Eine Kundin reklamierte eine Packung geschnittenen Käse, die sie vor ein paar Tagen gekauft hatte. "Da ist Schimmel dran, den möchte ich umtauschen", erklärte sie. Zunächst erschien das wie eine vollkommen korrekte Forderung. Der Käse war zwar mit knappem Datum zum Sonderpreis aus der Restekiste verkauft worden, aber schimmeln sollte er trotzdem (noch) nicht.
Zwei Kolleginnen identifizierten den "Schimmel" als die Reste irgendeines Aufdrucks auf der Rinde des Käses. Während ich mir die Packung auch näher betrachtete (und zu der selben Erkenntnis kam), verließ die Kundin allerdings bereits den Laden. Was hatte sie erwartet? Dass ihr die erstbeste Mitarbeiterin einfach ungeprüft einen neuen Käse mitgibt?
Dass die Kundin den Laden verlassen hatte, erfuhr ich allerdings erst von meiner Kassiererin, als ich nur knapp zwei Minuten später an die Kasse kam, um die Gutschrift für den Kaufpreis des Käses zu erstellen. Ja, dann eben nicht…
An meiner Ladentür steht unter anderem meine private Handynummer – und zwar mit dem Hinweis "Für Notfälle" versehen. Gestern Abend um ziemlich genau 0:30 Uhr riss mich ein unbekannter Anrufer aus dem Schlaf. Es konnte kein Notfall sein, da um die Zeit defintiv noch mindestens ein Mitarbeiter hier vor Ort war. Ich ging nicht ran, der Anrufer versuchte es noch zweimal, bis ich endgültig wach war.
Mir kam vorhin ein interessanter Gedanke und ich sah mir die Videoaufzeichnung der Nacht an, bzw. exakt die Stelle zu der Uhrzeit, als die Anrufe erfolgten.
Als hätte ich es geahnt: Ein Typ tauchte plötzlich vor der Ladentür auf, klopfte, rüttelte und entdeckte irgendwann die Beschriftung neben der Tür. Die dort stehenden Öffnungszeiten hat er wohl nicht verstanden, dafür aber die Telefonnummer entdeckt.
Ob ER der anonyme Anrufer auf mein Handy war, kann ich natürlich nicht hundertprozentig sagen, aber die Uhrzeit passte auf die Minute genau und er hielt sich dreimal hintereinander das Telefon ans Ohr – also 99,9%ig bin ich mir schon sicher, dass er es war.
Na, diesmal ist es doch wirklich leicht zu erraten gewesen, was der (vermutlich) ostasiatischstämmige Kunde vorhin hier im Laden gesucht hat, oder?
Eine Frau war mit zwei kleinen Kindern im Laden. Die beiden Jungs zofften sich in einer Tour und irgendwann drohte Mama damit, dass das geplante Grillen für die beiden Mini-Terroristen ausfallen würde, wenn sie sich nicht benehmen und vor allem endlich mal Ruhe geben würden.
Der kleinere Junge war etwa sechs Jahre alt und ranzte seinen etwa zwei bis drei Jahre älteren Bruder mit weinerlicher Stimme an: "
Das ist nur wegen dir. Ich habe mich so gefreut. Du bist dann Schuld. Dabei habe ich seit dreißig Jahren nicht mehr gegrillt."
Na, dann wird's aber mal wieder Zeit!
Eine Kundin würde "Mohnknürkel" suchen, berichtete eine Mitarbeiterin einer erfahrenererin Kollegin.
Bitte, was?
"Mohnknürkel" oder so ähnlich.
Was soll das sein?
Weiß nicht. Irgendwas in Dosen jedenfalls.
Ein Energydrink?
Nee, das ist zum Essen. Das macht man heiß.
Öhm..? Mockturtle vielleicht?
Jaaaa, genau!
Na, geht doch.
Eine ältere Kundin wollte wissen:
"Kann man die Eier denn bedenkenlos essen? Ich meine, wegen der Katastrophe in Japan."
Was glauben die Leute eigentlich, woher die hier verkauften "Bio-Eier aus der Region" stammen?!?
Im Kreis sämtlicher heute Morgen anwesender Kolleginnen und Kollegen haben wir gemeinsam festgestellt, dass eine Gruppe angetrunkener Jugendlicher in Partylaune an einem Montagmorgen (auch, wenn heute lt. Kalender schon Dienstag ist) einfach nicht zu ertragen ist.
…und dann war da noch die Kundin, der am Ostersamstag um kurz nach 21 Uhr einfiel, dass sie noch unbedingt eine Auswahl an Ostersüßwaren braucht – und dann ein langes Gesicht machte, als im Supermarkt kaum noch Ware vorrätig war.
Ein etwa achtjähriger Junge hat sich (
allerdings absichtlich) ausgiebig mit irgendeiner Sorte Axe eingesprüht. Stellenweise hat er seine Klamotten regelrecht mit dem Zeugs getränkt.
Naja, so wird ihn seine Mutter zumindest bis zur nächsten Dusche sogar im Dunkeln wiederfinden.
Eine Gruppe Jugendliche/Heranwachsender wollte unter anderem mehrere Flaschen Wodka und ein paar Schachteln Zigaretten kaufen. Da die Frage nach dem Alter nicht über ihr Aussehen eindeutig zu klären war, erkundige sich meine Mitarbeiterin an der Kasse pflichtgemäß nach einem Ausweis oder Führerschein.
"
Habb'sch'nisch", entgegnete der Wortführer.
"
Dann kann ich euch leider die Sachen hier nicht verkaufen", bekamen sie zur Antwort, während meine Mitarbeiterin den Alkohol und die Kippen bereits unter der Kasse verstaute.
