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Langer Lebenslauf in Stichworten

Eine Frau in den späten Dreißigern hat sich bei mir mit einer Initiativbewerbung beworben. Wir brauchen derzeit keine Verstärkung, aber selbst wenn, wäre ihr Lebenslauf ein Ausschlusskriterium gewesen. Dass man, gerade auch in jungen Jahren, unter Umständen ein paar Anläufe braucht, um "seinen" Job oder die passende Arbeitsumgebung zu finden, ist ja durchaus verständlich.

Wer auch in späteren Jahren alle paar Monate einen neuen Arbeitgeber hat, fällt bei mir inzwischen sofort durch. Wir haben mehrmals solche Leute eingestellt und ausnahmslos arbeiten diese schon nicht mehr bei uns. Wir sind da einfach nur ein weiterer Punkt in der langen Liste geworden.

Bei der oben genannten Bewerberin fiel mir die Länge des Lebenslaufes auf den ersten Blick zunächst gar nicht auf. Da ist im Lebenslauf nicht jeder Arbeitgeber mitsamt Beschäftigungszeitraum einzeln aufgeführt gewesen, sondern sie hatte diese einfach nur anhand der Tätigkeit, für die sie eingestellt war, zusammengefasst. Das sah dann etwas so aus:

03.2015 - 12.2022 Verkäuferin:
· Feinkost Müller, Bremen
· Bäckerei Schulz, Bremen
· Real, Stuhr
· EDEKA, Moordeich
· Netto, Varrel
· Galeria Kaufhof, Bremen
· KiK, Bremen
· C&A, Bremen
· Lidl, Brinkum
· Penny, Stuhr

10.2009 -03.2015 Elternzeit

01.2002 - 12.2009 Verkäuferin:
· Rewe, Köln
· Wal*Mart, Bonn
· Fleischerei Brust, Köln
· Penny, Leverkusen
· Tedi, Leverkusen
· SoPo, Leverkusen
· Tengelmann, Köln,
· Bäckerei Schripper, Köln-Kalk
· McDonald's, Köln Innenstadt
Das sieht auf den ersten Blick harmlos aus, ist es aber nicht. Da hat offenbar nicht einmal der Wechsel in ein neues Bundesland eine Veränderung gebracht. Ohne diese Frau zu kennen behaupte ich, dass mit ihr mächtig Unruhe ins Team käme.

Ich habe leider ein leichtes Helfersyndrom und versuche irgendwie immer, es allen Leuten recht zu machen, aber in so einem Fall muss ich auf die langjährige Erfahrung zurückgreifen und ablehnen.

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Kommentare

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OPUIEX am :

Allein schon die vielen Bundesländer.
Tsss...

eigentlichegal am :

Die hat vermutlich immer so erstklassig gearbeitet, dass sie von ihren Kollegen gemobbt wurde,

Nobody am :

19 Arbeitgeber, in 21 Jahren, wenn man dann noch die Elternzeit abzieht, sogar in 15,5Jahren… nicht schlecht.

Wäre spannend ob da auch nur einer dabei ist wo sie mehrere Jahre war (Ausbildung?). Lass dir mal die Arbeitszeugnisse zeigen und lad zum Gespräch, unterhaltsam wird das allemal. Wobei, nachher erregt das Mitleid und du stellst sie doch noch ein ;-)

Tagedieb am :

Vielleicht hatte die Frau auch nur Pech, dass ihre Arbeitgeber aufgehört haben? Beispiel Walmart, hat sich das Unternehmen nicht schon 2006 aus Deutschland zurückgezogen? Und gibt es noch einen Feinkost Müller in Bremen? Bei Tante Google habe ich nichts gefunden. Ebenso gibt die Suche nach Fleischerei (Metzgerei) Brust in Köln nichts her. Und wie sieht es mit Galeria Kaufhof in Bremen aus? Gibt es diesen Laden noch? Und wenn ja, wie viel Personal wurde da in den letzten Jahren abgebaut?

Vielleicht sollte die Frau mal ihren Lebenslauf um ein paar nützliche Informationen ergänzen, wenn sie tatsächlich wegen Geschäftsaufgabe öfter die Stelle wechseln musste?

Prinzipiell aber schon eine Frage wert, wie dieser reichliche Stellenwechsel zustande kommt.

Björn Harste am :

Einigen wir uns darauf, dass die Liste zur Anonymisierung der Daten symbolisch von mir erstellt wurde. Die kleinen Läden sind ausgedachte Firmen gewesen und ob es die anderen am jeweiligen Standort gab oder gibt, ist auch nicht bekannt.

Tagedieb am :

Stimmt, darauf hätte ich auch kommen können, man, man, man! Einmal etwas länger nachdenken, bevor man in die Tastatur hackt.

Aber die Ortsnamen haben bezüglich der potenziellen Wegstrecken einfach so wunderbar gepasst!

