zwar ein Katalog mit dem Rasierklingensortiment aus, aber der hilft nicht sehr viel. Egal. Die Diebstahlsquote beträgt bei (Marken-)Rasierklingen, also Gilette und Wilkinson, ziemlich genau null Prozent. Das ist okay und dafür akzeptiere ich auch, dass der Umsatz mit dem Sortiment nur sehr bescheiden ist.
Nun hatten sich im Laufe der Jahre etwa zwei Dutzend Packungen angesammelt, die irgendwie beschädigt oder aufgerissen waren. Da die normalerweise sowieso keiner haben will, entschloss ich mich, sie einfach zum halben Preis auf den Restetisch zu legen.
Ich drück's mal so aus: Schon nach wenigen Tagen lagen dort tatsächlich nur noch die Packungen. Den Inhalt suchte man vergebens.
Ein kleiner, dünner Mann mittleren Alters betrat den Laden. Plastikrucksack, ausgelatschte Turnschuhe, Schirmmütze, dicke Jacke bei den Außentemperaturen, fahle Haut, hässliche Knast-Tatoos auf den Armen und Händen und insgesamt eine ungepflegte Erscheinung. Alle diese Merkmale in einer Person vereint bedeuten selten Gutes und ließen daher bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen und der Adrenalinschub sorgte dafür, dass ich mit feuchten Händen in die Videoanlage starrte.
Er ging zum Kaffeeregal und nahm dort verschiedene Artikel zur Hand. Er drehte und wendete die Verpackungen und untersuchte sie genau. Am Schloss der Vitrine rüttelte er ebenfalls, natürlich erfolglos. Dann wanderte er zum Regal mit den Körperpflegeprodukte. Auch hier nahm er wahllos ein paar Teile zur Hand und stellte sie wieder ins Regal zurück. Dritte Etappe: Das Spirituosenregal. Nachdem er feststellte, dass sämtliche Flaschen mit Warensicherungs-Hartetiketten gesichert sind, nahm er eine Flasche im Geschenkkarton. Aber auch da entdeckte er nach kurzer Zeit die Sicherung und stellte die Flasche wieder hin.
Die letzten Zeilen mögen für außenstehende unverständlich sein. Wieso ist jemand auffällig, der sich nur die Waren im Regal ansieht? Ich kann es nicht sagen, bzw. nicht beschreiben. Artikel vergleichen, Zutaten ansehen, die unterschiedlichen Arten der gleichen Marke gegenüberstellen – das sieht anders aus, als wenn jemand eine scheinbar wahllos gegriffene Packung hektisch dreht und untersucht.
Er nahm sich einen Schokoriegel und stellte sich an die Kasse an, um diesen zu bezahlen. Als er an der Reihe war, stellte ich mich neben ihn und sagte ihm: "Wie sie gesehen haben, sind bei uns der Kaffee, Körperpflegeprodukte und auch die Spirituosen gesichert. Das lohnt sich nicht. Außerdem ist der komplette Laden ständig videoüberwacht, wie sie ja gerade daran merken, dass ich sie anspreche."
"Das ist eine ganz böse Unterstellung", erhielt ich zur Antwort. Und: "Dass man nichtmal mehr einkaufen gehen kann, ohne belästigt zu werden. Ich habe nur ein paar Preisvergleiche gemacht, das wird wohl noch erlaubt sein."
Preisvergleiche. Muah..!
Ein Pärchen stand vor dem Leergutautomaten und hatte drei leere Getränkekisten ohne Flaschen dabei. Ich ahnte schon, was los sein würde, sah mir die Videoaufzeichnung an – und sollte Recht behalten.
Die beiden waren mit leeren Händen in den Laden gekommen, haben ein paar Kisten in der Getränkeabteilung leergeräumt und diese dann zum Leergutautomaten getragen. Ich ließ die beiden zunächst stehen und bediente ein paar andere Kunden, die Fragen zum Sortiment hatten. Als der Mann protestieren wollte, deutete ich nur an, dass es noch ein paar Minuten dauern würde, da wir auf die Polizei warten müssen.
Sie stritten tatsächlich bis zum Schluss ab, dass die Kisten hier aus dem Laden , sogar zunächst noch, als die Polizei schon da war. Aber gegen die Macht des Videos hatten sie keine Chance.
