Diskussion mit einem Ladendieb, der vor ein paar Jahren hier schon einmal geklaut hat:
"Wir haben nicht mehr 2012, das Hausverbot ist zuende."
"Das gilt bei mir Lebenslang."
"Die Polizei sagt, das geht nur für ein Jahr."
"Ich habe hier das Hausrecht und wie lange ich hier jemanden nicht mehr sehen möchte, der mich beklaut hat, ist ganz alleine meine freie Entscheidung. Und ich möchte jemanden, der mich beklaut hat, einfach nie wieder sehen."
Mir fiel ein Mann in der Getränkeabteilung auf. Obwohl ich ihn nur im Vorbeigehen von hinten sah, brüllte mich meine innere Stimme an und forderte mich auf, ins Büro zu gehen und den Typen mal etwas zu beobachten. Das tat ich und die innere Stimme sollte nicht enttäuscht werden.
Nachdem er sich eine Weile umgesehen hatte, nahm der Mann eine Dose Bier aus dem Regal. Ich erwartete schon, dass er diese in seiner Jacke verschwinden lassen würden, aber dem war nicht so. Er stellte sie stattdessen zwei Meter weiter entfernt in eine der Mehrweg-Getränkekisten und ging weg. Er umrundete gemütlich die Getränkeabteilung und als er sich der abgestellten Dose nährte, dachte ich mir schon, was passieren würde: "Jetzt steckt er sie ein. Wollte sich nur in Sicherheit wiegen."
Nein, das war es nicht.
Er steckte die Dose nämlich nicht ein. Er nahm sie und ging in Richtung Leergutannahme, wo ich allerdings schon auf ihn wartete. Da hat der Typ doch ernsthaft die Dose geöffnet und dort zwischen den Kisten, wo er sie zunächst hingestellt hatte, auslaufen lassen. Ein halber Liter Bier hat sich so über etliche andere Ware ergossen und unter der Europalette verteilt, auf dem die Kisten stehen. Und das alles für 25 Cent Pfand, die der Typ auf diese Weise einheimsen wollte.
Wir haben dann die Kisten und die Palette beiseite geräumt und den Typen den ganzen Bereich, der mit Bier benetzt war, wischen lassen.
Ein kleiner Junge, vielleicht 10 Jahre alt, fiel uns alleine dadurch auf, dass er an der Kasse eine kleine Packung Kaugummi (die bei Dieben beliebten 5Gums) aus dem Regal nahm und damit nach hinten in den Laden ging.
Noch bevor wir im Büro waren und über die Videoanlage zugucken konnten, befand sich der Junge schon wieder auf dem Weg nach vorne. Ich ging unauffällig hinter ihm her und beobachtete, wie er das Kaugummipäckchen wieder an seinen Platz legte, und den Laden einfach so verließ. Was war das denn?
Wir guckten und das Päckchen genauer an und stellten fest, dass das von uns aufgeklebte Warensicherungsetikett fehlte. Dieses fanden wir dann wenige Augenblicke später auf dem Fußboden in dem Gang liegen, durch den er bei seinem Weg durch den Laden gegangen war.
An dieser Stelle können wir nur mutmaßen, was da genau passiert war: Er wollte das Kaugummi tatsächlich mitgehen lassen, hat dann aber die Sicherung entdeckt. Trotz dessen, dass er sie abgerissen hatte, bekam er wohl Muffensausen und hat sich dazu entschlossen, das Vorhaben ganz abzubrechen.
Das war auch gut für ihn, denn unabhängig von der Warensicherung waren wir ihm nämlich schon auf den Fersen.
Anruf eines Telefonkartenbetrügers. Ein Kollege war dran und weil die Situation für ihn ganz neu war, hatte er sich überrumpeln lassen und die beiden gewünschten Karten schon an der Kasse generiert. Dann stolperte er aber über die Aufforderung, die PINs durchzugeben und verweigerte dies konsequent.
Der Anrufer drohte: "Dann muss ich Ihr gesamtes System sperren!"