Monimon am :

Aus genau diesem Grund bin ich in meinem Lebenslauf dazu übergegangen, gleich dazuzuschreiben, warum die entsprechende Tätigkeit geendet hat.
Ich habe nämlich auch ein paar "Kurzstrecken" drin, bei denen dann das Geschäft / die Filiale aufgelöst wurde, oder die ich nur angenommen habe um z.B. die Zeit bis zu meiner eigenen Geschäftsgründung zu überbrücken. Das liest sich dann auf den ersten Blick halt auch als "6 Arbeitgeber in 3 Jahren", aber ich bin halt bei keinem von ihnen rausgeworfen worden.

Mitleser am :

Vielleicht ist die Frau ja auch so gut, dass sie alle paar Monate von der Konkurrenz abgeworben wurde ;-)

Aber ja, für mich wäre das auch eine rote Flagge.

Trotzdem aber auch irgendwie ein bisschen Anerkennung, ohne jetzt die Hintergründe zu kennen, dass sie trotz der Umstände immer wieder einen neuen Job sucht und sich nicht aufs Bürgergeld setzt.

Macros am :

So unterschiedlich ist die Welt ... bei mir sieht es im Lebenslauf ähnlich aus, weil ich immer die Projekte angegebe und nicht meinen Arbeitsgeber (zumindest die, für die ich eine Freigabe habe).

Vielleicht ist das auch alles der gleiche Arbeitgeber (Zeitarbeitsfirma?) und verschiedene Einsatzorte?

SPages am :

Das ist halt doch etwas was anderes wenn man in einem Tätigkeitsfeld mit Projektarbeit ist.

Dort ist es für einen neuen AG durchaus interessant was du bei Firma x gemacht hast. Große Projekte, welche auch in das Profil des neuen AG passen? Personalverantwortung? Leitung?

Aber als Verkäuferin, ohne Leitungsaufgaben wie es hier scheint ist sie entweder ein schwierige Person oder die Tätigkeiten waren alles zeitlich begrenzte Aushilfsjobs ("400€ Jobs").

Supporthotline am :

Und was spricht jetzt gegen eine Hausfrau und Mutter, die situationsbedingt entweder etwas Betätigung sucht, oder die Familie finanziell unterstützen will/muss?

Seien wir ehrlich, ein schnöder Supermarktjob ist nun mal ein Job, den quasi jeder nach einer kurzen Einarbeitszeit auf die Reihe bekommt und nichts für die Ewigkeit. Wir reden hier über Jobs und keine Ausbildung oder Anstellung im "höheren Management" *hust*.

Eine entfernte Bekannte hat zu Hause die Buchhaltung für die Firma ihres Mannes gemacht und war damit nicht ausgelastet. Und jedes mal, als die familiäre Situation es zugelassen hat, hat sie als Verkäuferin im örtlichen Textilwarenladen gearbeitet. Auch so ein Job, den man ohne grosses Tamtam ausüben kann. On and Off. Scheinbar hat sie das dort aber besser kommunizieren können, oder der Arbeitgeber war nicht so voreingenommen, denn sie durfte jedes mal wieder ohne grosse Umstände in den Betrieb zurück. War dann mal kein Bedarf, hat man sie dankend in einem anderen Laden aufgenommen.

Vielleicht hat die im Beitrag erwähnte Dame aber auch ein behindertes Kind, eine pflegebedürftige Person oder was auch immer zu betreuen, etc. man wird es nie wissen, da sie keine Chance hatte, sich zu äussern.

Nur mal als Beispiel, wie es auch ablaufen kann, denn einige scheinen hier in recht engen Dimensionen zu denken.

SPages am :

"Und was spricht jetzt gegen eine Hausfrau und Mutter, die situationsbedingt entweder etwas Betätigung sucht, oder die Familie finanziell unterstützen will/muss?"

Gar nix, sondern es war ein Feststellung von mir das es "400€ Jobs" gewesen seien könnten.



"Eine entfernte Bekannte ..."
Eigentlich gibst du dir die Antwort hier selbst. Ein Ladenbetreiber war mit deiner Bekannten so zufrieden, das er akzeptiert hat das sie nur gelegentlich mal aushelfen konnte. Es war aber immer wieder das selbe Geschäft wo sie gearbeitet hat.


Also ich denke da gibt es schon Unterschiede.

Klabund am :

Grade in den von dir beschriebenen Lebenssituationen hat man noch weniger Zeit und Energie ständig Bewerbungen zu schreiben, zu Bewerbungsgesprächen zu fahren, Firmen zu suchen die man noch nicht durch hat, Papiere raus suchen und unbezahlte Übergangszeiten überbrücken usw.......
Wer alle paar Monate den Arbeitgeber wechselt hat schlichtweg in aller Regel ein sehr unbeständiges Leben und kommt wahrscheinlich mit keinem Team gut klar.

