Ein alkoholisierter oder möglicherweise auch anderweitig irgendwie berauschter Mann stand vor dem Leergutautomaten und gab mehrere Flaschen aus einer Kiste einzeln ab. Da sie teilweise wohl noch gefüllt waren, goss er sich zwischendurch den stinkenden Inhalt über die Jacke. Das wiederum motivierte ihn dazu, lauthals herumzustänkern, woraufhin ich erst überhaupt auf ihn aufmerksam wurde.
Aus irgendeinem Grund richtete sich plötzlich seine Aggression gegen die Kamera über dem Automaten, durch die er sich plötzlich immens beobachtet fühlte. War nicht schwer zu erraten, so wie er sich dort aufführte.
Ich überlegte schon die ganze Zeit, ob ich eingreifen soll oder nicht, aber als er "mir" dann auch noch den Stinkefinger zeigte, war das Maß voll. Seinen Bon mit der bis dahin aufgelaufenen Summe durfte er vorne einlösen, das restliche Leergut musste er irgendwo anders hinschleppen.
Eine reichlich heruntergekommen wirkende Frau fiel mir vor dem Leergutautomaten auf. Ich musste einfach über die Videokameras ihren Weg durch den Laden beobachten und meine viele Erfahrung wurde wieder einmal bestätigt: Auf recht umständliche Art verteilte sie nach und nach mehrere Packungen Käse aus dem Kühlregal in ihren Hosentaschen. Aus irgendeinem Grund wickelte sie die Päckchen dabei vorher noch einzeln in mitgebrachte Kunststoff-Frühstücksbeutel. Vielleicht, um im Zweifel noch behaupten zu können, dass sie die Sachen mitgebracht hätte und dass sie nicht von uns wären. Keine Ahnung. War aber nicht ganz undankbar, dass sie die Verpackungen nicht einfach so in ihre spackigen Hosentaschen geschoben hat.
So weit war das noch gar nicht sonderlich erwähnenswert. Am Ausgang sprachen wir die Frau an und nahmen sie mit nach hinten ins Lager. Da sie keinen Ausweis, sondern nur eine alte Versichertenkarte ohne Foto dabei hatte, mussten wir die Polizei zur Überprüfung ihrer Identität rufen.
Während wir warteten, greinte und jammerte die Frau mit dicken Krokodilstränen, dass sie gar keine Zeit hätte, weil sie zu einer Veranstaltung müsse, für die sie nun extra über eine Stunde aus dem Norden der Stadt mit Bus und Bahn angereist sei. Diese Veranstaltung gibt es wirklich, bei uns um die Ecke befindet sich das "Jesushaus", ein Rückzugsort mit Bibelstunden und Teestube für Bedürftige. Und sowieso sei sie eine total ehrliche Frau, die an Gott glaubt und ihr ganzes Leben für und mit Gott lebt.
Ich sah ihr mit schief gehaltenem Kopf in die Augen und sagte: "Sie kennen das siebte Gebot? Du sollst nicht stehlen?"
Darauf bekam ich aber keine Antwort mehr.
Es geht aber noch weiter: Sie war auch die ganze Zeit am jammern, dass das doch auch ohne Polizei gehen müsse. Polizisten würden sie nämlich immer so grob behandeln. Konnte ich mir pauschal erst mal gar nicht vorstellen. Nachdem sie aber gegenüber den Polizisten recht renitent war, die Beamten sogar anschrie und schon gar nicht mitarbeiten wollte, stand sie nämlich plötzlich mit gespreizten Beinen und dem Gesicht an der Wand hier herum. Selbstgemachtes Leid, würde ich sagen.
Wir haben einen Ladendieb erwischt, der zumindest so tat, als wenn er absolut kein Deutsch sprechen oder verstehen könne.
Als sich einer meiner Mitarbeiter über die Tat etwas lauter aufregte, konnte der Typ plötzlich doch ein Wort, fast akzentfrei dazu: "Entschuldigung! Entschuldigung!"
Ein Typ mit Jeansjacke, extrem alternativen Outfit und einem fetten "Animal Liberation Front"-Aufnäher auf dem Rücken hat versucht, eine Packung, jetzt haltet euch fest, Geflügelfrikadellen zu klauen.
Diskussion mit einem Ladendieb, der vor ein paar Jahren hier schon einmal geklaut hat:
"Wir haben nicht mehr 2012, das Hausverbot ist zuende."
"Das gilt bei mir Lebenslang."
"Die Polizei sagt, das geht nur für ein Jahr."
"Ich habe hier das Hausrecht und wie lange ich hier jemanden nicht mehr sehen möchte, der mich beklaut hat, ist ganz alleine meine freie Entscheidung. Und ich möchte jemanden, der mich beklaut hat, einfach nie wieder sehen."