Zwei junge Männer standen vor dem Leergutautomaten, gaben einige Flaschen ab und hatten eine leere Getränkekiste ohne Flaschen dabei. Einer Kollegin, die zufällig gerade vorbeiging, berichteten sie, dass der Automat ihre Kiste nicht annehmen würde. Klar nimmt der die nicht – und das aus inzwischen sehr bekannten Gründen. Immerhin waren die beiden nicht die ersten, die auf diese Weise zu Bargeld kommen wollten. Aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Die Videoaufzeichnung offenbarte schließlich jedoch, was wir schon geahnt hatten: Die Kiste stammte bei uns aus dem Laden und ein paar volle Bierflaschen, die noch darin standen, hatte einer der beiden Typen einfach so ins Regal gestellt.
Eine Entschuldigung Ausrede hatte er auch gleich parat: "Ich dachte, die leere Kiste hätte ein anderer Kunde da stehengelassen." Klar, sicher. Darum waren da auch die vollen Flaschen drin. Darauf gab es keine Antwort und auch auf meinen Hinweis, dass die Kiste dann immer noch nicht ihm gehört hätte, folgte keine Reaktion.
Ich hatte keine Lust, die Polizei zu holen und habe die beiden Typen so rausgeworfen. Kleine Genugtuung: In der Aufregung haben sie ihren Leergutbon am Automaten hängen gelassen. Gut, das ist dann mein kleiner Ausgleich für den Ärger. Wenngleich der doch schwerer aufwog als 1,45 Euro.
Ein Mann hat versucht, Schokolade im Wert von mehreren Euro zu klauen. Der Versuch endete hinter der Kasse mit der üblichen Aufforderung, mir in den hinteren Bereich des Ladens zu folgen.
Dort packte er auch alles aus, aber sehr widerwilig, weswegen ich schließlich doch die Polizei rief. Ausweis hatte er dabei, die Daten waren auch alle okay. Die Polizei tastete ihn hinterher dennoch ab und fand ein Handy in seiner Jackentasche, welches routinemäßig überprüft wurde.
Ein Polizist zog den Akku ab, um an die
IMEI-Nummer zu gelangen und bei der Überprüfung stellte sich das Handy – Überraschung! – schließlich als ein gestohlen gemeldetes Gerät heraus...
Anzeige und Hausverbot folgten, aber Junks und Obdachlosen ist das häufig egal. Sie haben häufig sowieso nichts zu verlieren.
Dass die Leute hier in der Gegend auf der Straße und auch in unmittelbarer Nähe vom Laden die Passanten um Geld anbetteln, ist inzwischen ein alltägliches Szenario.
Die Dreistigkeit zu besitzen, hier mitten im Laden die Kunden nach ein paar Euro anzuhauen, finde ich aber schon ziemlich derbe. Und nachdem ich den Typen zunächst gebeten hatte, dies zu unterlassen, hat er jetzt hier Lokalverbot.
Meine Kassiererin rief mich über die interne Leitung an: "
Guck dir mal bitte den letzten Kunden nochmal auf dem Video an. Der hat nur eine Flasche Fanta bezahlt, aber ich habe ein ganz komisches Gefühl bei dem."
Ich wollte gerade die Aufzeichnung ansehen, als der gerade im Live-Bild an die Kasse getretene Kunde den Alarm der Warensicherungsanlage auslöste. Ich flitze nach vorne, wo der Kunde noch scheinbar hilflos herumstand. Während ich den Handchecker (
Dieses Dingens) aus dem Lager holte, lief der Mann schnell zurück in den Laden und packte eine Flasche teures Haarwasser aus und schob sie in das Süßwarenregal. Beim Versuch meiner Mitarbeiterin, ihn an der Kasse aufzuhalten, rannte er los und flüchtete durch eine der Seitenstraßen. Naja, die Ware ist hiergeblieben und sollte er sich noch einmal hertrauen, haben wir immerhin schonmal sein Gesicht gesehen.
Der Typ mit der Fanta hatte übrigens auch geklaut. Zwei Dosen Elephant-Bier hatte er sich in seine dicke Jacke gestopft.