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Antibiotikum

Eine Kundin stand an der Fleischtruhe und rief einem mehrere Meter entfernt stehenden Kollegen zu: "Woher weiß ich denn, dass den Tieren kein Antibiotikum gegeben wurde?"

"Weil "bio" draufsteht."

"Da steht nichts von Bio."

"Dann nicht."

Sie nahm dann eine Packung tiefgefrorenes Bio-Hackfleisch. :-)

(In der Bio-Haltung ist die Verabreichung von Antibiotika übrigens (bis auf ganz wenige Ausnahmen) generell verboten. In der konventionellen Landwirtschaft sollen zumindest die Wartezeiten bis zur Schlachtung lange genug sein, wenn Antibiotikum gegeben wurde. Also theoretisch braucht man so oder so keine Angst zu haben, ungewollt Antibiotika zu sich zu nehmen.)

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Kommentare

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0815 am :

Tiefgefrorenes Hackfleisch ist ja generell auch eine Top-Einkaufsidee ...

none am :

Die Verwendung von Antibiotikum in der Tierhaltung erfolgt häufig ohne zwingenden Grund, lediglich als Vorsorge. Das Problem dabei ist, daß jede Verwendung von Antibiotikum zwar mehrheutlich vorhandene Mikroorganism abtötet und deren Wachstum hemmt, jedoch bilden sich dabei auch Resistenzen bei den Mikroorganism.

Um 1900 wurde Antibiotikum 'entdeckt'. Wir haben nach knapp über 100 Jahren nun nachweisbare Resistenzen in den Mikroorganism und sind gezwungen, mehrere ähnliche Wirkstoffe einzusetzen. Die nachfolgenden Generationen werden zwangsläufig zunehmend an Krankheiten leiden, die heute leicht heilbar sind, zukünftig jedoch möglicherweise wieder zum Tode führen werden.

Angesichts dessen ist die Verwendung von Antibiotikum als Heilmittel in der Tierhaltung, Haustierhaltung oder zur Krankheitsvorbeugung fraglich.

Aber der Mensch war ja noch nie besonders besorgt darüber, wie die Welt in zwanzig Jahren aussehen könnte.

none am :

Nachtrag: Wikipedia gibt Zahlen zum Problem:

Heute zählen Antibiotika zu den weltweit am häufigsten verschriebenen Medikamenten, mit dreizehn Prozent Marktanteil bilden sie den größten Einzelbereich [...]

Im Jahr 2005 infizierten sich rund drei Millionen Europäer mit Bakterien, die gegen bekannte Antibiotika resistent sind – 50.000 von ihnen starben daran.

Tim Landscheidt am :

Das erweckt den Eindruck, 50000 Menschen wären aufgrund von Antibiotika gestorben. Richtig ist hingegen, dass 50000 Menschen an einer Krankheit gestorben sind, die die Medizin gegenwärtig noch nicht heilen kann.

Südlurker am :

Nein, eben nicht. Multiresistente Keime sind solche, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind, daher der Name. Prominentes Beispiel: MRSA.

Die übertriebene Gabe von Antibiotika bewirkt, dass sich solche Keime überdurchschnittlich vermehren, die Natur passt sich an.
Eine mögliche Maßnahme wäre, für Mensch und Tier verschiedene Antibiotika zu verwenden. So groß ist die Auswahl an aber Wirkstoffgruppen nicht, dass man sich diesen Luxus erlauben könnte.

Pillendreher am :

"50000 Menschen an einer Krankheit gestorben sind, die die Medizin gegenwärtig noch nicht heilen kann."

Falsch: An einer Krankheit gestorben, die die Medizin nicht mehr heilen kann.

Ungleich anderer Medikamente, wo man bei falscher und schlampiger Benutzung vorallem sich selber schadet, Schadet der unbedarfte und falsche Umgang mit Antibiotika die Gesundheit der ganzen Bevölkerung.

der Muger am :

Vedrmutlich leben die Menschen deshalb immer länger. Früher, als es nur BIO gab, wurde kam jemand älter als 45. Seit wir nun so ungesund leben, stirbt kaum mehr jemand vor der Rente - ausser er wird überfahren. Aber das ist eine andere Geschichte. :-O

zazzel am :

Naja, wenn die Antibiotika in der *Tiermast* gegeben werden, dann *funktionieren* sie auch - ergo gibt es in der Tiermast vermutlich kaum multiresistente Keime...

Ein Freund von mir arbeitet im internationalen Medizinsektor. Zusammenfassung: In anderen Teilen der Welt (Asien...) sind auch Reserveantibiotika tlw. rezeptfrei erhältlich. Seiner Meinung nach entstehen *da* die Resistenzen.

In ein deutsches Krankenhaus würde er (unter MRSA-Gesichtspunkten!) ungern gehen - er empfahl die Türkei, da dort die Pflege durch einzelne Angehörige statt Pfleger Standard sei. Damit würden keine Keime quer durchs Krankenhaus geschleppt - die Ansteckung mit MRSA-Keimen ist dort wohl kein Problem. Oder halt die Niederlande, die Hygiene ernst nehmen.

schwarzer am :

Viele Arme in Schwarzafrika wären froh, wenn sie Antibiotika bekämen. In Summe hat Antibiotika mehr Leben gerettet als vernichtet.