Personaler am :

Was n Käse.
So eine Auflistung darf einen misstrauisch machen, und man darf daraus Konsequenzen ziehen, außer der Bewerber schreibt drunter, dass er schwerbehindert ist...
Aber jetzt kommt das tollste: Man muss als Bewerber ja nicht alles sagen. Vielleicht wird man ja ohne Angabe eines detaillierten Lebenslaufs eingestellt für so einen Aushilfsjob und bewährt sich dann etwas länger als die letzten 20 Male.
Die Vermutung liegt nahe, dass das wieder so eine Arbeitsamtbewerbung ist, für die es Kohle gibt, und die gar keinen Erfolg haben soll.
Denn so doof kann eigentlich keiner sein, dass er einerseits so eine detaillierte Auflistung absondern kann und andererseits nicht checkt, dass er sich damit selber schadet.

Minijob-Zentrale am :

:-O Du willst HR sein? :-D
Gerade Schwerbehinderte müssen sich massivst danebenbenehmen, bevor sie gekündigt werden können.

"Neben dem allgemeinen Kündigungsschutz gilt für Minijobber mit Schwerbehinderung zusätzlich ein besonderer Kündigungsschutz. Demnach ist eine Kündigung erst dann wirksam, wenn das zuständige Integrationsamt zustimmt."
Für reguläre Arbeitsverhältnisse gilt das gleichermassen.

Personaler am :

Ich bin es dann wohl zumindest mehr als Du.
Also, es gibt oder gab die Masche, dass sich Leute, die tatsächlich einen Schwerbehindertenausweis haben, mit unambitionierten, aber formal halbwegs korrekten Bewerbungen auf Stellen beworben haben.
Werden sie nicht eingeladen, können sie Geld abzocken. Hier steht das glaube ich:
https://www.haufe.de/personal/arbeitsrecht/bewerbung-von-schwerbehinderten-arbeitgeberpflichten_76_487172.html
Es gibt da so einen Fall, der hat das immer wieder gemacht, ohne überhaupt die Absicht zu haben, eine der Stellen anzutreten. Ich bin mir nicht sicher, ob der dann mal eingebremst wurde.

Kurtschatow am :

Ich glaube wäre ich ein Arbeitgeber würde ich in solchen Fällen mal bei den alten Arbeitgebern Nachfragen ... nur aus persönliches Interesse. Ist das eigentlich Legal?

Pit Brett am :

Wieso nicht? Gerade Arbeitgeber in ähnlichen Branchen kennen sich untereinander. Und da wird es wohl so sein, dass die sich über Bewerber austauschen.

Ilona am :

Bei aufgegebenen Vertriebslinien, größeren Unternehmen, Grauzonen-Franchisern & Co wird das schon schwieriger bis unmöglich ;-)

Piet am :

Es gibt zwar in der Tat Berufsfelder, wo die Leute eher schnell wechseln (Unternehmensberatung, Interim-Management, Projektleiter) und dies auch sinnvoll sein kann (Vermeidung von Scheinselbstständigkeit), aber das wirkt eher abschreckend. Ich sehe es auch als eher abschreckend an und bin mit solchen Leuten auch eher auf die Nase gefallen, als dass sie sich gebessert haben.

Silvan am :

Ich bin seit Ich in der 11.Klasse bin erst neben der Schule dann neben dem Studium beruftstätig. in den inzwischen 13 Jahren (1 Studiumswechsel plus zeitfressendes Ehrenamt= nicht in der Regelstudienzeit) habe Ich, ein studiumbedingtes 6 Wöchiges Pflichtpraktikum eingerechnet exakt 2 Arbeitgeber gehabt.
Bin Ich eine zu treue Seele???

Frank am :

Na wenn alles passt, warum auch wechseln? ;-) Bin abgesehen von mehreren Studijobs auch beim selben Arbeitgeber im ÖD beschäftigt seit 10 Jahren, langweilig wirds trotzdem net. Warum man vlt. trotzdem wechseln will? Meistens sind ordentliche Gehaltserhöhungen nur mit Wechseln (oder eine andere Position im Unternehmen/Behörde) drin.

SPages am :

"Warum man vlt. trotzdem wechseln will?"

Arbeitsweg. Bei meinem alten AG hat eigentlich auch alles gepasst. Als sich dann der gleiche Posten bei einem mir "bekannten AG" (Arbeitsweise, Umgang mit Angestellten, Marktposition, ...) mit 5 statt 40 Minuten Arbeitsweg ergeben hat, habe ich nicht lange überlegt. Dabei war es eigentlich nur das I-Tüpfelschen das sich auch Konditionen wie Urlaub und Gehalt verbessert haben (man kann ja mal Fragen bei einem neuen Vertrag und der aktuellen Marktlage).

Aber selbst bei gleichen Kondition wären ca. 1,0 Stunde Lebenszeit pro Tag welche ich durch diesen wechsel gewonnen habe als einzelner Grund genug gewesen.

lj am :

In Bonn gab's einen Walmart?

lj am :

Hat auch erledigt, Björk hat die Liste anonymisiert....

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