Durch das Bürofenster beobachtete ich, wie eine Frau verschiede Waren aus ihrem Einkaufswagen in ihre Fahrradtasche steckte, diese sorgsam verschloss und an den Haken des Einkaufswagen hängte.
Was zum..? Ich war mir 100%ig sicher, dass ich mich nicht getäuscht hatte und auch an der Kasse packte die Kundin die Ware aus der Tasche nicht aus. Sollte ich sie ansprechen? Ich war hin und her gerissen, zumal es sich bei der Frau um eine langjährige Stammkundin handelte. Was ist, wenn ich mich getäuscht hatte und deswegen eine Kundin vergrätze? Und wenn ich mich nicht täuschte und hier tatsächlich von einer vermeintlich guten Stammkundin bestohlen würde? Mist. Was tun?
Schließlich sprach ich sie freundlich und vorsichtig an und heraus kam, dass sie ihren Einkauf aus einem anderen Laden aus ihrer Tasche herausgenommen und in den Einkaufswagen gestapelt hatte, um an das Leergut, das sich in der Tasche unter der Ware aus dem anderen Laden befand, heranzukommen, um dieses im Leergutautomaten einzulösen.
Sie wirkte zum Glück nicht so, als wenn sie mir meine Frage übelgenommen hätte. Aber was hätte ich auch sonst tun sollen?
Eine Kundin wollte Geflügelfond haben, zumindest sagte sie das. Nun haben wir im Laden sowohl Geflügelfond und Geflügelbrühe im Angebot, irgendwie ähnliche, aber dennoch verschiedene Produkte. Viele Kunden benutzten die Begriffe zwar synonym, aber das muss man doch nicht pauschal unterstellen und so ging ich mit der Kundin zum Feinkostregal und zeigte ihr das Glas mit dem Fond.
Sie guckte mich mit ganz großen Augen an: Da wäre ja gar kein Fleisch drin und dann koste das Produkt auch noch so viel Geld. Dafür würde sie ja mindestens zwei Gläser von der "anderen Sorte" bekommen.
Die "andere Sorte", die sie dann kaufte, war ganz ordinäre Hühnerbrühe mit Fleischeinlage.
Da kommt zu nachtschlafender Zeit ein ziemlich verwahrlost wirkender Mann auf mich zu, den ich spontan nicht als Kunden identifizieren konnte und fragt mich, ob er für 15 Euro anschreiben lassen könne.
Die Antwort ist nicht schwer zu erraten, denke ich.
Da hat doch echt einer die Nerven besessen, mich am Sonntag Morgen gegen 2:30 Uhr auf meinem Handy anzurufen und sich zu erkundigen, ob wir ihm noch etwas verkaufen könnten.
Die Nummer steht ja vorne an meiner Ladentür. Allerdings mit dem Hinweis versehen, dass man sie "Bei Notfällen" anrufen soll. Und der Wunsch, morgens um halb Drei etwas zu Essbares zu erwerben, ist meiner Auffassung nach kein Notfall.
Wir wollten am Samstag nach Feierabend (also schon am Sonntag) gerade gehen, als Nachbarskatze Lilly vor der Tür saß. Ich öffnete die Tür, sie schlich rein, ließ sich von uns streicheln und drängte dann auch gleich schon wieder raus.
Da fiel mir ein, dass ich noch etwas aus dem Büro holen musste. Ich probierte etwas aus: Tür öffnen, einmal kurz Pfeifen und schon stand die Katze wieder im Laden. Und sie geriet auch nicht in Panik, als ich hinter ihr wieder abschloss.
Als ich eine knappe Minute später aus dem Büro kam, lief mir Lilly schon auf dem Hauptgang hier im Laden entgegen. Als sie mich sah, machte sie kehrt, flitzte unter einigen Regalen unterdurch und an der Kasse vorbei und wartete brav an der Tür. Draußen trollte sie sich nicht etwa, sondern lief noch rund 200 Meter hinter uns her.
