Hätte der Bewerber im Text irgendwo den Leergutautomaten erwähnt, hätte ich diese Bewerbung sofort als humoristische Einlage und "Ich will nur ins Blog"-Versuch gewertet.
Aber ich glaube, der junge Mann meinte das durchaus ernst:
(Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Ich habe dieses Jahr nicht vor, noch weitere Auszubildende einzustellen. Derzeit habe ich noch zwei und damit bin ich gut bedient. Hier hätte also kein Bewerber eine Chance gehabt.)
Es hat sich nämlich eine junge Frau aus einem 300km entfernten Ort bei mir um einen Ausbildungsplatz als Verkäuferin beworben. Die komplette Bewerbungsunterlage ist schlichtweg mangelhaft. Das fängt an bei verschiedenen verwendeten Papiersorten, setzt sich fort mit unzähligen Rechtschreib- und Grammatikfehlern, wird ergänzt durch eine lieblose Gestaltung und bekommt noch als sprichwörtliches I-Tüpfelchen ein überblitztes Foto der Bewerberin vor der heimatlichen Schrankwand in "Eiche rustikal" voller Nippes.
Glückwunsch. Der durchschnittliche Personaler wird so eine Bewerbung nämlich, zumal sie als Initiativbewerbung geschickt wurde, schlichtweg in den Aktenschredder werfen.
Und auch ich frage mich: Warum bewirbt sich die Frau bei mir? Plant sie einen Umzug? Und was für einen Eindruck möchte sie überhaupt hinterlassen?
Ehrlich gesagt tut sie mir Leid, denn so wird so nur höchst zufällig zu einem Ausbildungsplatz kommen. Aber wie soll sie das erfahren? Eigentlich müsste man ihr mal ein ehrlich gemeintes und freundlich gesinntes Schreiben zukommen lassen, in dem man sie über die gemachten Fehler aufklärt und vielleicht den Tipp gibt, dass sie sich unbedingt um professionelle Hilfe bemühen sollte.
Heute morgen ist meinem Mitarbeiter Gregor an der Kasse folgendes passiert:
Manchmal erwischt man ein Teil mehrere Male mit dem Scanner. Kein Problem, dafür gibt es ja den Sofortstorno. Blöde nur, wenn ein Kunde etliche Teile mehrfach auf dem Bon stehen hat. Bei einer älteren Dame, die für über 50 Euro einkaufte, ist es ihm mehrere Male extrem häufig passiert, dass er "sofortstornieren" musste. Das lag daran, dass die alte Dame nicht so schnell einpacken konnte, wie er kassierte und sich dadurch ein paar Artikel unmittelbar am Rand des Scanners stapelten.
Die Reaktion viele Kunden ist folgende: "He, Sie, auf meinem Bon stehen drei Cola, ich habe bloß eine gekauft!" (Gebucht, erste Zeile. Eine zuviel gebucht, zweite Zeile. Die zuviel gebuchte storniert, dritte Zeile.)
Bei der erwähnten Kundin von oben befürchtete Gregor schon, dass ihm eine endlose Diskussion mit dieser Kunden bevorstehen würde – und zwar dadurch, dass er ihr erklären müsste, was die vielen "-st" ("Storno") auf ihrem Kassenzettel bedeuten.
Schließlich erkundigte er sich bei ihr: "Möchten Sie den Bon?"
Und ihre Antwort? XXL-Kompliment:
"Nein. Junger Mann, ich kauf mit Einkaufszettel nach Rezepten ein, also habe ich nichts vergessen. Und kontrollieren ist bei Ihrem Markt nicht nötig, hier stimmt das immer!"
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Ladendiebe, vor allem die "Profis", nach erfolgreicher Diebestour gerne wiederkommen. Da gerade diese Profis den größten Schaden verursachen, ist es mir bei denen besonders wichtig, sie zu erwischen.
Darum hängt seit ein paar Tagen dieses Plakat bei uns im Lager. Ob's helfen wird? Die ausgesetzte Kopfgeld ist ja nicht ganz ohne.
Und was machen Mitarbeiter, die Urlaub oder Spätschicht haben und nicht schlafen können? Richtig: Besuchen ihren Kollegen Veli in der Nachtschicht und machen ein Beweisfoto von der Aktion, das unbedingt im Blog erscheinen soll. Na, den Wunsch konnte ich Hannah und Stephan natürlich nicht verwehren.