Ein Kunde stand vor dem Reformkost-Regal und hielt mir eine Flasche Agaven-Dicksaft vor die Nase. Ob wir noch andere Sorten haben, wollte er wissen. Genauere Angaben konnte er mir dazu aber nicht machen, vor allem nicht, ob er die von einem speziellen Hersteller suchen würde. Unseren Sirup wollte er jedenfalls nicht haben.
Memo an mich: Bei Gelegenheit zwei Sorten Backofenspray auslisten und dafür noch mindestens eine Alternative an Agavensirup mit ins Sortiment aufnehmen.
Eine ältere Frau rief an und erkundigte sich, ob wir inzwischen die
Nonchalance-Seife wiederbekommen hätten. Sie hatte vor einer Weile bei uns das letzte Stück der Seife gekauft und bräuchte doch jetzt ein neues. Der Dialog fand etwa folgendermaßen statt:
Produkte von Nonchalance haben wir gar nicht im Sortiment. Das wüsste ich.
Doch, doch. Da waren auch noch ein paar andere Sachen und von der Seife hatte ich das letzte Stück mitgenommen. Das sind so große 150g-Stücke.
Ich guckte bei der Seife, sogar bei den Baby-Pflegeprodukten und wurde nicht fündig. Ich kenne meinen eigenen Laden zwar entsprechend gut, aber manchmal rutscht einem ja selber auch etwas durch. Irritiert rief ich zu Hause an und erkundigte mich sogar bei meiner Mutter, ob ihr dazu irgendetwas einfiele. Wie ich erwartet hatte, verneinte sie und ich wandte mich wieder der alten Anruferin zu.
Nein, die haben wir wirklich nicht im Sortiment.
Naja, Sie können ja auch nicht alles wissen.
Aber wir haben die nie gehabt. Mir sagt der Name nichts, meiner Mutter auch nicht. Und wenn irgendjemand diesen Laden hier kennt, dann wir beide!
Woanders kaufe ich aber nicht ein.
Vielleicht haben Sie die ja aber doch woanders gekauft. Oder sie haben die Seife mal irgendwann geschenkt bekommen oder jemand hat sie für Sie gekauft?
Doch, doch. Das war bei Ihnen. Die stehen ja gleich am Anfang. Wenn sie reinkommen gleich rechts in diesem Metallgestell. Da sind auch die anderen Nonchalance-Sachen und die Seife war leer. Und die Kassiererin sagte doch, dass ich ja Glück gehabt hätte, weil ich das letzte Stück erwischt habe.
Sehen Sie, das kann nicht bei uns gewesen sein. Wenn Sie hier reinkommen, stehen Sie direkt in der Gemüseabteilung. Und rechts ist ein langes Regal mit Feinkostartikeln und Cornflakes und dann kommt schon das Brotregal. Da steht mit Sicherheit keine Seife dazwischen.
Ich bin doch nur bei Ihnen. Wissen Sie, ich bin zwar schon 91 und manchmal etwas tüdelig. Aber das weiß ich ganz sicher, dass ich die bei Ihnen gekauft habe.
Das Gespräch ging noch etwas hin und her und schließlich verabschiedete sie sich freundlich und sagte mir, dass sie mir das Regal mit den Seifen und anderen Nonchalance-Produkten bei ihrem nächsten Einkauf hier mal zeigen wird.
Mir ist gerade aufgefallen, was mir ernsthaft sauer aufstößt: Wenn Leute (Kunden) meinen Laden hier im Gespräch als "die" bezeichnen. "
Produkt xyz haben die hier nicht", zum Beispiel.
Ich weiß nicht, ob ich mich gekränkt fühle oder was das ansonsten für ein Empfinden dabei ist. Wir sind nicht einfach nur ein neutrales "die" wie eine beliebige austauschbare Filiale einer Handelskette.
Das tut mir gerade richtig weh. Okay, für viele Kunden ist es ein Supermarkt wie viele andere auch, aber irgendwie sind wir eben auch anders (vor allem persönlicher) und wenn man sowas mitbekommt, ist es nicht schön.
Wahrscheinlich aber auch nur für mich persönlich, vermute ich. Irgendwelche Mitarbeiter von mir dürften das wieder anders sehen…
Ein Pärchen kaufte einige Dinge ein, unter anderem einen Träger Bier. Mein Mitarbeiter an der Kasse wollte nett sein und schlug vor, den das ladenwarme Bier doch gegen einen Träger aus der Kühlungs auszutauschen. "
Ach", lenkte die Kundin ein. "
Bis Fußball anfängt, sind ja noch ein paar Stunden."
Er sagte nur vollkommen trocken: "
Bis Fußball anfängt, dauert's noch ein paar Wochen."
Wir haben eben um kurz vor sechs Uhr Ware von einem kleineren Lieferanten bekommen. Parallel dazu kam meine Mitarbeiteren rein, die für die Frühschicht geplant ist und um 5:59 Uhr konnte ich erst wieder abschließen. Das musste ich aber auch tun, zumal wir noch eine Kasse zählen mussten und im ganzen Laden auch noch kein Licht eingeschaltet war.
Dem vor der Tür wartenden Kunden sagte ich, dass er noch eben einen kleinen Moment warten muss. Er ermahnte mich nur:
"Eine Minute!"
"
Wir beeilen uns", sagte ich und bevor ich die Tür zunächst wieder zuschließen konnte, zeigte er auf das Schild mit unseren Öffnungzeiten:
"Da steht sechs Uhr. Ich muss auch zur Arbeit."
Während wir noch dabei waren, die Kasse einzuzählen, klingelte plötzlich das Telefon. Zeitgleich hielt sich der Mann vor der Tür sein Handy ans Ohr.
Ich habe das Klingeln einfach mal ignoriert, bin nicht rangegangen und habe mit den Vorbereitungen für einen neuen Arbeitstag weitergemacht.
Sonst wäre es ja noch später geworden.
Auf dem Flaschentisch des Leergutautomaten hatte sich eine Flasche quergestellt und blockierte eine Lichtschranke. "Container 1 voll", lautete die auf dem Display des Gerätes angezeigte Meldung. Der Kunde klingelte:
Ding, dong, dong…
Ich kann leider gerade nicht helfen.
Ding, dong, dong…
Ihr müsst euch leider einen Moment gedulden.
Ding, dong, dong…
Wirklich!
Ding, dong, dong…
Ich beeile mich ja…
Ding, dong, dong…
Aber ich bin hier mit einer Mitarbeiterin alleine und wenn wir beide an der Kasse sitzen, geht es manchmal nicht anders.
Ding, dong, dong…
Ein Kunde wollte mit ec-Karte zahlen. Am ersten Terminal wurde der Vorgang abgebrochen und auch am Gerät des anderen Anbieters bekam meine Mitarbeiterin an der Kasse die Info "Zahlung nicht möglich!"
"
Oh!", sagte der Kunde, sah auf die zurückgereichte Karte und steckte sie hastig in die Hosentasche. "
Da habe ich doch versehentlich die ec-Karte meiner Frau gegriffen."
Wäre
ich diese Frau, hätte ich längst meinen Namen ändern lassen. "Frank" würde so gar nicht zu mir passen.