Das "Defekt"-Schild hängt seit heute Vormittag am Automaten und seit dem habe ich schon mehrere Kunden beobachten können, die mit ihren gesamtem Leergut wieder aus dem Laden gegangen sind. Ohne überhaupt nur einmal auf unsere Klingel an der Lagertür gedrückt oder einen Mitarbeiter gerufen zu haben.
Was soll das denn, sowas habe ich ja noch nie erlebt!?!
Zwei Kunden betraten den Laden mit relativ viel Leergut unter den Armen, unter anderem einer Oettinger-Kiste. Da ich gerade in Eingangsnähe stand, wiegelt ich gleich ab: "Die Oettinger-Kiste lasst mal gleich hier vorne stehen, die haben wir sowieso nicht. Da vorne neben der Kasse steht die sicher und kommt nicht weg."
Die beiden ignorierten meinen Tipp und stellten die Kiste vor der Tür unter dem Gestell meiner Gemüse-Außenplatzierung ab. Mir sollte es egal sein. Eine Minute später ging ich ins Lager und als ich den Leergutautomaten passierte, frohlockten die beiden Kunden: "Der Automat nimmt ja doch Oettinger. Hier, die ganzen Flaschen nimm der bis jetzt."
Ich erklärte, dass die Flaschen überhaupt kein Problem darstellen würden. Die sind sowieso alle gleich (Mal abgesehen von der seit einigen Jahren grassierende Seuche, dass jede Brauerei ihre individuell geformten und geprägten Flaschen produzieren lassen muss...) und würden nur neue Etiketten bekommen. Die Kisten wären das Problem, denn die würden wir nicht über unseren Großhandel wieder loswerden können.
Ich verlor die beiden Kunden aus den Augen, ging durch den Laden und bemerkte zwei Minuten später, dass Kasten nicht mehr unter meinem Gemüse stand. War mir aber ganz sicher, dass deren Eigentümer den Laden noch nicht verlassen hatten. Nach kurzer Suche fand ich sie in der Getränkeabteilung und sagte, dass ihre Leerkiste verschwunden sei. Sie zuckten nur mit den Schultern und daraufhin war es mir auch egal.
Dabei war die Kiste gar nicht weg, sondern stand nur an meiner Lagertür. Ohne Flaschen, denn die hatten die beiden Kunden im Automaten versenkt und mir schließlich den leeren Oettinger-Rahmen überlassen. Naja, bringe ich ihn bei Gelegenheit zum nächstbesten Getränkemarkt. Es ist ja nicht so, dass ich die blauen Kisten mit dem weißen Aufdruck gar nicht loswerden könnte.
Zufällig aufgeschnappt, als ich gerade vor der Tür stand, um mir den aktuellen Stand der Straßenbauarbeiten anzusehen: Ein Passant mit Vierbeiner kam an und sagte plötzlich zu seinem Haustier: "Warte, Bello. Hier müssen wir rein."
Sprach's, leinte ihn vor dem Laden an und ging dann noch alleine zum Einkaufen. Aber irgendwie niedlich. "Hier müssen wir rein..."
Wir haben diese Woche nicht nur Kiwis, sondern auch sogenannte Kulturheidelbeeren im Angebot. Kollege: "Kulturheidelbeeren? Lesen die einem etwa aus der Zeit vor?"
Anruf einer älterin Kundin. Sie wollte wissen, ob man bei mir auch endlich mit "Plastikgeld" bezahlen könne.
Was heißt hier endlich? Kartenzahlung war zwar aus technischen Gründen bei mir nicht von Anfang an möglich, aber doch mittlerweile auch schon seit über neun Jahren. "Endlich". Tzz...
Der Kunde war übrigens heute nicht noch einmal da, um mir den leeren Pizzakarton mit der Chargennummer oder die Reste der Pizza vorbeizubringen. Als hätte ich es geahnt.
Und nicht nur das. Gestern Nachmittag war der Kunde schon einmal hier und hatte, da ich gerade nicht hier war, mit einem Kollegen gesprochen, der ihn darum bat, am Abend wiederzukommen und bei der Gelegenheit doch gleich schonmal den leeren Pizzakarton mitzubringen. Was bekanntlich nicht passiert ist.