Ich hatte mir mal eine Notiz für einen, also für genau diesen, Blogeintrag gemacht: "Man erkennt sogar an bestimmten Produkten Ladendiebe"
Tut man eigentlich nicht. Natürlich gibt es bestimmte Produkte, die besonders gerne geklaut werden: Alkohol, Tabak, Kaffee, Rasierklingen, Körperpflegeprodukte, Ernergydrinks, Süßwaren… Aber wenn jemand etwas klaut und dazu noch ein paar Dinge einkauft, kann man aus diesem Einkauf nicht unbedingt darauf schließen, dass es sich bei der Person um einen (potentiellen) Ladendieb handelt.
Worauf ich mit der Notiz hinaus wollte, ist folgendes:
Andersherum funktioniert das System nämlich ganz gut: Wenn jemand äußerlich bestimmte LD-Merkmale trägt, ist er bei mir unter Umständen schon alleine dadurch unverdächtig, dass er ganz bestimmte Produkte kauft. Gerade Produkte aus dem Bereich Bio (aber nicht vegan!) und Fairtrade wären da jetzt ganz typisch. Und wenn sich jemand einen ganzen Karton H-Milch oder irgendeine Mehrweg-Getränkekiste unter den Arm klemmt, ist er pauschal schon nicht mehr so verdächtig. Mit so einem Ballast ist eine schnelle Flucht nämlich nicht mal eben mehr möglich.
Zufälliger Blick auf den Monitor der Videoanlage. Ich sehe, wie ein Typ vor dem Schokoladenregal seine Jacke zuzieht und zurechtrückt, während er sich noch einmal nach hinten umdreht.
Hat der gerade was eingesteckt?! Schnell das Video zurückspulen, angucken, ah, da: 16 Packungen Merci-Schokolade hat er da unter seiner Jacke verschwinden lassen.
Übers Wochenende hat irgendjemand eine alte Leuchtstoffröhre in meinen Müllcontainer geworfen. Das macht man doch nicht, da ist Quecksilber drin. Ausreichend Dreistigkeit und Verantwortungslosigkeit würde ich meinen Hofnachbarn zwar unterstellen, aber ich kann es natürlich nicht beweisen.
Habe die Röhre mal mit zu meinen alten gestellt und werde sie irgendwann mit den letzten Leuchtstoffröhren zur Schadstoffsammelstelle bringen.
Warum glauben eigentlich so viele Ladendiebe, dass die Läden eine Versicherung hätten, die Schäden aus Diebstahl ersetzt?
Oder reden die sich damit nur ihre Taten schön? Also mal mit gesundem Menschenverstand: Wie sollte so eine Versicherung funktionieren? Die meisten Diebstähle passieren ja leider unbemerkt.
Ein Typ legte sich mehrere Flaschen Billigbier in seine mitgeführte Plastiktüte und ließ auf dem Weg zur Kasse eine Dose Erdnüsse in der Jackentasche verschwinden, die er dann auch entsprechend meiner Erwartung nicht auspackte.
Als wir uns mit drei Kollegen in Kassennähe positionierten, wurde der Mann wohl doch misstrauisch und packte die Nüsse aus. Keine Anzeige, aber ich legte ihm nahe, sich hier nicht wieder blicken zu lassen.
Ein Mann kam an die Kasse und löste den Alarm der Warensicherungsanlage aus. Er blieb scheinbar im ersten Moment eigentlich ganz ruhig und mein Mitarbeiter lief nach hinten, um den Handchecker zu holen.
Da hörte ich von vorne ein lautes "Ich hab nix eingesteckt!" und sah aus der Entfernung, wie der Mann aus dem Laden lief. Ich guckte dann schnell in der Videoaufzeichnung nach und musste leider sehen, dass der Typ doch eine Flasche Haarshampoo in seiner Jacke verschwinden lassen hatte.
In der Zwischenzeit war der Dieb aber leider über alle Berge und in der Dämmerung auch in den Seitenstraßen nicht mehr auszumachen.