Und ihr ewigen Jammerlappen... in Schwarzafrika wären viele auch froh satt zu werden, egal nun ob bio oder nicht.

Also auf in die Kirche und spenden ... durch den Bau von Kirchen in Schwarzafrika kann viel Leid reduziert werden

kele am :

ach herrjeh, so viel halbwissen. darf ich einmal behüflich sein?

also erstens: es gibt natürlich verschiedene bakterien, und daher auch verschiedene antibiotika. letztere verfügen über zwei verschiedene wirkmechanismen: sie töten die bakterien ab (bakterizid), oder sie verhindern die vermehrung (bakteriostatisch). manche antibiotika tun beides.

bakterien sind für unser leben notwendig, ohne würden wir ganz schnell (aus)sterben, und nicht nur wir menschen, sondern auch alles andere leben. insofern: ein hoch auf die bakterien!

manche bakterien haben eigenschaften, die krankheitserregend (pathogen) sind. normalerweise kann sich ein lebewesen selber wehren, manchmal nehmen die bakterien überhand und es wird (lebens)gefährlich.

je nach bakterium wird dann das mittel, das am schnellsten wirkt, eingesetzt, ansonsten sehr oft: affe tot (oder mensch, oder vieh, oder hund oder katz). gesundheitliche dauerschäden will man übrigens auch nicht.

selektive antibiotika wirken gegen ausgewählte bakterien (daher der name!), und dürfen nur verabreicht werden, wenn aufgrund des krankheitsbildes oder einer analyse (bakteriogramm) der erreger feststeht.

breitbandantibiotika wirken gegen mehrere bakterien(stämme), und werden entweder bei erwiesenem befall durch mehrere stämme oder vorbeugend bei schweren krankheitsbildern (bis zum vorliegen der laborergebnisse) verabreicht, um schlimmeres zu verhindern. dabei besteht aber immer die gefahr, dass durch die elimination der einen stämme die anderen überwuchern (sich übermässig vermehren), wenn der befallene organismus schon geschwächt ist.

da manche bakterien nur bestimmte lebewesen oder organismen befallen, dies aber weltweit, ist dann möglicherweise auch ein einziges antibiotikum das richtige mittel bei mensch, kuh, hund, schwein, katze. manche bakterien wiederum befallen nur ein bestimmtes lebewesen, dann nützt das mittel, das die maltschi-tant gerettet hat dem flocki aber gar nichts. und was das rindvieh rettet, hilft dem schwein nicht.

da sich säuge- und andere tiere und organismen teilweise grundlegend unterscheiden, vertragen manche ein antibiotikum ausgezeichnet, andere überleben es nicht. oder die dosierung muss entsprechend angepasst werden. das gleiche gilt ja auch für kinder, erwachsene, alte, kranke.

wenn tiere, die zum verzehr (von menschen oder tieren) geschlachtet werden, antibiotika oder irgendwelche (!!!) andere medikamente zum einsatz kommen, muss eine je nach zeit und art der vollständigen ausscheidung des mittels und ein paar tage darüber hinaus abgewartet werden, bis das tier geschlachtet werden darf (nennt sich: wartezeit). diese zeitspanne ist in der fach- und gebrauchsinformation sowie oft auch auf der umverpackung angegeben und muss eingehalten werden.

bei biologischer haltung dürfen tiere natürlich auch antibiotika bekommen: man kann sie ja wegen z.b. einer eitrigen entzündung nicht einfach sterben lassen. es müssen aber entsprechende aufzeichnungen geführt werden, und je nach schlachttermin ist das fleisch dann möglicherweise nicht bio, obwohl es von einem bio-hof kommt. das heisst aber nicht, dass da deshalb irgendwas schlecht daran ist. festgelegt wird das vom zuständigen amtstierarzt, der jedes tier, das in die verzehrkette gelangt, einzeln freigeben muss.

antibiotika retten leben. ob jemand an, wegen, trotz oder ohne antibiotika gestorben ist, lässt sich oft nur ganz schwer feststellen, oft ist es ganz einfach. in prozent kann man das, wenn man ehrlich ist, nicht wirklich ausdrücken, weil man dazu die einzelnen fälle mit allen parametern wie alter, krankheit, geschlecht, gesundheitszustand, anderen erkrankungen (auch vergangenen), lebensumstände etc. mit bewerten müsste. und natürlich die genauen bakterienstämme und die jeweiligen antibiotika.

medikamente sind was tolles. und deswegen sollten wir uns viel mehr genau damit beschäftigen und sie immer genau nach vorschrift einnehmen, und keinesfalls etwas schlucken, was bei der nachbarin vor zwei jahren übriggeblieben ist. oder was der emma-tante oder dem fredi-onkel das leben gerettet hat. hochwirksame medikamente können, so ganz nebstbei, natürlich auch immer unerwünschte wirkungen haben: diese sind an die zuständige stelle der gesundheitsbehörde zu melden, und ja, das kann der patient oder tierhalter auch selber machen, und sollte das auch tun. das ist ein guter und hilfreicher weg, sich einerseits selber dazu zu bringen sich mit einem medikament auseinanderzusetzen (und nicht nur mit antibiotika), sondern auch selber was zur weltgesundheit beizutragen.

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