Eine Frau rief an und trug mir auch direkt ihr Anliegen vor: "Guten Tag, ich habe im Weser Kurier gelesen, dass Sie noch Aushilfen suchen. Lohnt es sich noch, sich da zu bewerben?"
Vor meinem geistigen Auge formte sich ein riesiges Fragezeichen: Weser Kurier? Stellenanzeige? Von mir? Ähh, wieso weiß ich davon nichts?
"Wo genau soll da was gestanden haben?", fragte ich die Anruferin.
"Na, da stand, dass EDEKA und REWE Personal zum Auffüllen der Regale suchen und darum frage ich nach."
Ach, so! Das war keine Stellenausschreibung im eigentlichen Sinne, sondern eine der Aussagen innerhalb eines Artikels des Weser Kuriers. Allgemein stimmt das wohl, auch wir suchen / suchten Verstärkung, wie ich gestern schon schrieb. Dennoch war so eine Einleitung in dem Gespräch zutiefst irritierend.
(Mal gucken, ob eine Bewerbung von ihr kommt. Eine Aushilfe könnten wir noch gebrauchen.)
Vor einer Weile rief ein junger Mann an, der augenscheinlich nicht nur auf einen Telefonspaß aus war, sondern glaubhaft nach einem Job fragte. Er berichtete, dass er schon mal in einem von hier mehrere hundert Kilometer entfernten EDEKA-Markt gejobbt hätte, dort aber rausgeflogen sei und ob das schlimm sei.
Ob das "schlimm" ist, kommt natürlich ganz auf die Umstände an und so frage ich ihn ziemlich direkt: "Warum denn rausgeflogen?"
Er erklärte es: "Ich war etwas, ähm, undiszipliniert. Aber nun bin ich älter, vernünftiger und habe inzwischen auch mein Studium angefangen."
Vermutlich hatte er in dem Laden einen Schülerjob und hat als pubertierender Junge besseres zu tun gehabt, als immer pünktlich und regelmäßig seinem Job nachzukommen. Wenn er nun aber studiert, wird er ja wohl die Kurve geschafft haben. Ich bat ihn also, einfach mal eine Kurzbewerbung hier abzugeben.
Da kam aber bis heute nichts und wird dann wohl auch nicht mehr.
Auf eine ausgeschriebene Stelle für Kassierer habe ich eine E-Mail eines jungen Mannes bekommen, der wissen wollte, ob die Stelle auch für Studenten geeignet ist.
Generell natürlich schon, wir haben seit zwei Jahrzehnten immer wieder Studenten im Team. Ob sie für ihn passt, kann ich natürlich von hier aus überhaupt nicht sagen. Woher soll ich das auch wissen? Vielleicht liegen seine Vorlesungen so, dass wir überhaupt nicht auf einen Nenner kommen oder er ist ein so licht- wie kontaktscheuer Nerd, dass er schon beim kleinsten Zusammentreffen mit fremden Menschen Herzkammerflimmern bekommt.
Dann sollte er das mit dem Job an der Kasse lieber nicht testen.
Eine Praktikantin hat sich abgemeldet, da ihr Kind krank ist.
Ihre Mutter und ihre große Schwester kamen jedoch in aller Seelenruhe einkaufen. Hätten die nicht vielleicht mal diese lächerlichen vier Stunden auf den Kleinen aufpassen können? Immerhin hängt die Familie sonst auch immer zusammen und geht sich nicht konsequent aus dem Weg. Muss natürlich nichts heißen und ich kenne die wahren Hintergründe des Fernbleibens nicht – aber Gedanken macht man sich schon.
Der Mann der Zettel hat jetzt seinen eigenen Ordner im kleinen Büro. Dort hinein kann alle seine Notizen etc. heften kann, die sich im Büro und vor allem an der Bürowand zu meinem Leidwesen immer mehr vermehren. Bis Ende nächster Woche ist er noch im Urlaub, danach wird sich zeigen, ob er sich über diese Einrichtung freut oder ob er mir den Ordner übel nimmt.
Gestern Abend hatten wir ein kurioses wie zufälliges Zusammentreffen hier im Laden. Meine beiden Exzubis, Azubi und Bzubi, tauchten hier quasi zeitgleich und nicht abgesprochen völlig unabhängig voneinander im Geschäft auf. Da hatte ich erst mit dem einen ein paar Worte gewechselt und auf dem Weg ins Lager lief mir der andere über den Weg. Diese Begegnung musste natürlich für die Nachwelt festgehalten werden und da wir gerade da im Sichtfeld einer Kamera standen, zwängte sich der Blick an die Decke förmlich auf.
Minderjähriger Praktikant zu den sich gerade ausstempelnden Kolleginnen, als er eine Chance auf eine kleine Pause an der frischen Luft witterte: "Geht ihr eine Rauchen?"
Kollegin: "Genau. Wir gehen eine rauche. Du nicht."