Ein neuer Kollege wusste (noch) nicht, wie er die Bonrolle in der Kasse austauschen kann. Eine Kollegin, die zufällig gerade privat da war, griff unverzüglich mit ein und fädelte das Papier in den Drucker.
Sie stand auch gerade in der Schlange und moserte vor sich hin: "Es kann doch nicht sein, dass da jetzt schon Kunden die Kasse reparieren müssen."
Passt gerade zum Thema Kartenzahlungen. Ein Kunde hat gerade eben einen Kollegen folgendes gefragt: "Du, sag' mal – Wenn ich auf meinem Konto noch 54 Cent habe und diese Flasche Bier kaufen möchte, die mit Pfand 53 Cent kostet – geht das?"
Ich habe schon oft gehört, dass es Läden gibt, die ec-Zahlungen erst ab einem Mindestbetrag von fünf oder sogar zehn Euro zulassen. Ich finde diese Regelung unsinnig, denn Kleinstbeträge werden sowieso nur selten mit Karte bezahlt. Ich verbuche solche Zahlungen hier bei mir unter Kundenservice und gräme mich nicht über die entstanden Kosten sondern sehe es so, dass ein Kunde zufrieden war. Darum haben auch alle Kassierer die Anweisung, jede Zahlung auch per Bank- oder Kreditkarte zu akzeptieren.
Bei solchen Summen wird's allerdings wirklich grotesk:
Einem ziemlich kaputten Typen ist in der Nacht beim Bezahlen eine benutze, aber zum Glück verschlossene Spritze aus der Tasche gefallen.
Zum Glück hat der Junk sein "Werkzeug" gleich wieder eingesammelt und hat sich getrollt.
Es soll ja auch Leute geben, denen das völlig egal ist.
Ein junges Pärchen wollte eine Bisquitrolle umtauschen, die sie vor knapp 1,5 Stunden hier gekauft hatten. Draußen sind ja auch nur über 20 Grad und strahlender Sonnenschein. Er sagte zwar, dass sie die zu Hause "im Kühlschrank" stehen hatten, aber die Rolle, bzw die Verpackung derselben fühlte sich nicht annähernd mehr gefroren an. Zurücknehmen konnte ich die Ware verständlicherweise nicht mehr.
Gesagt haben sie "Okay, dann nicht", aber die Blicke des Paares sprachen Bände. Zum Glück sind nicht noch auf die Idee gekommen, dass ich ja "verpflichtet bin, alle Ware zurückzunehmen". Zugetraut hätte ich es ihnen.
Hin und wieder habe ich hier ja schon erwähnt, dass ich hier ganz offiziell Bierzeltgarnituren (na, diese Dinger hier) verleihe. Um meine Kunden darauf hinzuweisen, habe ich mir dazu vor einiger Zeit ein A1-Fensterplakat gedruckt, dass ich immer wieder im Wechsel mit anderen Plakaten an den Schaufenstern abringen. So auch wieder in dieser Woche. Mein Preis pro Verleihtag ("von heute auf morgen") beträgt vier Euro pro Set.
Vorhin kam ein Kunde an, und wollte die Bierzeltgarnituren aus dem Sonderangebot kaufen. Etwas enttäuscht war er schon, hat dann aber zum Glück doch eingesehen, dass es reichlich optimistisch von ihm gedacht gewesen war, dass die Sets für vier Euro den Besitzer wechseln könnten.
Ein älteres Ehepaar kommt regelmäßig hier einkaufen. Er ist einfach nur ein alter schwacher Mann, der wenig spricht und immer nur langsam hinter dem Einkaufswagen herschlurft. Sie ist nicht weniger betagt, das Gebiss verrutscht ihr beim Sprechen und ihrer eigenen Aussage nach ist sie "fast blind". Sie wünscht immer jemanden, der sie beim Einkauf begleitet und die Produkte zeigt und ihr genau vorliest, was auf den Verpackungen steht. Das ist mittlerweile auch kein Problem mehr, denn wir haben mit dem alten Ehepaar eine feste Zeit vereinbart, zu der auch garantiert jemand in Ruhe für sie da sein kann.
Interessanter ist das Phänomen, dass ihre Augen offenbar gar nicht so schlecht sind, wie sie immer sagt. Wenn sie alleine ist, manövriert sie jedenfalls immer recht zügig durch die Gänge und sieht auch Dinge auf weitere Entfernungen.
Eine Kollegin hat das heute als "bedarfsblind" bezeichnet.
Eine Frau kam mit einer kleinen Saftflasche (Bio-Speizialität) im Wert von knapp fünf Euro an die Kasse und fragte, ob ich die zurücknehmen könne. Der Kassenbon war auf Mitte März (!) datiert.