"
Eh, komm, das war nur Schpass", sagte ein anderer aus der Gruppe. "
Er ist schon zwanzisch."
"
Dann wird er wohl einen Ausweis haben."
Der erste meldete sich wieder zu Wort: "
Wir sind mit Auto hier! Das ist wohl genug Beweis, oder?"
"
Nein, das beweist gar nichts. Selbst wenn du gefahren wärst könnte es ja sein, dass du noch unter 18 bist."
Ein anderer aus der Gruppe meldete sich: "
Isch hab' Ausweis draußen im Auto. Isch bin 21, dann kauf ich die Sachen!"
"
Gut, dann lauf' eben raus und hol' den Ausweis her. Ich warte hier so lange und dann können wir das endlich erledigen", bekam er als Antwort und erwiderte seinerseits:
"
Das ist doch albern. Soll'sch jetzt echt deswegen rausgehen?"
"
Ja, das wäre sinnvoll, wenn ihr den Wodka haben wollt."
Der ursprüngliche Wortführer meldete sich wieder, zog seinen Ausweis aus der Tasche und warf ihn auf die Geldablage des Kassentisches: "
Da. Guck. Bin zwanzisch."
"
Ich lass mich doch nicht verarschen. Die Chance habt ihr vertan. Eurem Verhalten nach seit ihr drei und'n Keks und damit bekommt ihr keinen Alkohol. Punkt."
Das haben die fünf erstaunlich diskussionsfrei hingenommen.
Eine Kundin sprach einen Kollegen an:
Wo haben Sie denn den Fernet Branca aus dem Angebot?
Den haben wir diese Woche gar nicht im Angebot.
Doch, das habe ich selber gelesen.
Ja? Wo das denn?
In der Tengelmann-Zeitungswerbung.
Aaaaha! Wir sind doch gar nicht Tengelmann.
Sie heißen ja auch mal so und mal so!
Morgen sind wir übrigens Markant, ab übermorgen bis zum Wochenende dann Globus und ab dem nächsten Montag geht's hier erstmal als ALDI weiter.
Wir hatten nach unserer "
Silvesterpanne" ja noch eine ganze Weile die nicht verkauften Glücksbringer an der Kasse stehen. "Glücksbringer" waren das diesmal ernsthaft nicht. Erst, dass wir sie zum Jahresende hier im Lager vergessen hatten und dann stellte auch noch irgendeine Torfnase eine kaputte Dose Energydrink in das Kunststoffschälchen und alles weichte in dem auslaufenden Energydrink auf.
Zusammen mit einer Kollegin blockierte ich kurzzeitig einen Gang hier im Markt. Sie schob mit ihrem Einkaufswagen in die eine, ich einen Rollbehälter in die andere Richtung. Und zu allem überfluss quatschten wir uns dabei auch noch fest und keiner kam mehr durch. Was sich auch, solange kein Kunde in der Nähe war, nicht als weiter problematisch erwies.
Bis dieser eine Kunde mittleren Alters seinen Einkaufswagen direkt in die Weinabteilung schieben wollte und ohne abzuwarten unfreundlich und relativ laut losranzte: "
HAT DAS HIER WAS ZU BEDEUTEN?!?"
Herz und Verstand: Stehen bleiben, auflaufen lassen.
Krämerseele: Freundlich lächeln, Platz machen.
Die Entscheidung ging übrigens mit einem 0:1 aus.
An beiden Kassen standen lange Schlangen und es staute sich ein paar Minuten. Während ein Kassierer mit der ec-Kartenzahlung einer Kundin nicht weiterkam, stolperte ein recht neuer Mitarbeiter an der anderen Kasse über ein Problem mit dem Drucker, das er (noch) nicht selber beheben konnte.
Trotz der langen Verzögerung waren alle Kunden an beiden Kassen ruhig und beobachteten friedlich, wie ich die Hardware wieder in Gang brachte.
Nur einem Kunden platze plötzlich der Kragen und er wurde sehr laut und ausfallend und fluchte und beschimpfte uns für unsere Unfähigkeit.
Was daraufhin passierte, war kaum zu glauben: Völlig unabhängig voneinander von mehreren Kunden aus unterschiedlichen Richtungen kamen etwa folgende Reaktionen: "Nun lassen Sie die Leute doch mal in Ruhe arbeiten." – "Dann gehen Sie doch woanders einkaufen." – "Bleiben Sie mal friedlich." – "Sie müssen ja hier nicht einkaufen." – "Die Arbeiten ja schon am Problem." – "Man muss sich hier nicht so aufführen" …
Reaktion des Mannes: Er ließ seine Sachen stehen und ging.
Ein Pärchen bezahlte einen Einkauf im Wert von knapp 100 Euro. Mit dabei waren unterschiedliche Milprodukte, unter anderem einige Packungen Mozzarella der Marke "Minus L", also aus unserem Regal mit laktosefreien Produkten. Mein Kassierer berichtete mir, dass sich etwa der folgende Dialog zwischen den beiden ereignet hat:
Nanu, ich wusste gar nicht, dass du eine Laktoseintoleranz hast.
Häh? Habe ich doch auch gar nicht.
Ja, aber… Du hast die ganzen Minus-L-Sachen da gekauft.
Ach, ja? Das ist Mozzarella.
Laktosefreier…
Hmm… Anderen hatte ich gar nicht gefunden.
Ausgerechnet Mozzarella. Dabei haben wir hier im Laden rund ein Dutzend (!) Sorten Mozzarella im Sortiment.