Bei den ersten beiden war's noch unspektakulär. Nach der dritten Person, die heute nach einem Praktikumsplatz gefragt hat, habe ich mir vorgenommen, darüber einen Blogeintrag zu schreiben. Bin bislang aber noch nicht dazu gekommen. Nachdem sich gerade Nummer vier gemeldet hat, habe ich mich sofort an den Rechner gesetzt und losgeschrieben.
Wenn ich das richtig verstanden habe, haben sie wohl allesamt irgendwelche Maßnahmen der Agentur für Arbeit vor sich und benötigen dafür eine Stelle in einem Betrieb. Man hört ja oft, dass z.B. angehende Akademiker noch während oder direkt nach ihrem Studium ein Praktikum nach dem anderen machen "dürfen" und so eigentlich nur als billige Arbeitskraft ausgenutzt werden. Ich muss mir sowas ja sogar für Auszubildende vorwerfen lassen...
Dies ist ein Ausschnitt aus einem Arbeitszeugnis, das ich einem meiner Mitarbeiter vor drei Jahren ausgestellt habe. Der Text war ehrlich als gutes Zeugnis gemeint und war nicht bewusst in irgendwelche Floskeln und "Codes" verpackt:
Seine freundliche Art sicherte ihm bis jetzt stets ein sehr gutes Verhältnis zu Vorgesetzten, Kollegen und Kunden. Er ist bei Kunden, Kollegen und Vorgesetzten außerordentlich beliebt. Mit seiner geduldigen, besonnenen Art hilft er neuen Kollegen, sich einzuleben. Er besitzt Führungsqualitäten und ist daher oft dafür verantwortlich, neue Mitarbeiter gründlich einzuarbeiten. Ich habe Herrn Mitarbeiter als einen ehrlichen, hilfsbereiten und pünktlichen Mitarbeiter kennengelernt, mit dessen Umgangsformen ich stets sehr zufrieden war.
Nun kritisierte dieser Mitarbeiter den fett gedruckten Satz: Die Reihenfolge "Kunden, Kollegen und Vorgesetzten" ist negativ behaftet, weil die Vorgesetzten darin erst an letzer Stelle kommen. Den Zeugniscodes nach müsste es richtig "Vorgesetzten, Kollegen und Kunden" heißen. Alles andere, so wie bei mir, ist verdächtig und damit negativ.
Ist das echt so? Ich halte das für reichlich übertrieben. Und außerdem wär's mir doch lieber, wenn der Mitarbeiter vor allem zu Kunden besonders nett wäre.
In einem lokalen Online-Anzeigenmarkt habe ich vor ein paar Tagen ein kleines Stellenangebot veröffentlich. Nichts Großes, nur für ein paar Stunden pro Woche als Aushilfe an der Kasse.
Eben hat ein Bewerber angerufen:
Ich rufe an wegen der Anzeige. Wann kann ich da anfangen?
Mooooment, so weit sind wir noch nicht. Erstmal dürfen Sie sich hier persönlich vorstellen und dabei ein paar Bewerbungsunterlagen reinreichen. Das muss kein großartiges Anschreiben sein. Lebenslauf und Zeugniskopien der letzten Arbeitgeber reichen mir.
Und dann kann ich gleich bei Ihnen anfangen?
Nicht ganz. Ich gucke mir ja auch noch die anderen Bewerber an und werde mich dann für einen entscheiden.
Und wieviel Geld gibt es dafür?
Das steht in der Anzeige sehr deutlich drin.
Achso, so genau habe ich die nicht gelesen.
Ob er wohl wenigstens gelesen hat, dass ich Leute mit Kassenerfahrung suche?
Diese E-Mail bekam ich vor einigen Tagen von einem ehemaligen Mitarbeiter, der sich plötzlich abgesetzt hatte und dann nicht mehr zur Arbeit kam. Ich staune nur noch:
grüezi björn,
ich hoffe du kennst mich noch. ich hab mal eine zeitlang für dich gearbeitet und war dann irgendwann plötzlich weg. irgendwie plagt mich aber mein schlechtes gewissen weil ich glaube ich noch einige minusstunden bei dir hatte. also sag mir doch bitte, was ich dir schulde und gib mir deine iban/bic. ich bin mittlerweile in der schweiz und müsste darum eine internationale überweisung machen
Na, da werde ich mal die alten Unterlagen von vor ein paar Jahren rauskramen müssen. Wenn man sowas schon einmal im Leben angeboten bekommt...
