Verwirrte Frau und Polizei als Taxiunternehmen
Ines und mir fiel eine Frau im Laden auf, die sich sehr sonderbar verhielt und parallel dazu mit einem recht auffälligen Äußeren die Aufmerksamkeit mehrerer Kollegen auf sich zog.
Sie trug eine grüne Einmal-Hose mit Gummizug, wie man sie aus dem Krankenhaus kennt, hatte ein Pappschild am Band um den Hals, das wie ein Brustbeutel vor ihrem Bauch baumelte und roch extrem nach, nun, ich erspare euch die Details, jedenfalls roch sie nach menschlichem Ermessen nicht gut.
Während wir bereits hinten im Büro an der Videoüberwachung klebten, kam eine andere Kollegin ins Büro gestürmt: "Da ist so eine ganz komische Olle im Laden… Guckt ihr schon?" Klar guckten wir.
Die Frau ging hin und her, ohne das irgendeine Kaufabsicht erkennbar gewesen wäre. Zwischendurch kratzte sie sich noch mit der Hand in der Hose an verschiedenen Körperstellen, die eben für gewöhnlich vom oberen Ende einer Hose verdeckt werden, und ging schließlich zur Kasse. Dort kaufte sie nichts, hielt aber meinem Mitarbeiter das Pappschild vor die Nase. Darauf stand ihr Name und eine Adresse mit Telefonnummer und der Hinweis, dass man doch bitte in der Einrichtung für betreutes Wohnen anrufen soll, damit sie wieder eingesammelt werden könne.
Kurzerhand wählte mein Mitarbeiter die angegebene Telefonnummer und erreichte auch jemanden, bekam jedoch die Auskunft, dass wir bitte die Polizei informieren sollen. Diese sollte sich dann um die offenbar verwirrte Frau kümmern. Okay, machen wir.
Da dieser Anruf die Arbeit an der Kasse zu lange aufgehalten hätte, übernahm ich den Job. Nachdem ich nach insgesamt rund einer Viertelstunde in der Warteschleife vom Zentralruf der Polizei Bremen hing und endlich jemanden an der Strippe hatte, ging alles ganz schnell. "Wir haben hier eine offenbar orientierungslose Person aus einer Einrichtung für betreutes Wohnen. Uns wurde gesagt, dass Sie sich bitte darum kümmern sollen", erklärte ich. "Alles klar, gebe ich weiter", bekam ich als Antwort und das Gespräch war nach einer Minute beendet.
Ein paar Minuten später rief mich die Mitarbeiterin der Polizei zurück und erklärte mir, das die Frau bei denen schon ziemlich gut bekannt ist und dass ihre Betreuer es wohl immer wieder versuchen, die Polizei als kostenlosen Fahrdienst einzuspannen. "Die darf sich ganz offiziell alleine draußen auf der Straße bewegen. Wenn die Frau ansprechbar ist, sagen Sie ihr bitte, dass sie nicht abgeholt wird und direkt nach Hause gehen soll."
Es dauerte ein paar Augenblicke länger als gewöhnlich, bis meine Worte bei der Frau ankamen, aber sie nickte, stand auf und marschierte los.
Erstaunlich, was man hier immer so erlebt …
Sie trug eine grüne Einmal-Hose mit Gummizug, wie man sie aus dem Krankenhaus kennt, hatte ein Pappschild am Band um den Hals, das wie ein Brustbeutel vor ihrem Bauch baumelte und roch extrem nach, nun, ich erspare euch die Details, jedenfalls roch sie nach menschlichem Ermessen nicht gut.
Während wir bereits hinten im Büro an der Videoüberwachung klebten, kam eine andere Kollegin ins Büro gestürmt: "Da ist so eine ganz komische Olle im Laden… Guckt ihr schon?" Klar guckten wir.
Die Frau ging hin und her, ohne das irgendeine Kaufabsicht erkennbar gewesen wäre. Zwischendurch kratzte sie sich noch mit der Hand in der Hose an verschiedenen Körperstellen, die eben für gewöhnlich vom oberen Ende einer Hose verdeckt werden, und ging schließlich zur Kasse. Dort kaufte sie nichts, hielt aber meinem Mitarbeiter das Pappschild vor die Nase. Darauf stand ihr Name und eine Adresse mit Telefonnummer und der Hinweis, dass man doch bitte in der Einrichtung für betreutes Wohnen anrufen soll, damit sie wieder eingesammelt werden könne.
Kurzerhand wählte mein Mitarbeiter die angegebene Telefonnummer und erreichte auch jemanden, bekam jedoch die Auskunft, dass wir bitte die Polizei informieren sollen. Diese sollte sich dann um die offenbar verwirrte Frau kümmern. Okay, machen wir.
Da dieser Anruf die Arbeit an der Kasse zu lange aufgehalten hätte, übernahm ich den Job. Nachdem ich nach insgesamt rund einer Viertelstunde in der Warteschleife vom Zentralruf der Polizei Bremen hing und endlich jemanden an der Strippe hatte, ging alles ganz schnell. "Wir haben hier eine offenbar orientierungslose Person aus einer Einrichtung für betreutes Wohnen. Uns wurde gesagt, dass Sie sich bitte darum kümmern sollen", erklärte ich. "Alles klar, gebe ich weiter", bekam ich als Antwort und das Gespräch war nach einer Minute beendet.