Der Inhalt der Flasche hatte auf diese Weise eine Haltbarkeit von nur noch zwei statt vier Monaten. Zurückgenommen habe ich sie verständlicherweise nicht mehr. Irgendwo findet sogar meine Kulanz eine Grenze.
Normalerweise werden wir hier von etwa gleichaltrigen Kunden gedutzt. Das "Sie" verwenden eher jüngere, bzw. ältere Kunden. Manche Stammkunden (meistens ebenfalls ältere) sprechen einen mit Namen an.
Sehr ungewöhnlich, wenngleich natürlich nicht unfreundlich, war eine Kundin, die etwas jünger war als ich und mich die ganze Zeit ausdrücklich mit "Herr Harste" angeredet hat. Vollkommen korrekt, aber doch irgendwie sehr irritierend...
Eine junge Frau mit geschätzer ost- oder südosteuropäischer Herkunft kauft hier seit letzter Woche schon täglich Handy-Guthabenkarten in einem Wert, der der Höhe meiner monatlichen Handyrechnungen entspricht.
Eben meinte ich scherzhaft zu ihr, ob ein Festvertrag nicht langsam günstiger wäre. Das hat sie nur mit einem gequälten Lächeln abgetan.
Eine Kundin suchte Quark von Landliebe. Haben wir aber nicht, hatten wir auch noch nie und genau das erklärte die Kollegin der Kundin auch so. Die Kundin beharrte darauf, den Quark noch in der vergangenen Woche gekauft zu haben, unterstellte meiner Mitarbeiterin, keine Ahnung zu haben und forderte sie auf, die Chefin zu holen, da die immer alles wissen würde.
"Stellvertretend für die Chefin" ging ich zu der Kundin und fragte sie vorsichtshalber noch einmal, welchen Quark sie genau suchen würde. Es wäre immerhin möglich gewesen, dass sie etwas verwechselt oder meine Angestellte etwas falsch verstanden hat.
Den Landliebe-Quark. Den habe ich immer hier gekauft!
Den habe ich hier aber wirklich noch nie gehabt.
Doch, natürlich. Der stand sonst immer da vorne um die Ecke in dem anderen Kühlregal.
Da stand der Quark definitiv noch nie, da das "andere Kühlregal" immer nur für Wurst und Convenience-Produkte gedacht war.
Das kann nicht sein. Der stand da noch nie.
Ach, klar. Aber so ist das, wenn hier im Laden immer alles umgestellt wird.
Wähnte sie sich etwa noch bei "Kaiser's"? Ich riskierte es:
Kann es sein, dass das schon über acht Jahre her ist?
Na, so alt bin ich ja auch noch nicht.
Da half leider nur noch eins:
Tut mir sehr Leid, Ihnen das sagen zu müssen: Den Quark bekommen wir leider nicht mehr wieder, da der ausgelistet ist.
Dafür hatte sie dann Verständnis. Bedankte sich für die Information und überlegte, welchen Quark sie dann "stattdessem" zukünftig kaufen wird.
Irgendwie fällt es schwer, sich daran zu gewöhnen, wenn Leute deutlich "mit sich selber" sprechend durch den Laden wandeln.
Solange Bluetooth-Headsets zumindest noch so groß sind, dass man sie aus mehreren Metern Entfernung erkennen kann, lässt sich die Frage, ob jemand mit sich oder einem Anrufer redet, jedenfalls noch relativ leicht selber beantworten...
Ein älterer Kunde bringt immer Massen an leeren Energy-Drink-Dosen her und kauft selbe auch gleich kartonweise wieder neu. Von mir wollte er eine Beratung bezüglich Geschmacksrichtungen und Preise haben, dem neugierigen Kollegen an der Kasse hat er eben jedoch erklärt, die Getränke für seinen Neffen einzuholen.
Dem Zittern seiner Hände nach zu urteilen, drückt er sich das Zeugs wahrscheinlich im Halbstundentakt selber in den Hals...
Vom Samstag Abend standen noch zwei leere Bierflaschen auf dem Fußboden im Hauptgang. Nach der Feierabend-Erfrischung hatten wir sie dort vor dem Verlassen des Ladens abgestellt.
Als ich eben aufgeschlossen habe, hat sich die die erste Kundin ungeniert und ohne zu fragen die beiden Flaschen gegriffen. Zum Glück hat sie die ohne Diskussion wieder hergegeben, nachdem ich sie darauf hinwies, dass das nicht ihre Flaschen sind.
Pfandflaschen auf der Straße einzusammeln ist eine Sache, aber wie kommen die Leute darauf, dass sie sich hier im Laden einfach so bedienen dürfen??? Vor dem Leergutautomaten die gleichen Szenen: Wenn dort etwas steht, was der Automat verweigert hat, wird's einfach mitgenommen.