In der Rubrik "Es war einmal... Heute vor einem Jahr:" ist mir gerade der Link auf den Blogeintrag "Amtliche Azubine" aufgefallen. Beim Lesen des ersten Kommentars
Viel Erfolg bei der Ausbildung!
und...Deutschland ist nicht unbedingt AUsbildungsfreundliche Landschaft, deswegen ein großer Respekt für Herrn Harstes Initiative...
fiel mir auch gleich wieder ein, was erst vor ein paar Tagen ein anderer Kommentator zu meinem letzten Azubi-Beitrag geschrieben hat:
Azubi's schön und gut aber wenn das halbe Unternehmen aus Auszubildenen besteht, kann man sich schon denken das die wohl die ein oder andere Fachkraft ersetzen sollen und somit unterm Strich bares Geld gespart wird.
Vielleicht bilde ich mir das an der Stelle nur ein, aber das klingt für mich wie die Unterstellung, Lehrlinge ausschließlich einzustellen, um "günstige Arbeitskräfte" zu haben. Dazu möchte ich anmerken, dass ich noch nie Auszubildende ausdrücklich z.B. per Anzeige gesucht habe. Sämtliche aktuellen und ehemaligen Azubis von mir sind hier oft sogar eher zufällig in das Ausbildungsverhältnis geschwappt, viele davon durch eine vorhergehende Aushilfsbeschäftigung (z.B. neben der Schule) und der daraus resultierenden Erkenntnis, dass man auch gerne bei mir seine Ausbildung machen möchte.
Ich habe eine Kassiererin für die Samstagabendstunden gesucht. Eine junge Dame hatte sich beworben und war auch mit den Konditionen einverstanden und so steckten wir sie hier ins Kassentraining.
"Kassentraining" heißt, dass sie erstmal eine Zeitlang einer erfahrenen Kassiererin zuschaut und dann unter Aufsicht die ersten eigenen Schritte unternimmt. Meistens erkennt man zu dem Zeitpunkt meistens schon recht schnell, ob jemand für den Job taugt oder eher weniger stressfest ist. Sie machte ihren Job so weit ganz gut.
Nun hat sie heute leider abgesagt. Das war ihr alles schon zu aufregend und den Stress, der ihr hier samstags in den Abendstunden bevorstehen würde, würde sie wohl nicht bewältigen können.
Als Österreicher hat er sie bezeichnet. Weil sie seiner Meinung nach eben in einer solchen Mundart gesprochen haben und er witzelte mit ihnen darüber, dass sie mal (nord)deutsches Bier trinken wollten.
Ich saß mit dem Rücken zu ihm an der Kasse und habe gehofft, dass ich in dem Moment nicht einen meiner Mitarbeiter verliere. Sie haben ihm aber zum Glück nichts Böses angetan.
Österreichischer Akzent... Von wegen: Die Jungs kamen aus Stuttgart.
Der Inhalt dürfte sich geschmacklich genauso sehr unterscheiden, wie die Aufdrucke auf den Verpackungen. Es hat doch tatsächlich jemand geschafft, die Kekse beim Ware verräumen ins Tiernahrungsregal zu stellen. Ich rede nicht von einem Beutel, der sogar zufällig dort hingeraten sein könnte. Nein, jemand hat den ganzen Karton fein säuberlich dort einsortiert, wo normalerweise das Nagerfutter steht.
Eins vorweg: Ich rieche nicht grundsätzlich an Bewerbungsunterlagen oder sonstigen Dokumenten, die ich bekomme.
Die Unterlagen, die mir gerade reingereicht wurden, riechen dermaßen stark nach Tabakrauch, dass sich meine Nasenhaare schon bei normaler Leseentfernung kräuselten.
Eine Kollegin hat sich eben telefonisch krankgemeldet. Sie berichtete von Fieber und dass sie ständig zur Toilette rennen muss.
Während wir am telefonieren waren und die weiteren Arbeitszeiten besprechen wollten, fiel ihr auf, dass sie schon wieder ein ganz dringender Geschäftstermin in die Keramikabteilung anbahnt: "Ich nehm' dich mal eben mit."
Von mir folgte ein entsetztes "Nein!"
Die Arbeitszeiten können wir auch später besprechen. Ich wollte nur noch möglichst schnell auflegen.
Ein ehemaliger Mitarbeiter von mir, der schon vor längerer Zeit sein Studium begonnen hat und deswegen nicht mehr hier arbeiten kann, kam mit einem Kassenbon in der Hand in mein Büro:
Hi!
Ich habe mir gerade eine Flasche Bier gekauft und dabei ist mir als altem Hasen doch gleich aufgefallen, dass die Kasse nur eine (*) Zeile auf den Bon gedruckt hat. Da fehlt wohl die Pfandverknüpfung und so wollte ich mal eben Bescheid sagen, damit du nicht mit jeder Flasche acht Cent verschenkst.
Danke, Marc
(*) Der Pfandwert wird bei mir bei Getränken gesondert ausgewiesen und als zusätzliche Zeile jeweils unter dem dazugehörigen Artikel mit auf den Bon gedruckt.