Wie jedes Jahr haben wir auch diesmal wieder Weihnachtsgeflügel aus ökologischer Erzeugung angeboten. Die Ware ist mit teilweise mehreren zehn Euro pro Kilo nicht ganz billig und daher lasse ich mir immer eine Anzahlung geben, bevor ich bestelle.
Immer? Nein, nicht immer. Der Kunde wirkte sehr seriös und weil ich gerade nicht viel Zeit hatte, als er bestellen wollte, habe ich seine Ententeile eben so ohne Anzahlung bestellt.
Nachdem wir aus den Staaten wieder zurück waren, haben wir im Kühlhaus die – natürlich seit inzwischen drei Tagen abgelaufenen – Fleischstücke gefunden. Im Wert von knapp 20 Euro.
(Weil ich ein großes Problem damit habe, Fleisch wegzuwerfen, haben wir die Filets natürlich sofort eingefroren und heute abend gibt es die zu Hause in Würfelform zum Fondue. Aber so war das ja eigentlich auch nicht gedacht gewesen...)
Eine Kundin reklamierte ihren Kassenbon. Es wären rund 35 Euro berechnet worden, aber wenn man die einzelnen Posten auf dem Bon zusammenrechnet, kommt man nur auf etwa 30 Euro. Das kann doch gar nicht..? Konnte es auch nicht. Eine Zeile war irgendwie doppelt gedruckt worden, vermutlich hatte sich das Papier im Drucker verklemmt.
Ganz offensichtlich waren der Stammkundin vier Flaschen einer Spirituose berechnet worden, sie sagte aber, dass sie nur drei gekauft hatte. So ein dummer Zufall: Erst eine Flasche zu viel über den Scanner gezogen, was im Silvesterchaos passieren kann, und dann noch einen verklemmten Bon, so dass die beiden Zeilen übereinander gedruckt wurden. Ich glaubte der Kundin, zahlte ihr den vermeintlich zu viel bezahlten Betrag aus, entschuldigte mich und wünschte noch einen guten Rutsch.
Etwas später überkam mich ein komisches Gefühl und ich sah mir die Videoaufzeichnung an. Vier Flaschen hatte sie gekauft. Vier. Nicht drei. Ob das nun Absicht oder ein Versehen war, weiß ich nicht, aber ich denke, dass ich das Geld wiederbekommen werde. Nächstes Jahr.
Vor einiger Zeit hatten wir Strauchtomaten im Angebot. Für irgendeinen relativ günstigen Preis, ich glaube, es waren -,99€ pro Kilogramm.
Den folgenden Dialog berichtete mir eine Kollegin, der sich zwischen ihr und einer entfernten Bekannten ergeben hatte:
Ich muss jetzt los, ich brauche nämlich noch Tomaten für das Mittagessen und zu "Combi" (Mitbewerber hier in Bremen / Nordwestdeutschland, Anm.d.Red.) laufe ich eine Weile.
Hol die doch bei uns im Laden. SPAR ist hier doch gleich um die Ecke.
Nein, da gehe ich bestimmt nicht hin. SPAR ist teuer!
Sicher? Wieviel kosten denn die Tomaten bei Combi?
Die sind da für 1,29€ im Angebot zur Zeit!
Tzja, bei uns kosten die nur 99 Cent pro Kilo.
Nää, die kaufe ich nicht. Wenn die so billig sind, wer weiß, was damit ist. Bestimmt sind die mit irgendwelchen verbotenen Giften gespritzt oder das ist alles nur Matsch und Gammel.
Manche Kunden, vor allem, wenn sie aufgrund übermäßigen Alkoholksonsums oder möglicherweise auch aus anderen Gründen nicht mehr ganz Herr ihrer Sinne sind, sollte man nicht auf die Toilette lassen. Dann hat man eben mal keine Kundentoilette oder darf "aus Versicherungsgründen" niemanden in die Nebenräume lassen. Punkt, fertig aus.
Hallo, Björn, kannst du mir ein bisschen Kleingeld wechseln?
Klar.
Kleingeld kann ich immer gebrauchen, schließlich befördern wir das regelmäßig mühsam von der Bank hierher.
Hätte ich gewusst, was mich erwartet, hätte ich aber wahrscheinlich nicht so leichtfertig "Klar." gesagt. In dem offensichtlich recht schweren Leinenbeutel befand sich ein großer Sack voller 50-Cent-Stücke. Insgesamt müssen das insgesamt rund 500 Euro gewesen sein. Etwa die Hälfte habe ich ihm abgenommen, mir sind nämlich meine eigenen Gefäße während der Zählerei ausgegangen...
Jedes Jahr vor Weihnachten die selben Erlebnisse: Es ist hektisch und unruhig in den Läden. Das ist gewissermaßen verständlich: Es sind mehrere Tage frei und dazu möchte man sich über Weihnachten auch noch kulinarisch verwöhnen und hat lieber zu viel als zu wenig im Kühlschrank. Entsprechend viele Leute kaufen ein und entsprechend voll wird es in den Läden.
Die Kasse klingelt, eigentlich sollte man sich darüber freuen. Was ich persönlich aber als extrem unangenehm empfinde ist nicht die Hektik, sondern die Aggression, die viele Kunden plötzlich an den Tag legen. Wenn es irgendwo mal nicht schnell genug geht, wird gleich gedrängelt, geschubst und gebrüllt.