Mein Gefühl, dass an der Sache irgendetwas nicht in Ordnung war, und damit meine ich nicht die Pizza, wird immer stärker.
Manchmal kommt man aus dem Staunen nicht heraus. So zum Beispiel, wenn eine regelmäßige und vollkommen "normale" Stammkundin zum Flaschensammler mutiert. Auf einer Veranstaltung hat sie etliche Tüten mit Leergut gefüllt und diese, teilweise in ihrem Kinderwagen, und zu mir geschleppt.
"Die lagen da so herum und dann haben wir einfach angefangen und es wurden irgendwie immer mehr."
Gestern Abend hat ein Kunde eine (angeblich) verdorbene Tiefkühlpizza reklamiert. Er hätte vor fünf Tagen eine Packung hier gekauft und zwei Stücke davon gegessen und wäre eine Stunde später gleich noch in die Notaufnahme des Krankenhauses gefahren, weil es ihm danach so elend ging. Man wollte ihn sogar an den Tropf legen.
Es ist ja nicht so, dass ich Reklamationen nicht mit aller Sorgfalt behandle und die Probleme meiner Kunden nicht ernst nehmen würde, aber ich hatte Mühe, im Verlauf des Gesprächs meine Contenance zu wahren.
Erst hatte er nämlich "die Pizza" gegessen, dann waren es nur noch zwei Stücke davon. Der Rest hatte er in den Müll geworfen, aber seine Begleiterin sagte, dass sie die anderen beiden Stücke aufbewahrt hätte. Schließlich stellte sich heraus, dass es sich bei der Pizza um eine Doppelpackung gehandelt hatte. Er sollte mir dann die andere Pizza vorbeibringen, damit wir irgendeine Basis für weitere Untersuchungen haben. Die hatte er aber auch gebacken und weggeworfen, da sein Besuch plötzlich doch keinen Appetit mehr darauf hatte.
"Ich kann auch noch ganz andere Methoden anwenden, ich kenne meine Rechte." ergänzte der Mann noch zwischendurch. Wir verblieben dabei, dass er mir zumindest die Packung vorbeibringen soll.
Warum man die Reste eine Lebensmittels entsorgt, von dem man nur wenige Stunden nach dem Verzehr sicher ist, sich daran vergiftet zu haben, ist mir schleierhaft. Und das dann erst eine knappe Woche später ohne jegliche Belege im Laden zu reklamieren.
Abgesehen davon hat sich eine Bekannte, die ihn flüchtig privat kennt, am Tag nach der "Vergiftung" mit ihm unterhalten und da ging es ihm offensichtlich sehr gut.
Für mich klingt das sehr nach dem Versuch, irgendeinen (finanziellen) Vorteil herauszuschlagen. Zum einen verdirbt Tiefkühlkost nicht auf diese Art und Weise und zweitens wirkten die vorgetragenen Argumente alles andere als schlüssig.
Mal abwarten, ob er mir die Packung tatsächlich herbringt...
Eine ältere Kundin im Gespräch mit einer Kollegin. Die Dame suchte irgendwas zum "mal zwischendurch" trinken, so'n Likörchen am Abend. Aber wenn möglich nur eine kleine Flasche.
"Nehmen Sie doch den Eierlikör. Der ist lecker und außerdem haben wir den auch in dieser kleinen Flasche im Sortiment.", erklärte meine Mitarbeiterin. Die Kundin bedankte sich, stellte die Flasche in den Wagen und setzte ihren Einkauf fort.
Später entdeckten wir genau diese Flasche an der Kasse. Meine Kassiererin erzählte daraufhin, dass eine ältere Kundin die stehengelassen hatte. Sie wäre nämlich sehr verärgert gewesen und fand es eine Unverschämtheit, dass ihr hier im Laden von einer Verkäuferin der Likör regelrecht "aufgeschwatzt" worden sei.