Im Gespräch mit einer sehr alten Stammkundin bezeichnete sie meinen Laden mehrmals als "Tengelmann".
Ja, Tengelmann war an dieser Stelle mal. Dann haben die irgenwann auf "KAISER'S" umfirmiert und seit inzwischen rund 9,5 Jahren betreibe ich hier mein Geschäft mit der SPAR-Tanne.
So gesehen wundert es einen auch nicht, dass die Leute nach knapp 8 Jahren noch D-Mark zum Euro sagen...
Eine ältere Kundin kommentierte vorhin unsere Kaffeevitrine und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten (nämlich, dass immer ein Mitarbeiter mit einem Schlüssel anrücken muss) mit dem Ausdruck "Schrecklich!"
Naja, wie mann's nimmt. Vorher wurde uns immer schrecklich viel Kaffee geklaut.
Die Gastfeldstraße ist zwar immer noch voll gesperrt, aber ich habe mitunter schon das Gefühl, dass die Kunden unsere "neue Erreichbarkeit" zu schätzen wissen. Lange Zeit standen, wenn ich am Montag Morgen um 0 Uhr den Laden aufgeschlossen habe, nur ein paar Kunden – wenn überhaupt – vor der Tür.
Eben ist eine Kolonne von 13 Leuten in den Laden gewatschelt. Sehr auf eine Art zugegebenermaßen sehr lustig aus. Und erfreute auf der anderen Seite auch den Einzelhändler, der in den letzen Monaten sehr gelitten hat.
Eine Kundin suchte Streichhefe. Soll man als Brotaufstrich verwenden können. Spontaner Vorschlag meinerseits: Marmite oder Vegemite – war aber beides falsch. Die "Streichhefe" sei nicht so sirupartig in der Konsistenz.
Keine Ahnung, was sie meint. Was soll denn bloß Streichhefe sein? Mal Google befragen: Die Antwort lautet: Null Treffer.
Noch jemand eine Idee?
Nachtrag: Okay, ein Treffer bei Google. Allerdings frage ich mich gerade, warum der auf den Blogeintrag mit dem Flensburger Wasser zeigt. Sehr seltsam.
Ein paar Jugendliche haben ein paar Dinge bezahlt und wollten dann noch von meinem Mitarbeiter wissen, wann wir morgen früh aufmachen würden.
Es folgte die übliche Antwort, die eigentlich grundsätzlich erstmal für Verwirrung sorgt: "Gar nicht."
Den sichtbar verwirrten Kunden warf mein Mitarbeiter aber gleich hinterher, dass wir hier rund um die Uhr geöffnet haben und folglich "gar nicht" morgen früh öffnen müssten.
Die Reaktionen waren der Hammer. Wenn jeder Kunde hier mit "Boah, scheiße, ist das ein geiler Laden. Wie geil ist das denn?" und ähnlichen Sprüchen herausgehen würde, bräuchte man sich wohl nicht mehr weiter um Werbung zu kümmern.
Eine Frau war mit ihrer etwa fünfjähriges Tocher im Laden. Plötzlich hielt ihr die kleine eine Packung vor die Nase: "Hier, die Luftballons möchte ich haben."
Ahnt jemand, was das war?
Nein, keine Kondome.
Sie hielt eine Packung Gummihandschuhe in der Hand.
Kunde: "Könnt ihr mal noch eine Kasse aufmachen? Ich habe gerade schon überlegt, ob wir noch eine dritte Runde Skat spielen sollen, um die Wartezeit zu verkürzen."
Ich:
Kunde: "War'n Witz. Aber ist trotzdem relativ voll da."
Der Rest war ja kein Problem. Aber mich so zu erschrecken...
Irgendein Witzbold hat im Kühlregal mit unseren vegetarischen Produkten (in erster Linie Tofu- und Weizeneiweßprodukte) etliche Packungen Frischfleisch und Wurstwaren verteilt.
Das kann nur ein Witzbold gewesen sein. Jemand, der sich darüber amüsieren kann, wenn die Hardline-Veganer sich beim Anblick von "Leichenteilen" demonstrativ Würgegeräusche von sich gebend abwenden.
Eine bessere Erklärung habe ich dafür gerade nicht.
Seit über einer Viertelstunde fährt ein junger Mann mit einem Buggy inklusive Kleinkind immer wieder eine große Runde durch den Laden. Dabei sind wir uns schon mittlerweile einige Male begegnet. Aus dem anfänglichen freundlichen Grüßen ist inzwischen lautes Lachen geworden.
Der Hintergrund: Die Großfamilie kauft gerade ebenso groß ein. Und er wurde abkommandiert, das Kind zu beschäftigen. Würde auf dem Video in Zeitraffer bestimmt auch lustig aussehen, wie er so langsam durch die hektischen Kunden schleicht...
Ein Pärchen mittleren Alters beim Einkauf. Er war laustark und mit zutiefst verächtlichem Tonfall am Lästern: "Die verdammte Scheiße kommt auch jedes Jahr früher in die Läden. Es geht nur um Konsum, Konsum, Konsum. Als wenn jetzt schon einer Weihnachtssachen kaufen würde."
Ich überlegte erst, unter welcher Rubrik ich diese Bilder einsortiere. "Sortiment" würde passen, aber "Kunden" finde ich noch viel besser. Regelmäßig pünktlich mit dem Erscheinen der ersten "Herbstgebäcke" geht auch das große Gejammer der Kunden los, dass es "immer früher" werden würde. Das das nicht so ist, haben wir hier ja nun schon ausführlich festgestellt.
So schlimm kann's auch sowieso nicht sein, denn ansonsten würden zum Beispiel diese beiden Aufsteller mit Spekulatius und Lebkuchen nicht nach gerade mal vier Tagen im Laden schon so aussehen.
"Wo ist denn euer Leergutautomat?", wollte der Kunde wissen. Keine weiter ungewöhnliche Frage – wenn er sie nicht direkt an meiner Bürotür gestellt hätte.
Wer die Räumlichkeiten hier kennt, wird mir zustimmen, dass die Leergutannahme einfacher zu finden ist.
3 Kartons wollte er haben. Nur drei Kartons von dem leckeren Wein. Und eine Mitarbeiterin ("So 'ne jüngere...") hätte seiner Frau zugesagt, dass wir ihn bestellen würden und dass er heute hätte mitkommen sollen.
Mir sagte der Name von dem Tropfen rein gar nichts. Aber wenn der Kundin versichert worden ist, dass wir ihn bestellen würden, dann haben wir das auch. Nach längerer Suche auf dem Lieferschein wurde ich schließlich immer noch nicht fündig.
Ein Scheißladen mit Scheißservice sei das hier. Und jetzt könne er sich noch "einen Tag vor seinem Fünfzigsten um so eine Scheiße" kümmern.
Wappentrunk... Wappentrunk. Sagte mir überhaupt nichts. Nach kurzer Google-Suche fürchte ich, der Mann will seinen Gästen ernsthaft den Tetrapak-Wein von Penny servieren. Prost.
Hilfe! Wir wurden gerade von gefühlten Hunderschaften junger Teenager heimgesucht. Eine gröhlende Meute, hyperaktiv und die eigentlich längst ins Bett gehörte.
Kamen wohl gerade von einer Klassenfahrt und wir wollten dem Haufen die Laune auch nicht vermiesen. Aber dass der eine mit seinem Skateboard fast eines meiner Regale umriss, fand ich nun gar nicht mehr lustig.