Dabei kann diese Warterei auch nur gefühlt lange sein. Gestern Abend kam ein Kunde mit einer Laune "auf 180" zu einer Kollegin und motze sie an, da die Schlange an der Kasse so lang sei und er "stundenlang" warten müsse. Tatsächlich stand er zuvor gerade mal zehn Sekunden (Keine Untertreibung!) an und dampfte dann gleich wieder ab in den Laden.
Ein etwas heruntergekommener Mann betrat den Laden und wollte nicht nur "dem Chef", sondern auch noch den Mitarbeitern, die ihm auf dem Weg durch den Laden begegnet sind, günstige DVDs anbieten.
Dass auf den Scheiben dick und fett das "amango.de"-Logo prangte, schien den Mann dabei herzlich wenig zu stören...
Dabei wären die Filme bestimmt bessere Schnäppchen gewesen als der fragwürdige Drucker, den hier ein anderer Kunde vor einigen Wochen versilbern wollte...
Eine junge Frau wollte Kaffee aus der Vitrine haben. Der Vorgang des Aufschließens dauert natürlich ein paar Sekunden und praktischerweise erkundige ich mich währenddessen schonmal nach der gewünschten Sorte oder erkläre, warum der Kaffee eingeschlossen ist.
In diesem Fall musste ich dabei "etwas" lauter reden. Die Kundin hielt nämlich die ganze Zeit ihr Handy in Bauchhöhe in der Hand. Ihr Handy, aus dem auf Maximallautstärke aus dem eingebauten Lautsprecher verzerrt und schrabbelig irgendwelche HipHop-Mucke plärrte.
Eine Kollegin war in Zivilbekleidung im Laden. So bekam sie mit, wie eine kleine Gruppe besonders "cooler Checker" etwas suchte und einer von Ihnen die tolle Idee hatte, mal "einen von den Honks, die hier herumrennen" zu fragen.
Eigentlich schade, dass man mittlerweile so abgestumpft ist, dass einem solche Sprüche links rein und gleich rechts wieder herausgehen. So im Nachhinein betrachtet, hätte man denen eine passende Antwort um die Ohren hauen müssen.
Ein Mann und eine Frau betraten eben als erste Kunden der Woche den Laden. Offenbar waren sie Kollegen und arbeiten für die Stadt Bremen. Während die Situation hier für ihn vollkommen normal war, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus und konnte nicht oft genug betonen, dass sie noch nie um diese Zeit in einem Supermarkt war und dass das ein total komisches Gefühl sei.
Den kompletten Kulturschock verpasste ich ihr vermutlich in dem Moment, als ich ein Blech voller frisch gebackener Brötchen in die Schütte gleiten ließ.
Eine Kundin legte eine Tüte voller Brötchen auf das Kassenband. Als sie dran war, nahm ich die Tüte in die Hand, versuchte abzuzählen, wieviele Brötchen da wohl drin sein dürften und fragte die Kundin: "Fünfzehn Stück?"
Sie zuckte nur mit den Schultern.
Okay, fünfzehn. Vielleicht habe ich ihr jetzt auch ein oder zwei Stück geschenkt. Oder vielleicht hat sie jetzt auch ein oder zwei Stück zu viel bezahlt. War ihr vermutlich auch egal...
Es kann immer mal ein Fehler passieren. Schlechte Ware, an der Kasse doppelt oder falsch gebuchte Artikel. Natürlich ist das für den Kunden ärgerlich. Aber da kann man ja auch mal was sagen und die Ware wird umgetauscht, bzw. zu viel berechnetes Geld erstattet.
Was ich persönlich überhaupt nicht ertrage: Wenn Kunden anrufen, sich nichtmal vorstellen, sondern gleich losmeckern, einem dabei unterstellen, dass man sie absichtlich um ihr Geld bringen würde – und einen weder erklären noch ausreden lassen.
Im Geiste möchte man diese Leute erwürgen. Da hilft mir dann auch das Argument "Ich bin langjährige Stammkundin bei Ihnen" nicht mehr.
Eine Kundin behauptete steif und fest, sie hätte meinem Kassierer nicht einen 10-, sondern einen 50-Euro-Schein gegeben und dehalb 40 Euro zu wenig Wechselgeld bekommen.
Auf der Videoaufzeichnung war ohne jeden Zweifel zu erkennen, dass die Banknote rosarot leuchtete – womit sie sich eindeutig als "Zehner" auswies.
Die Kundin blieb bei ihrer Behauptung. Sie habe zu Hause doch nur Fünfziger eingesteckt und daher kann das nicht anders gewesen sein.
Nachdem ich ihr angeboten hatte, mit mir zusammen die Aufzeichnung anzusehen, war's plötzlich "egal". Wenn wir das sagen, würde das das wohl stimmen; winkte ab und ging.
Ein junger Mann betrat den Laden und sprach einfach so einen meiner Mitarbeiter an. Ein Handy wollte er ihm anbieten: "Total günstig, kaum gebraucht."
Der Preis in Höhe von 200 Euro mag ja angemessen gewesen sein. Wir haben trotzdem abgelehnt. Eigentlich hätte man mal die Reaktion beobachten sollen, wenn man vorgeschlagen hätte, die Polizei anzurufen und die IMEI-Nummer überprüfen zu lassen.