Ein paar Minuten später rief mich die Mitarbeiterin der Polizei zurück und erklärte mir, das die Frau bei denen schon ziemlich gut bekannt ist und dass ihre Betreuer es wohl immer wieder versuchen, die Polizei als kostenlosen Fahrdienst einzuspannen. "Die darf sich ganz offiziell alleine draußen auf der Straße bewegen. Wenn die Frau ansprechbar ist, sagen Sie ihr bitte, dass sie nicht abgeholt wird und direkt nach Hause gehen soll."
Es dauerte ein paar Augenblicke länger als gewöhnlich, bis meine Worte bei der Frau ankamen, aber sie nickte, stand auf und marschierte los.
Erstaunlich, was man hier immer so erlebt …
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Kommentare
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Klabund am :
Ich mach den Job zufällig auch, und bei mir bringen Klienten sich nicht wiederholt in solche Situationen, dürfen garantiert nicht mit so einem Outfit das Haus verlassen, und ich versuche sicher nicht die Polizei als Taxi zu buchen.
Supporthotline am :
Klabund am :
Ich darf natürlich überhaupt nichts verbieten. Logisch. Im Grunde darf ich nur da sitzen, Schnürsenkel zubinden und jammern dass ich ja nichts darf.
Und darum gibts Einrichtungen von denen die Bewohner wie die wahnsinnigen durch die Gegend laufen.
Durch vernünftige Autorität (das ist Autorität die man sich nicht durch rumschreien erkämpfen muss, sondern eine Autorität die einen die anderen freiwillig zusprechen) haben vernünftige Leute aber ihre Bewohner im Griff.
Arne am :
Ich durfte dann auch lernen dass auch im betreuten Wohnen die Bewohner prinzipiell weglaufen dürfen, uns fand das ganz vernünftig.
Cliff am :
Läuft hier bei uns in der Kreisstadt leider genau so. Es gibt da einen älteren Herrn, der im betreuten Wohnen ist, aber gerne nach Hause möchte, weswegen man ihn öfters am Bahnhof sieht. Sehr sympathisch eigentlich und gepflegt aussehend, aber halt eben verwirrt. Die Bundespolizisten kennen den schon. Von einem Sheriff habe ich mal ein leises Stöhnen und die Worte "Er schon wieder!" vernommen.
Panther am :
DerBanker am :
Hier kommt auch immer wieder mal eine alte Dame angedackelt, aber bis dahin in einem unauffälligen Zustand. Sie setzt sich gerne eine Weile in unsere Sitzgruppe, die seit der Pandemie eine der wenigen verbliebenen im Einkaufszentrum ist.
Irgendwann geht sie dann meist in ein freies Beraterbüro oder kommt an die Kasse und zückt ihre Scheckkarte, weil sie etwas möchte.
Wir schreiben ihr dann einen großen Zettel, zu welcher Bank sie gehen muss, da sie uns kaum mehr hören kann. Entsprechend laut fragt sie dann nach "Ich muss zur [Bank]? Bin ich hier nicht bei der [Bank]?" und zockelt danach wieder von dannen...
Mitleser am :
Minos am :
Rertungs-Doe am :
Raoul am :
HLY CRP.
Nicht der Andere am :
Jene schäbige Einrichtung hätte ich aber von dann an sowas von gefressen.
B. Sucher am :
Ist sie das dann ist es zunächst tatsächlich Job der Polizei, sie in ihre Einrichtung oder ins Obdachlosenheim zu verbringen.
Anschliessend sollte dann u.U. die StA mal ermitteln, inwieweit der Pflegeträger Sorge- und andere Pflichtverletzungen beginn und entsprechend handeln.
Ein sehr sachnaher, ausgewogener (wurde inhaltsgleich sowohl von der 'Obdachlosenlobby' als auch der NVwZ publiziert), Aufsatz zum Thema "Obdachlosigkeit" behandelt naturgemäss Eingangs das Thema "Aufgreifen Herumirrender", weswegen ich ihn hier verlinke:
Relevant sind Seiten 8 + 9, der Rest gerade für Mitarbeiter der Sozialindustrie sicher auch interessant zu lesen.
https://www.ebet-ev.de/files/EBET/evo/Recht/Ruder%20Rechtsgutachten%20Unterbringung%20BAGW.pdf
Aufrechtgehn am :
Supporthotline am :
Auch sollen wohl wichtige Türen von innen mit einer Fototapete beklebt sein, die ein Bücherregal darstellen soll, da Demenzkranke wohl ungerne oder gar nicht lesen und somit Bücherregale gar nicht erst ansteuern.
Ausserdem soll eine grosse schwarze Fussmatte vor der Tür sie davon abhalten, die Tür zu benutzen.
John Doe am :
John Doe (ein anderer) am :